Immer wieder räumen Kriminelle mit gestohlenen Zugangsdaten Bankkonten leer oder bestellen Waren auf Kosten ihrer Opfer. An die Passwörter gelangen sie oft mithilfe von Computerprogrammen, die den Rechner wie einen Virus befallen und den Besitzer ausspionieren.

Eine andere Masche sind Erpressungs-Trojaner wie der im Mai 2017 grassierende Virus „Wannacry“. Solche Schadprogramme verschlüsseln die persönlichen Daten und geben sie erst wieder frei, nachdem der Nutzer ein Lösegeld bezahlt hat – falls überhaupt.

Damit Ihnen so etwas nicht passiert, sollten Sie die automatische Update-Suche Ihres Betriebssystems einschalten und einen Virenschutz in Form einer Anti-Viren-Software installieren. Neben kostenlosen Programmen gibt es Lösungen, für die eine laufende Gebühr fällig wird.

So schützen sich Android-Nutzer

Sicherheitssoftware für Android gibt es mittlerweile von allen namhaften Herstellern – gratis oder gegen eine jährliche Gebühr. Den besten kostenlosen Schutz bietet laut „Computer Bild“ (November 2018) die App Antivirus & Sicherheit von Norton. Die Stiftung Warentest sieht im Dezember 2018 hingegen unter den Gratisversionen die Antivirus-App von AVG vorn. Solche Programme sind auch empfehlenswert für ältere Android-Handys anderer Hersteller, die keine Sicherheitsupdates mehr erhalten. Die Leistungseinbußen durch die Zusatzsoftware sind gering.

Nutzer von Windows ab Version 8 sind schon gut abgesichert

Computer mit Windows 8 oder 10 haben bereits einen Virenscanner installiert. Der sogenannte Windows Defender ist standardmäßig eingeschaltet. In der Vergangenheit landete die Software in diversen Vergleichstests von Fachmedien und Testinstituten allerdings auf den hinteren Plätzen. Das hat sich offenbar geändert.

Im Vergleich der Magdeburger Sicherheitsspezialisten von „AV-Test“ erreichte der Windows Defender im Dezember 2017 die Bestnote bei der Schutzfunktion. Auch in Sachen Geschwindigkeit konnte das Microsoft-Programm in der Spitzengruppe mitspielen. Allerdings bescheinigten die Tester der Software eine unterdurchschnittliche Bedienung. Ein weiteres Test-Institut, das österreichische „AV-Comparatives“, bewertete die Schutzfunktion des Windows Defenders im „Real-Word Protection Test“ von Juli bis November 2017 mit 99,5 Prozent.

Wer das ältere Windows 7 verwendet, kann den Gratis-Schutz unter dem Namen „Security Essentials“ kostenlos bei Microsoft herunterladen. Noch ältere Windows-Versionen wie XP oder Vista sollten Sie nicht mehr benutzen.

Dauerhaft sichere Anti-Viren-Software

Wir haben uns außerdem die „Real-World Protection Tests“ des renommierten Instituts AV-Comparatives genauer angeschaut. Das Ergebnis soll die Leistung der Schutzprogramme unter realistischen Alltagsbedingungen widerspiegeln. Wir stellen hier diejenigen Programme vor, die in den Tests von AV-Comparatives in den Jahren 2015 und 2016 viermal in Folge 99 Prozent Schutzwirkung oder mehr erreicht haben.

Programme mit dauerhafter Schutzwirkung über 99 Prozent in den Jahren 2015 und 2016

Durchschnitt 2016 II 2016 I 2015 II 2015 I
Bitdefender Internet Security 99,88 99,9 99,9 99,9 99,8
Trend Micro Internet Security 99,88 99,9 100 99,9 99,7
Avira Antivirus Pro 99,80 99,9 99,7 99,9 99,7
Kaspersky Lab Internet Security 99,78 99,8 99,7 99,9 99,7

Quelle: AV-Comparatives, Real-World Protection Test (Stand: Mai 2017)

Unter den Lösungen, die 2015 und 2016 dauerhaft eine Schutzwirkung von mehr als 99 Prozent erreicht haben, befinden sich ausschließlich kostenpflichtige Programme. Die Hersteller setzen auf ein Abo-Modell mit jährlichen Gebühren. Dabei gibt es Lizenzen für einen Computer oder gleich mehrere PCs. Auch die Laufzeit kann auf Wunsch mehrere Jahre betragen. Falls Sie mehrere Rechner absichern und eine längere Laufzeit wählen, zahlen Sie in der Regel weniger pro Gerät und Jahr. Im Folgenden zeigen wir zur besseren Vergleichbarkeit aber jeweils den Preis für einen PC und ein Jahr.

