Entscheidungshilfe gesucht für neue Gasheizung oder Wärmepumpe oder ...

  • Meine bisherige Ölheizung (32 kW) ist jetzt 30 Jahre alt, funktioniert aber noch problemlos und muss nicht zwingend ausgetauscht werden (Niedertemperatur, Eigenheim). Dazu einige Daten zum Haus: freistehendes Einfamilienhaus in einer dörflichen Umgebung in Bodenseenähe, Baujahr 1964, beheizte Wohnfläche ca. 200 m2, Ölverbrauch ca. 3800 l p.a. Das Dach ist gedämmt (allerdings nicht nach aktuellem Standard), die Fenster (Doppelverglasung) sind ca. 5 Jahre alt, darüber hinaus gibt es keine Wärmedämmung, PV oder Solarthermie; das ist auch nicht geplant.


    Aus meiner Sicht gibt es folgende Optionen:

    (1) Bis zum Jahresende durch eine neue Gasheizung ersetzen. Gasanschluss ist vorhanden, Festpreisangebot komplett über ca. € 16.000 liegt vor.

    (2) Ölheizung noch in diesem Jahr gegen eine Wärmepumpe ersetzen. Festpreisangebot komplett über ca. € 33.500 (vor Abzug der Förderung) liegt vor. Angeboten wird eine Bosch-Wärmepumpe für 13 kW (R410a) mit 9 KW Heizstab. Nach Abzug der Förderung wären die Investitionskosten also 20-30% höher als für die Gasheizung, was ich für vertretbar halte.

    (3) Ölheizung noch 2-3 Jahre weiterbetreiben (solange sie durchhält), dann durch eine Wärmepumpe oder ggf. eine Pelletheizung ersetzen und dazu neue Angebote einholen in der Hoffnung, dass die Preise bis dahin nicht weiter ansteigen oder - besser noch - vielleicht sogar fallen.


    Mein Hauptproblem ist die Einschätzung, ob sich eine Wärmepumpe überhaupt für mein Haus eignet. Dazu gibt es unterschiedliche Aussagen:


    (1) Der Schornsteinfeger, der mein Haus seit Jahrzehnten kennt, bezweifelt, dass mir eine WP ausreichen würde und legt mir eine Pelletheizung nahe.

    (2) Der Anbieter (große deutschlandweite Firma) der Gasheizung, den ich eigentlich für eine Wärmepumpe kontaktiert habe, hat mir in einem Besichtigungstermin vor Ort von einer WP abgeraten und stattdessen die Gasheizung angeboten.

    (3) Der Anbieter der Wärmepumpe (ebenfalls bekannte deutschlandweite Firma), der allerdings nicht vor Ort war - die sorgfältige Begehung des Hauses fand per Videokonferenz (ich mit dem Handy durchs ganze Haus) statt - hält den Einsatz der WP für durchaus möglich und auch wirtschaftlich und kalkuliert dafür eine maximal erforderliche Vorlauftemperatur von 50 °C, Zuschaltung des Heizstabs nur bei Außentemperaturen < 3 °C erforderlich.

    (4) Ein grobe Abschätzung mit dem Richtwert für den Wärmebedarf von 0,12k W/m2 für Altbau ohne Wärmedämmung x 200 m2 Wohnfläche liefert einen Gebäudewärmebedarf von 24 kW. Das ist natürlich deutlich mehr als die Leistung der angebotenen Wärmepumpe und auch mehr als die anderer Anbieter.


    Eine Information könnte vielleicht noch nützlich sein: Der Ölbrenner läuft im Winter nur wenige Wochen länger als 10 Stunden am Tag oder mehr und nur an ganz wenigen Tagen max. 15 Stunden, in der restlichen Heizperiode 4-7 Stunden. Kann man daraus schließen, dass auch eine WP mit 13 kW ausreichen könnte, wenn sie an wirklich kalten Tagen eben 24 Stunden durchläuft und ggf. den Heizstab zuschaltet?


    Ganz zum Schluss: Da ich Rentner bin, kommen umfangreiche Sanierungen darüber hinaus auch im Hinblick auf zukünftige Erben nicht infrage.


    Vielen Dank im Voraus

  • Zitat

    Mein Hauptproblem ist die Einschätzung, ob sich eine Wärmepumpe überhaupt für mein Haus eignet.

