Mädchen mit Maske im Auto
Bild: DobrilaVignjevic / GettyImages

[Erste Fassung vom 6. November 2020, zuletzt aktualisiert am 13. November 2020]

Weniger Autoverkehr gleich weniger Unfälle gleich weniger Schäden. Das hat der erste Lockdown im Frühjahr gezeigt. Der Kfz-Versicherer Huk Coburg wirbt bei seinen Kunden mit Beitragserstattungen, weil er während des Lockdowns 5 Prozent weniger für Schäden aufwenden musste. Ebenso die DEVK. Doch sicher gibt es diesen Bonus nicht, und auch nicht umsonst: Als Kunde musst Du dich für ein weiteres Jahr binden. So vergibst Du die Chance, dieses Jahr den Anbieter zu wechseln – und vielleicht viel mehr zu sparen.

Eine weitere Voraussetung, die beide Konzerne für Rückerstattungen von Beiträgen aufstellen: Versicherte müssen das Jahr über in der Kfz-Versicherung schadenfrei bleiben.

Wir haben für Dich bei Anbietern nachgefragt: Alle sagen, es sei noch ungewiss, ob 2020 tatsächlich ein günstiges Schadensjahr werde. Viele verweisen auf die Kehrseite der Coronakrise: steigende Kosten für Ersatzteile, lange Wartezeiten und damit Mehrkosten für Ersatzwagen. Mehr zu den Antworten der Versicherer liest Du weiter unten.

Für Dich bedeutet das: Auch wenn Deine Versicherung Dir einen Bonus verspricht, prüfe Deinen Vertrag. Das gilt nicht nur für Kunden der Huk. Such zunächst auf Verivox* oder Check24* nach den günstigsten Tarifen. Und dann bei Huk-Coburgs Online-Tochter Huk24*, die auf den Portalen nicht vertreten ist, aber häufig günstige Tarife anbietet. Unabhängig davon, bei wem Du aktuell versichert bist.

Stellt sich Dein aktueller Vertrag als gut und günstig heraus und bist Du mit Deiner Versicherung zufrieden, kannst Du also bleiben – und gegebenenfalls einen Bonus einstreichen. Trifft jedoch einer der Punkte nicht auf Dich zu, dann wechsle lieber.

Übrigens, sicher Geld zurück gibt’s über einen anderen Weg: Bist Du deutlich weniger Kilometer gefahren als sonst, kannst Du das melden und so die Beiträge drücken.

Weniger Schäden? Heißt das, auch weniger Beiträge?

Wir wollten wissen, ob die Versicherungen einen Rückgang an Schäden verspürt haben und ob dieser zu Einsparungen führt. Denn dann wäre es nur fair, die Kunden daran zu beteiligen.

Alle angefragten Unternehmen gaben uns gegenüber an, weniger Schäden verzeichnet zu haben. Eine Weitergabe in Form von Beitragserstattungen schließen aber viele aus. Hier Auszüge aus den Antworten, die wir erhalten haben.

Besonders genau war die Antwort der Huk:
„In den ersten Wochen waren es 40 Prozent weniger Schäden in der Kraftfahrt-Haftpflicht und etwa 30 Prozent in der Kaskoversicherung. Im Mai verzeichneten wir in der Haftpflicht 25 Prozent weniger, im Juni noch 20 Prozent. Mittlerweile hat sich das Verkehrsaufkommen auf einem mehr oder minder normalen Niveau eingependelt. Das gilt weitgehend auch für Kfz-Schäden.“

Deshalb geht die Huk nach eigenen Angaben auf Grund dieser Minderung von 5 Prozent weniger Schadenaufwand für sich aus. Allerdings muss das nicht unbedingt so kommen.

Auch das Wetter spielt eine Rolle

Wie die Huk lehnten auch alle anderen Anbieter es ab, sich schon jetzt festzulegen. Zum einen ist das aktuelle Jahr noch lange nicht vorbei. Und zum anderen gibt es auch andere Schadensursachen. Darauf verweisen nicht zu Unrecht etwa R+V24 und Allianz:

R+V24: „Zum jetzigen Zeitpunkt können wir noch kein Fazit über das Versicherungsjahr 2020 ziehen. Der niedrigeren Schadenhäufigkeit durch weniger Fahrten zum Höhepunkt der Krise stehen höhere Werkstatt- und Ersatzteilkosten entgegen. Gerade bei Ersatzteilen gibt es bereits seit Jahren eine Teuerung, die deutlich oberhalb der Inflationsrate liegt (…). Durch Lieferengpässe aufgrund der Corona-Krise können sich insbesondere Reparatur- und Ausfallkosten zusätzlich verteuern und die positiven Effekte der niedrigeren Schadenhäufigkeit aufzehren. Zudem ist noch nicht absehbar, wie sich die Kaskoversicherung in diesem Jahr entwickelt – das hängt von verschiedenen Faktoren ab, zum Beispiel von Schäden durch Sturm oder Hagel.“

