Wann ist man finanziell unabhängig

  • Naja, in der "Ausgesorgt"-Kalkulation muss man schon berücksichtigen, was man für die Krankenversicherung zahlen muss.


    Wenn ich mir dadurch den gesonderten Krankenkassenbeitrag spare, dann sind 48 × nur 85,6% der Rente ggf. gar nicht mal so unverlockend.

  • Mhhh eigentlich wird überall gesagt, man sei finanziell frei, wenn man nicht auf Arbeit angewiesen ist. Daher ist die Grundsatzfrage in meinen Augen geklärt :/

    "Das Reich der Freiheit beginnt in der Tat erst da, wo das Arbeiten, das durch Not und äußere Zweckmäßigkeit bestimmt ist, aufhört."


    "finanziell unabhängig" bedeutet, sich dem o.g. "Arbeiten, dass durch Not und äußere Zweckmäßigkeit bestimmt ist" entziehen zu können. Die Finanzen sind da "Mittel zum Zweck".

    Deswegen hat Robert Anton Wilson vermutlich "Geld" (scherzhaft?) auch als "Bio-Überlebensscheine" bezeichnet.


    Und Thomas Paine hat insbesondere über "das Arbeiten, dass durch Not und äußere Zweckmäßigkeit bestimmt ist" im hohen Alter formuliert:


    Das stammt aus https://de.m.wikipedia.org/wiki/Die_Rechte_des_Menschen von 1791

    Wir diskutieren heute über eine Erhöhung des Renteneintrittsalters über 67 Jahre hinaus.

  • Wir diskutieren heute über eine Erhöhung des Renteneintrittsalters über 67 Jahre hinaus.

    (Zahlen nur aus der Erinnerung, daher diesbezüglich ohne Gewähr; die Tendenz in der durchschnittlichen Lebenserwartung und damit bei der Rentenbezugsdauer ist aber gesichert und evident)


    Was (u. a.) damit zusammenhängen dürfte, daß zu Zeiten des besagten Thomas Paine die durchschnittliche Lebenserwartung (m. W. gerechnet üblicherweise als solche eines Neugeborenen) um die 32 Jahre lag (m. W. lag die auch noch um 1875 deutlich unter 40 Jahren; ca. 38, glaube ich).


    Letzte mir (grob) erinnerliche Zahlen für Deutschland (schon länger unterscheidet man bei dem Thema geschlechtsspezifisch) könnte aus 2021 gewesen sein : Für Frauen > 83 Jahre, für Männer > 78 Jahre ...


    Ohne jetzt selbst ein Versicherungsmathematiker zu sein: Was signifikante Auswirkungen auf die Rente bzw. die Rentenbezugsdauer haben dürfte ... und damit auf die Solidität sprich Finanzierbarkeit unseres sog. Umlagesystems.


    Meines Wissens hat sich in Deutschland allein seit Anfang der 60er Jahre die Rentendauer bzw. die Rentenbezugszeit (grob gesagt) fast verdoppelt.

  • Du möchtest aber nicht die Situation von 1791 mit der heutigen vergleichen? Und Du möchtest bestimmt auch nicht die Maßstäbe von 1791 auf heute anwenden, oder?

    Doch - was den o.g. Punkt angeht, möchte ich genau das. Und ich finde es frappierend, dass man gegenüber 1791 - was die Ansprüche an Verbesserung der sozialen Bedingungen/Entwicklung angeht - das Rad eher zurückdreht, als dass man nach weiterer Verbesserung strebt. Und von Argumenten nach Kassenlage (s.u.) lasse ich mich da auch nicht von abbringen.

    Was die Bewertung der durchschnittlichen Lebenserwartung angeht, muss man - glaube ich - etwas genauer hinsehen. Es gab früher auch eine wesentlich höhere Sterblichkeit direkt bei Geburt und bei (Klein-)Kindern. D.h. diese Menschen haben die Phase, die wir heute als "Erwerbsleben" bezeichnen, gar nicht erreicht. Damit fallen sie sowohl als "Beitragszahler" als auch and "Rentenempfänger" (sozusagen) heraus. Dennoch drücken sie ergeblich die durchschnittliche Lebenserwartung. Also ist ein reiner Vergleich der durchschnittlichen Lebenserwartung nicht hilfreich bei der Diskussion.

