Wohnen im Alter - Einfamilienhaus verkaufen und zur Miete wohnen ?

  • Mit nun 57 Jahren ist unser EFH getilgt, die Kinder sind ausgezogen, das Haus eigentlich zu groß und der Pflegaufwand (Garten, Wohnfläche) zu viel. Über Rentenvorsorge muss ich mir keine großen Gedanken machen, da ich eine gute Pension erwarte. Unsere Kinder sind jetzt schon sehr gut versorgt, haben eine gute Ausbildung und Berufe.

    Welche Möglichkeiten hätten wir, diese Situation anzupassen und wie würde sich das finanziell darstellen ?

    1. Haus verkaufen => zur Miete wohnen (kleiner Bungalow, große ETW ?!?), Seniorenresidenz o.ä.

    2. Teilverkauf des EFH-Hauses ?

    3. ......

    Für Anregungen wäre ich sehr dankbar !

  • Hallo T8, erste spannende Frage ist, wie Du Dir Deinen Lebensabend und die Situation bis dahin vorstellst. Im Alter von 57 und der Hinweis Pension, lässt erahnen, dass Du noch werktätig bist, d.h. weiterhin an x Tagen in der Woche zur Arbeit fährst. Willst Du im gleichen Viertel weiter wohnen oder kannst Du Dir vorstellen woanders hinzuziehen (Dies ist wichtig für die Opportunitätsüberlegungen zur aktuellen Miete, die Du für Deine Ansprüche zahlen würdest und ob Deine Wünsche dort berücksichtigt werden können (plus eventuell zukunftsgerichtet ausgerichtet - Barrierefrei, eventuell Anschluss an Betreuung, Versorgung oder anderer Themen).


    Generell macht es Sinn, die Gegebenheiten anzupassen, wenn Sie nicht mehr benötig werden. Dies wird von vielen aus emotionalen Gründen nicht angegangen. Auch bei bestehenden Mietwohnungen kommt oft die unterschiedliche Entwicklung von Bestands und Neumieten zum Tragen. In guten Lagen, gehen viele von steigenden Mieten aufgrund der Inflation und Nachfrage aus.


    Neben einem Verkauf könnt Ihr auch die Vermietung Eures Objektes prüfen. Zuerst als Indikation vergleich mit Plattformpreise wie immoscout oder ähnlichen, später genauer.


    Ein Teilverkauf ist sehr tricky und wird von vielen eher kritisch beäugt, wobei Ihr hier weiterhin das zu große Objekt selber bewirtschaftet und dies nicht das Ziel zu sein scheint.


    Viel Erfolg und Danke für die spannende Frage, die viele bewegen wird.

  • Das sind Fragen wo sehr sehr viel Persönlichkeit (und Wohnort) reinspielt.


    Wenn ihr an dem Haus nicht sonderlich hängt, würde ich tatsächlich lieber zur Miete wohnen und zwar an einem Ort wo man viel Fußläufig erledigen kann und akzeptabelen ÖPNV hat.


    Das kann ein kleiner Ort mit Supermarkt, 2-3 Restaurants, Ärzten, Apotheke und Bus/Bahnverbindung in das nächste Oberzentrum innerhalb 1 Stunde sein, oder aber der Kranzbereich (städtisch, aber nicht Innenstadt, da laut und unsichere Zukunft) einer Großstadt.


    Seniorenresidenz ist sicher total sinnvoll so mit 60-70 um sich dort einzugewöhnen, damit man dort bis ins hohe Alter im gewohnten Umfeld leben kann, aber das ist schon ein großer Einschnitt, den fast keiner geht (ich könnte mir vorstellen, dass sich das anfühlt wie Probeliegen im Sarg).


    Teilverkauf ist vermutlich die schlechteste Lösung.


    Für viele wäre vielleicht auch eine Möglichkeit sich schon mal nach einem Haus in Spanien oder Griechenland umzusehen, aber das ist natürlich Mentalitätsmäßig schon weit weg von der Variante Seniorenresidenz.

