bAV Auflösen und in ETF rein oder liegen lassen

  • Hallo zusammen,


    aktuell ordne ich meine Altersvorsorge neu, Hintergrund ist der bereits länger bestehende Verdacht mit den klassischen Produkten (Riester, bAV usw.) auf Dauer einfach nicht glücklich zu werden. Parallel bringen wir gerade die Anschlussfinanzierung unseres Hauses unter Dach und Fach, damit ist eine große Unbekannte vom Tisch und der Rest kann sich dann entsprechend "drumrum" legen.

    Finanziell sind die letzten 25 Jahre bis zur Rente nun auch deutlich vorgezeichnet, als IT-Experte bei einem großen Autobauer aus Niedersachsen und zusammen mit meiner Frau (Vollzeit in der Metallindustrie tätig) verfügen wir zusammen über verlässlich 150 - 200k Brutto Jahreseinkommen. Ein Kind vorhanden, ein weiteres nicht ausgeschlossen.


    Vor gut 10 Jahren also nach dem Studium mit einer bAV angefangen und auch in den 18 Monaten im Ausland privat fortgeführt, in 2011 dann ein BSP als Wohnriester abgeschlossen. Mittlerweile habe ich ein paar Gehaltssprünge gemacht und hab mich auch mehr mit der Thematik beschäftigt, daher nun der Zeitpunkt ein paar Dinge zu ändern.


    Mein Ziel ist es also, möglichst aus allen geförderten (und damit sehr unflexiblen) Produkten auszusteigen und das frei werdende Kapital in einen ganz langweiligen ETF basierend auf MSCI World anzulegen. Wohnriester wird zu Ende 2021 auslaufen da Anschlussfinanzierung ein einfaches Annuitätendarlehen, das meiste Geld liegt daher in einer bAV (Volkswohl Bund, Safe Invest Step, fondsgebundene Rentenversicherung) mit Gehaltsumwandung, welche ich seit 01.03.2007 bespare. Angefangen mit gut 200,-€ / Monat hat sich das über die Jahre gesteigert, so dass aktuell knapp 800 Anteile an Templeton Growth Fonds zu derzeit ca. 19,50 € angehäuft worden sind. Rückkaufwert zum 01.01.2022 beträgt lt. V.-Schein gut 26k, lt. "Information zum Stand Ihrer Versicherung" beträgt der "Auszahlungsbetrag bei vorzeitiger Kündigung" gut 33k. Ob das nun eine gute Entscheidung war diesen Vertrag abzuschliessen ist letztendlich egal, ich möchte rein in die Zukunft schauen und nicht vergebenen Chancen hinterhertrauern...


    Aktuell ruht dieser Vertrag beitragsfrei, kostet aber jeden Monat 3,15€ Verwaltungskosten. Eine Fortführung kommt nicht in Frage, entweder laß ich das Ding liegen bis zum Renteneintritt in 2043 oder aber (vom Bauch her mein Favorit) löse den Vertrag auf und schiebe das Geld als Einmalanlage in einen entsprechenden ETF. Leider fällt mir schwer das konkret abzuschätzen, ich hab aber ein wenig mit den Zahlen gespielt und komme zu dem Ergebnis, dass wenn ich ca. 30k rausbekomme und mit 6% in einen ETF anlege sowie vergleichbar weiter bespare am Ende ca. 307k komme, in diesem Vertrag lt. Angaben aber nur bei ca. 205k lande.


    So, hoffe ich hab die notwendigen Daten geliefert so dass Ihr Euch ein Bild machen könnt, freue mich auf Eurer Feedback.


    Danke & Gruß,

    Hannatz

  • Hmm,

    wäre mir neu, dass Du eine BAV so einfach kündigen kannst. Meine BAV ruht nach einem Wechsel des Arbeitgebers seit 2013.

    Ich habe aktuell keine Möglichkeit vor 2035 an das Geld aus dieser BAV heran zu kommen.


    ETF-Depot kann ich nur empfehlen. Bespare seit einiger Zeit mein langfristiges 'Rentendepot'. Flexibler geht es kaum!


    BTW: Ich würde prüfen, ob alle Zeiten in der GRV sauber erfasst sind (Schul- und Ausbildungszeiten). Evtl. lohnt sich auch eine entsprechende Nachzahlung der Schul- und Ausbildungszeiten.

    Nachzahlen für Schulzeiten - Sinnvoll? - rentenfuchs.info

    Mögen zwar nur Peanuts sein, aber warum nicht mitnehmen.

