Immobilie oder ETF? Geld ist da, aber Lebenslage unsicher

  • Hallo,


    ich bin Anfang 30 und möchte auf Dauer sicher im Eigenheim wohnen. Auch Eigenkapital habe ich schon einen recht beträchtlichen Anteil (ca. 50%).


    Leider bin ich aus beruflichen und privaten Gründen noch nicht sicher, wo genau ich die nächsten 10 Jahre sein werde. Es ist sogar relativ wahrscheinlich, dass es in den nächsten 5 Jahren noch mindestens einen Umzug geben wird.


    Aktuell liegt der Großteil des Geldes unverzinst auf Tagesgeldkonten und ich befinde mich, gefühlt, in einem Dilemma:

    Einerseits heißt es in den Ratgebern immer, dass es der größte Fehler ist, das Geld nur unverzinst rumliegen zu lassen.

    Andererseits heißt es, dass bei Investieren in ETF, das Geld im Zweifelsfall auf 15 Jahre gebunden ist - das möchte ich nicht; ich möchte schon innerhalb von 15 Jahren eine Immobilie kaufen.

    Ab wann lohnt es sich denn eine Immobilie zu kaufen? Schon ab 2-5 Jahren? Oder sind dann die Einmalkosten zu Beginn zu hoch und rechnen sich nicht?


    Wie gehe ich hier sinnvollerweise vor, wenn meine Zukunftspläne noch nicht ganz sicher sind, ich aber etwas vernünftiges mit dem Geld machen will?

  • Ich würde noch ein paar weitere Fragen stellen:


    - Lebst du alleine oder hast Du Familie? Wenn aktuell alleine, soll das langfristig so bleiben?

    - Wenn Du an ein Eigenheim denkst, was schwebt Dir da vor? Wohnung oder Haus? In der Stadt oder auf dem Land? Wie groß, wie teuer?

    - Wenn Du jetzt etwas kaufst, wie lange erwartest Du realistisch dass es dauern würde, den Kredit komplett abzubezahlen?

    - Wenn Du sagst, Du weißt noch nicht wo es Dich hin verschlägt, wäre das in Deutschland oder im Ausland?

    • Ich lebe aktuell zu zweit mit meiner Partnerin. In den nächsten Jahren sollen auch Kinder dazukommen.
    • Langfristig würde ich gerne in einem Haus im Einzugsgebiet einer Stadt wohnen. Gute 100m² z.B. In den nächsten ca 5 Jahren stehen, wie gesagt, aber noch andere Etappen und Umzüge bevor und kurz-/mittelfristig möchte ich noch in einer Wohnung in der Stadt wohnen (ca 3 Zimmer, 70m²). Hier ist eben die Frage, ob es sich lohnt schon so eine Stadtwohnung zu kaufen und dann später entweder zu verkaufen oder zu vermieten, wenn wir umziehen, ggf. in ein gekauftes Haus. Oder ob es besser ist, die Stadtwohnungen einfach zu mieten. Dann wieder die Frage, was mache ich sinnvollerweise mit dem Geld in diesen Zwischenjahren der Miete? Genau abschätzen, wie lange wir in der Stadt bleiben wollen, können wir jetzt noch nicht.
      Kaufpreis ist aktuell wohl so bei 400k-500k. Sowohl was Wohnungen in der Stadt anbetrifft als auch Häuser im Einzugsgebiet.
    • Den Kredit dafür müsste ich wohl ca. 10 Jahre abbezahlen. Da müsste ich aber nochmal genauer planen, welche Raten wirklich sinnvoll machbar sind, auch ggf. während Elternzeit. Ich bin mir hier auch nicht sicher, ob es beim Hauskauf sinnvoll ist, bestehende ETF Anteile zu verkaufen, um das Eigenkaptial weiter zu erhöhen und den Kredit weiter zu verringern. Eigenkapital ist, wie gesagt, schon bei deutlich über 20%.
    • Umzug höchstwahrscheinlich auch ins EU-Ausland geplant.
  • Abnehmen kann Dir die Entscheidung natürlich niemand, und Du wirst hier hoffentlich viele unterschiedliche Meinungen als Anregung erhalten.