Allianz: „Wir sahen einen deutlichen Rückgang der Verkehrsunfälle nach den Corona-Ausgangsbeschränkungen. Aufgrund von Corona hatten wir eine Erhöhung des Schadenaufwandes aufgrund von längeren Lieferfristen von Fahrzeugteilen bzw. neuer Fahrzeuge. Dazu kamen personelle Engpässe bei den Werkstätten, die zu höheren Nutzungsausfall- bzw. Mietwagenkosten führten sowie steigende Ersatzteilpreise. Insgesamt erhöhten sich die Schadenaufwendungen dadurch um ca. 30 Prozent. Zwischenzeitlich hat sich die Schadenquote wieder normalisiert. Wie sich der weitere Verlauf des Schadenjahres entwickeln wird, lässt sich derzeit nicht absehen. Hierbei sind nicht nur Kollisionsschäden zu berücksichtigen, sondern auch beispielsweise witterungsbedingte Schäden durch Sturm oder Hagel.“

AllianzDirect: „Wir haben sowohl einen Rückgang der Schadenhäufigkeit sowie einen Rückgang des Neugeschäfts infolge der in den verschiedenen Märkten verhängten Sperrmaßnahmen und der geringeren wirtschaftlichen Aktivität erlebt.  Zum jetzigen Zeitpunkt können wir noch keine abschließenden Aussagen zu mittel- bis längerfristigen Auswirkungen machen, einschließlich der Entwicklung der Ersatzteilkosten, und der Normalisierung der Schadenhäufigkeit.“

Trotz weniger Schäden kann es teurer werden

Und Schadenanzahl ist auch nicht unbedingt gleich Schadenhöhe. Die Autoversicherer klagen über höhere Kosten für Ersatzteile, unter anderem auf Grund coronabedingter Lieferengpässe, außerdem erhöhter Hygieneanforderungen. Zudem stünden wegen dieser Lieferengpässe Autos teils auch länger in der Werkstatt – was dazu führen könne, dass über längere Zeiträume Kosten für Mietwagen anfallen würden.

Nexible: „Bei den Kfz-Versicherungen konnten wir zum Start der Pandemie einen Rückgang der Schadenanzahl verzeichnen. Seit Anfang des Sommers ist diese jedoch gestiegen und ist mittlerweile wieder auf dem Niveau von vor der Krise. Auf der Aufwandsseite sehen wir allerdings neben dem Anstieg der Ersatzteilpreise auch neue Leistungsarten wie etwa Hygienekosten, die wir in angemessener Höhe bei jeder Reparatur übernehmen.“

CosmosDirekt/Dialog: „Wir hatten während der Hochphase der Corona-Pandemie geringere Anzahl an Schadenfällen als im Vergleichszeitraum. Allerdings muss für die Beurteilung, ob das Jahr mehr oder weniger schadenträchtig war, das komplette Jahr betrachtet werden und nicht nur ein Ausschnitt daraus. Zudem verzeichnen wir aktuell einen steigenden Schadenaufwand durch steigende Ersatzteilpreise sowie Hygienezuschläge durch Werkstätten und Mietwagen.“

Ergo: „In Kfz sehen wir im April/Mai einen Rückgang der Schadenanzahl. Seit Juni ist die Schadenanzahl wieder gestiegen und hat mittlerweile fast das normale Niveau erreicht. Gleichzeitig sehen wir aber auf der Aufwandsseite neben dem Anstieg der Ersatzteilpreise auch neue Leistungsarten wie z.B. Hygienekosten, die wir bis 40 Euro bei jeder Reparatur übernehmen.“

Verti: „Bei Verti haben wir während des Lockdowns im Zeitraum von April bis Juni 2020 eine reduzierte Anzahl an Schäden verzeichnet. Seit zwei Monaten bewegen wir uns wieder auf Vorjahresniveau. Gleichzeitig verzeichnen wir aber einen Kostenanstieg, z.B. durch notwendige Fahrzeugdesinfektionen bei Werkstattaufenthalten oder durch höhere Ersatzteilkosten.“