  • Meine Eltern haben diese Erwägungen - allerdings so etwa in der Mitte ihrer siebziger - ebenfalls angestellt. Sie sind dann aus dem Eigenheim (große Doppelhaushälfte) in eine Mietwohnung in der Innenstadt gezogen, um v.a. auch einfacher (und möglichst ohne Auto) an kulturellen Angeboten etc. zu partizipieren. Ein weiterer Gedanke war v.a. auch, dass sie nicht den Zeitpunkt abwarten wollten, an dem sie aus gesundheitlichen Gründen (das kann ja u.U. schneller gehen als man denkt) ohnehin hätten umziehen müssen. Denn es ist wohl die blödeste Situation, wenn man von heute auf morgen aus den eigenen vier Wänden raus und sich was neues suchen muss im fortgeschrittenen Alter. Insofern würde ich es wohl ebenfalls so handhaben wollen. Der Punkt ist wohl, wie latinooh bereits schrieb, dass viele aus emotionalen Gründen vor diesem Schritt zurückschrecken. Aber dann kann es irgendwann auch schnell zu spät sein, um sich ohne Zeitdruck nach einer ordentlichen (aber dann notwendigen) Alternative umzuschauen.

  • Welche Möglichkeiten hätten wir, diese Situation anzupassen und wie würde sich das finanziell darstellen ?

    Dass euch das Haus mittelfristig zu groß und zuviel Arbeit ist, sagt ja erstmal nur, wie ihr NICHT mehr leben wollt. Die Kernfrage ist: Wie willst Du (bzw. wollt ihr?) künftig leben?


    Daran richtet sich die weitere (auch finanzielle) Planung aus.

    • Wollt ihr im gleichen Stadtteil / Ort bleiben, oder lieber in einem anderen Umfeld oder auch in einer ganz anderen Gegend wohnen (z.B. mehr in der Stadt / stadtnäher / besser angebunden / bei einem der Kinder, ggf. auch Enkel in der Nähe...)?
    • Wollt ihr euch auch flächenmäßig verkleinern, oder "nur" von Haus auf (große) Wohnung umsteigen?
    • Wie ist dort, wo ihr hinwollt, das Preisniveau für Neuvermietungen, aber auch für Eigentumswohnungen?
    • Welchen Verkaufserlös könntet ihr bei Verkauf des Eigenheims erwarten? Für wieviel könntet ihr es ggf. vermieten (und was kämen dann z.B. noch für Instandhaltungskosten auf euch zu)?
    • Auch wenn die Kinder grundsätzlich versorgt sind - kommt für eines der Kinder in Frage, das Haus zu übernehmen? Steht bei den Kindern demnächst der Erwerb von Wohneigentum an und würdet ihr gerne unterstützen wollen (das wäre z.B. wichtig für die Frage, ob ihr einen etwaigen Verkaufserlös des Hauses komplett für euch selbst verwenden könnt/wollt).


    Ich finde es übrigens super, dass Du Dir bzw. ihr euch diese Frage jetzt schon stellt! Je jünger man bei einer solchen Entscheidung ist, umso leichter fällt das "umgewöhnen" und umso mehr Zeit, Ruhe und Gestaltungsspielraum hat man bei der Planung.

  • Anderen Leuten zu raten, wie sie ihr Leben führen sollen, ist immer etwas schwierig. :)


    Ich würde an Deiner Stelle die verschiedenen Argumente auf Papier aufschreiben und sie dann priorisieren. Schreibt man etwas eindeutig auf, legt man sich fest, was nicht geschieht, wenn man nur darüber redet.


    Ich verbringe gerade eine nette Zeit mit einem Ehepaar (82/85). Die sind beide fit und würden mir die Ohren langziehen, wenn ich sie fragen würden, wann sie denn nun ins Altersheim zögen. Sie hatten ein sehr geräumiges Haus mit enormem Garten im Speckgürtel einer Stadt. Sie haben das Haus verkauft, als der Mann mit knapp 60 in den Ruhestand ging und sich dafür ein deutlich kleineres Reihenhaus zentrumsnah in dieser Stadt gekauft, wo sie bis heute wohnen. Ich könnte mir vorstellen, daß diese Transaktion finanziell einigermaßen neutral war.


    Man kann einen Garten selber "pflegen" (in unterschiedlichem Maße), diese Arbeit aber auch vergeben (was bei einem großen Garten viel kostet und bei einem kleinen Garten weniger). Das heißt: Wenn Du an dem Haus hängst und nur des Gartens wegen umziehen willst, läßt sich dafür eine Lösung finden.


