Hamburg
Bild: IMAGO / Westend61

Seit Jahren steigen die Immobilienpreise unaufhörlich – selbst die Coronakrise änderte daran nichts. Seit Januar ziehen zusätzlich die Zinsen an. Das macht den Traum von den eigenen vier Wänden immer kostspieliger. Befinden wir uns vielleicht schon mitten in einer Immobilienblase? Vier Gründe, warum Du Dich entscheiden solltest, ob Du lieber jetzt kaufst oder den Erwerb einer Immobilie noch ein paar Jahre zurückstellst.

1. Steigende Bauzinsen

Seit Januar haben sich die Bauzinsen verdoppelt. Für eine typische Zinsbindung von zehn Jahren stieg der Zinssatz von etwa 1 auf 2 Prozent. Das bedeutet: Für Deine Baufinanzierung musst Du jetzt deutlich mehr zahlen. Gehen wir als Beispiel von einem 400.000-Euro-Kredit aus, den Du innerhalb von 25 Jahren abzahlst. Dann kostet Dich dieser Zinssprung insgesamt 56.000 Euro! Zwar hat die Europäische Zentralbank den Leitzins noch nicht erhöht – der Kreditmarkt nimmt das aber bereits vorweg. Angesichts der Inflation musst Du mit weiteren Zinssprüngen rechnen.

2. Steigende Immobilienpreise

Dass wir hier überhaupt über solche Kreditsummen reden, liegt an den stetig steigenden Immobilienpreisen. Seit dem Jahr 2010 ging es in fast allen Städten und Regionen Jahr für Jahr um 6 bis 7 Prozent nach oben. Selbst im Umland der großen Städte haben sich die Preise in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt. Wo früher also ein Kredit von 200.000 Euro reichte, müssen es jetzt 400.000 Euro sein.

Wohnung
Bild: Nikada / GettyImages

 

3. Mehr Eigenkapital nötig

Je höher die Immobilienpreise sind, desto mehr Kapital müssen Käufer mitbringen. Für eine tragfähige Baufinanzierung sind 20 Prozent der Kauf- oder Bausumme plus weitere 10 Prozent für Steuern, Notar und Makler sinnvoll. Ein Beispiel: Du hast 75.000 Euro Eigenkapital. Damit kannst Du ein Objekt für 250.000 Euro kaufen. 50.000 steckst Du ins Haus, 25.000 in die Nebenkosten und 200.000 Euro nimmst Du als Kredit auf.

Bei doppeltem Preis (siehe Punkt 2) musst Du also 150.000 Euro mitbringen. So viel Geld anzusparen, gelingt vor allem Jüngeren nur selten.

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4. Unsichere Zukunftsaussichten

Der Krieg in der Ukraine hat schwer abzusehende Folgen: Inflation und Rezession sind wichtige Stichwörter. Darüber hinaus erschwert der Klimawandel die langfristige Planung. Wo und wie sollte man am besten bauen? Zudem gibt es neue Auflagen vom Staat: Neubauten sollen schon ab 2023 den Effizienzstandard 55 erfüllen müssen, es kann also teurer werden.

Fazit: Kaufen oder warten?

Bist Du entschlossen und finanziell entspannt, solltest Du Deinen Hausbau oder Wohnungskauf jetzt angehen, denn die Bauzinsen und Immobilienpreise dürften bis ins übernächste Jahr hinein weiter steigen. Zu warten, kostet also mehr Geld. Lass Dich am besten von einem Kreditvermittler beraten. Er kann Dir auch zeigen, wie Du mit weniger Eigenkapital zu Deiner Finanzierung kommst. Wir empfehlen Dr. Klein*, Interhyp* und Planethome.

Muss es nicht sofort sein, dann lohnt es sich, das Auslaufen des Immobilienbooms abzuwarten. Was dafür spricht: Höhere Bauzinsen sollten auch die Nachfrage nach Wohnimmobilien tendenziell sinken lassen. Höhere Baustandards werden den Preisdruck auf ältere Gebäude erhöhen. 2020 wurden zudem über 300.000 neue Wohnungen fertiggestellt. Tendenz steigend. Das spricht für künftige Entspannung, es wird aber einige Jahre dauern.