    Ausserdem finde ich es seltsam, dass wir die Frage, welchen sozialen Standard wir anstreben, abhängig von der Kassenlage machen. Da wird man uns immer vorrechnen, dass das Geld nicht da ist, weil man es für etwas anderes ausgegeben hat.


    Und es ging ja auch eigentlich um:

    @All

    Bitte nicht einen 2. Rententhread daraus machen! =O

    Es geht hier im Thread um die Frage, ab wann man an 'finanziell unabhängig' ist.

    Und bestätigt/unterstreicht das Zitat "Das Reich der Freiheit beginnt in der Tat erst da, wo das Arbeiten, das durch Not und äußere Zweckmäßigkeit bestimmt ist, aufhört." dies betreffend nicht die vorherige Aussage von BS.C ?

  • Doch - was den o.g. Punkt angeht, möchte ich genau das. Und ich finde es frappierend, dass man gegenüber 1791 - was die Ansprüche an Verbesserung der sozialen Bedingungen/Entwicklung angeht - das Rad eher zurückdreht, als dass man nach weiterer Verbesserung strebt. Und von Argumenten nach Kassenlage (s.u.) lasse ich mich da auch nicht von abbringen.

    Das ist unsachgemäß, schlicht zwei Zahlen zu vergleichen ohne die Umstände - Lebens- und Arbeitsumstände ebenso wie die Lebenserwartung etc. - zu beachten. Auf so einem Niveau diskutiere ich nicht.

  • Finanziell unabhängig fühle ich mich wenn ich 1€ mehr habe als ich gerade brauche. Ansonsten hängt es für mich immer vom Bedarf ab, einer braucht monatlich 500€ der andere 5000€ usw. Weiterhin spielt die Dauer der Unabhängigkeit eine große Rolle. Nehmen wir mal 30 Jahre an, am Ende rechne ich mit dem doppelten Bedarf von heute. Also brauche ich dann auch das doppelte Vermögen um mich unabhängig zu fühlen. Ich fühle mich unabhängig, im Moment, wie das ganze in 10 Jahren aussieht steht in den Sternen, keiner weiß was bis dahin alles auf uns zukommt. Ob dann meine Planung bis zum Lebensende noch aufgeht???

  • Sonntag 19.11.2023

    Hallo lieber Forumsfreunde

    heute ist mal wieder so ein Sonntag wo man Muse hat die interessanten Kommentare hier zu lesen.

    Zur Frage der finanziellen Unbhängigkeit will ich auch meinen Senf beisteuern

    Wie so oft ist jeder Fall anders.

    Je nach bisherigem Lebensstandard ist die finanzielle Unabhängigkeit völllig unterschiedlich.

    Ein Mensch der bisher in einem komfortablen Haus wohnt mit Reinigungskraft, Gärtner usw. dazu noch eine Ferienimmobilie auf Mallorca besitzt und dann auch noch ein Boot und einen entsprechenden Fuhrpark, braucht ein viel höheres regelmäßiges Einkommen oder Vermögen um für den Rest seines Lebens finanziell unabhängig zu sein.

    Wenn es dann noch eine Ehefrau, studierende Kinder im Internat gibt, womöglich noch eine unterhaltspflichtige Exehefrau gibt mit ebenfalls untrhaltspflichtigen KIndern dann ist da noch längst nicht die Spitze der Pyramide erreicht, aber immerhin ein Unterschied zum alleinlebenden Junggesellen mit 60 ohne Anhang und einer Mietwohnung, einem Mittelklasseauto und der sich mit 1 x jährlichem Pauschalurlaub begnügt.

    Schaut Euch mal in Eurem Umfeld um dann stellt Ihr schnell fest, wie groß die persönlichen Umstände sind und wie wenig man das pauschalieren kann.

    Hinzu kommt dass wir eine Erbengeneration sind.