    Hier in der Straße ist einer mit seinem Ruhestand in sein Elternhaus eingezogen. Der freut sich sehr über den Garten, denn nun kann er nach Herzenslust wühlen, was er immer gern getan hätte, bisher aber keine Möglichkeit dazu hatte.


    Willst Du, der Du nun die Möglichkeiten Deines Hauses gewöhnt bist, in eine Wohnung ziehen (Eigentum oder Miete?). Du hast vermutlich noch einige Jahre Berufstätigkeit vor Dir. Wie sieht es mit dem Arbeitsweg aus? Verbesserst Du Dich, verschlechterst Du Dich, ist es Dir egal? Niemand hier weiß, wie die Topographie bei Dir ist.


    Wenn Du umziehst, wirst Du vermutlich darauf achten, daß am Zielort die Versorgungswege kurz sind, weil Du damit tendenziell länger unabhängig bleiben kannst.


    Mit 57 würde ich nicht an eine Seniorenresidenz denken, vielleicht mit 77. Das hängt aber sehr vom gesundheitlichen Zustand ab. Auch mit 57 kann die Ehefrau schon ein Pflegefall sein.


    Ist das für Dich zu große Haus vielleicht eine Option für eins der Kinder? Du gibst es ab und suchst Dir eine Wohnung?


    Teilverkauf oder "umgekehrte Hypothek" kommen in Deutschland nicht in Gang. Was ich davon gehört habe, schreckt mich eher ab, als daß ich das als sinnvolle Option erkennen könnte.


    Bekannte planen gerade ihren Umzug in den Süden, der mit beider Ruhestand erfolgen soll.


    Das Ende der Berufstätigkeit ist vermutlich ein naheliegender Anlaß, auch an der Wohnsituation etwas zu ändern. Du brauchst dann keine Rücksicht mehr auf den Arbeitsweg zu nehmen, bist also freier in der Entscheidung.


    Solltest Du das Haus verkaufen, hast Du auf einmal einen Haufen Geld. Was willst Du damit machen? Wenn Du ein neues Haus oder eine ETW kaufen willst, ist das Problem gelöst (das Geld nämlich wieder in Beton umgesetzt). Wenn Du aber fürderhin zur Miete wohnen willst, was machst Du dann damit? Anlegen? Wie? Vorab den Kindern geben, die vielleicht auch gerade bauen?


    Viele Aspekte. :)

  • Hallo T802003,


    die Ausführungen meiner Vorschreiber kann ich nur unterstützen.


    Ausschließen würde ich die Varianten Teilverkauf und Umbau in ein Zweifamilienhaus. Letztere wäre m.E. nur sinnvoll, wenn ein Kind/Enkel mit einziehen würde.


    Die Wohnung in der für die vermuteten Zukunft passenden Lage, Größe und Ausstattung ist sicher eine gute Variante. Allerdings würde ich, wenn finanziell machbar, eher zur Eigentumswohnung tendieren. Da schmeißt einen keiner mehr raus. Eine Eigenbedarfskündigung mit 80+ ist eine üble Sache. Und selbst wenn die Kinder versorgt sind, freuen sie sich noch über ein Erbe.


    Wenn man sich eine richtige Seniorenresidenz leisten kann, kann es auch eine Überlegung sein. Am Anfang lebt man wie in einer normalen Wohnung und dann kann man sich nach Bedarf die Leistungen dazukaufen.


    Gruß Pumphut

  • Ich kann dir versichern, dass der Teilverkauf die schlechteste aller Varianten sein wird.


    Beim Rest hängt es vor allem von euch und den Möglichkeiten im Umfeld ab. Der Kauf einer weiteren Immobilie (egal ob jetzt Bungalow oder ETW) versenkt eine Menge Geld für Kaufnebenkosten. Insofern muss man sich das auch leisten können. Verkaufen und mieten hat das Problem nicht, man ist aber nicht mehr sein eigener Herr. Gute Wohnungen finden, ist auch nicht einfach. Die Frage ist auch, ob man nach Jahren im eigenen Haus sich wirklich wieder damit anfreunden kann, über und neben einem Nachbarn sind.