Zum Ratgeber

Dirk Eilinghoff
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Stand:

Dirk Eilinghoff ist Stellv. Chefredakteur in der Finanztip-Redaktion und zusätzlich als Experte für die Themen Geldanlage und Baufinanzierung zuständig.

19 Kommentare

  1. Ich habe mich so sehr auf den Kauf meiner ersten Wohnung gefreut, aber die Verdoppelung der Bauzinsen hat mich wirklich überrascht. Dieser Artikel hat mir die Augen geöffnet und mir die finanziellen Auswirkungen klar gemacht. Ein Zinssprung von 1% auf 2% klingt zunächst nicht nach viel, aber über die Laufzeit eines Kredits summiert sich das enorm. Ich bin mir jetzt unsicher, ob ich den Kauf jetzt durchziehen oder lieber noch warten sollte.

  2. Vielen Dank für diesen großartigen Blogartikel! Die klaren und prägnanten Informationen haben mir sehr geholfen. Es ist erfrischend, einen so gut recherchierten und gut geschriebenen Beitrag zu lesen.

  3. vielen Dank für diesen großartigen Artikel! Er ist klar, prägnant und sehr informativ. Ich habe viel Neues gelernt und schätze es, wie gut recherchiert und gut geschrieben er ist. Ihr macht wirklich eine fantastische Arbeit! Weiter so!

  4. Mit einem Kreditvermittler zu sprechen kann bestimmt helfen. Wie weit dürfen die Zinsen denn stiegen? Ich hoffe das ist im Immobilienrecht beschrieben.

  5. Danke für deinen interessanten und niveauvollen Artikel aus der Immobilienbranche. Das Thema ­­­­­­“eigene Immobilie“ interessiert mich besonders und ich habe diesen Artikel sehr gerne gelesen. Ich wünsche http://www.finanztip.de weiterhin viel Erfolg.

  6. Wir möchten uns Haus verkaufen. Interessant, dass wir den Verkauf an sehr überzeugte durchaus machen können. Wir werden uns erkundigen, wie hoch wir diesen ansetzen können.

  7. Danke für den Artikel über Immobilien. Ich habe mich nie wirklich mit dem Thema auseinandergesetzt, aber mein Freund hat letztens davon gesprochen. Deswegen ist es echt gut, dass ich diesen Beitrag gefunden habe. Sehr hilfreich!

  8. Ich möchte eine Eigentumswohnung kaufen. Durch den Beitrag weiß ich, dass die Preise noch weiter ansteigen werden und warten nur mit noch mehr Kosten verbunden ist. Daher werde ich mich nach einer passenden Wohnung umschauen.

    1. Moin, das Problem ist, dass du nicht erkannt hast, dass man jetzt so teuer kauft wie noch nie. In 10 Jahren hast du aber trotzdem durch den steigenden Zins 130k€ Zinsen gezahlt. Und das Haus bzw die Wohnung ist in zB 10 Jahren nur noch 2/3 von dem aktuellen Wert wert.

      Kaufe hätte man können
      , als die Zinsen bei 0,5% lagen.
      Wenn man jetzt bald 5% zahlt aber durch die immer noch hohe Nachfrage die Preise noch nicht sinken, zahlst du bestimmt 250.000 für ein kleines Haus. Das entspricht dann also einer Zinslast in den ersten Jahren von ca. 1000€ ohne Abtrag, ohne Nebenkosten etc etc. Da bist du real schnell bei 2.200-2.500€ pro Monat. Wenn das dann irgendwann nicht mehr funktioniert wegen zB Krankheit, dann kannst du das Haus wieder verkaufen und bekommst nur 190.000 dafür. Und die Zinsen (12.000a.A) hast du dann ja trotzdem bezahlt und noch 60.000 drauf gelegt Plus 8~% Hauskauf Nebenkosten, also 22.500€… Aber da gibt es natürlich auch noch 1000 andere Aspekte.
      Ich kaufe auch lieber als in 30 Jahren 360.000 Miete zu zahlen aber es muss gut überlegt und kalkuliert sein.
      Viele Grüße
      Elias

  9. Hier findet man zumindest die Informationen, die man benötigt. Endlich werden meine Fragen beantwortet. Ich danke Ihnen für diesen Artikel zu zum Immobilienkauf.

