
Du hast wahrscheinlich auch unangenehme Post bekommen: Fast jeder Gasversorger erhöht bis Neujahr die Gaspreise. Die Anbieter geben die derzeit hohen Weltmarktpreise für Erdgas an ihre Kunden weiter. Du solltest trotzdem nicht einfach den Anbieter wechseln – alte Gewissheiten gelten in diesem Winter nicht mehr.
Die günstigsten Neukundentarife sind aktuell fast doppelt so teuer wie im Sommer. Es kann sein, dass Du trotz Preiserhöhung in Deinem aktuellen Vertrag weniger zahlst als in einem neuen. Für ihre Bestandskunden haben viele Anbieter nämlich den Brennstoff langfristig beschafft – und damit noch zu niedrigeren Preisen.
Die Preise in der Grundversorgung steigen im Schnitt um 18 Prozent. So verrückt es klingen mag: das ist noch moderat. In anderen Tarifen verdoppeln oder verdreifachen viele Anbieter ihre Preise. Und die sind dann teurer als der Grundtarif in Deinem Wohnort.
Kündige also nicht blindlings, sondern prüfe zuerst, was ein anderer Anbieter verlangt. Nutze dazu unseren Vergleichsrechner. Erkundige Dich zusätzlich bei Deinem Stadtwerk vor Ort, welche Sondertarife es bietet. Diese sind häufig günstiger als der Grundtarif – aber nicht immer. Für 40 der größten Städte haben wir das ermittelt. Du findest die Liste weiter unten.
Du rutschst automatisch in den Grundtarif, wenn Du Deinen Vertrag kündigst und keinen neuen abschließt. Aber aufgepasst: Die Preise können im Grundtarif kurzfristig erhöht werden.
Abfedern kannst Du die Mehrkosten für Gas in jedem Fall, wenn Du Deinen Verbrauch senkst. Wohnst Du in den eigenen vier Wänden, solltest Du eine Modernisierung von Haus und Heizung ins Auge fassen.
So steigen die Preise in der Grundversorgung
Um einen Anhaltspunkt zu haben, wie stark die Preise im Augenblick steigen, haben wir uns die Tarife der Grundversorgung in den großen Städten näher angeschaut. Im Schnitt sind sie um 18 Prozent gestiegen. Wenn Du eine Erhöhung bekommen hast, kannst Du in der Tabelle ablesen, ob Dein Stadtwerk im Moment einen Tarif mit einem günstigeren Arbeitspreis anbietet als Dein bisheriger Versorger. Bei den gefetteten Anbietern ist der Grundtarif günstiger als die Sondertarife.
Die Angaben in der Tabelle sind alphabetisch geordnet nach der Stadt, in der der Grundversorger sitzt. Wir nennen den gerundeten Arbeitspreis im jeweiligen Tarif bei einem Verbrauch von 15.000 Kilowattstunden im Jahr. Zu diesen Kosten kommt noch der Grundpreis in jedem Tarif, der je nach Stadtwerk zwischen 90 und 268 Euro im Jahr beträgt.
Wir listen jeweils den Grundtarif vor der in diesem Herbst angekündigten Preiserhöhung und den, der am 1. Januar 2022 für neue Kunden gilt. Und zum anderen den aktuell preiswertesten Sondertarif des Grundversorgers (Stand: 30. November).
Gaspreise Grundtarif und Sondertarif beim Grundversorger
Stadt | Grundversorger | Arbeitspreis Grundtarif am 1. September 2021 in ct/kWh | Arbeitspreis Grundtarif am 1. Januar 2022 in ct/kWh |
Arbeitspreis Sondertarif aktuell in ct/kWh |
Aachen | Stawag | 7,44 | 8,39 | 7,22 |
Augsburg | Stadtwerke Augsburg |
6,37 | 7,19 | derzeit kein Angebot |
Berlin | Gasag | 7,15 | 8,46 | 7,94 |
Bielefeld | Stadtwerke Bielefeld |
5,51 | 6,59 | 6,59 |
Bochum | Stadtwerke Bochum |
6,34 | 15,05 | 10,24 |
Bonn | Stadtwerke Bonn |
6,75 | 7,58 | 6,59 |
Braunschweig | BS-energy | 7,34 | 7,34 | derzeit kein Angebot |
Bremen | Stadtwerke Bremen |
6,77 | 6,77 | 6,00 |
Chemnitz | Eins Energie | 7,16 | 9,14 | 8,48 |
Dortmund | DEW21 | 7,10 | 13,02 | 11,57 |
Dresden | Drewag | 7,45 | 8,88 | derzeit kein Angebot |
Duisburg | Stadtwerke Duisburg |