AdmiralDirekt: „Nach aktuellem Stand werden wir das Jahr 2020 mit einer im Vergleich zum Vorjahr niedrigeren Schadenhäufigkeit abschließen. Wir führen das im Wesentlichen auf den Rückgang der Mobilität in der Zeit des Lockdowns Mitte März bis Ende Mai zurück. Was wir für das Jahr 2020 ebenfalls feststellen, ist ein deutlicher Anstieg des Schadendurchschnitts (Kosten pro Schaden). Einfach gesagt: Es wurde von Teilen unseres Bestandes weniger gefahren, was zu einem Rückgang der Schadenhäufigkeit geführt hat. Die Schäden, die reguliert wurden, sind aber teurer geworden.“

VKB: „Die Neuschadenmeldungen in der Kraftfahrzeugversicherung sind zu Beginn der „Lockdown-Phase“ kurzzeitig um ca. 30% gesunken. Seit dieser deutlichen Senkung Ende März beobachteten wir bereits Ende April einen kontinuierlichen Anstieg der Neuschadenmeldungen. Seit Juli befinden wir uns nur noch geringfügig unter dem vergleichbaren Wert des Vorjahres.“

Friday: „(…) ist noch keine Aussage möglich, da das Schadenjahr noch nicht abgeschlossen ist und verschiedene Effekte auch zu höheren Schadendurchschnitten geführt hat (z.B. Ersatzteillieferung, Fahrzeugreinigung).“

Nexible: „Wir können uns den tatsächlichen Schadenaufwand erst am Ende des Jahres ansehen. Aufgrund der verschiedenen Faktoren kann dieser sehr unterschiedlich ausfallen.“

Und gibt es nun Geld zurück?

Von einer Weitergabe eventueller Einsparungen an Kunden gehen die meisten Anbieter derzeit nicht aus, allein die Huk gibt sich vorsichtig optimistisch. Wie eingangs beschrieben jedoch unter Vorbehalt. Und unter der Bedingung, dass der Kunden noch bis ins nächste Jahr hinein auch Autoversicherungskunde bleint.

Huk/Huk24: „Wenn das Schadengeschehen bis Ende des Jahres weiter günstig bleibt, werden wir – wie angekündigt – unsere Kunden finanziell an einer möglichen Kostenersparnis teilhaben lassen – nach jetziger Sicht wird das signifikant aus Sicht des Unternehmens sein. Wir gehen derzeit davon, dass unser Schadenaufwand 2020 rund 5 Prozent niedriger sein wird als in anderen Jahren. Doch das Ausmaß der Reduktionen im Schadenaufwand lässt sich endgültig erst mit Ablauf des Geschäftsjahres 2020 bewerten.“

Verti: „Für laufende Versicherungsjahre sind keine Beitragsreduzierungen vorgesehen.“

Ergo: „Insgesamt bleibt abzuwarten, wie sich der Schadenaufwand aufgrund der verschiedenen Faktoren am Ende des Jahres letztendlich darstellt.“

VBK: „Erst gegen Ende des Jahres 2020 lässt sich die Entwicklung konkret fassen und es können mögliche Handlungsoptionen besprochen werden. Gerade als Versicherer ist es wichtig, Stabilität zu beweisen und Sicherheit zu geben. Unsere Intention ist es, nicht über eine mögliche, schnelle Rückvergütung und Reaktionen zu sprechen. Wir testen und kalkulieren fundiert diverse Konzepte für unsere Kunden und Vertriebspartner, die die Situation ganzheitlich aufnehmen. Wie genau das aussehen wird, steht noch nicht fest.“

 

Kathrin Gotthold
Autor

Stand:

Kathrin Gotthold achtet darauf, dass bei Finanztip auch komplexe Themen einfach und verständlich erklärt werden. Als Textchefin sorgt sie für den richtigen Ton. Zusätzlich schreibt sie über Versicherungen. Vor Finanztip arbeitete Kathrin als Verbraucherjournalistin für große deutsche Medienhäuser, u.a. die Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ), die Berliner Morgenpost und die Welt-Gruppe. Dort verantwortete sie das Ressort Verbraucherfinanzen. Vor ihrem Leben als Journalistin arbeitete sie als Rechtsanwältin.

1 Kommentar

  1. Ich habe meine Kfz-Versicherung seit Jahren bei der Huk Coburg und bin bislang sehr zufrieden mit dem Service und den Beiträgen. Jedes Jahr lasse ich den Tarif kurz überprüfen und die Mitarbeiter finden immer den günstigsten und sind jederzeit bereit zur Optimierung. Echte Kundenorientiertheit!
    Sehr erfreulich fand ich auch, dass die HUK verstanden hat, dass es günstiger und weniger auwändig ist, alte Kunden zu halten, statt neue mit Lockangeboten zu ködern. Zum ersten Mal ist mein Beitrag für das neue Jahr günstiger als der für einen Neukundenvertrag in derselben Schadensfreiheitsklasse.
    Ich hoffe, dass das Service-Niveau so bleibt.

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