  10. Die Tipps zum Wohnungskauf sind seht gut. Ich bin gespannt, inwiefern die Zinsen im kommenden Jahr noch steigen. Deshalb bin ich jetzt auch darin ermutigt ein Haus zu kaufen.

  11. In diesen unsichern Zeiten fällt es schwer eine Entscheidung zu treffen die einen unter Umständen zu viel Geld kostet.

  12. Unfassbar, dass 2020 über 300.000 neue Wohnungen fertiggestellt wurden und die Tendenz immer weiter am Steigen ist. Ich möchte mir mit meinem Geschäftspartner ein kleines Strandhaus bauen lassen, um es unter anderem vermieten zu lassen. Hoffentlich bekommen wir es mit einem passenden Ansprechpartner individuell realisiert.

  13. Vielen Dank für diesen Ratgeber! Es stimmt, dass die Immobilienpreise seit Jahren steigen. Dennoch glaube ich, dass so ein Kauf eine Investition für die Zukunft ist. Wenn man einen erfahrenen und kompetenten Immobilienmakler an seiner Seite hat, sollte man sich keine Sorgen machen! LG

  14. Wir wollen ein Haus kaufen. Gut zu erfahren, dass man jetzt einen Kauf tätigen kann, wenn man sich sehr sicher ist. Diesen Tipp werde ich berücksichtigen, wenn wir ein Fertighaus kaufen.

  15. Meine Lösung: Umzug von der 65qm Wohnung in Landshut, Bayern (550€ warm) in ein gemietetes 130qm Haus (1450€ warm). Dort …
    – schon mal alles kaufen, was für einen späteren Umzug in ein eigenes Haus dann gekauft werden muss und bislang aus Platzmangel nicht gekauft werden konnte.
    – mit einer monatlichen Sparrate von 2.000-2.500€ (insgesamt aus 2 Gehältern eingezahlt) – und im Fall weiterer Gehaltserhöhungen künftig mehr – weiterhin am Aktienmarkt investiert bleiben
    – abwarten, bis der Immobilienmarkt vom seit 10 Jahren andauernden Wahnsinn heruntergekommen ist und dann die Gelegenheit ergreifen.

    Kommt er nie runter – Was solls, genug Platz habe ich ja jetzt und der Zinseszinseffekt wird es mir dann in in 27 Jahren mit 67 dennoch ermöglichen, ein Haus einfach bar zu kaufen. Das hat sogar Vorteile, da ich mir dann mein Traumziel für das Haus in der Rente selbst aussuchen kann. Vorzugsweise im sonnigen Kalifornien 🙂

  16. Unfassbar, dass die Immobilienpreise seit dem Jahr 2010 in fast allen Städten und Regionen Jahr für Jahr um 6 bis 7 Prozent nach oben gestiegen sind. Ich habe ein Kaufangebot für ein schönes Haus bekommen, aber möchte mich vorher beraten lassen, ob das Angebot auch seriös ist. Am besten suche ich dafür einen Fachanwalt für das Immobilienrecht.

  17. Ich überlege derzeit auch eine Immobilie zu kaufen. Die Preise werden mit der Zeit ja kontinuierlich höher. Und auch mehr Eigenkapital wird dann nötig sein.

  18. Wir möchten ein Haus kaufen. Daher lassen wir uns momentan von einem Makler unterstützen. Gut zu wissen, dass man den Kauf auch in diesen Zeiten angehen sollte, da die Preise noch mehr explodieren können.

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