8,10 | 8,64 | 6,64 |
Düsseldorf | Stadtwerke Düsseldorf | 6,54 | 7,39 | 13,39 |
Erfurt | Stadtwerke Erfurt |
6,65 | 7,77 | 5,97 |
Essen | Stadtwerke Essen |
6,76 | 17,83 | 15,87 |
Frankfurt/Main | Mainova | 8,07 | 8,94 | 10,43 |
Freiburg | Badenova | 6,65 | 7,27 | 9,75 |
Gelsenkirchen | Emscher Lippe Energie |
7,26 | 7,26 | 6,82 |
Halle/Saale | EVH | 7,09 | 8,39 | 7,22 |
Hamburg | Eon Energie Deutschland | 6,62 | 8,52 | 13,72 |
Hannover | Enercity | 6,90 | 6,90 | 6,81 |
Karlsruhe | Stadtwerke Karlsruhe |
7,26 | 8,09 | 7,02 |
Kiel | Stadtwerke Kiel |
7,48 | 8,43 | derzeit kein Angebot |
Köln | Rheinenergie | 6,07 | 7,87 | 7,33 |
Krefeld | Stadtwerke Krefeld |
6,82 | 15,70 | 7,63 |
Leipzig | Leipziger Stadtwerke |
6,28 | 8,33 | derzeit kein Angebot |
Magdeburg | Städtische Werke Magdeburg | 7,50 | 9,62 | 7,68 |
Mainz | Entega | 6,18 | 7,51 | 9,60 |
Mannheim | MVV | 7,63 | 8,51 | 7,68 |
Mönchengladbach | NEW | 7,61 | 9,74 | 9,35 |
München | Stadtwerke München | 5,80 | 7,18 | 12,22 |
Münster | Stadtwerke Münster |
6,54 | 7,55 | 10,66 |
Nürnberg | N-ergie | 5,86 | 6,82 | 6,34 |
Oberhausen | Energieversorgung Oberhausen | 8,84 | 17,78 | 9,87 |
Potsdam | Stadtwerke Potsdam |
6,31 | 7,95 | 7,65 |
Rostock | Stadtwerke Rostock |
8,07 | 11,91 | 9,76 |
Saarbrücken | Energis | 7,90 | 8,98 | 13,09 |
Stuttgart | EnBW | 6,52 | 7,84 | 9,46 |
Wiesbaden | ESWE | 6,74 | 8,90 | 7,82 |
Wuppertal | Wuppertaler Stadtwerke | 7,37 | 8,40 | 6,65 |
Quelle: Finanztip-Recherche (Stand: 30. November 2021)
Erstmals behandeln Stadtwerke Neukunden schlechter in der Grundversorgung
Fünf der aufgeführten Grundversorger machen seit Kurzem einen Unterschied zwischen Bestandskunde und Neukunde in der Grund- und Ersatzversorgung, nämlich die in Essen, Dortmund, Bochum, Krefeld und Oberhausen. Das ist ein völlig neues Phänomen. Bestandskunden zahlen bei diesen ein deutlich niedrigeren Arbeitspreis als jene Haushalte, die seit November, Dezember oder ab Januar neu beim Grundversorger landen. Wir haben in der Tabelle den Arbeitspreis im Januar für Neukunden aufgeführt – dieser ist um 42 bis 123 Prozent teurer als der für Bestandskunden.
Die Sondertarife der Stadtwerke Karlsruhe und Stadtwerke Bielefeld beinhalten zusätzlich eine Bonuszahlung oder Bonuspunkte. Fünf Grundversorger hingegen bieten derzeit keinen Sondertarif an: nämlich Leipzig, Braunschweig, Dresden, Augsburg und Kiel. Und vier Grundversorger haben ihren Grundtarif zuletzt Anfang dieses Jahres erhöht und noch keine Erhöhung für 2022 bekannt gegeben: Stadtwerke Bremen, BS-energy in Braunschweig, enercity in Hannover und Emscher Lippe Energie in Gelsenkirchen. Es ist möglich, dass diese vier noch zum 1. Februar oder später die Preise erhöhen werden. Auch die Grundversorger, die bereits eine Erhöhung in diesem Herbst bekannt gegeben haben, können die Preise in den nächsten Wochen und Monaten erneut anheben – mindestens sechs Wochen im Voraus müssen sie dies ankündigen. Die Preise für die Sondertarife können sich jederzeit ändern.
Hinweis: Am 30. November 2021 wurden die Preisangaben zu den Stadtwerken Oberhausen aktualisiert, nachdem diese die Preise für Neukunden in der Ersatz- und Grundversorgung bekannt gegeben hatten.
Ines Rutschmann ist unsere Energie-Expertin und widmet sich allen Fragen, die sich Verbraucher rund um Strom und Heizen stellen. Über den Strommarkt berichtete sie erstmals 2005 für die Leipziger Volkszeitung. Danach war sie für den Deutschlandfunk und das Solarstrom-Magazin Photon tätig. Ines ist Diplom-Ingenieurin (FH) und hat einen Masterabschluss in Energiemanagement.