  • Da kann ich monstermania nur anschließen: Eine BAV zu Kündigen ist in der Regel nicht möglich weil es vom Gesetzgeber untersagt ist in den BAV Zertifizierungs-Bedingungen für das Produkt.


    Ich hatte es vor 2 Jahren auch angefragt und eine klare Abfuhr erhalten. Seitdem liegt der Vertrag still und kostet minimal Gebühren.


    Das "Gesparte" Nettoeinkommen wandert zusätzlich in das ETF Portfolio.

  • Die Frage ist, ob es sich bei Deiner Versicherung wirklich um eine BAV handelt, oder doch um eine klassische private Renten- bzw. Direktversicherung (fondsbasiert). :/


    Eine BAV wird i.d.R. über den AG als Förderunternehmen abgeschlossen und per Gehaltsumwandlung aus dem Bruttoentgelt bezahlt. Zumeist schießt der AG dann noch einen Anteil dazu (je mehr je besser:)).

    Bei meiner BAV gibt es keinen Rückkaufwert in den Unterlagen. Ich habe nur den Rentenwert und die Wert der einmaligen Kapitalabfindung in den Unterlagen.

    Beides aber erst 2037 fällig.

  • Hab noch mal den Versicherungsschein zu Rate gezogen:


    • fondsgebundene Rentenversicherung
    • mit aufgeschobener Rentenzahlung
    • mit Anlage der Sparbeiträge in Investmentfonds
    • mit Beitragrückgewähr bei Tod vor Rentenbeginn
    • mit Rückgewähr der Beiträge zum Ende der Aufschubzeit
    • mit Sicherheitskonzept
    • mit individueller Rentengarantiezeit
    • mit planmässiger Erhöhung von Hautversicherungsbeitrag und Sparbeitrag
    • Direktversicherung durch Entgeldumwandlung
    • Tarif FR
  • Ok, als keine BAV, sondern eine Direktversicherung.


    Da es sich bei der Direktversicherung um eine Entgeldumwandlung handelt, fallen bei einer Kündigung steuern und ggf. Sozialabgaben an! Dadurch dürfte sich der Rückkaufswert nochmals mindern.

    Zitat: "Per Gesetz ist die Kündigung einer Direktversicherung als förderschädlich eingestuft. Deshalb entstehen dabei hohe Kosten von meist mehreren tausend Euro, weil Sie bis dahin gesparte Steuern und Sozialabgaben nachzahlen müssen. Der Rückkaufswert der betrieblichen Altersvorsorge ist entsprechend stark reduziert."

  • Danke für die Präzisierung, ich hatte das warum auch immer in den gleichen Topf geworfen...

    Wie bekomme ich dann raus, was bei einer Auflösung/Kündigung an Nachzahlungen auf Steuer etc. fällig wird? Kann das der Versicherer machen?


    Und mal so aus der Hüfte geschossen, gleicht der Wechsel in einen thesaurierenden ETF mit entsprechender Performance diese Kosten nicht langfristig wieder aus? Gibt es da Vergleichsrechnungen oder Prognosen?


    Danke für Deine Unterstützung!

  • Hmm,

    evtl. kann sich dazu einer der kompetenteren Forenteilnehmer etwas konkretes dazu sagen (Zahlen).

    Es läuft so, dass Du auf alle Beiträge für Deine Direktversicherung ja keine Steuern + Sozialabgaben geleistet hat.

    Bei der Kündigung müssen diese Abgaben dann an das Finanzamt und ggf. die GKV geleistet werden. Wenn Du Privat versichert bist, fallen keine Abgaben an die GKV an!

    Ich würde dazu evtl. mal einen Steuerberater befragen.


    Die Rendite eines ETF-Fondssparplan kann man mit diversen kostenlosen Rechnern gut ausrechnen. Ich nutze dafür folgenden Rechner: Fondsrechner zum Fondssparen (zinsen-berechnen.de)

    Als langfristige Rendite für einen MSCI World würde ich mit 7% p.a. kalkulieren.

    So kannst Du dann durchrechnen, wie schnell sich bei unterschiedlichen Anfangsinvestition der Depotwert erhöht bzw. wie lange Du brauchts um Deine Direktversicherung zu übertreffen.


    BTW: Bei Eurem Einkommen sollte auch so eine vernünftige Sparrate herum kommen. Wenn Ihr 500€ pro Monat für 25 Jahre in ein weltweiten ETF einzahlt, kommt da ganz schön was zusammen. So ~ 400K€ vor Steuern.