Bauarbeiter mit Rückenschmerzen
Bild: Dima_sidelnikov / GettyImages

Nicht immer ist die Rente der wohlverdiente Ruhestand, auf den man sich lange gefreut hat. Mehr als jeder sechste Rentner hört nicht freiwillig auf zu arbeiten, sondern kann nicht mehr: Er ist arbeitsunfähig. In etwa der Hälfte der Fälle sind psychische Erkrankung der Grund. Damit Du in einem solchen Fall nicht mit leeren Händen dastehst, gibt es die Erwerbsminderungsrente.

Doch das staatliche Sicherheitsnetz hat ein paar Löcher:

1. Wann Du die Rente bekommst

Für die Erwerbsminderungsrente von der gesetzlichen Rentenversicherung zählt, ob Du überhaupt noch irgendeinem Job nachgehen kannst. Wenn Du also als Handwerker wegen eines Knieschadens nicht mehr auf der Baustelle arbeiten kannst, aber noch in einem Bürojob, dann bekommst Du keine Erwerbsminderungsrente. Darin liegt der große Unterschied zur privaten Berufsunfähigkeitsversicherung: Die zahlt schon, wenn Du in Deinem zuletzt ausgeübten Beruf nicht mehr arbeiten kannst. Für den gesetzlichen Schutz gilt das nur noch, sofern Du vor dem 2. Januar 1961 geboren wurdest.

2. Wie lange Du mindestens einzahlen musst

Die Rente bei Erwerbsminderung bekommst Du nur, wenn Du mindestens fünf Jahre gesetzlich rentenversichert warst. Außerdem musst Du in den vergangenen fünf Jahren mindestens drei Jahre lang Pflichtbeiträge eingezahlt haben. Dabei werden auch Phasen angerechnet, in denen Du wegen der Kinder zu Hause geblieben bist oder einen Angehörigen gepflegt hast. Für Berufsanfänger gibt es einige Ausnahmen von der Fünf-Jahres-Regel.

3. Wie viel Rente Dir zusteht

Die volle Erwerbsminderungsrente gibt es, wenn Du weniger als drei Stunden am Tag arbeiten kannst. Wenn Du noch drei bis sechs Stunden einsatzfähig bist, bekommst Du in der Regel nur die halbe Rente. Wie hoch die Erwerbsminderungsrente genau ausfällt, hängt von den Rentenansprüchen ab, die Du schon erworben hast. Schau mal auf Deine jährliche Renteninformation: Dort steht, wie viel Rente Du derzeit bei voller Erwerbsminderung bekämst.

4. Zusätzlich vorsorgen ist sinnvoll

Für Neurentner lag die volle Erwerbsminderungsrente im Jahr 2018 im Schnitt bei 735 Euro im Monat. Das liegt unter dem Niveau der Grundsicherung von derzeit im Schnitt 832 Euro. Oft gibt es noch andere Einkünfte, aber sehr viele Erwerbsminderungsrentner sind deshalb auf Grundsicherung angewiesen. Damit Dir das nicht passiert, empfehlen wir, zusätzlich vorzusorgen, am besten mit einer Berufsunfähigkeitsversicherung. Allerdings hilft die nur, bis Du in die Altersrente wechselst.

5. So beantragst Du die Rente

Die Erwerbsminderungsrente zu beantragen, bedeutet Papierkram. Hilfe beim Ausfüllen der Unterlagen bekommst Du zum Beispiel bei der Rentenversicherung, ehrenamtlich tätigen Versichertenältesten oder Sozialverbänden. Nach Deinem Antrag prüft die Rentenversicherung, ob Du mithilfe einer Reha wieder fit genug zum Arbeiten werden kannst. Außerdem werden alle medizinischen und versicherungsrechtlichen Voraussetzungen geprüft. Falls die Rentenversicherung Deinen Antrag auf Erwerbsminderungsrente ablehnt, solltest Du binnen eines Monats Widerspruch einlegen. Bringt das nichts, kannst Du vor dem Sozialgericht klagen.

 

Zum Ratgeber

 

Finanztip Renten-Serie:

1. Freiwillig in die Rentenkasse einzahlen
2. Früher in Rente – ohne Abschläge
3. Wer andere pflegt, verdient mehr Rente
4. Warum Frauen noch immer im Nachteil sind
5. Wie Heiraten Dich fürs Alter absichert
6. So viel kannst Du in Rente hinzuverdienen
7. Wenn Du nicht mehr arbeiten kannst
8. Grundsicherung und Grundrente

Julia Rieder
Autor

Stand:

Julia Rieder kümmert sich als Redakteurin um Versicherungsthemen. Während ihres Volontariats bei Finanztip sammelte sie Hörfunk-Erfahrung beim Inforadio. Vorher war sie in den Redaktionen von Frontal 21, der Berliner Zeitung und dem Online-Magazin politik-digital tätig. Ihr Studium der Politikwissenschaft hat Julia an der Freien Universität Berlin mit einem Master abgeschlossen.

