In Rente von ETF-Ausschüttungen leben

  • moin, moin, in die Runde,


    Ich bin im fortgeschrittenen Alter von 70 Jahren, gehe aber davon aus, mindestens 100 Jahre alt zu werden - nicht wirklich ein Witz.


    Ich habe ein wirklich gütliches Auskommen, muss also nicht zusätzlich von Erspartem leben. Aber: Ich habe rund 50.000/60.000 Euro, die ich nicht einfach auf dem Girokonto rumliegen lassen will. Eigentlich interessieren mich Finanzfragen aber auch nicht.


    Deshalb suche ich nach einer Möglich, diesen Betrag anzulegen, ohne mich groß weiter drum kümmern zu müssen. Mir wäre aber sehr recht, wenn ich von einer Anlage in aller Regel einmal im Jahr (natürlich nach Abzug der Steuern) vielleicht 2.000/3.000 Euro abziehen könnte, ohne die Basisinvestition selbst (also eben die 50.000/60.000 Euro) anzugreifen.


    Insofern kam ich auf ETFs und hier auf solche wie etwa den MSCI World etc. Ich hatte da auch einen Vorschlag von meiner Hausbank (die erstens hohe Kosten hat und zweitens derlei internationale ETFs nicht anbietet) und von meinem MLP-Berater. Auch bei ihm bin ich mir nicht sicher, ob seine Vorschläge nicht vor allem MLP dienen sollen.


    Der langen Rede kurzer Sinn: Gibt es Ratschläge, wie ich die genannte Summe halbwegs sinnvoll anlegen kann, dabei pro Jahr maximal den Gewinn abschöpfe und ansonsten mich nicht weiter kümmern muss?


    Danke für Tipps

    Jan-Bernd

  • Hallo Jan-Bernd , willkommen im Finanztip-Forum.


    Es gibt ausschüttende ETF auf den MSCI World, die bringen < 2% Ausschüttung pro Jahr vor Steuern. Wenn es darüber hinausgehen soll wären entsprechend Anteile zu verkaufen. Allerdings redest Du von bis zu 6% (3.000/50.000), das könnte in schlechten Jahren knapp werden mit dem Kapitalerhalt. Wenn also auch die Entnahme mal ausfallen könnte wäre das mMn eine Möglichkeit.


    Empfohlene ETF hier, dabei im ETF-Rechner schauen, wo der Haken "werden Dividenden wieder angelegt" nicht gesetzt ist. https://www.finanztip.de/indexfonds-etf/

  • Die Ausschüttung von Aktienfonds ist aber zu 70% steuerpflichtig. Wenn du stattdessen einen Auszahlplan auf einen thesaurierenden Fonds einrichtest, zahlst du nur Steuern auf 70% des Kursgewinns. Da bleibt wesentlich mehr Geld nach Steuern übrig als bei der Ausschüttung.

    Den Auszahlbetrag muß man dann so wählen, dass das Anlagekapital nicht weniger wird.

  • moin, moin,


    vielen Dank allen bisher Antwortenden. Wie Lothar Matthäus sagen würde: "Again what learned!"

    Und gerne bitte weitere Tipps. Ich lerne gerne.

    Jan-Bernd

  • Hallo Jan-Bernd ,

    willkommen auch von mir. Warum muß es denn eine ständige Entnahme sein. Ich halte mein Depot. Im Bedarfsfall kann ich ja immer noch zugreifen, und Fondsanteile verkaufen. In der Praxis ist es aber dazu noch nicht gekommen. Ich freue mich, wenn mein Depot Jahr für Jahr wächst. Allerdings habe ich Nachkommen, die ich auch gerne mit bedenken will.

    Gruß


    Altsachse

  • Die Möglichkeit eines Dividenden-ETF wurde ja schon genannt. Der Deka Euro Stoxx Select Dividend 30 enthält aber nur 30 europäische Aktien.

    Es gibt auch weltweite Dividenden-ETF, die viel breiter diversifiziert sind. Z.B. IE00B8GKDB10, da sind über 1000 verschiedene Aktien drin.

    Oder IE00BYYHSQ67, immerhin noch 300 Aktien.

  • Es gibt auch weltweite Dividenden-ETF, die viel breiter diversifiziert sind. Z.B. IE00B8GKDB10, da sind über 1000 verschiedene Aktien drin.

    Oder IE00BYYHSQ67, immerhin noch 300 Aktien.

    ... was dann leider wiederum auf Kosten der Dividendenrendite geht. Bei ersterem "nur" 3,6% p.a., beim zweiten 1,5%.

  • Ich finde diese Dividendendiskussion eigentlich überflüssig.

    Die Dividenden kommen ja nicht aus dem Nichts, sondern werden von den Unternehmen gezahlt und am Ausschüttungstag vom Aktienkurs des Unternehmens abgezogen (Rechte Tasche <> Linke Tasche).

