Detailfrage zu § 489 BGB - Ordentliches Kündigungsrecht des Darlehensnehmers

  • Hallo zusammen,


    ich plane, weitere Sondertilgungen für mein Immobiliendarlehen auszusetzen und stattdessen die Beträge in Festgeld anzulegen.


    Wenn die 10-Jahres-Frist für das Darlehen dann abgelaufen ist, möchte ich dieses mithilfe des in Festgeld angesparten Kapitals dann kündigen.


    Damit ich jetzt keinen Planungsfehler mache, habe ich eine dumme Frage: das mir laut https://www.gesetze-im-internet.de/bgb/__489.html zustehende Recht einer Kündigung "nach Ablauf von zehn Jahren nach dem vollständigen Empfang unter Einhaltung einer Kündigungsfrist von sechs Monaten" - das kann ich nach den zehn Jahren dann jederzeit ausüben, oder nur zu einem bestimmten Zeitpunkt nach genau 10 Jahren?


    Ich bin mir zu 99,9% sicher, dass der erste Fall zutrifft, möchte mich aber dennoch rückversichern.


    Vielen Dank!

  • Hallo Zusammen, meine Frage dazu wäre, ob nur nach genau 10 Jahren eine Kündigung ohne Entschädigung für den Zinsausfall möglich ist? Wir haben vor, soweit es machbar ist, durch Sondertilgungen nach 10 Jahren die Baufinanzierung abzulösen ohne Vorfälligkeitsentschädigung zu zahlen. Ich war der Annahme, es geht nur genau nach 10 Jahren. Zinsbindung ist bei uns 15 Jahre.

  • Hallo Zusammen, meine Frage dazu wäre, ob nur nach genau 10 Jahren eine Kündigung ohne Entschädigung für den Zinsausfall möglich ist? Wir haben vor, soweit es machbar ist, durch Sondertilgungen nach 10 Jahren die Baufinanzierung abzulösen ohne Vorfälligkeitsentschädigung zu zahlen. Ich war der Annahme, es geht nur genau nach 10 Jahren. Zinsbindung ist bei uns 15 Jahre.

    Ja, genau die Konstellation meinten wir oben.

    Nach 10 Jahren kann man frühestens (straffrei) die Kündigung aussprechen und ein halbes Jahr später das Darlehen (ganz oder teilweise) ablösen.

    So könnte man mehrfach Sondertilgungen in unbegrenzter Höhe leisten.

  • Wir haben vor, soweit es machbar ist, durch Sondertilgungen nach 10 Jahren die Baufinanzierung abzulösen, ohne Vorfälligkeitsentschädigung zu zahlen.

    Eine Vorfälligkeitsentschädigung kann berechnet werden bei fallendem Zinsniveau, nicht bei steigendem. Sie ist ja ein Schadenersatz. Unter aktuellen Bedingungen entsteht einer Bank aber kein Schaden, wenn ein Darlehen zu 1,x% vorzeitig abgelöst wird, sondern sie hat sogar noch einen Gewinn davon.


    Je nach psychischer Konstitution des Darlehensnehmers und Zinslage kann es günstiger sein, zusätzliches Geld nicht für eine Sondertilgung einzusetzen, sondern das Darlehen weiterlaufen zu lassen und das Geld parallel zu höherem Zins als dem Darlehenszins anzulegen. Finanztip hat über diese Option umfangreich berichtet.

  • 1. Danke für die Aufklärung :) darüber hatte ich mir keine Gedanken gemacht bzw. wäre ich nicht drauf gekommen, ob eine Vorfälligkeitsentschädigung abhängig von der Zinsentwicklung ist und

    2. Danke für den Tipp mit der Geldanlage statt Sondertilgung- das ist wirklich eine Überlegung wert 8)

    Ich finde dieses Forum sehr hilfreich, gerade wenn man eben nur Laie ist. Mit Wissen ergeben sich ganz andere Möglichkeiten finanziell besser gestellt zu werden/sein. :thumbup:

  • Aktuell ist der Zins gestiegen. M. hat aktuell eine Baufinanzierung zu 1,3% laufen (alle Zahlen in diesem Posting sind fiktiv). Jetzt hat sie Geld übrig, das sie sparen könnte und überlegt sich, was sie damit machen soll.


    Sie könnte sagen: "Ich habe Schulden, die drücken mir aufs Gemüt! Ich möchte meine Schulden verringern." Dann führt sie eine Sondertilgung durch, die Bank freut sich, und M. freut sich auch, weil ihr Schuldenstand sinkt.


    J. hingegen sagt: "Wenn ich dieses Geld aufs Tagesgeldkonto lege, bekomme ich dafür 3% Zinsen. Für das Darlehen zahle ich nur 1,3%. Ich zahle also für 1000 € Darlehen mit 13 € im Jahr weniger Sollzinsen, als ich für 1000 € Guthaben auf dem Tagesgeldkonto bekomme (nämlich 30 € im Jahr). Ich zögere also die Rückzahlung des Darlehens so lang hinaus, wie ich kann."