    Meines Erachtens ist das nicht das Hauptproblem bei dieser Einschätzung, sondern dass komplett ignoriert wird, dass der Preis für (Erd)gas wohl zukünftig deutlich steigen dürfte, allein schon wegen der stufenweise erhöhten CO2-Besteuerung.

    Das sollte man bei den Szenarien unbedingt berücksichtigen.

  • Naja, man sollte aber auch bedenken das in unserem Strom-Mix auch noch Fossile Energien enthalten sind und das auch noch eine ganze Weile.

    Denn bis wir bei 100 % Co2-neutralem Strom sind könnte das noch einige Jahre dauern.


    Bis dahin wird auch die Co2 Steuer auf Strom steigen, die dort jetzt ja auch schon enthalten ist.

    Natürlich nicht so hoch wie bei rein fossiler Energie, da man ja schon einen Co2 Neutralen Anteil hat, aber wer denkt das Strom nicht teurer werden dürfte ist wohl eher auf dem Holzweg.

    Auch das sollte man berücksichtigen.

  • Hallo Hans, besteht die Option noch eine geförderte Beratung in absehbarer Zeit umzusetzen, der die geeigneten Massnahmen vor Ort prüfen kann? Weiterhin - gäbe bei Dir auch die Option Fernwärme? - Die Erhöhung der CO2 Besteuerung ist ein Faktor, aber selbst wenn Wärmepumpe sich besser rechnet, aber das Haus nicht warm wird.... wäre eine schwierige Option. (Worst Case Betrachtung, aktueller Verkauf und Umzug...)

  • Hallo zusammen,

    eine Frage mit der Sie nicht alleine sind. Land auf und Land ab wird sich damit beschäftigt.

    Es besteht erstmal kein Grund etwas zu übereilten.

    Ich würde den 31.12.2023 ignorieren.

    Die Überlegungen die Sie angestellt haben sind sehr weit vorgeschritten.

    In diesen Zeiten ist es normal, dass man nichts genaues weiß.

    Die grobe politische Richtung wird deutlich und der steigende CO2 Preis ist wohl gebucht.

    Die Preise dürften wohl eher sinken als steigen.

    Hilfreich ist auch:


    https://www.finanztip.de/heizungsgesetz/


    und weitere Bericht in dem Link ganz unten.


    Finanztip hat auch in einem der letzten


    Newsletter


    darüber berichtet, auf was es aktuell ankommt. Ich finde den gerade nicht.

    Vielleicht nehmen Sie den ins Abbo, dann entgeht Ihnen nichts.


    Ich glaube in den nächsten Jahren wird es besser und klarer.


    LG

  • Bis dahin wird auch die Co2 Steuer auf Strom steigen, die dort jetzt ja auch schon enthalten ist.

    Meines Wissens zahlen das die Kraftwerksbetreiber und nicht der Endkunde; d.h. wer Ökostrom hat, der wäre davon nicht betroffen - es sei denn, die Ökostromanbieter passen ihr Preisniveau dem restlichen (fossilen) Markt an.

  • Meines Wissens zahlen das die Kraftwerksbetreiber und nicht der Endkunde

    Der war gut... :) Nach mal schnell unter "Marktwirtschaft" nachlesen bitte... :)


    Ich habe leider nicht das Fachwissen, um abschätzen zu können, ob die genannte Wärmepumpe die 200 qm tatsächlich vernünftig heizen kann. Bei entsprechend schlechter Dämmung ist aber denkbar, dass dies knapp wird und eventuell elektrisch zugeheizt werden muss, was ganz gewiss nicht günstiger als das Heizen per Gas wird. Auch kommt mir die Differenz im Preis von Gasheizung zu Wärmepumpe zu gering vor. Wir haben im Frühjahr diesen Jahres für unsere 180 qm Hütte (aus den 2000ern) eine neue 19 kW Gasheizung einbauen lassen, Preis lag bei ziemlich genau 9000 €. Sollte sich irgendwann herausstellen, dass der CO2-Preis uns killt, haben wir die Möglichkeit, als Ergänzung (sozusagen Hybridlösung) noch eine Wärmepumpe zu erwerben. Dann wäre es möglich, zu Zeiten, wo die Wärmepumpe unwirtschaftlich arbeitet (bei sehr niedrigen Temperaturen), die Gasheizung zu verwenden und umgekehrt.


