Neuerungen in der privaten Krankenversicherung

  • Analog zum Dauerbrennerthread Neuerungen in der gesetzlichen Krankenversicherung könnte man ja auch mal über Neuigkeiten in der privaten Krankenversicherung diskutieren.


    Aktuell berichtet ProContra "Wie Beitragssprünge in der PKV in Zukunft vermieden werden sollen" in Kurzform über Vorschläge des Aussschuss Krankenversicherung der Deutschen Aktuarvereinigung zur "Beitragsverstetigung", veröffentlicht im Juni 2023 in der Aktuarszeitschrift "Aktuar Aktuell".


    In der privaten Krankenversicherung gibt es systembedingt immer größere Beitragssprünge. Obwohl der durchschnittliche Beitragsanstieg seit 2013 nur ca. 2,8% beträgt (GKV: 3,4%), sorgt das verständlicherweise immer für viel Unruhe. Die Aktuare der privaten Krankenversicherungen haben jetzt vier Vorschläge erarbeitet, wie sich das künftig besser abfedern lässt. Insbesondere Vorschlag 1 (Zins als auslösender Faktor) und 4 (Standardtarif für alle) finde ich sehr sinnvoll.


    Was meint die Community dazu? Vielleicht ganz sachlich ohne PKV-Bashing? :)

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    Von Finanztip empfohlene Spezialisten für Berufsunfähigkeit und private Krankenversicherung | Angaben gem. § 11 VersVermV, § 12 FinVermV: https://schlemann.com/erstinformationen | Beiträge in der Finanztip Community erstelle ich mit größtmöglicher Sorgfalt, jedoch ohne Gewähr für Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität. Deren Nutzung erfolgt auf eigene Gefahr.

  • Ich finde die Vorschläge an sich nicht schlecht.

    Der Faktor Zins könnte aber an sich doch auch für Beitragssenkungen sorgen, oder?

    Taxation is not charity. It is not voluntary. As we shrink the state and make government smaller, we will find that more and more people are able to take care of themselves.


    Grover Norquist

  • Naja, die hohen Beitragssprünge bzw. die Volatilität bei den Beitragserhöhungen sind ja hausgemacht. Der Gesetzgeber erlaubt, dass man einen Kunden mit besonders niedrigen Beiträgen anfangs ködert und dann hinten heraus die Beiträge erhöht.

    Warum werden Versicherungen also nicht verpflichtet, für die Kerntarife die durchschnittlichen, jährlichen Beitragsänderungen zu veröffentlichen? Und zwar zentral, direkt einsehbar. Dies würde die Supersonderangebote im Mittel sofort unterbinden.

  • Naja, die hohen Beitragssprünge bzw. die Volatilität bei den Beitragserhöhungen sind ja hausgemacht. Der Gesetzgeber erlaubt, dass man einen Kunden mit besonders niedrigen Beiträgen anfangs ködert und dann hinten heraus die Beiträge erhöht.

    Warum werden Versicherungen also nicht verpflichtet, für die Kerntarife die durchschnittlichen, jährlichen Beitragsänderungen zu veröffentlichen? Und zwar zentral, direkt einsehbar. Dies würde die Supersonderangebote im Mittel sofort unterbinden.

    Wird das in der Praxis aber so funktionieren? Es gibt doch immer wieder neue Tarifgenerationen, die dann noch keine Änderungen haben.

    Wenn ich locken wollte, gäbe es jedes Jahr einen neuen Tarif ohne Erfahrungswerte.

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    Grover Norquist

  • Nachfrage:

    Die 3,4% bei der gKV sind die Änderung des Beitragssatzes oder ist die Anhebung der Beitragsbemessungsgrenze da miteingerechnet?

    Beides. Hier die Quelle: https://www.pkv.de/verband/pre…g-weniger-als-in-der-gkv/. Ja, ist der böse PKV Verband. :)

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  • Naja, die hohen Beitragssprünge bzw. die Volatilität bei den Beitragserhöhungen sind ja hausgemacht. Der Gesetzgeber erlaubt, dass man einen Kunden mit besonders niedrigen Beiträgen anfangs ködert und dann hinten heraus die Beiträge erhöht.

    Warum werden Versicherungen also nicht verpflichtet, für die Kerntarife die durchschnittlichen, jährlichen Beitragsänderungen zu veröffentlichen? Und zwar zentral, direkt einsehbar. Dies würde die Supersonderangebote im Mittel sofort unterbinden.

    Mehr Transparenz finde ich grundsätzlich eine gute Idee. Nur was sind die "Kerntarife"?


    Bei manchen neueren Tarifen habe ich auch den Eindruck, dass sie im Verhältnis zu den versprochenen Leistungen zu günstig sind = unterkalkuliert. Das lässt später stärkere Beitragsanpassungen befürchten. Diesen Aspekt berücksichtigen wir bei unserer Beratung und schauen mit unseren Kunden immer auch auf die Vorgängertarife. Wenn ein neuer Tarif nicht nur besser, sondern auch billiger ist, als der ältere Tarif der gleichen Gesellschaft, dann ist aus meiner Sicht Skepsis angebracht. Schließlich kochen alle nur mit Wasser und können aus dem Kreis kein Quadrat machen.

