Wie gesund ist das Kollektiv der Barmenia?

  • Hallo zusammen,


    ich habe mich vor kurzem für einen Krankenversicherungstarif bei der Barmenia entschieden. Nun lese ich überall, dass die Risikoprüfung dort nicht so streng sein soll. Das hatte ich davor nur über die Debeka gehört und es macht mir etwas Sorgen. Wenn bei der Barmenia auffällig viele ungesunde Risiken ins Kollektiv aufgenommen werden, dann muss sich das doch irgendwann quasi zwangsläufig deutlich bei den Beiträgen hinsichtlich Steigerungen bemerkbar machen, oder? Kann hier jemand sagen, wie deutlich der Unterschied der Risikoprüfung der Barmenia im Vergleich zu anderen Versicherungsunternehmen wie bspw. SDK tatsächlich ist und wie berechtigt die Sorge vor überhöhten Beiträgen ist?


    Viele Grüße

  • Dr. Schlemann können Sie dazu vielleicht etwas sagen? Sie kennen sich als Makler in dem Bereich ja hervorragend aus. Ich würde mich über eine Antwort gerade von Ihnen sehr freuen. Sie sind hier im Forum ja als unabhängiger Berater sehr bekannt.

  • Hallo.


    Was wäre denn die Konsequenz daraus, wenn die die Barmenia als "Magnet der schlechten Risiken" herausstellen würde? (Ich weise hier auf die bewusste Verwendung des Konjunktiv hin!)

    Wäre tatsächlich eine zukünftige eigene Handlung von dieser Information/Kenntnis abhängig?

  • Hallo.


    Was wäre denn die Konsequenz daraus, wenn die die Barmenia als "Magnet der schlechten Risiken" herausstellen würde? (Ich weise hier auf die bewusste Verwendung des Konjunktiv hin!)

    Wäre tatsächlich eine zukünftige eigene Handlung von dieser Information/Kenntnis abhängig?

    Das käme für mich darauf an. Wenn es kaum ein Unterschied ist, würde ich das Thema beiseite legen. Wäre es ein deutlicher Unterschied müsste ich mir überlegen ob ich mich für den Rest meines Lebens nicht lieber an ein anderes Unternehmen binde.

  • Das käme für mich darauf an. Wenn es kaum ein Unterschied ist, würde ich das Thema beiseite legen. Wäre es ein deutlicher Unterschied müsste ich mir überlegen ob ich mich für den Rest meines Lebens nicht lieber an ein anderes Unternehmen binde.

    Okay, dann warten wir mal ab, was Dr. Schlemann dazu zu sagen hat. :)

  • Die erste Frage wäre, ob es bei der Barmenia überhaupt ein einheitliches Kollektiv (= Tarifwerk) gibt? Womöglich gab oder gibt es dort eine Vielzahl von Tarifwerken, d.h. ganz unterschiedliche und evtl. zT schon geschlossene Kollektive...


    Auch die Annahmepolitik kann sich von Tarif zu Tarif, aber auch im Zeitverlauf ändern.


    M.E. ist es tendenziell ein gutes Zeichen, wenn Versicherer nur sehr selten (oder nie) neue Tarife auflegen und sich dennoch weiter am Markt behaupten können. Das könnte ein Hinweis auf eine langfristig angelegte Geschäftspolitik und (relativ) stabile und bewährte Beitragskalkulationen sein.

  • Danke für die Vorschusslorbeeren St42 :).


    Ich tue mich etwas schwer damit, pauschale Aussagen zur Risikoprüfung einzelner Anbieter zu machen. Das Ergebnis hängt häufig wirklich von der konkreten Erkrankung ab. Mit der Zeit weiß man dann als Versicherungsmakler schon vorher, wo man Erkrankung X oder Y am besten versichert bekommt. Das liegt u.a. an den jeweiligen internen Statistiken der einzelnen Gesellschaften. Wer unter seinen Versicherten viele rezidivierende Condylome mit aufwendigen Behandlungen hatte, der mag halt keine Condylome mehr versichern. Die einzige pauschale Aussage, die ich mir mit einigen Jahren Erfahrung zutraue, ist dass die Debeka Risiken versichert, die ansonsten abgelehnt werden.


    Was man sagen kann, ist dass manche Anbieter wie die Hallesche sehr schematisch prüfen, ohne viel Spielraum für den einzelnen Risikoprüfer und andere wie die Barmenia mehr die Gesamtumstände und den Kontext würdigen. Das kann sich in beide Richtungen auswirken. Mal ist der eine "strenger", mal der andere.


