Patient beim Augenoptiker
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Bei der Augenärztin wirst Du schon am Empfang gefragt, ob Du Deinen Augeninnendruck messen lassen möchtest – auf eigene Kosten selbstverständlich. Das sei sinnvoll zur Früherkennung von Grünem Star. Wenn Du solche Situationen kennst, bist Du nicht allein. In vielen Arztpraxen werden Leistungen angeboten, die die gesetzliche Krankenversicherung nicht zahlt.

Etwa eine Milliarde Euro geben die Deutschen jährlich für solche individuellen Gesundheitsleistungen – abgekürzt IGeL – aus, schätzt das Wissenschaftliche Institut der AOK. In die eigene Gesundheit investiert man schließlich gern. Doch der Nutzen vieler IGeL ist umstritten. Was also tun, wenn Du Selbstzahlerleistungen angeboten bekommst? Hier ein paar Tipps:

Tipp 1: Weniger ist manchmal mehr

Besonders beliebt sind zusätzliche Vorsorgeuntersuchungen. Nach dem Motto „Sicher ist sicher“ zahlen viele gerne ein bisschen drauf. Aber Früherkennung kann schädlich sein, auch wenn das komisch klingt. Zum Beispiel dann, wenn Untersuchungen Fehlalarme verursachen.

Der häufig angebotene Ultraschall zur Früherkennung von Eierstockkrebs etwa führt Studien zufolge dazu, dass 3 von 100 Frauen gesunde Eierstöcke entfernt werden. Gleichzeitig senkt er nicht die Zahl der Todesfälle durch Eierstockkrebs, zeigen Vergleichsstudien. Medizinische Fachgesellschaften raten von der Untersuchung ohne konkreten Krebsverdacht ab, dennoch wird sie in Frauenarztpraxen weiterhin angeboten.

Und das zeigt ein Problem: Es gibt keine Qualitätskontrollen für IGeL, jeder Arzt kann selbst entscheiden, welche Leistungen er anbietet.

Patientin und Ärztin
Bild: SDI Productions / GettyImages

Tipp 2: Informiere Dich

Gerade weil es für Laien schwierig ist, Sinn oder Unsinn einer Untersuchung einzuschätzen, solltest Du nichts überstürzen. IGeL sind so gut wie nie dringend. Lass Dir von Deiner Ärztin Nutzen und Risiken erklären. Gibt es Nachweise für die Wirksamkeit der Untersuchung? Warum zahlt die Krankenkasse sie nicht?

Nimm Dir Bedenkzeit und informiere Dich bei weiteren Quellen. Hilfreich ist zum Beispiel der IGeL-Monitor. Das von den Krankenkassen finanzierte Projekt wertet seit zehn Jahren wissenschaftliche Studien zu beliebten Leistungen aus und beurteilt deren Nutzen. Von 55 untersuchten IGeL erhalten derzeit nur 2 eine positive Bewertung. Auch bei der Unabhängigen Patientenberatung oder dem Portal Igel-Ärger der Verbraucherzentralen findest Du Infos.

Tipp 3: Vielleicht zahlt die Krankenkasse doch

Einige sinnvolle Angebote wie Reiseimpfungen oder die sportmedizinische Untersuchung gehören nicht zu den Kassenleistungen, weil sie eher unter Freizeitvergnügen fallen. Viele Kassen erstatten Dir solche Untersuchungen trotzdem, zum Beispiel die von uns empfohlene HKK*, IKK Classic*, Big direkt gesund*, BKK VBU* und Energie-BKK*.

Auch Untersuchungen zur Krebsfrüherkennung oder die professionelle Zahnreinigung gibt es als freiwillige Zusatzleistung. Frag am besten bei Deiner Kasse nach, bevor Du etwas selbst zahlst.

Tipp 4: Behandlungsvertrag und Rechnung sind Pflicht

Setzt Dich Deine Ärztin unter Druck, Selbstzahlerangebote zu nutzen, oder verlangt sie Vorkasse, dann solltest Du das der Ärztekammer oder Kassenärztlichen Vereinigung in Deinem Bundesland melden. Das gilt auch, falls sie Dich nicht weiter behandeln will, wenn Du eine IGeL ablehnst.

Mediziner sind verpflichtet, schriftlich Deine Zustimmung einzuholen und Dich über die Kosten zu informieren. Und zwar bevor sie eine Untersuchung machen, die die Krankenkasse nicht übernimmt. Ist das nicht passiert, musst Du auch nicht zahlen.

Wie ein gültiger Behandlungsvertrag und eine korrekte Rechnung aussehen müssen und welche weiteren Rechte Du bei IGeL-Angeboten hast, erklären wir in unserem großen Ratgeber.

Zum Ratgeber

Julia Rieder
Autor

Stand:

Julia Rieder kümmert sich als Redakteurin um Versicherungsthemen. Während ihres Volontariats bei Finanztip sammelte sie Hörfunk-Erfahrung beim Inforadio. Vorher war sie in den Redaktionen von Frontal 21, der Berliner Zeitung und dem Online-Magazin politik-digital tätig. Ihr Studium der Politikwissenschaft hat Julia an der Freien Universität Berlin mit einem Master abgeschlossen.

