
Es ist eine Frage, die Finanztip-Leser immer wieder an uns gerichtet haben: Kauft die eigene Onlinebank oder der Broker möglicherweise zu nachteiligen Kursen ETF-Anteile für den Sparplan ein?
Dank der tollen Resonanz auf unseren Aufruf im Newsletter können wir diese Frage nun beantworten. Über 200 Leser hatten uns geantwortet und uns mit allerlei Infos und Kaufkursen für den Comstage-ETF* auf den MSCI World (WKN ETF110) ausgestattet.
Die Analyse aller Informationen liefert ein klares – und gutes – Ergebnis:
Unsere Depot-Empfehlungen Onvista Bank*, Consorsbank*, Comdirect* und auch Flatex* kaufen die ETF-Anteile für den Sparplan zu vernünftigen Preisen ein. Kein Broker rechnete über den betrachteten Zeitraum von sechs Monaten (Mai bis Oktober) systematisch zu teuer ab.
Dennoch gibt es kleinere Unterschiede. Hier also die Detailergebnisse – für alle, die es genauer wissen wollen:
Onvista Bank
Sie trifft den Xetra-Eröffnungskurs am besten – oft sogar ganz genau und sonst mit den niedrigsten Abweichungen. (Xetra ist der elektronische Handelsplatz der Börse Frankfurt.) Die Abrechnung des Kaufs ist sehr transparent. Sparer können nicht nur den Kurs nachvollziehen, sondern auch die genau Uhrzeit, zu der die Order über Xetra ausgeführt wurde. Die Stichprobe zeigte: Das war fast immer – pünktlich zum Monatsersten oder Monatsmitte – wenige Minuten nach der Xetra-Börseneröffnung um 9 Uhr morgens. Das fiel uns angenehm auf.
Consorsbank
Auch die Consorsbank rechnet zu recht guten Preisen ab. Die Kaufkurse treffen nicht immer exakt den Xetra-Eröffnungskurs. Das liegt aber auch daran, dass die Consorsbank die ETF-Anteile kurz nach Eröffnung des Handels an der Börse München kauft. Alles in allem waren die Eröffnungskurse der Münchner Börse den Xetra-Kursen aber sehr ähnlich. Im Schnitt über 6 Monate war die Abweichung der Kaufkurse unerheblich.
Comdirect
Die Comdirect kauft ETF-Anteile wie die Onvista Bank auch über Xetra. Die Order wird am Nachmittag ausgeführt, wenn auch die US-Börsen geöffnet haben. Sparer erfahren dies auf Nachfrage. Auf der Wertpapier-Abrechnung ist die Uhrzeit der Order nicht zu erkennen. Die Kaufkurse zeigen Monat für Monat leichte Abweichungen zum jeweiligen Xetra-Eröffnungskurs. Über die betrachteten sechs Monate gemittelt waren aber auch hier die Preisdifferenzen unerheblich.
Flatex
Anders als die Konkurrenz bezieht der Broker Flatex die ETF-Anteile nicht über die Börse, sondern vom ETF-Anbieter. Zwischengeschaltet ist ein Händler, der die ETF-Anteile beim Anbieter „abholt“ und entsprechende Aktien im Gegenzug dort „abgibt“. Dieser Händler nimmt den vom ETF-Anbieter gestellten Preis, den sogenannten Net Asset Value, und schlägt einen geringen Lohn für sich drauf. Man spricht auch von den sogenannten Additional Trading Costs (ATC), zu Deutsch: zusätzliche Abwicklungskosten.
Besonders interessant war es für uns, einmal stichprobenartig zu überprüfen, wie stark dieser außerbörsliche Preis (Net Asset Value + ATC) vom Xetra-Eröffnungskurs des jeweiligen Handelstags abweicht. Ergebnis: Zumindest für einen gängigen ETF mit geringen ATC (0,06 Prozent) liegen die Unterschiede im Cent-Bereich – und weichen gemittelt über sechs Monate nur unerheblich von den Xetra-Eröffnungskursen ab.
