Daß aber mit steigendem und/oder hohem Bildungsgrad eine geringere (proportionale) Aversion gegen Verluste besteht (sollte ich diese Behauptung richtig verstanden haben), widerspricht meinen langjährigen Erfahrungen in der Lebenswirklichkeit. Und mit Sicherheit auch der Erfahrung der allermeisten Vermögensverwalter, Family-Offices usw.
Wenn man den umgekehrten Fall betrachtet, wird es klarer: kleine Kinder (noch ohne viel Bildung/Erziehung) haben mit die größte Verlustaversion. Man versuche mal, einem Kleinkind was aus der Hand zu nehmen... (obwohl Kinder auch eine kurze Phase haben, in der sie gerne Dinge verschenken).
Natürlich handelt es sich bei solchen Analysen immer um Durchschnittswerte. Ausnahmen von der Regel gibt es immer. Worauf der Artikel schwerpunktmäßig abzielt ist die Schwierigkeit von Menschen mit hoher Verlustaversion, überhaupt Deals / Geschäfte einzugehen - davon können z.B. Immobilienmakler ein Lied singen... (damit Handel zustandekommt, müssen die im Artikel genannten WTP-WTA-Verteilungen überlappen). Solche Untersuchungen haben maßgeblich dabei geholfen zu verstehen, warum manche Subsistenzwirtschaften in der 3. Welt nicht ans Laufen kommen, obwohl man viel Geld dorthin versenkt. Das (bekannte) Ergebnis war u.a., dass man zuerst in die Bildung investieren muss.
Was das urspr. Thema Gold anbelangt: es kann für Leute mit hoher Verlustaversion zum Fluch werden. Um die Fluktuation aufs Gesamtportfolio zu dämpfen, müssten sie sich vom Gold trennen, wenn der der Goldpreis am höchsten ist (verbunden mit hoher Inflation, gefallene Fonds/Aktien, etc.). Die dazu nötige Überwindung bringen sie jedoch umso weniger auf, je mehr das Gold Wert ist. Was Aktien/Fonds anbelangt, haben Menschen mit hoher Verlustaversion dasgleiche Problem: bei hohen Kursen überwiegt der Klammerreflex.