8 Kommentare

  1. Ich wurde vor kurzem auch von meinem Arzt gefragt, ob ich eine Untersuchung selbst zahlen möchte. Gut zu wissen, wann es sich lohnt, eine Untersuchung selbst zu zahlen. Interessant, dass es auch einen Ultraschall zur Früherkennung gibt.

  2. Danke für diesen Beitrag über Selbstzahlerleistungen beim Arzt. Bei meinem Arzt, einer Privatordination für Innere Medizin, lasse ich immer die dringendsten Vorsorgeuntersuchungen durchführen, um mich sicherer zu fühlen. Sie haben recht, dass einige durchaus sinnvoll sind.

  3. Bei jeder Untersuchung beim Augenarzt habe ich zwischen 85,- und 100,- Euro für eine
    optische Cohärenztomographie (OTC) bezahlt als IGel Leistung, die von der DAK nicht übernommen wird. Angeblich hat der Arzt keine Alternative. Die Ärztin der Krankenkasse hat eine Infusion empfohlen !!!

  4. Leider haben Sie es vergessen zu erwähnen, dass der IGeL-Monitor, bzw. MDS, keine unabhängige Instanz ist, sondern eine Lobbyorganisation der Krankenkassen, die von ihnen finanziert wird und ihre Interessen als selbsternannter Vertreter der evidenzbasierten Medizin vertritt – d.h. vor allem die Senkung der Kosten, die ohne diese Lobbyarbeit auf die Krankenkassen zukommen könnten. Solch einseitige Berichtserstattung hat bereits ein Augenarzt in seiner Antwort zu ähnlich unkritischem und einseitigem Artikel des Magazin Finanztest (9/2018) angeprangert. Der IGeL-Monitor kann wohl seine PR in den Medien richtig vorantreiben!

    Zitat aus der Antwort des Arztes: „Bei einem solchen Thema sollten Sie mindestens beide Seiten beleuchten, also z.B. auch den Berufsverband der Augenärzte zitieren, der hierzu eine gänzlich andere Meinung hat. … Wenn Sie eine neutrale Meinung einholen möchten, böte sich auch der Glaukomselbsthilfeverband an, in dem Betroffene etwas über den Sinn oder Unsinn der Glaukomfrüherkennung erzählen könnten. Sie schreiben richtigerweise, dass bei bestehendem Glaukom die Druckmessung von der Krankenkasse bezahlt wird – wie jedoch wird das Glaukom entdeckt, eine Erkrankung, von der die Patienten nichts bemerken bzw. bei der erst Symptome auftreten, wenn es für eine Heilung bereits zu spät ist? Sehr häufig durch eben jene, angeblich unnütze Früherkennung.“

    Als Patient kann ich aufgrund meiner Erfahrung mit dem IGeL-Monitor nur bestätigen, dass der oftmals genutzte Hinweis auf „medizinisch notwendige Leistungen“ irreführend ist, da oftmals nur dank einer IGeL Vorsorgeleistung die Notwendigkeit einer Behandlung überhaupt festgestellt werden kann.

    Als Patient in der Risikogruppe für die Netzhautablösung (starke Kurzsichtigkeit vor einer Lasik-Op) musste ich feststellen, dass die Krankenkassen nicht mal dieser Risikogruppe die Augenspiegelung bezahlen. Erst als ich sie als IGeL Leistung bezahlt hatte, hat meine Augenärztin eine partielle NH-Ablösung festgestellt, die ich selbst (noch) nicht wahrgenommen habe. Patienten werden halt die Probleme, die sie selbst nicht wahrnehmen oder unbewusst unterschätzen, nicht dem Arzt mitteilen können – genau dafür sind die von IGeL -Monitor bekämpften Vorsorgeleistungen da, damit die unerkannten Probleme und Risikofaktoren von Spezialisten ermittelt werden.

    Ich habe daher vor 3 Jahren den IGeL-Monitor mit diesem Beispiel aufgefordert, die NH-Vorsorge für die Patienten der Risikogruppe zu bewerten und auf ihrer Webseite aufzuführen. Dies ist bis heute nicht passiert, da es zusätzliche Kosten für ihre Sponsoren bedeuten würde. IGeL-Monitor hat mich lediglich auf meine Krankenkasse verwiesen und ein Informationsblatt mit einer ablehnenden Stellung zur OCT Untersuchung – also nicht zur üblichen Augenspiegelung – zugeschickt.

    Dafür machen Sie jetzt auch Werbung für ihre Lobbyarbeit. Darüber, dass den Patienten der Risikogruppe die NH-Vorsorge weiterhin nicht bezahlt wird, bis sie eine Erblindung selbst merken, schweigen Sie ebenso wie der IGeL-Monitor, der die Expertise der Spezialisten bei der wichtigen Früherkennung der Krankheiten grundsätzlich ableht!