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  • Mehr Transparenz finde ich grundsätzlich eine gute Idee. Nur was sind die "Kerntarife"?


    Nun, ich würde theoretisch erwarten, dass der höchste Kostendruck bei den Basistarifen herrscht (bedingt durch Wettbewerb und Leistung). Gleichzeitig sind diese auch die transparentesten, was die Leistungen angeht (da gesetzlichen Vorgeschrieben). Das heißt, die Versicherer erwarten dort die höchsten Beitragssteigerungen. Wenn sie nun gezwungen werden, diese für die Basistarife zu veröffentlichen, haben sie automatisch auch einen Anreiz dies für die Beitragsstabileren Standard-/Premiumtarife zu tun.

  • Nun, ich würde theoretisch erwarten, dass der höchste Kostendruck bei den Basistarifen herrscht (bedingt durch Wettbewerb und Leistung). Gleichzeitig sind diese auch die transparentesten, was die Leistungen angeht (da gesetzlichen Vorgeschrieben). Das heißt, die Versicherer erwarten dort die höchsten Beitragssteigerungen. Wenn sie nun gezwungen werden, diese für die Basistarife zu veröffentlichen, haben sie automatisch auch einen Anreiz dies für die Beitragsstabileren Standard-/Premiumtarife zu tun.

    Hm, der Basistarif gibt meiner Meinung nach genau deshalb am wenigsten wieder, wie klug eine Gesellschaft kalkuliert und wirtschaftet. Die Leistungen sind gleich und der Beitrag gedeckelt. Außerdem kann man sich dort die Versicherten nicht so frei aussuchen, so dass positive Effekte einer strengeren Risikoprüfung nicht greifen. Nebenbei gibt's den Basistarif noch nicht lange genug, um daraus wirklich langfristige Schlussfolgerungen ziehen zu können.

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  • Stimmt, die Zielke Studie ist immer ganz erhellend. Ein schönes Zitat daraus:


    Der PKV-Verband hat die Prämien- und Beitragseinnahmen in der PKV und GKV zwischen 2013 und 2023 verglichen. Dabei ergibt sich sich in der PKV ein Anstieg der Prämieneinnahmen je Vollversicherten um 32,0 % und in der GKV um 40,2 %. Damit nahm die Belastung der PKV Versicherten im betrachteten Zeitraum in geringerem Maße zu als in der GKV. Über den gesamten Zeitraum betrachtet ergibt sich eine durchschnittliche jährliche Steigerung der Prämien- bzw. Beitragsbelastung von 2,8 % in der PKV und 3,4 % in der GKV.

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  • Stimmt, die Zielke Studie ist immer ganz erhellend. Ein schönes Zitat daraus:


    Der PKV-Verband hat die Prämien- und Beitragseinnahmen in der PKV und GKV zwischen 2013 und 2023 verglichen. Dabei ergibt sich sich in der PKV ein Anstieg der Prämieneinnahmen je Vollversicherten um 32,0 % und in der GKV um 40,2 %. Damit nahm die Belastung der PKV Versicherten im betrachteten Zeitraum in geringerem Maße zu als in der GKV. Über den gesamten Zeitraum betrachtet ergibt sich eine durchschnittliche jährliche Steigerung der Prämien- bzw. Beitragsbelastung von 2,8 % in der PKV und 3,4 % in der GKV.

    Glaub keiner Statistik, die Du nicht selbst gestaltet hast. :)


    Mich interessiert die obige Frage seit vielen Jahren, also brauchte ich nur mein passendes Excel-Blatt zu öffnen und den Prozentwert abzulesen. Die Studie suggeriert, daß die PKV-Beiträge (anders als allgemein behauptet) sogar geringer stiegen als GKV-Beiträge. Das Argument bringen auch Sie regelmäßig.


    Wenn ich bei mir nachschaue, sehe ich, daß die Beiträge ähnlich laufen. Also weder "Explosion der PKV-Beiträge", noch "Davonlaufen der GKV-Beiträge". 38% mehr im einen Fall, 32% mehr im anderen Fall. Das dürfte (statistische Ungenauigkeit berücksichtigt) der gleiche Wert sein.


    Ein mächtiger Unterschied dürfte sich beim Eintritt in den Ruhestand ergeben, bei dem die PKV-Beiträge unverändert weiterlaufen (nun aber ohne Arbeitgeberzuschuß), wohingegen GKV-Beiträge vermutlich deutlich sinken würden (zumindest, wenn ich denn Mitglied in der "Krankenversicherung der Rentner" werden würde und solange dieser Gruppe das Privileg zugestanden wird, die Kapitaleinkünfte nicht verbeitragen zu müssen).