Dass dem so sein sollte, dafür spricht auch folgendes: Ein ETF-Preis, der sich am Markt bildet, beinhaltet auch Kosten von ETF-Händlern (auch Market-Maker oder Kurspfleger genannt). Sie werden nur nicht einzeln ausgewiesen.
Aus der Umfrage deutlich geworden ist aber: Die Vorgehensweise von Flatex, den ETF-Anteil außerbörslich zu erwerben, ist für die meisten schwer nachvollziehbar. Weil es – vereinfacht gesprochen – mehrere Tage dauern kann, bis der ETF-Anbieter die neuen Anteile ausgibt, bekommen Sparer sie häufig erst Tage nach dem vereinbarten Ausführungstermin ins Depot gebucht.
Unterm Strich …
bieten also alle Depotbanken vernünftige Kaufkurse für die ETF-Anteile im Sparplan. Beim einen Anbieter lassen sich die ETF-Käufe aber etwas besser nachvollziehen als beim anderen. Wem neben dem Angebot an kostenlosen Sparplänen (dort liegt Flatex weit vorn) die Transparenz wichtig ist, kann sich die Depots auf diesen Aspekt hin genauer anschauen.
Hinweis: Unsere Stichprobe der Kurse betraf nur den einen, gängigen ETF110 auf den MSCI World und erstreckte sich nur über 6 Monate. Die Ergebnisse sind daher nicht statistisch belastbar. Sparen Sie mit einem weniger geläufigen ETF im Sparplan an, sollten Sie darauf achten, dass Ihre Bank/Ihr Broker die ETF-Anteile möglichst nicht an Regionalbörsen und/oder vor Börseneröffnung handelt. Denn dann riskieren Sie verzerrte Preise.
Sara Zinnecker war bis Juni 2020 Finanztip-Redakteurin im Team Bank & Geldanlage. Nach ihrem Volontariat an der Georg von Holtzbrinck-Schule für Wirtschaftsjournalisten schrieb sie beim Handelsblatt über Geldanlage und Altersvorsorge. Zuvor studierte Sara Zinnecker in Nürnberg, Italien und Portugal internationale Volkswirtschaftslehre mit Diplom-Abschluss, arbeitete bei Lokalzeitungen sowie der Süddeutschen Zeitung.
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Da die DKB hier im Beitrag nicht auftaucht, ein paar Details dazu von mir:
Die DKB erwirbt am 5. oder am 20. eines Monats – je nach Wunsch des Kunden – ETF-Anteile an der Quotrix, die zur Börse Düsseldorf gehört. Dabei wird meinen Beobachtungen nach jeweils der Eröffnungskurs zugrundegelegt. Die Uhrzeit des Kaufs und der Kurs sind auf der Abrechnung angegeben. Die DKB bedient sich beim Kauf eines Dienstleisters, den die meisten Sparkassen nutzen, zu denen die DKB ja quasi gehört.
Der Umsatz mit ETF ist an der Quotrix nicht gerade hoch. Die Börsen Stuttgart, Tradegate und natürlich Xetra weisen ein Zigfaches des Umsatzes von Quotrix für den jeweiligen ETF auf. Dies kann zu Kursverzerrungen führen, die aber durch den Arbitrage-Handel und die Konkurrenz der Börsen untereinander abgemildert werden.
Das Orderbuch der Quotrix ist öffentlich und man kann am 5. und am 20. eines Monats gleich nach Eröffnung der Börse schön im Oderbuch sehen, wie und wann der ETF aus dem Sparplan gehandelt wurde, da es dort zu einem deutlich erkennbaren und zeitlich sehr begrenzten Umsatzanstieg kommt.
Zur Kostenoptimierung werden Wertpapiersparpläne durch die DKB gebündelt abgewickelt. Der Kunde kann sich in diesem Fall die Börse nicht aussuchen. Nach meinen persönlichen Erfahrungen ist aber aufgrund des beschriebenen Vorgehens der Bank eine Preistransparenz gewährleistet.