    Meine persönliche Tendenz wäre eher gegen Immobilienkauf. Wie Du es beschreibst, ist es unwahrscheinlich, dass Du die Wohnung längerfristig selbst nutzen wirst. Möglicherweise steht ein Umzug ins Ausland an, und wenn nicht dann trotzdem noch aus der Stadt ins Umland mit mehr Fläche. Die Wohnung wäre also voraussichtlich als Finanzinvestition zu betrachten. Dafür gibt es, wie ich es sehe, für Dich aktuell wenig Veranlassung. Ich würde eher mal das Pulver trocken halten und mich nicht psychologisch unter Handlungszwang setzen lassen. Du verdienst gut, hast schon viel gespart und wirst voraussichtlich weiter gute Sparraten haben. Denk vielleicht mal in die Richtung, 50% auf dem Tagesgeldkonten zu lassen, und 50% in einen ETF zu investieren (% nur als Beispiel). Dann hast Du ein gewisses Upside, und wenn der ETF um die Hälfte einbrechen würde, hättest Du im Kurs-Tief immer noch 75% Deiner Mittel. Das würde, wenn dann ein konkreter Hauskauf ansteht, zumindest keinen Strich durch die Rechnung machen. Dann kannst Du sogar immer noch überlegen, ob Du erst mal nur den Cash-Teil verwendest und mehr finanzierst, um beim ETF noch auf eine Kurs-Erholung zu hoffen. Wenn die Kurse hochgehen kannst Du dann verkaufen und sondertilgen, oder Du lässt es einfach stehen und tilgst aus Deinem Einkommen wenn das ausreichend ist.


    Noch ein Gedanke: Der Immobilienmarkt ist natürlich ganz anders, als in einen ETF zu investieren. Es gibt Leute, die suchen jahrelang, bis sie das richtige Objekt gefunden haben. Also wenn Du siehst dass es auf eine bestimmte Stadt herauslaufen wird, ruhig früh anfangen, sich im Markt umzusehen und ein Gefühl für Lagen und Preise zu entwickeln.

  • Hm, ob ich jetzt von Spitzbergen aus eine Wohnung in Wuppertal vermieten wollen würde? Wohl eher nicht.


    Auch wenn ein Depot nicht 1:1 als Eigenkapital gilt, würde es doch bei einer Immobilienfinanzierung hilfreich sein. Die Kaufnebenkosten sollte man aber nicht finanzieren müssen.


    Will heißen, aus meiner Sicht: Erstmal keine Immobilie, sondern ETF(s). Das Depot würde ich dann im Falle des Immobilienerwerbs auch nicht zwingend auf Null fahren, ggf. sogar zu 100% weiter bestehen lassen.


    Persönliche Meinung, muss niemanden außer mir gefallen. :saint:

  • Danke für die Rückmeldungen und Einschätzungen!


    Um das Geld nicht nur rumliegen zu lassen, tendiere ich jetzt dazu einen Teil davon (wohl erstmal deutlich weniger als 50%) in ETFs zu investieren.

    Den Großteil werde ich wohl erstmal weiterhin unverzinst rumliegen lassen, um dann nicht während eines möglichen Kurstiefs die ETFs verkaufen zu müssen und trotzdem genügen Eigenkapital für eine vernünftige Finanzierung und Immobilie zu haben. Ich möchte auch generell nicht ewig lange verschuldet sein (max. 10-15 Jahre); das wäre mir persönlich unangenehm.


    Gleichzeitig hoffe ich, dass sich ich bald (also innerhalb der nächsten 1-2 Jahre) auch verlässlicher in die Zukunft planen kann und dann hoffentlich besser weiß, was ich mit dem Geld mache. Statt es jetzt vorschnell auf 15 Jahre in ETF oder Immobilie zu investieren. Es tut nur weh, viel Geld unverzinst der Infaltion hinzugeben.


    Klingt das soweit sinnvoll?