    Eine andere Variante wäre verkaufen und altersgerecht bauen. Aktuell sind die Wartelisten in vielen Neubaugebieten leer und die Vergabe nach Punktesystem schließt ortsfremde und ältere nicht mehr grundsätzlich aus. Die Baubranche steuert auf einen größeren Auftragsmangel zu. Für Bauherren mit ordentlichem Eigenkapital und wenig Kreditbedarf ist die Situation gar nicht so schlecht, du hast ja auch noch die Möglichkeit das bestehende Eigenheim und das MFH zu verkaufen.

    Ein Garten kann auch so angelegt werden, dass er wenig Arbeit macht. Es gibt auch mittlerweile Projekte, bei denen Siedlungen aus kleineren Häusern gebaut werden (hier Bungalows mit 50qm), mit entsprechend kleineren Grundstücken.

  • Ich bin total geflasht von so vielen Kommentaren in so kurzer Zeit und muss diese erst mal sortieren. Vielleicht einige Punkte vorab.

    1. Ja, ich darf noch bis 65 Jahre arbeiten mit der Option auf 63 Jahre.

    Ich arbeite 4 Tage im Homeoffice und 1 Tag im Büro (45km Fahrt)

    2. "Seniorenresidenz" war wohl der falsche Begriff (sorry). Ich meinte wohl eher seniorengerechtes bzw. barrierefreies Wohnen, also nicht mit dem rundum Soglos Paket drumherum.

    3. Wir wollen in unserem Ort im Kernstadtbereich (ca. 1-2 KM um den Citybereich herum) wohnen bleiben. Die Mieten (bei guter bis sehr guter Qualität) liegen bei ca. 9€(kalt) bis 11€(warm), so dass von einer Miete von ca. 1.000€ - 1.200€. Das ist zwar viel Geld, aber wir "brauchen" ca. 90-100qm bei guter Qualität und Lage.

    4. Alle anderen Optionen, wie Umbau, Vermietung des bisherigen Hauses, Teilverkauf kommen für uns wohl nicht in Frage, da wir uns mit so etwas nicht mehr belasten wollen.

    Lediglich der Verkauf an unsere Kinder wäre eine Option.

    5. Die Anregung eines Neubaus, genau nach unseren Bedürfnissen, in der jetzigen (Bau)Situation, wo keine mehr bauen will, mit genügend Eigenkaptal ist ein interessanter Gedanke.

    6. Der Gedanke als Mieter im hohen Alter gekündigt zu werden bereitet mit unbehagen.

    7. Auch den finanzielle Spielraum mit einem Verkauf unseres EFH überzeugt mich nicht, da trotz einiger Zinsen auf den Verkaufserlös, wahrscheinlich dieser Betrag mit Zinsen für die Miete bis zum Lebensende drauf geht.


    Jetzt heißt weiter über Eure tollen Vorschläge nachdenken.

  • Ich möchte einen anderen Aspekt bringen: deine Kinder, nehme ich an, sind jetzt Mitte 20. In 10 Jahren wirst du möglicherweise Enkelkinder haben. Zeit mit einem Kind in einem Garten zu verbringen ist eine tolle Sache.

    Oder, falls deine Kinder irgendwann weiter weg umziehen: Platz haben, damit sie samt Familie (Ehepartner und Nachkommenschaft) ein Wochenende (oder zB Weihnachten) bei euch verbringen ist auch sehr schön.

    Grundsätzlich meine ich, deine Lebenssituation kann sich noch verändern, und den extra Platz sinnvoll werden.

  • Verkauf an die Kinder birgt aber die Gefahr, dass es andere Eigentümer gibt, man selbst aber wohl noch der neuen Einrichtungsideen oder eventuellen Umbauten angesichtig wird.

    Das kann zu Spannungen führen. (Geschmäcker sind verschieden.)

  • Generell bei auseinanderfallen von Nutzung und Eigentum, kann es zu verschiedenen Prioritäten bei Instandhaltung und Investition gehen, da die Restnutzungsdauer und weitere Verwendung unterschiedlich gesehen wird. (zum Beispiel lieber höhere Einmalinvestition gegenüber laufend höheren Kosten).