Ganz entscheidend für den besten Preis ist, wo Sie das Programm kaufen. In den Onlineshops der Hersteller war die Software in unserer Stichprobe deutlich teurer als bei anderen Onlinehändlern, die wir mit dem Preisvergleich von idealo.de fanden.

Preise für umfassenden Virenschutz (1 PC, 1 Jahr; gerundet)

Hersteller-Preis Onlinehandel (Stichprobe)
Bitdefender Internet Security 39 € (bis zu 3 Geräte) 24 € (bis zu 3 Geräte)
Trendmicro Internet Security 37 € 19 €
Avira Antivirus Pro 35 € 15 €
Kaspersky Internet Security 40 € 12 €

Quelle: Hersteller; Stichprobe auf idealo.de am 18. Mai 2017.

Da diese Preise lediglich eine Momentaufnahme am Stichtag sind, sollten Sie selbst die aktuellen Preise vergleichen, um einen günstigen Händler zu finden. Gute Preisvergleichsseiten sind idealo.de, billiger.de und Geizhals.

Sparen mit reinen Virenscannern

Programme mit „Internet Security“ im Namen bieten ein Bündel an Schutzmaßnahmen sowie Zusatzfunktionen wie eine Optimierung des Speicherplatzes (sogenannte Suite). Sparen können Nutzer, die auf Zusatzfunktionen verzichten und einen reinen Virenschutz wählen. Solche Programme haben meist „Antivirus“ als Namensbestandteil. Die puren Virenscanner kosten direkt beim Hersteller 10 bis 20 Euro im Jahr weniger als die jeweilige Suite. Bei Onlinehändlern fanden wir Lizenzen für ein Jahr schon ab rund 10 Euro.

Ob die reinen Virenscanner das gleiche Schutzniveau bieten wie ihre teureren Pendants, lässt sich nicht pauschal sagen. Schadsoftware wehren die günstigeren Programme im Normalfall ebenso gut ab. Allerdings fehlen ihnen Funktionen wie ein zusätzlicher Schutz beim Onlinebanking oder eine Kindersicherung. Daher raten wir nur erfahrenen Nutzern, die reinen Virenscanner zu verwenden

Kostenlose Alternative zum Windows Defender

Mit 99,9 Prozent erreichte Panda Free Antivirus im Jahr 2015 das höchste Schutzniveau unter allen von AV-Comparatives getesteten kostenlosen Programmen. Damit konnte es das Programm sogar mit den kostenpflichtigen Lösungen aufnehmen. Allerdings wurde Panda Free Antivirus im Jahr 2016 nicht mehr von AV-Comparatives getestet. 2017 namen die Tester das Programm wieder auf. Erneut konnte es Spitzenwerte bei der Schutzfunktion erzielen. Schwächen hat des Programm offenbar bei der Geschwindigkeit. So vergab das Magdeburger Test-Institut AV-Test in der Tempo-Kategorie eine deutlich unterdurchschnittliche Bewertung.

Windows XP und Vista sind unsicher

Sollten Sie noch Windows Vista oder gar Windows XP einsetzen, empfehlen wir Ihnen dringend, auf ein neueres System wie Windows 7, 8.1 oder 10 umzusteigen. Der Grund: Microsoft versorgt seine Betriebssystem-Oldies seit Mai 2014 (XP) beziehungsweise April 2017 (Vista) nicht mehr mit Sicherheitsupdates. Je länger Sie mit dem Umstieg warten, desto unsicherer wird Ihr Computer.

Wenn Sie noch nicht auf ein neueres Windows aktualisieren können oder wollen, dann sichern Sie Ihr altes Windows so gut ab, wie es geht:

  • Verwenden Sie einen aktuellen Browser, zum Beispiel Google Chrome oder Firefox. Benutzen Sie auf keinen Fall den Internet Explorer, denn dieser erhält als Teil des Betriebssystems keine Updates mehr.
  • Installieren Sie statt Adobe Reader ein alternatives PDF-Programm wie PDF-Xchange Viewer.
  • Spielen Sie immer rasch alle Java-Updates ein. Achten Sie auf entsprechende Hinweise in den Sprechblasen am unteren rechten Bildschirmrand.
  • Nicht zuletzt sollten Sie natürlich auch unter Windows XP und Vista einen Virenscanner installieren. Allerdings unterstützen immer weniger Schutzprogramme die veralteten Betriebssysteme

Linux- und macOS-Nutzer können auf Virenschutz eher verzichten

Wenn auf Ihrem Computer nicht Windows läuft, sondern Linux oder macOS, ist das Virenrisiko deutlich geringer. Die Programmierer von Schadsoftware beschränken sich in der Regel auf das am meisten verbreitete Desktop-Betriebssystem – das ist nach wie vor Windows.

Vorsicht trotz Virenschutz

Kein Virenscanner kann absoluten Schutz bieten. Und es bringt auch nichts, gleich zwei Anti-Viren-Programme zu installieren – die behindern sich nur gegenseitig.