    Lass Dir die Variante mit der Wärmepumpe inkl. der Folgekosten (Dämmung, größere Heizkörper etc.) noch mal von einem Fachmann (Energieberater) rechnen, damit Du keine falsche Entscheidung triffst.


    Markus.

  • Der war gut... :) Nach mal schnell unter "Marktwirtschaft" nachlesen bitte... :)

    Seufz...
    Ich meinte damit, dass es keinen explizite Steuer für jeden Stromkunden gibt, welche dem Durchschnitt des deutschen Energiemixes entspricht und somit im Strompreis enthalten ist. Ganz im Gegensatz zu Öl oder Gas, wo dies definitiv als Steuer aufgeschlagen und somit in den Preis einberechnet wird.

    Ergo: Ein Bezieher von Ökostrom zahlt keine CO2-Steuer. Bezieher von fossilem Strom hingegen sehr wohl.


    Es möge jeder selber in seiner Stromabrechnung nachschauen! Und danach in die Gasabrechnung.

    Die Stromsteuer ist jedenfalls auch unabhängig von der CO2-Bepreisung.

  • Meines Erachtens ist das nicht das Hauptproblem bei dieser Einschätzung, sondern dass komplett ignoriert wird, dass der Preis für (Erd)gas wohl zukünftig deutlich steigen dürfte, allein schon wegen der stufenweise erhöhten CO2-Besteuerung.

    Das sollte man bei den Szenarien unbedingt berücksichtigen.

    Und gleichzeitig sinkt die Nachfrage, da niemand mehr Gas will. Und dann sinkt der Gaspreis. Ich bin gespannt, welcher Effekt stärker sein wird ^^

  • Um die staatliche Förderung zu bekommen, ist der Energieberater Pflicht. Der schaut sich das Gebäude genau an.


    Wärmepumpe wäre auch mein Favorit, aber der Heizstab lässt die Effizienz an kalten Tagen schnell ins bodenlose sinken. Dann verbraucht die WP über den Heizstab Strom ohne Ende. Und der wird erstmal nicht billiger.


    Mach mit der Ölheizung im nächsten Winter den Test: Vorlauftemperatur auf 50° stellen, und gucken wo es im Haus zu kalt ist. Dort muß der Heizkörper größer oder die Wärmedämmung dicker oder die Fenster dreifachverglast werden.


    Wenn der Dachstuhl nicht zum täglichen Lebensraum gehört, die Decke darunter dämmen, von oben oder unten. Beim Keller ebenso.


    Wärmepumpen werden perspektivisch billiger, weil Massenware aus Ostasien unseren Markt fluten wird. Dann müssen die großen deutschen Produzenten auch mit den Preisen runter gehen. Sieht man aktuell schon bei den Balkonsolarmodulen.


    Solange es die Ölheizung tut, würde ich keine Gasheizung einbauen, die 2044 eh verschrottet werden muß. Eventuell gibt es bis dahin Wasserstoff aus der Stadtwerkeleitung, aber das ist noch Zukunftsmusik. Aktuelle Gasbrenner werben zwar mit H2-ready, aber nur für 10% Beimischung.


    Und nichts überstürzen, die Handwerker haben eh genug zu tun bis Jahresende.

  • Meines Wissens zahlen das die Kraftwerksbetreiber und nicht der Endkunde; d.h. wer Ökostrom hat, der wäre davon nicht betroffen - es sei denn, die Ökostromanbieter passen ihr Preisniveau dem restlichen (fossilen) Markt an.

    Wäre toll, ist aber leider fern jeglicher Realität.

    Es zählt der Mix weil auch im Ökostrom immer noch Fossile Energien enthalten sind, spätestens wenn die Fossile einspringen muss weil nicht genug co2 Neutrale Energien vorhanden sind.


    Da hilft dir auch kein Ökostrom-Vertrag.

    Denn im Gruunde ist das Stromnetz ein großes Reservoir.

    Auf der einen seite leiten die erzeuger ein und auf der anderen Seite nehmen die Verbraucher was raus.

    Je mehr Ökostrom "bestellt" wird desto höher kann der Anteil werden, aber es bleibt nur ein Mix solange andere Erzeuger nicht Erneuerbare einspeisen (müssen)

  • Da hilft dir auch kein Ökostrom-Vertrag.

    Denn im Gruunde ist das Stromnetz ein großes Reservoir.