    1. Lieber Herr Weber,
      im Text schreibe ich ganz klar, dass der IGeL-Monitor von den Krankenkassen betrieben wird. Unser Eindruck ist aber auch, dass der IGeL-Monitor durchaus unabhängig zu seinen Urteilen kommt.

      In den Beschreibungen des IGeL-Monitors werden im übrigen andere, widersprechende Beurteilungen ebenso zitiert.
      Zur Glaukomvororge zum Beispiel hier:
      https://www.igel-monitor.de/igel-a-z/igel/show/oct-zur-frueherkennung-eines-glaukoms.html
      https://www.igel-monitor.de/igel-a-z/igel/show/augenspiegelung-mit-augeninnendruckmessung-zur-glaukom-frueherkennung.html
      https://www.igel-monitor.de/igel-a-z/igel/show/augeninnendruckmessung-zur-glaukom-frueherkennung.html

      Mit besten Grüßen

      1. Lieber Herr Urbach,

        dieser Artikel ist anscheinend tatsächlich ausgewogener als die PR Propaganda von IGeL-Monitor, die man in den letzten Jahren in vielen anderen Medien lesen/sehen konnte. Sie verlinken mindestens die Stellung des Verbands der Augenärzte. Oder doch nicht?

        Wenn man auf den Link klickt, stellt man gleich fest: sogar bei Referenzen auf die Gegenmeinung anderer Verbände verwenden Sie weiterhin nur eine einzige Quelle, nämlich IGeL Monitor selbst. In Ihrem Kommentar sind wieder nur IGeL Links zum Thema „Glaukom“ zu finden, die absolut nichts mit meinem Anliegen zu tun haben.

        Falls Sie diese Art der Berichtserstattung aus einer einzigen PR-Quelle eines Informationsanbieters „unabhängig“ oder „ausgewogen“ nennen, demonstrieren Sie, warum solch oberflächliche journalistische Arbeit (PR-Verstärker) heutzutage oftmals kritisiert und angegriffen wird.

        Mein Punkt zum Thema „selection bias“ wird dafür ignoriert: in Bezug auf die Sinnhaftigkeit der Augenspiegelung als Vorsorge der Netzhautablösung (NICHT: Glaukom) für die Risikogruppe (NICHT: für jedermann) hat IGeL Monitor selbst nach 3 Jahren seit meiner Aufforderung dies zu bewerten nichts publiziert – daher können Sie jetzt auch nichts zum Thema aus Ihrer Quelle verlinken.

        Die Glaukom-Vorsorge hat nichts mit der NHA-Vorsorge zu tun. Soll mit solchem Querschuss die Sinnhaftigkeit der Augenspiegelung für alle Zwecke generell angezweifelt werden? Dass Sie zu meinem Thema wieder die ablenkende Stellung zur OCT Untersuchung (und wieder themengebunden an das Thema Glaukom) verlinken, zeigt, dass der Newspeak von IGeL Monitor sehr erfolgreich ist. Ich habe doch bereits oben geschrieben, dass der IGeL Monitor diese Ablenkung vom eigentlichem Thema bei mir bereits versucht hat.

        Die Patienten werden zwar aufgerufen, dem IGeL-Monitor Untersuchungen für die Bewertung vorzuschlagen – sollte die Bewertung für die Kostenrechnung der Krankenkassen aber ungünstig sein, dann kommt nie dazu. Mein Punkt zum „selection bias“ nochmal explizit: ich behaupte, dass IGeL Monitor sehr selektiv vorgeht und nur die themengebundenen Untersuchungen bewertet und publiziert, die sie selbst abschließend zwischen „unklar“ und „negativ“ einstufen können.

        Andere, sinnvolle, Untersuchungen (ggf. gleiche Methode beim anderen Thema) müssten eventuell von Krankenkassen getragen werden und werden daher vorsichtshalber nicht bewertet.

        So werden die meisten Journalisten in vorgegebenen Spuren denken und beim Thema „NHA Vorsorge für die Risikogruppe“ nur noch auf „Glaukomvorsorge für alle“ und „OCT zur Glaukomvorsorge“ verlinken und somit die absichtliche Ignoranz von einem anderen Thema verstärken. Danke, dass Sie es jetzt selbst bewiesen haben!

        1. Lieber Herr Weber,
          die Aufgabe von Journalisten ist nicht, immer „beide Seiten“ gleichwertig zu berichten, sondern sich beide Seiten anzuhören – und dann zu gewichten. Und das zu berichten, was wir für überzeugender halten. Das haben wir auch in diesem Fall gemacht. Der IGeL-Monitor geht nach wissenschaftlichen Methoden vor, was man von den Fachärztlichen Gesellschaften leider nicht immer behaupten kann. Außerdem wertet er die Rückmeldungen von Patienten aus. Deswegen kriegt er hier einen größeren Raum.
          Mit besten Grüßen

  5. Bei Unklarheiten hilft kostenlos und evidenzbasiert die Unabhängige Patientenberatung Deutschland.
    0800 011 77 22

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