    Daraus abzuleiten, wie "gesund" das Kollektiv / die Kollektive ist / sind fände ich ziemlich sportlich. Einen Grund für St42 aus diesem Grund den Anbieter zu wechseln, sehe ich schon gar nicht.


    Eine Frage am Rande: Weshalb haben Sie sich denn nicht gleich von uns beraten lassen? :)

    Dr. Schlemann unabhängige Finanzberatung GmbH & Co. KG
    Von Finanztip empfohlene Spezialisten für Berufsunfähigkeit und private Krankenversicherung | Angaben gem. § 11 VersVermV, § 12 FinVermV: https://schlemann.com/erstinformationen | Beiträge in der Finanztip Community erstelle ich mit größtmöglicher Sorgfalt, jedoch ohne Gewähr für Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität. Deren Nutzung erfolgt auf eigene Gefahr.

  • Das käme für mich darauf an. Wenn es kaum ein Unterschied ist, würde ich das Thema beiseite legen. Wäre es ein deutlicher Unterschied müsste ich mir überlegen ob ich mich für den Rest meines Lebens nicht lieber an ein anderes Unternehmen binde.

    Na ob sich für den Rest des Lebens Bedingungen nicht auch ändern können - bei Unternehmen und dir? Dann möchtest du nur mit Gesunden kollektivert sein und garantierst, dass du nie kränker wirst als der Durchschnitt?

    Ich halte mehr von solidarischen Konzepten.

  • Na ob sich für den Rest des Lebens Bedingungen nicht auch ändern können - bei Unternehmen und dir? Dann möchtest du nur mit Gesunden kollektivert sein und garantierst, dass du nie kränker wirst als der Durchschnitt?

    Ich halte mehr von solidarischen Konzepten.

    Ist das nicht der allgemeine Vorwurf an die pKV, dass sie die "schlechten Risiken" an die gKV verweisen und quasi "Rosinenpickerei" betreiben?

  • Na ob sich für den Rest des Lebens Bedingungen nicht auch ändern können - bei Unternehmen und dir? Dann möchtest du nur mit Gesunden kollektivert sein und garantierst, dass du nie kränker wirst als der Durchschnitt?

    Ich halte mehr von solidarischen Konzepten.

    Anders als in der GKV ist in der PKV die Leistung garantiert und darf sich gar nicht verschlechtern.


    Das Solidaritätsprinzip kommt richtigerweise in der GKV zum Ausdruck.


    Daraus jedoch abzuleiten, die PKV sein unsolidarisch, halte ich für nicht korrekt, denn Privatpatienten zahlen höhere Honorare an Ärzte und Gesundheitseinrichtungen und finanzieren damit das deutsche Gesundheitswesen. Schonmal überlegt was mit den Arztpraxen passiert ,wenn es keine Privatpatienten mehr gibt? Das dürfte durchaus direkte Auswirkungen auf gesetzlich Krankenversicherte haben (Beiträge, Leistungen).

  • Anders als in der GKV ist in der PKV die Leistung garantiert und darf sich gar nicht verschlechtern.


    Das Solidaritätsprinzip kommt richtigerweise in der GKV zum Ausdruck.


    Daraus jedoch abzuleiten, die PKV sein unsolidarisch, halte ich für nicht korrekt, denn Privatpatienten zahlen höhere Honorare an Ärzte und Gesundheitseinrichtungen und finanzieren damit das deutsche Gesundheitswesen. Schonmal überlegt was mit den Arztpraxen passiert ,wenn es keine Privatpatienten mehr gibt? Das dürfte durchaus direkte Auswirkungen auf gesetzlich Krankenversicherte haben (Beiträge, Leistungen).

    Ja, ich habe auch schon mal von einem Arzt glaubhaft erläutert bekommen, dass es um seine Röntgentechnik ohne Privatpatienten schlecht bestellt wäre.
    Mein Einführen des Begriffes Solidarität bezog sich auf den Duktus des TE.
    Was in der PKV überhaupt nicht absehbar erscheint, sind die diesbezüglich persönlichen Kosten im Lauf des Lebens.

  • Ist das nicht der allgemeine Vorwurf an die pKV, dass sie die "schlechten Risiken" an die gKV verweisen und quasi "Rosinenpickerei" betreiben?

    Wird wohl so sein. Aber ich bin kein fundierter Kenner der Materie. Für mich war die gKV trotzdem nie eine Option.

  • Wird wohl so sein. Aber ich bin kein fundierter Kenner der Materie. Für mich war die gKV trotzdem nie eine Option.