    Du siehst: Es gibt hier eine mathematische Komponente und eine psychische. Manche Leute fühlen sich mit Schulden nicht wohl, deswegen tilgen sie lieber als parallel anzusparen, obwohl das mathematisch gesehen die zweitbeste Lösung ist.


    Zinsen können auch sinken. Das war beispielsweise vor 10 Jahren so. P. hat ein Immobiliendarlehen zu 5% abgeschlossen (mit 10 Jahren Zinsbindung, nicht etwa nur 5 Jahren, sicher ist sicher). Der Zins ist nun ins Bodenlose gesunken. P. hat Geld auf dem Tagesgeldkonto und außerdem noch 30 T€ geerbt. Sie sagt sich: "Auf dem Tagesgeldkonto bekomme ich keinen Zins, für meine Schulden zahle ich aber 6%. Ich könnte doch einfach mein Geld nehmen und der Bank geben, dann wäre ich meine Schulden (zum Teil) los."


    Da sagt dann die Bank: "Wir haben einen Vertrag, der noch 5 Jahre läuft. In diesen 5 Jahren bekommen wir von Ihnen 5 x 5% Zinsen. Geben Sie uns nun einfach das Geld zurück, müssen wir es anderswo anlegen. Wir bekommen dafür aktuell aber keinen Zins. Wenn wir Sie aus dem Vertrag entlassen, fehlen uns diese Zinsen. Diesen Schaden müßten Sie uns ersetzen."


    Diesen Schadenersatz nennt man "Vorfälligkeitsentschädigung", er kommt eigentlich nur vor, wenn das Zinsniveau sinkt.


    Die obige Rechnung ist vereinfacht, damit sie leichter zu verstehen ist. In Wirklichkeit spielen da noch mehr Faktoren eine Rolle, die Rechnung ist komplizierter, und dann kommt natürlich auch das Allzumenschliche dazu.

  • Vielen Dank für die ausführliche Beispielerläuterungen :thumbup:


    Wir werden jetzt aktuell keine Sondertilgung machen, sondern Festgeld für 5 Jahre anlegen. In 5 Jahren können wir dann schon etwas mehr tilgen bzw. legen wieder neu an. Das könnten wir bis zu dem Zeitpunkt machen, bis die Kündigungsmöglichkeit nach 10 Jahren besteht um den Kredit dann mit dem angesparten Geld komplett abzulösen.

    Es gibt sicherlich bessere Zinsertragsmöglichkeiten als ein Festgeldkonto aber dafür haben wir zu wenig Wissen und sind zu ängstlich.

  • Janine, die Leute von Finanztip sagen: "Geld kannst Du selber." und wir hier als Leser von Finanztip halten uns auch an dieses Motto. Mein erster Rat ist: "Mach erstmal nichts, sondern lies Dich schlau." Das könnte in Deinem Fall recht schnell gehen, und wenn es länger dauert, (bis nach Weihnachten beispielsweise) dürfte nichts wesentliches kaputtgehen.


    Du kannst hier konkreter werde (dann werden die Ratschläge besser), aber Du mußt es nicht. Letztlich bist Du für Dein Geld selber verantwortlich. Ich lese zwischen den Zeilen, daß Du eine Baufinanzierung am Laufen hast. Die hast Du vermutlich in der absoluten Niedrigzinszeit abgeschlossen, daher wäre es nun jammerschade, wenn Du dieses Darlehen vor der Zeit ablöst. Du kannst aktuell auch als sicherheitsbewußte Anlegerin mit einer parallelen Anlage mehr an Kapitalertrag erzielen als Du für das Darlehen zahlst. Wenn Du es seelisch aushältst, daß die Schulden nicht sinken (oder nicht so schnell sinken, wie es möglich wäre), dann ist das eine gute Idee. Im Idealfall legst Du das jetzt überschüssige Geld so an, daß es zur Fälligkeit des Darlehens bereitsteht.


    Man wird Dir dann, in z.B. 7 Jahren das Folgedarlehen voraussichtlich nicht zu 1,x% anbieten, sondern vielleicht zu 4,x%. Damit sind die Karten dann anders gemischt, dann lohnt sich die parallele Anlage nicht mehr, also nimmst Du Dein Geld und schließt das Folgedarlehen über einen kleineren Betrag ab. Wenn Du dann (das ist weit in der Zukunft!) wieder Geld übrig hast, wirst Du vermutlich sondertilgen.


    Eine Sondertilgung entspricht einer steuerfreien, sicheren Anlage mit dem Darlehenszins, in Deinem Fall also vermutlich mit 1,x%.


    Ich bin kein Freund von Festgeldern, weil sie eben fest sind. Aber sie sind leicht abzuschließen, und wenn das Geld in eine Sondertilgung flösse, kämest Du ja auch nicht dran. Ich würde solche Anlagen vermutlich fraktioniert durchführen: Das übrige Geld kommt aufs Tagesgeldkonto, und wenn dort "zuviel" drauf ist, machst Du ein Festgeld. Der Zinsunterschied ist im Moment gering. Auf einem Tagesgeldkonto bekommst Du allenfalls marginal weniger als für ein Festgeld, bleibst aber flexibel.