Klicken Sie niemals auf E-Mail-Anhänge von unbekannten Absendern. Seien Sie ebenfalls vorsichtig, wenn Ihnen ein vermeintlicher Bekannter oder eine Firma unaufgefordert eine Datei schickt. Der Absender könnte gefälscht sein. Laden Sie außerdem nichts von zweifelhaften Seiten wie illegalen Streamingplattformen herunter. Denn angebliche Updates für Ihre Video-Abspielsoftware entpuppen sich meist als Schadprogramme. Seien Sie zudem vorsichtig bei sogenannten Cracks und Key-Generatoren, die beim Knacken von Software helfen sollen. Sie enthalten manchmal Viren.

Test-Institut bewertet Virenscanner

Unsere Auswahl an Anti-Viren-Programmen basiert auf den Tests des Innsbrucker Instituts AV-Comparatives. Die Organisation ist vom TÜV Austria zertifiziert im Bereich „unabhängige Tests von Anti-Virus-Software“. AV-Comparatives arbeitet mit der Universität Innsbruck zusammen und hat einen der umfangreichsten Tests für Anti-Viren-Programme entwickelt: Zweimal im Jahr veröffentlichen die Tester den „Real-World Protection Test“. Das Ergebnis soll die Leistung der Schutzprogramme unter realistischen Alltagsbedingungen zeigen.

Da ein Virenscanner dauerhaft hohen Schutz bieten soll, stellen wir hier Software vor, die viermal in Folge mindestens 99 Prozent Schutzwirkung im „Real-World Protection Test“ erzielt hat. Betrachtet haben wir die Jahre 2015 und 2016.

Daniel Pöhler
Autor

Stand:

Daniel Pöhler war bis Ende 2020 Co-Pilot im Newsletter-Team und gelegentlich als Mobilitäts-Experte von Finanztip unterwegs. Daniel hat Betriebswirtschaft studiert und bei einem Fachmagazin für Telekommunikation volontiert. Seine ausgeprägte Leidenschaft für gute Sprache hatte ihm einen weiteren Job bei Finanztip eingebracht: den des stellvertretenden Textchefs.

2 Kommentare

  1. Als ersten Schritt müssen wir akzeptieren, dass wir mit unserem Verhalten wesentlich dazu beitragen, ob unsere Ausflüge ins Internet erfreulich oder mit einem Malwarebefall enden. Wir haben es selbst in der Hand, wie sicher wir unterwegs sind. Wir sollten bei allem, was wir im Internet tun, ein stärkeres Bewusstsein für Sicherheit entwickeln. Auch wenn es niemanden gibt, der mit erhobenem Zeigefinger daneben steht und uns auf Fehler hinweist.

  2. Ich erlaube mir mal, die Empfehlungen noch zu ergänzen:

    1. Java Runtime ist eine Ansammlung von Sicherheitslücken. Java (nicht zu verwechseln mit JavaScript) sollte auf allen privaten Rechnern deinstalliert werden. Sollte tatsächlich noch jemand Programme nutzen, die eine Java Runtime voraussetzen, sollte deren Ersatz durch zeitgemäße Alternativprogramme geprüft werden. Java Runtime sollte nur bei absoluter Notwendigkeit installiert werden.

    2. Arbeiten sie an ihrem Rechner nicht mit einem Administratorkonto (oder Root unter Linux). Wechseln sie auf den Administrator (oder root) nur, wenn sie Programme installieren, die dies erforderlich machen, oder wenn sie Systemeinstellungen verändern. Zur täglichen Arbeit mit dem Rechner verwenden sie ein Benutzerkonto mit eingeschränkten Rechten. So verhindern sie, das Schadprogramme das gesamte System zerstören.

    3. Virenscanner sind eine zwiespältige Angelegenheit. Sie können (und haben in der Vergangenheit auch) erst Angriffsvektoren öffnen, die es ohne sie nicht gäbe. Für sehr unbedarfte Benutzer mögen sie von Nutzen sein. Für etwas erfahrenere Benutzer sind sie nicht zwingend notwendig. Wer sein Betriebssystem aktuell hält und ebenso Browser, Emailprogramme und Co., wer sich seines gesunden Menschenverstandes bedient, wer Programme aus vertrauenswürdigen Quellen herunterlädt und im Zweifel gezielt überprüft (bspw. mit virustotal.com), der braucht keine Antivirusprogramme.

    4. Nicht regelmäßige Backups vergessen.

    5. Schalten sie Flash im Browser ab oder installieren sie gar nicht erst Flash. Flash ist wie die Java Runtime eine Ansammlung von Sicherheitslücken. Flash wird heute nur noch auf Internetseiten verwendet, deren Betreiber die Sicherheit ihrer Besucher egal ist. Unterstützen sie so etwas nicht.

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