2016 wird es schwer mit den Kursgewinne bei deutschen Aktien. Zum zweiten mal in dieser Woche reagiert die Börse in Frankfurt mit starken Verlusten auf die Börsenkrise in China. Der Dax ist inzwischen deutlich unter 10.000 Punkten angekommen.

Besonders bemerkenswert: In Frankfurt sind die Auswirkungen des chinesischen Bebens nicht nur stärker zu spüren als anderswo in Europa. Sie sind sogar weit stärker zu spüren als im benachbarten Japan. Dort fielen die Kurse am Donnerstag zunächst um zwei Prozent. Der japanische Zeitung Ashahi Shimbun waren die Börsenturbulenzen in Shanghai nicht einmal eine Meldung auf der englischsprachigen Homepage wert. Noch vor drei Wochen sahen die Bankexperten die Entwicklung des deutschen Leitindex Dax für 2016 besonders positiv. Mehr als 10 Prozent plus seien für das Jahr drin.

In China ist in dieser Woche tatsächlich mehr als ein Sack Reis umgefallen. Die staatliche Aufsicht hat den Handel an der Börse schon zweimal für den ganzen Tag gestoppt, nachdem die Verluste mehr als sieben Prozent erreicht hatten. Schon im Sommer hat die Aufsicht nach drastischen Verlusten einzelne Aktien vom Handel ausgesetzt, Aktienpakete im großen Stil aufgekauft und Großinvestoren den Verkauf ihrer Aktien verboten. Der Hintergrund: Tatsächlich läuft die chinesische Wirtschaft nicht so gut, wie von den Börsianern erhofft. Viele chinesische Anleger versuchen daher, sich von den überteuerten Wertpapieren zu trennen.

Die deutschen Aktien hat es besonders stark erwischt, weil  Deutschland der größte europäische Exporteur nach China ist. Die deutsche Wirtschaft exportiert sogar mehr ins Reich der Mitte als die Chinesen nach Deutschland. Schlimmer waren die Verluste in Europa nur noch in Moskau.

Sollte das vernünftige Kleinanleger aus Wanne-Eickel oder Ingelstadt wirklich beunruhigen? Nein.

Erstens empfiehlt Finanztip Aktienanlagen nicht für 10 Tage sondern für 10 Jahre und mehr.

Zweitens empfehlen wir auch gleich, international anzulegen in den Industriestaaten, und nicht nur in Deutschland.

Und drittens kann man mit Indexfonds schon prinzipiell ruhiger schlafen. Schließlich kommt zur Unruhe über die Börse nicht noch die Sorge um eventuelle Fehler des eigenen Fondsmanagements.

Für eine solch besonnene Anlagestrategie braucht man weder Glücks-Kekse noch Jubel-Pillen oder Anti-Angst-Drops.

Hermann-Josef Tenhagen
Autor

Stand:

Als Chefredakteur verantwortet Hermann-Josef Tenhagen alle Inhalte und die grundsätzliche Ausrichtung von Finanztip. Er war 15 Jahre Chefredakteur bei der Zeitschrift Finanztest (Stiftung Warentest). Davor war er unter anderem Nachrichtenchef der Badischen Zeitung und stellvertretender Chefredakteur bei der taz. Er studierte Politik, Volkswirtschaft, Pädagogik und Literaturwissenschaften.

7 Kommentare

  1. Artikel gefällt mir super! Danke Sehr gute Analysen.
    Bei der Wahl der ETFs ist mir aufgefallen, dass alle von Ihnen empfohlenen ETS mehr oder weniger
    den gleichen Industrie- und Branchenbereich abdecken. Demzufolge wäre es egal, ob ich in den
    Amundi ETF MSCI World oder den db x-trackers MSCI World Index UCITS ETF oder die anderen, die sich nur durch die Art der Verwendung der Gewinne unterscheiden??? Kann man damit wirklich die empfohlene „Anlagenbreite“ sichern, oder mußß ich mich bei weiteren ETFs (Anleihen etc..) umschauen? Gibt es dazu von Ihnen weitere tolle Analysen? Besten Dank! Ihr Tim P.

  2. Wer eine langfristige Buy-and-Hold-Strategie auf der Basis von internationalen börsengehandelten indexfonds (ETFs) praktiziert, muss sich um das kurzfristige Geschehen an den Börsen keine allzu großen Gedanken machen.

    Dieses sogenannte passive Investieren – bei dem man in einen „passiven“ Indexfonds im Gegensatz zu aktiv gemanagten Fonds investiert, der nicht das Ziel hat, den Markt zu schlagen, sondern lediglich die Entwicklung seines Referenzindizes nachvollzieht, setzt sich immer mehr durch.

    Ich sehe darin die Zukunft der Geldanlage für Privatanleger. Zumindest so lange die niedrigen Zinsen vorherrschen und man nur mit Aktien bzw. Firmenbeteilungen noch Geld verdienen kann.

    International angelegt und breit gestreut über verschiedene Anlageklassen wie Aktien, Renten, Immobilien und Rohstoffe – alles in Form von ETFs – so kann man auch heute noch ein privates Vermögen aufbauen.

    Aber es gibt eine Bedingung:

    Die Deutschen müssen entgegen ihrem Sicherheitsstreben bei der Geldanlage und gegen ihre Furcht vor Aktien handeln. Daran führt leider kein Weg beim passiven Investieren vorbei, wenn man auch in Zeiten des Niedrigzinses eine ordentliche Rendite erwirtschaften möchte.

    Mit Sparbuch, Tages- und Festgeld lässt sich der Vermögensstatus – wenn überhaupt – nur erhalten, geschweige denn vermehren.

    1. Hallo Herr Nawatzki,

      besser hätten wir das auch nicht sagen können! ETF sind eine unserer wichtigsten Empfehlungen und stellen einen der Ecksteine für die private Vermögensbildung dar.

      Nichtsdestotrotz kann es nicht schaden, 1-2 Gehälter für Notfälle und notwendige Anschaffungen auf das Tagesgeld-Konto zu legen.

      Viele Grüße

      Die Finanztip-Redaktion

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