  • Hallo Achim, du hast vollkommen recht, erstmal nichts überstürzen und Wissen aneignen!


    Du liegst richtig mit der Annahme einer Baufinanzierung zu einem Zins von 1,83% mit Bindung bis 2034. Meine innere Stimme sagt mir „schnell schuldenfrei werden“; wieder finanziell freier und sicher aber wissentlich durch dieses Forum hier, kann ich eben klüger die Finanzen verwalten/führen. Der Tip Tages- und Festgeld so zu teilen ist keine schlecht Idee zumal ich ohne ausreichendes Wissen ganz sicher keine Fonds oder Aktien mir zulegen würde. Dafür müssen wir zu hart unser bisschen Erspartes erarbeiten.

    Wie gesagt, ich bin sehr dankbar für die Anregungen und Hilfestellungen hier von euch Experten und werde mit Sicherheit, vielleicht schon bald, einschlägigere(schreibt man das so) Fragen stellen 8)

  • Hallo Achim, du hast vollkommen recht, erstmal nichts überstürzen und Wissen aneignen!

    Es ist wichtig, daß Du es bist, die da handelt, und auch Du bist dafür verantwortlich, was Du tust. Die Leute hier (und anderswo) können Dir viel erzählen, letztlich verantwortlich ist dafür keiner. Es ist mir ein Anliegen, demjenigen weiterzuhelfen, der hier fragt. Ich kann ihm zwar etwas vorschlagen (und meinen Vorschlag auch erklären). Machen muß er es aber selber - und Du mußt Dich dabei wohlfühlen, was Du tust, nicht ich.

    Du liegst richtig mit der Annahme einer Baufinanzierung zu einem Zins von 1,83% mit Bindung bis 2034. Meine innere Stimme sagt mir „schnell schuldenfrei werden“; wieder finanziell freier und sicher aber wissentlich durch dieses Forum hier, kann ich eben klüger die Finanzen verwalten/führen.

    Das gilt gerade jetzt für Dich: Es ist wirtschaftlich sinnvoll, zusätzliches Geld nicht als Sondertilgung ins Darlehen zu stecken, sondern es parallel anzusparen. Aber den einen oder anderen drücken die Schulden an sich (ich habe das oben schon erwähnt), so daß er sich besser damit fühlt, doch das Geld ins Darlehen zu stecken (und 1,83% Zinsen zu sparen), statt auf dem Tagesgeldkonto 4% Zinsen zu kassieren (Wer eine Hausfinanzierung laufen hat, dürfte nebenher in der Regel nicht so viel Kapitaleinkünfte haben, daß er Zinsen versteuern muß).


    Dein Wohlfühlen muß von innen kommen, und dafür brauchst Du Zeit. Also tust Du gut daran, Dir die Zeit zu nehmen und die Sache zu durchdenken. Es brennt nichts an! Oder zumindest nicht viel.

    Der Tip Tages- und Festgeld so zu teilen ist keine schlecht Idee zumal ich ohne ausreichendes Wissen ganz sicher keine Fonds oder Aktien mir zulegen würde. Dafür müssen wir zu hart unser bisschen Erspartes erarbeiten.

    Zuviel in einem Satz.


    Du hast eine Immobilienfinanzierung laufen und denkst vermutlich gerade daran, ob Du Dein Weihnachtsgeld in die Sondertilgung stecken sollst. Das ist Dein nächstes Projekt. Ich würde es vermutlich nicht. Du könntest Dir ein schönes Festgeld aussuchen, zum Beispiel das hier.


    Generell hast Du finanziell mit Deiner Immobilie erstmal genug an der Backe. Mittelfristig oder langfristig tust Du wohl daran, Dir die Börse mal genauer anzuschauen. Lies dazu die Texte der Finanztip-Redaktion (und schau die Videos) und/oder lies ein Buch von Gerd Kommer oder Martin Weber.


    Mit Festverzinslichem spart man sich letztlich arm; man muß vom Zins ja immer die Inflation abziehen (und die Steuern). Man möchte in der Zukunft ja keine bestimmte Summe Geld haben, sondern die entsprechende Kaufkraft. Wenn die Million dann aber nur noch halb so viel wert ist, dann ist sie eigentlich nur eine halbe Million.


    Aber das ist Zukunftsmusik. Keine Sorge, das kriegst Du schon hin. Es hat jeder mal angefangen.

  • Wir haben bei unserem Volltilgerdarlehen einen Zins von grob 2%, also nichts, was aktuell nach Sondertilgungen rufen würde.

    Die zusätzlichen Tilgungen sind in unserem Fall auch nur über das gesetzliche Kündigungsrecht und damit erst ab Ende 2028 möglich. Dass die Zinsen dann wieder so niedrig sind, damit rechne ich eher nicht, somit werden wir wohl auch nicht den frühestmöglichen Zeitpunkt anpeilen.

    Das Alternativ-Investment ist wahrscheinlich noch längerfristig lukrativer als eine Sondertilgung. Mit den Sondertilgungen können wir aber die Kreditlaufzeit insgesamt verkürzen, was psychologisch ganz erstrebenswert ist. :)