    Auf der einen seite leiten die erzeuger ein und auf der anderen Seite nehmen die Verbraucher was raus.

    Je mehr Ökostrom "bestellt" wird desto höher kann der Anteil werden, aber es bleibt nur ein Mix solange andere Erzeuger nicht Erneuerbare einspeisen (müssen)

    Und der teuerste Stromerzeuger bestimmt den Preis für alle. Klingt blöd, ist es auch.

  • Der Schornsteinfeger, der mein Haus seit Jahrzehnten kennt, bezweifelt, dass mir eine WP ausreichen würde und legt mir eine Pelletheizung nahe.

    Ich sehe da beim Schornsteinfeger einen gewissen Interessenskonflikt (WPs brauchen keinen Schornstein). Es sind wohl andere Aufgaben für Schornsteinfeger im Gespräch aber gemütlich weiter machen wie bisher und fett kassieren wird bei zu vielen Wärmepumpen schwieriger ^^ mein Autoschrauber hält Elektroautos auch für Teufelszeug (viel weniger Verschleißteile die repariert werden müssen)...

  • Hallo Hans, besteht die Option noch eine geförderte Beratung in absehbarer Zeit umzusetzen, der die geeigneten Massnahmen vor Ort prüfen kann? Weiterhin - gäbe bei Dir auch die Option Fernwärme? - Die Erhöhung der CO2 Besteuerung ist ein Faktor, aber selbst wenn Wärmepumpe sich besser rechnet, aber das Haus nicht warm wird.... wäre eine schwierige Option. (Worst Case Betrachtung, aktueller Verkauf und Umzug...)

    Hallo latinohh, die genannten Angebote gelten leider nur noch wenige Tage. Wenn ich erst noch eine geförderte Beratung in Anspruch nehmen will, müsste ich erst wieder neue Angebote einholen. Die Option Gasheizung könnte dann, wenn die Deadline 01.01.24 beibehalten wird, zeitlich knapp werden. In meiner ländlichen Gemeinde mit ca. 5000 Einwohnern wird es wohl in absehbarer Zeit keine Fernwärme geben. Meine Anfrage im Rathaus und auch im zuständigen Landratsamt wg. Wärmeplanung ist auf völlige Unkenntnis gestoßen.

  • Meines Erachtens ist das nicht das Hauptproblem bei dieser Einschätzung, sondern dass komplett ignoriert wird, dass der Preis für (Erd)gas wohl zukünftig deutlich steigen dürfte, allein schon wegen der stufenweise erhöhten CO2-Besteuerung.

    Das sollte man bei den Szenarien unbedingt berücksichtigen.

    Ja, die CO2-Besteuerung wird zunehmen; wie stark der Gaspreis für den Endkunden aber mittel- und langfristig steigen wird, wissen wir alle nicht (CO2-Steuer, Nachfrage und Angebot auf dem Weltmarkt, Weiterbetrieb der regionalen Gasnetze bei abnehmender Nutzung etc. etc.). Ich habe auch meine Zweifel, dass der Strompreis weniger schnell ansteigt oder Strom gar billiger wird.

  • Und der teuerste Stromerzeuger bestimmt den Preis für alle. Klingt blöd, ist es auch.

    Das ist richtig das wir ein Merit Order System haben, aber darauf wollte ich nicht hinaus im Bezug auf die Co2 Abgabe auf Ökostrom.


    Das ganze kann man, wenn man möchte, eigentlich so gut wie bei jedem Energiversorger nachlesen wie das mit der Co2 Abgabe funktioniert, selbst bei Ökostrom.

  • Hallo zusammen,

    es sind angespannte Zeiten. Es ist vieles noch nicht klar, was kommen wird, da neigen wir dazu sofort zu handeln.

    Das ist verständlich und eine normale Schutzreaktion.

    Leider nicht Zielführende.

    Es wird noch etwas brauchen bis die Rahmenbedingungen Gesetz werden.

    Der


    Tranzformationsprozess


    hat gerade erst begonnen, leider viel zu spät.


    ( Skandinavien hat viel früher begonnen).

    Etwas abwarten wird z.B. die Preise eher senken.

    Schwer auszuhalten, noch etwas warten zu sollen.

    Sich orientieren und Information zu beschaffen ist jetzt dran.

    Unterstützung gibt es z.B. durch den Newsletter, da verpasse ich nichts.

    LG