    Und die letzte Kriese hat wieder einmal gezeigt, dass auch vermeintlich sichere Dividenden(zahler) ausfallen können.

    Langfristig hat immer noch der die Beste Rendite mit seinem Depot erzielt, der ein breit diversifiziertes Aktien-Portfolio aufgebaut hat. Dazu gehören Wachstumsunternehmen genau so wie Dividendenzahler.

    BTW: Ich würde niemandem empfehlen sein ganzes Geld in einen Index zu investieren, der nur 30 Aktien enthält.

  • Die Dividenden kommen ja nicht aus dem Nichts, sondern werden von den Unternehmen gezahlt und am Ausschüttungstag vom Aktienkurs des Unternehmens abgezogen (Rechte Tasche <> Linke Tasche).

    Das mit linker und rechter Tasche stimmt leider nicht. Zwischendrin greift noch das Finanzamt ein und zweigt 25% Abgeltungssteuer plus Soli (und evtl Kirchensteuer) ab. Und wenn man nennenswerte Beträge durch Dividenden ausleiten will, dann helfen die 800€ Freibetrag auch nur noch bedingt.


    Und vor mir jetzt einer kommt mit "beim Thesaurierer muss du auch versteuern"...ja, muss man. Aber nur den Gewinnanteil. Folgendes Beispiel:

    60 000€ investiert, 5% einmal als Ausschüttung, einmal als Kursgewinn des Thesauriers (egal woher). (Teilfreistellung ignoriert)

    Beim Ausschütter sind die 3000€ voll zu versteuern, minus 801€ Freibetrag macht 580€ Steuern (19,3%)

    Beim Thesaurierer sind das von den 63 000€ Wert vor Verkauf 95,2% kein Gewinn. Beim Verkauf von 3000€ Anteilen sind also nur 144€ zu versteuern. Je länger der Fonds läuft desto größer wird natürlich der Gewinnanteil, er bleibt aber immer unter 100%

  • ... was dann leider wiederum auf Kosten der Dividendenrendite geht. Bei ersterem "nur" 3,6% p.a., beim zweiten 1,5%.

    Man sollte immer zwischen langfristiger Geldanlage oder nebenher ein bischen zocken unterscheiden. Bei ersterem ist ein Fonds mit 30 Unternehmen aus einer Region ungeeignet.

  • Die Kalkulation sieht für einen Rentner mit 10t€ Jahresrente natürlich anders aus. Da schaut das Finanzamt in die Röhre, und muß das einbehaltene Geld erstatten.

    Ja klar, aber in der Realität dürften die Fälle nicht so häufig sein. Die haben entweder kein so großes Depot (wirklich arme Rentner) oder deutlich mehr Entnahme/Ausschüttung (z.B. Selbstständige). Und den Grenzsteuersatz von 25% erreicht man recht schnell.


    Der TE spricht übrigens von einem "wirklich gütlichen Auskommen", also ist die Überlegung eher weniger relevant.

  • Xenia

    Hat den Titel des Themas von „70 Jahre und kein bißchen weise?“ zu „In Rente von ETF-Ausschüttungen leben“ geändert.
  • Hierzu mal eine Frage. Zählt bei den Dividenden aus einem ausschüttenden Aktien-ETF auch der steuerfreie Anteil von 30 % oder muss man die Dividenden zu 100 % versteuern?

    Für Aktienfonds gelten grundsätzlich die 30% auf Dividenden Ausschüttungen und Kursgewinne ab 2018. Bei Anschaffung von 2009 bis 2017 ist der Kursgewinn bis zum 1.1.2018 voll zu versteuern, bei Anschaffung vor dem 1.1.2009 ist der Kursgewinn bis 1.1.2018 steuerfrei.

    Für Kursverluste gilt das gleiche, und Gewinne und Verluste können gegeneinander verrechnet werden.

    Dividenden gibt es eigentlich nur auf "richtige" Aktien, und die muß man voll versteuern.


    Voll heißt 25%KESt+SolZ+KiSt. Alternativ kann man in der Einkommensteuererklärung einen niedrigeren Steuersatz erzielen, wenn Einkommen oder Rente niedrig sind.

  • Ja klar, aber in der Realität dürften die Fälle nicht so häufig sein. Die haben entweder kein so großes Depot (wirklich arme Rentner) oder deutlich mehr Entnahme/Ausschüttung (z.B. Selbstständige). Und den Grenzsteuersatz von 25% erreicht man recht schnell.

    Wenn ich mich nicht verrechnet habe, dürfte eine Rente von 200t€ im Jahr ein zu versteuerndes Einkommen von etwa 54t€ und somit 13t€ Steuern, also 25% des zvE ausmachen. Für Ehepaare das doppelte, also 400t€.


    So "wirklich arm" finde ich das nicht. Für Selbständige, Angestellte und zukünftige Rentner mag das anders aussehen.