Schmutzige Luft
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Das Umweltbundesamt (UBA) hat gestern neue Zahlen zur Luftverschmutzung in den Städten veröffentlicht. Demnach ging die Schadstoffbelastung 2017 im Vergleich zum Vorjahr zurück – allerdings nicht genug. In 70 Kommunen mussten die Menschen noch immer deutlich zu viel Stickstoffdioxid einatmen, das im Stadtverkehr zu drei Vierteln von Diesel-Pkws stammt. Am 22. Februar entscheidet das Bundesverwaltungsgericht, ob belastete Städte angesichts der hohen Werte in Eigenregie Fahrverbote für Dieselautos verhängen können – oder ob dafür ein Bundesgesetz („blaue Plakette“) notwendig ist. Der Bund verschleppt nämlich so eine Regelung.

Unterdessen zeigen sich Politiker empört darüber, dass die deutsche Autoindustrie Affen und Menschen im Labor Stickoxid einatmen ließ, um das Märchen vom „sauberen Diesel“ zu untermauern. Das wirkt schizophren, wenn man bedenkt, wie wenig Empörung und Reaktion es auslöste, dass Millionen Stadtbewohner seit Jahren zu viel Stickoxid einatmen müssen.

Wer aktuell plant, ein Auto zu kaufen, sollte bis nach dem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts warten. Falls Sie Ihren Diesel sowieso verkaufen wollen, könnte es sich lohnen, den Wagen schnell noch vor dem Urteil loszuschlagen. Denn danach könnte es mit Fahrverboten ganz schnell gehen – und das würde sicher den Verkaufswert weiter drücken. Wo Fahrverbote drohen, haben wir hier zusammengefasst.

Daniel Pöhler
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Daniel Pöhler war bis Ende 2020 Co-Pilot im Newsletter-Team und gelegentlich als Mobilitäts-Experte von Finanztip unterwegs. Daniel hat Betriebswirtschaft studiert und bei einem Fachmagazin für Telekommunikation volontiert. Seine ausgeprägte Leidenschaft für gute Sprache hatte ihm einen weiteren Job bei Finanztip eingebracht: den des stellvertretenden Textchefs.

4 Kommentare

  1. „Das wirkt schizophren, wenn man bedenkt, wie wenig Empörung und Reaktion es auslöste, dass Millionen Stadtbewohner seit Jahren zu viel Stickoxid einatmen müssen.“

    Zu viel??? Sie meinen um Potenzen weniger, als jeder vollkommen legal täglich acht oder neun Stunden am Arbeitsplatz einatmen darf.

    1. Hallo Seb, an den meisten Arbeitsplätzen gilt derselbe Grenzwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter wie draußen vor der Tür. Eine Ausnahme gibt es für die Arbeit mit Gefahrenstoffen in der Industrie. Hier liegt der Grenzwert mit 950 Mikrogramm pro Kubikmeter deutlich höher. Jeder darf selbst entscheiden, ob er einen solchen Beruf ergreift und sich der möglichen Gefahr aussetzt. Die Bewohner der belasteten Städte hat hingegen niemand gefragt.

      Weiterführende Informationen zu dem Thema: http://faktenfinder.tagesschau.de/stickstoffdioxid-grenzwerte-arbeitsplatz-105.html

      1. Jeder entscheidet selbst, wo er wohnt. Wer die Vorteile des Wohnens direkt in der Innenstadt möchte (gute Infrastruktur, kurze Wege zu Verkehrsmitteln, vielfältige Kultur- und Freizeitangebote, schnelles (meistens) Internet …), muss auch Nachteile (Lärm, viele Menschen, Parkplatzprobleme, schlechtere Luft…) mitnehmen. Ich freue mich ja auch nicht über günstigere Grundstückspreise in Flughafennähe und rege mich dann über Fluglärm auf (wobei es leider genau solche Zeitgenossen gibt). Wo ich wohne, suche ich mir also genauso (oder sogar noch mehr) aus, wie wo ich arbeite.

        Die Luft in unseren Städten ist in den letzten 40 Jahren dramatisch besser geworden. Und das bei einem stetig steigenden Verkehrsanteil. Noch nie war die Luft in unseren Großstädten sauberer und noch nie haben wir länger gelebt.

        Sie mögen mir verzeihen, wenn ich die Tagesschau nicht als seriöse Quelle von Informationen betrachte.

        1. Es gibt ein Grundrecht auf Gesundheit und körperliche Unversehrtheit. Dieses Recht kann nicht aufgrund des Wohnortes entzogen werden. Deshalb müssen nicht die Stadtbewohner wegziehen, sondern die Luft sauberer werden.

          Die Tagesschau betrachte ich durchaus als seriöse Quelle, ebenso das Grundgesetz.

          Der eigentliche Skandal ist, dass viel zu wenig die Verursacher des ganzes Schlamassels – die Autohersteller – dafür geradestehen müssen. Es sind die Dieselkäufer und Stadtbewohner, die unter den Taten der Autobauer zu leiden haben.

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