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11 Kommentare
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Sehr geehrte Damen und Herren
Wenn das Gas jetzt billiger wird durch Steuersenkung und Umlagen wegfall,muß mein anbieter das sofort an mich weitergeben?
Und wenn das Gas algemein Billiger wird muß der Anbieter das auch weitergeben?oder muß ich jetzt einJahr das Teure Gas abnehmen
Hallo Andreas, die Steuersenkung und den Wegfall der Gasbeschaffungsumlage muss Dein Anbieter an Dich weitergeben. In der darüber hinausgehenden, allgemeinen Preisgestaltung sind die Anbieter aber deutlich freier.
Hallo und Guten Tag,
ich werde beim GAS im neuen Liefervertrag vom alten Anbieter mehr als 300% des alten Vertrages zahlen müßen. Gleichzeitig wird mir von den Tarifspezialisten empfohlen, mich an den Grundversorger zu wenden. Dort werde ich über 400% aufbringen müßen (Bestandskunde = 8,69 Cent je Kwh / Neukunde des Grundversorgers = 20,34 C./kwh, mein alter Vertrag bis Ende 01/22 = 4,8 Cent / kwh, neuer Vertrag des alten Anbieters = 10,6 C./kwh)
Also was ist sinnvoll machbar: Kündigen und das 4-fache zahlen oder dabei bleiben und das 3-fache zahlen oder Auswandern…..?
Schöne Grüße
Hans Graf, GELDERN
Lieber Herr Graf,
der Grundversorger kann dann eine gute Wahl sein, wenn er keinen Unterschied zwischen Bestands- und Neukunde macht. Ist das hingegen der Fall, werden Sie bei einem anderen Lieferanten weniger zahlen. Mit 10,6 ct/kWh bietet der bisherige Anbieter einen Preis, der unter dem aktuellen Durchschnittspreis für Sondervertragskunden liegt (nach Analyse des BDEW zahlt der Durchschnittshaushalt im Januar 2022 12,2 ct/kWh). Für rund 5 ct/kWh wird Sie kein Unternehmen mehr beliefern. Erdgas kostet seit Herbst im Einkauf mehr als 5 ct/kWh – ohne Steuern, Netzentgelte, etc.
Viele Grüße
Ines Rutschmann
Hallo,
ich habe einen Vertrag mit meinem Gaslieferanten im März 2021 mit 12 Monaten Mindestlaufzeit plus 12 Monate Preisgarantie (Ausnahme Steuern oä erhöhen sich). Nun erhalte ich heute (8.12.) eine Mail, dass mir zum 3.12.21 gekündigt wird.
Habe ich etwas verpasst oder bricht mein Anbieter gerade unseren Vertrag? Haben Sie Tipps wie ich vorgehen soll? Zum Ablesen des Zählerstandes war übrigens auch niemand in diesem Jahr im Haus.
Hallo Ben,
über das Lieferende von gas.de berichten wir hier: https://www.finanztip.de/blog/gas-de-darf-nicht-mehr-liefern-das-solltest-du-jetzt-tun/
Gas.de darf seit 3. Dezember kein Gas mehr über das öffentliche Netz liefern. Insofern musste das Unternehmen die Verträge mit den Kunden beenden.
Wenn der Zählerstand zuletzt nicht abgelesen wurde, dann wurde er geschätzt. Diesen Wert finden Sie auf der letzten Abrechnung.
Viele Grüße
Ines Rutschmann
Mein Gasversorger hat den Arbeitspreis ab 01.01.2022 mit zwei Preisänderungen
im September und November 2022 von 5,05 ct/kWH auf 11,26 ct/kWh erhöht.
Auf diese massive Preiserhöhung wollte ich durch einen Anbieterwechsel reagieren.
Musste jedoch feststellen, dass man als Neukunde erheblich schlechter gestellt wird.
Sieht es ähnlich mit den Stromanbietern aus, die ab Januar die Preise erhöhen. Sind da die Anbieter zu Neukunden kulanter?
Sehr geehrte Frau Schechinger,
der Strommarkt ist aktuell nicht vergleichbar mti dem Gasmarkt. Das Preisniveau für neue Stromverträge hat sich seit dem Sommer nur wenig erhöht. Je nachdem, was der aktuelle Anbieter verlangt, lässt sich durch einen Anbieterwechsel sparen. Hat der aktuelle Anbieter die Preise nicht erhöht, empfiehlt sich ein Wechsel nicht unbedingt.
Viele Grüße
Ines Rutschmann
Bezieht sich der „Arbeitspreis Sondertarif“ auf den jeweiligen Grundversorger?
Sind die Preise inclusive oder exklusiv der Umsatzsteuer (19%)?
Ja, es handelt sich um den günstigsten Sondertarif beim Grundversorger brutto (mit Mehrwertsteuer).