    Im Schatten der Krankenversicherungsbeiträge, dem Blick der Öffentlichkeit entrückt, zeigen die Beiträge zur Pflegeversicherung eine erheblich größere Dynamik. Die sind im gesetzlichen System von 2013 bis 2023 um 88% gestiegen, die Beiträge meiner privaten Pflegeversicherung aber haben sich mehr als vervierfacht.


    Ich habe das im Blick, ich habe für die passenden Reserven gesorgt, der Nachtschlaf ist deswegen noch nicht beeinträchtigt und wird es die kommenden Jahre wohl auch nicht.


    Ja. Lesenswerte Studie. Sie bringt nichts wesentlich Neues, schreibt aber die aktuelle Situation kompakt zusammen.

  • Im Schatten der Krankenversicherungsbeiträge, dem Blick der Öffentlichkeit entrückt, zeigen die Beiträge zur Pflegeversicherung eine erheblich größere Dynamik. Die sind im gesetzlichen System von 2013 bis 2023 um 88% gestiegen, die Beiträge meiner privaten Pflegeversicherung aber haben sich mehr als vervierfacht.

    Wären Sie so nett, dazu auch die absoluten Beträge zu nennen? Klar, hört sich schlimm an, wenn sich der Beitrag der PKV-Pflegepflichtversicherung von z.B. 20 EUR auf 80 EUR vervierfacht. In der GKV mag der Anstieg prozentual geringer ausfallen, aber der absolute Höchstbeitrag von aktuell 199,50 EUR GKV-Pflegepflichtversicherung toppt doch wirklich alles, was in der PKV gezahlt wird bei weitem! Jüngere Menschen zahlen in der GKV inzwischen mehr als das Dreifache für ihre Pflegepflichtversicherung.


    Beim Eintritt in den Ruhestand dürfte auch bei Rentnern, die nicht den GKV-Höchstsatz zahlen, von einer vermeintlichen Beitragsentlastung wenig zu spüren sein. Bis dahin wird das absehbare Demographieproblem mangels Rücklagen mit entsprechend erhöhten Beitragssätzen massiv zuschlagen. Dazu brauche ich noch nicht mal eine Glaskugel, weil die später fehlenden Beitragszahler jetzt schon geboren sein müssten. Sind sie aber nicht.

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  • Danke!

    Aktuelle Summe Privat: 579 EUR

    Alternativ GKV: 978 EUR (GKV-Pflegepflichtversicherungsbeitrag ohne Kinder wären rund 200 = 1.008 EUR)

    Monatliche Ersparnis: 399 EUR! (bzw. rund die Hälfte bei Arbeitnehmern). Legt man die jetzt dauerhaft ordentlich weg, sollte man mit PKV Beiträgen niemals auch nur ansatzweise irgendwelche Probleme bekommen.


    Das sind doch mal ganz anschauliche Zahlen.

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  • Aktuelle Summe Privat: 579 EUR

    Alternativ GKV: 978 EUR ...


    Monatliche Ersparnis: 399 EUR!

    Monatliche Minderausgabe, nicht etwa Ersparnis. :)

    Legt man die jetzt dauerhaft ordentlich weg, sollte man mit PKV Beiträgen niemals auch nur ansatzweise irgendwelche Probleme bekommen.


    Das sind doch mal ganz anschauliche Zahlen.

    Ich rechne nicht damit, im Ruhestand zu verhungern, und jammere auch nicht.

    Ich blase auch nicht ins Hörnchen "Meine Krankenversicherung bringt mich um!"

    Und doch werden sich die Relationen im Ruhestand deutlich verändern.

  • Monatliche Minderausgabe, nicht etwa Ersparnis. :)

    Das ist aber schon etwas sophistisch, oder? ;) Ich zitiere mal https://de.wiktionary.org/wiki/Ersparnis: Verringerung des Aufwands bei unverändertem Ertrag. :)


    Hier ist es sogar noch schöner, weil zusätzlich noch der "Ertrag", also die Leistungen, besser wird. Das ist ja fast schon die Quadratur des Kreises. :)

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  • Mag sein, daß das sophistisch ist.


    Mich stört im Supermarkt der Werbespruch: "Sie sparen xx Euro!" Das ist nicht der Fall. Ich spare diesen Betrag nicht, sondern gebe ihn weniger aus. Sparen tue ich allenfalls, wenn ich den Artikel überhaupt nicht kaufe (was bei so manchem Sonderangebot im nachhinein die bessere Entscheidung gewesen wäre).

  • Mag sein, daß das sophistisch ist.


    Mich stört im Supermarkt der Werbespruch: "Sie sparen xx Euro!" Das ist nicht der Fall. Ich spare diesen Betrag nicht, sondern gebe ihn weniger aus. Sparen tue ich allenfalls, wenn ich den Artikel überhaupt nicht kaufe (was bei so manchem Sonderangebot im nachhinein die bessere Entscheidung gewesen wäre).

    Da aber der Abschluss einer KV ja vorgeschrieben ist, passt Ersparnis aber doch besser? Die Möglichkeit, das Geld nicht auszugeben, besteht ja nicht.

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    Grover Norquist