8 Kommentare

  1. Es ist leider nicht so einfach. Bin 57 Jahre alt und arbeite seit meinem 16 Lebensjahr (inklusive Ausbildung) als Werkzeugmacher/CNC Fräser. Die letzten 26 Jahre bei dem gleichen Arbeitgeber. Diese Arbeit erfordert nicht nur körperlichen Einsatz sondern auch hohe Konzentration und Verantwortung bei der Bearbeitung teurer Bauteile. Hinzu kommt der stetig steigende Leistungsdruck bedingt durch Kostenminimierung plus seit 15 Jahren Mobbing durch den Junior Chef. Das hat bei mir zu Erkrankungen an der LWS, Schulter und Knien plus schwerer Depressionen und ängstlich vermeidender Persönlichkeitsstörung geführt. Ich kämpfe nun seit 2016. Mehrere Aufenthalte in psychiatrischen Kliniken, 2 Rehas, Schulter OP, Teilhabe am Arbeitsleben, gescheiterte Wiedereingliederung etc.. Bin nun Ausgesteuert und falle nun unverschuldet ins Arbeitslosengeld. Der Kampf um die EM Rente ist langwierig und demütigend. Bereits 2 mal abgelehnt. Nun muß das Sozialgericht entscheiden. Für einen psychisch kranken Menschen kaum auszuhalten. Wenn alle Stricke reißen kommt mit 59 dann Harz 4 und das Angesparte für den Lebensabend muß aufgebraucht werden. Das ist Deutschland.

  2. Es liegt der Fehler an der Rentenversicherung,weil die nicht respektieren,das der unfallrentner,mit weiteren Arbeit weitere Unfälle und Schäden ewirbt,mit Jahrzehnten Opferung sein Gesundheites,dann hat er sein ewerbsminderungsrente mit eigene gegebene Gesundheit verdient,die Entschädigung sein Unfallrente ist nicht die ewerbsminderungsrente die viele sich verirren,er wird voll ewerbsgemindert,da muß die Rentenversicherung springen,und nicht in die Länge ziehen

  3. Moin. Bin Arbeitnehmer und 46 Jahre alt und meine Partnerin auch 46 aber Frührentnerin durch Arbeitsunfähigkeit. Wenn wir heiraten gäbe es irgendwelche Nachteile?

  4. Mal ganz härlich ich muss wirklich sagen das mein Körper tag für Tag immer tiefer den Bach runter geht ,binn koch und kann mich überhaupt erst mal nicht mehr konzentrieren es ist eine Qual zu arbeiten obwohl ich gerne arbeite ,manchmal habe ich Angstzustände das ich das nicht mehr schaffe binn froh das es Feierabend ist was soll ich tun. Ich habe die erste supraspinatussehne OP gehabtb 30 prozent wenn ich soweit mache bekomme ich eine protese und es steht auf die andere Schulter eine OP, habe stent habe die rechte Hand mit eine schraube den Knochen befestigt, und jetzt kommt noch dazu meine lws schmerzen on mass was soll ich machen?

    1. Lieber Herr Caricato,
      wenn Sie das Gefühl haben, dass Sie nicht mehr arbeiten können, sollte Ihr erster Weg zu Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin führen. Der Arzt kann Sie krankschreiben und mit Ihnen gemeinsam erörtern, wie sich Ihre gesundheitliche Situation verbessern lässt. Vielleicht hilft ja eine Reha. Alles Wichtige dazu habe ich hier aufgeschrieben: https://www.finanztip.de/gkv/reha-antrag/. Falls Sie wirklich dauerhaft nicht mehr arbeiten können, kommt eine Erwerbsminderungsrente infrage. Wie Sie die beantragen, lesen Sie hier: https://www.finanztip.de/berufsunfaehigkeitsversicherung/erwerbsminderungsrente/.

  5. Es ist nicht Gerecht,wen mit unfällen und bleibenden schäden,weiter arbeitest,bis dein körper nicht mehr kann,und absichtchtlich von der deutschen Rentenversicherung und sozial gerichten mit denen Amtsärzten mit 6 stunden und mehr als leistung wo in vergangenheit war,abgelehnt wirst,ist diese Ewerbsminderungsrente kein schutz und kein vetrauen von kaputt gehen deine Leistung,es geht um solchen Menschen zu benachteiligen,weil die etwas eworben haben,mit kaputt gehen ihres Gesundheites,Solche Amtsärzte gehören abgeschaft,die Menschen gefärten,mit ihren amblehnungen,da hört der Respekt von kaputt gehen der Arbeitsleistung auf,weil als Harz 4 dekratiert bist,mit der unfallrente,wo für den bleibende Schäden entschädigt wirst,

  6. Die Änderung ab 2019 betrifft nur Menschen die erst zu diesem Zeitpunkt Erwerbsminderungsrente beziehen. Die Menschen die schon vor 2019 Erwerbsminderungsrente ziehen bringt die Änderung nichts, sie Gucken in die Röhre. Das zum Thema alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich.

  7. Toller Artikel!
    Insbesondere für die Menschen interessant, die keine Berufsunfähigkeitsversicherung haben oder keine mehr bekommen. Das kann ja auch sein, weil man einfach zu krank ist oder diese im höheren Alter oder in dem speziellen Beruf einfach zu teuer ist.
    Man kann aber auch über private Versicherungen eine Erwerbsunfähigkeitsrente absichern. Haben Sie hier konkrete Empfehlungen?

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