Blicke ich auf die historische Motive zur Entwicklung des § 489 Abs. 1 Nr. 2 BGB, hatte auch ich in der Sache ein anders lautendes Urteil des BGH erwartet, wobei ich zudem zweifelte, ob dieser Paragraph überhaupt auf ein Finanzprodukt anwendbar ist, welches mit hohen Gebühren und Vorleistungen dazu abgeschlossen wurde, sich langfristig vom Marktzins abzukoppeln.
Interessant ist die Entwicklung des § 489 Abs. 1 Nr. 2 BGB allemal.
http://home.uni-leipzig.de/ban…kumente/2002-10-09-01.pdf
https://www.buzer.de/gesetz/6597/al24037-0.htm
(Dank @joergspi sowie @BSHKunde für die Links).
Warum im Jahre 2010 der ursprüngliche Zweck des Verbraucherschutzes anscheinend auch auf institutionelle Darlehensgeber erweitert wurde, kann ich nur vermuten.
Manche Gerichte legten in ihrem Urteil bezüglich einer Kündigung nach § 489 Abs. 1 Nr. 2, jedoch u.a. dessen Motive zu Grunde und entschieden im Sinne des Bausparers (als Verbraucher).
Auch der einstimmige Beschluss des Petitionsausschusses des Bundestages, der Gesetzgeber möge doch im Sinne des Verbraucherschutzes bezüglich der großen Anzahl an Kündigungen einschreiten, trübte das Urteilsvermögen des BGH in der Sache anscheinend nicht.
Diesbezüglich bin ich auf die Urteilsbegründung natürlich sehr gespannt.
Wie dem auch sei, grundsätzlich kommt Ihr Kommentar meinem (in 823) dargelegtem Fazit doch sehr nahe.
Der Finanzmarkt wird mit „billigem Geld“ zur Banken- und Staatsrettung geflutet, in der Hoffnung, dass der Reformstau in einigen EU-Ländern endlich behoben wird. Die Masse der Bevölkerung wird derweil mit populistischen Inhalten abgelenkt.
An anderer Stelle wird im Sekundentakt gezockt und in den oberen Etagen sind scheinbar Werte wie Moral, Anstand sowie Steuergerechtigkeit leider zu Worthülsen verkommen.
Bezüglich einer Alterssicherung, haben in diesem Umfeld traditionelle, konservative Anlageformen anscheinend kaum noch Chancen, wenn nicht der Gesetzgeber hilft. Werbung und Wirklichkeit sind nun einmal zwei Dinge.
So oder so, die Krise wird von den sparenden Bürgern bezahlt. Jene Bürger, die auch brav ihre Steuern im Lande zahlen, während Großkonzerne diesbezügliche Gestaltungsmöglichkeiten weiterhin in vollen Zügen genießen dürfen.
Die aus meiner Sicht gute Idee eines vereinigten Europas wird meiner Meinung nach leider scheitern, wenn es nicht gelingt, die Mehrheit der Bevölkerung mitzunehmen. Reformen sind aus meiner Sicht daher dringend notwendig, eine zunehmende Umverteilung von „unten nach oben“ muss gestoppt, übermäßigem Lobbyismus endlich begegnet werden.
Ich hoffe, man handelt besonnen und der Spagat gelingt.