    Verständnisfrage: GKV war nie eine Option, jedoch hältst Du mehr von "solidarischen Konzepten"? Was genau würde Dir denn vorschweben?

  • Ja, ich habe auch schon mal von einem Arzt glaubhaft erläutert bekommen, dass es um seine Röntgentechnik ohne Privatpatienten schlecht bestellt wäre.
    Mein Einführen des Begriffes Solidarität bezog sich auf den Duktus des TE.
    Was in der PKV überhaupt nicht absehbar erscheint, sind die diesbezüglich persönlichen Kosten im Lauf des Lebens.

    Naja, ich denke, am Ende gibt es immer eine Lösung. Gäbe es keine Privatpatienten mehr, müsste jemand anders die Röntgentechnik finanzieren. Wenn der Arzt es nicht kann, müsste hier z.B. wiederum der Staat einspringen. Der bezahlt bestimmt. Aber wo der sich das Geld dann wieder herholt :) wissen wir ja eigentlich alle.

  • Ja, ich habe auch schon mal von einem Arzt glaubhaft erläutert bekommen, dass es um seine Röntgentechnik ohne Privatpatienten schlecht bestellt wäre.
    Mein Einführen des Begriffes Solidarität bezog sich auf den Duktus des TE.
    Was in der PKV überhaupt nicht absehbar erscheint, sind die diesbezüglich persönlichen Kosten im Lauf des Lebens.

    Nochmal zum Thema persönliche Kosten / Beiträge: Das ist ein Blick in die Glaskugel. Man kann wohl Werte aus der Vergangenheit heranziehen, aber die haben ja wie so oft keine / nur bedingte Aussagekraft für die Zukunft.

  • Verständnisfrage: GKV war nie eine Option, jedoch hältst Du mehr von "solidarischen Konzepten"? Was genau würde Dir denn vorschweben?

    Mein Tipp: Ein Tippfehler - p gemeint und g getippt.


    Zum Ausgangsthema:
    St42, "man liest überall".
    Aus welchen seriöseren Quellen stammt denn die Erkenntnis, die Barmenia betreibe eine laxere Risikoprüfung als der PKV-Durchschnitt?
    Mir ist keine solche Quelle bekannt (was aber nicht heißen soll, dass es deswegen keine geben kann).


    Gruß

    Alexis

    "Unhappy Wife - Unhappy Life!" Roger Murgatroyd, 1977

  • Sehr geehrter Herr Schlehmann, ich danke Ihnen (wie den anderen Antwortern in diesem Thread) für die ausführliche Antwort. Ja, warum ich mich nicht gleich bspw. bei Ihnen beraten habe lassen, ist eine berechtigte Frage. Meine Maklerin kannte sich im Bereich PKV leider nur mäßig aus und insofern sind auch nach dem Abschluss einige Fragen offen geblieben. Leider bin ich auf Sie erst jetzt im Nachhinein über das Forum und Ihre Website gestoßen. Dann bin ich jedenfalls sehr beruhigt und kann guten Gewissens bei der Barmenia bleiben.


    Vielleicht war das mit dem „man liest überall“ etwas überspitzt formuliert. Was ich aber gefunden hatte, waren zwei Beispiele von unterschiedlichen Maklern für anonyme Risikoanfragen in denen die Barmenia beide Male als (ich glaube einzige Versicherung im Vergleich) dem Interessenten eine normale Annahme garantiert hat, während die anderen ihn gar nicht oder nur mit hohem Aufschlag versichern wollten. Zudem hatte ich auf Reddit einen Post gelesen, in dem das Zitat fiel, dass man es mit (erheblichen) Vorerkrankungen nur noch bei der Debeka oder Barmenia versuchen könne, hingegen bei anderen Versicherern keine Chance hätte. Den Wahrheitsgehalt davon vermag ich als Laie leider nicht zu beurteilen. Es hatte mich aber zugegeben etwas beunruhigt, da ich noch recht gesund bin und wenn ich die Wahl habe, natürlich gerne dort versichert bin wo ich weiß, dass der Beitrag sich nicht deutlich stärker als bei vergleichbaren Versicherern erhöhen wird.

  • Vielleicht noch eine kurze Frage aus Interesse hinterhergeschoben, falls hier jemand zufällig genaueres weiß; Gibt es denn irgendeine aussagekräftige Kennzahl oder Statistik, die irgendeinen Schluss auf die Gesundheit des Kollektivs eines Krankenversicherers zulässt?