    Ob jemand irgendwann mal (MIt)-Erbe eines Famiilenvermögens werde oder nicht macht ja einen riesengroßen Unterschied.

    Am Einfachsten ist der Fall für jemand der auch in einfachen Lebensverhältnissen zufrieden ist und sich mehr am funktionieren Freundes- oder Familienkreis oder an aktiver Mitarbeiter in einem Verein seiner Wahl erfreuen kann.

    Die unterschiedlichen Kommentare waren dennoch sehr unterhaltsam.

    Schönen Sonntag wünscht McProfit (Privatier Ü75)

  • Doch - was den o.g. Punkt angeht, möchte ich genau das. Und ich finde es frappierend, dass man gegenüber 1791 - was die Ansprüche an Verbesserung der sozialen Bedingungen/Entwicklung angeht - das Rad eher zurückdreht, als dass man nach weiterer Verbesserung strebt. Und von Argumenten nach Kassenlage (s.u.) lasse ich mich da auch nicht von abbringen.

    Hui, in welcher informationsfreien Zone hast Du Dich die letzten Jahrzehnte aufgehalten? :/

    Seit vielen Jahren haben Bürger in unserem Land einen Anspruch auf eine (finanzielle) Grundsicherung. Dazu braucht er/sie/es nicht mal ein Mindestalter.

    Wenn man es ganz streng betrachtet ist damit sogar JEDER Bürger finanziell zumindest von einer Arbeit unabhängig.

    Man kann sicherlich über die Höhe des Anspruchs geteilter Meinung sein, aber zumindest verhungern und/oder erfrieren muss heut zum Glück kein Bürger mehr.

    Ich bin mir ziemlich sicher, dass Thomas Paine ob dieser Fortschritte seine Zeilen heute etwas anderes schreiben würde.

  • Schaut Euch mal in Eurem Umfeld um dann stellt Ihr schnell fest, wie groß die persönlichen Umstände sind und wie wenig man das pauschalieren kann.

    Das stimmt absolut! Meine persönliche Erfahrung: Je weniger man den eigenen Lebensstil über die Jahre dem steigenden Gehalt angepasst hat, umso schneller / leichter wird man finanziell unabhängig (sowohl weil sich mehr Vermögen ansammelt, als auch weil man in der Entnahmephase weniger braucht).


    Ich weiß noch, wie ich mir vor Jahren bei einem Jobwechsel erstmal ein halbes Jahr Auszeit mit Auslandsaufenthalt genommen habe. Ein Kollege von mir hat damals gefragt, wie ich mir das leisten könne. Bei ihm bliebe am Monatsende nie was übrig. Ich war völlig perplex. Wir verdienten das gleiche, er hatte ebenso wie ich damals keine Familie, keine Wohnung/Haus abzuzahlen, keine sonstigen größeren Verpflichtungen, und trotzdem reichte ihm das (durchaus deutlich überdurchschnittliche...) Einkommen gerade mal so, während ich das Gefühl hatte "soviel kann ich gar nicht ausgeben, wie ich verdiene".


    Mein Mann und ich versuchen da einen Mittelweg zu finden. Auf alles verzichten und nur für "später" leben, würden wir nicht wollen - was, wenn man mit 50 tot umfällt und sein ganzes Leben immer nur auf die Rente hingelebt hat? Sinnlos Geld raushauen bzw. bei jeder Gehaltssteigerung auch 1:1 das Ausgabeverhalten mit steigern, muss aber auch nicht sein.

  • Ich finde an der Definition der finanziellen Unabhängigkeit ändern die persönlichen Umstände eigentlich nichts. Man ist finanziell unabhängig, wenn man (m.E. ohne Arbeiten zu MÜSSEN) genug Geld hat, um seinen Lebensstandard finanzieren zu können.

  • Ich finde an der Definition der finanziellen Unabhängigkeit ändern die persönlichen Umstände eigentlich nichts. Man ist finanziell unabhängig, wenn man (m.E. ohne Arbeiten zu MÜSSEN) genug Geld hat, um seinen Lebensstandard finanzieren zu können.

    Aber genau das macht doch den Unterschied. Und man könnte ja schon darüber streiten, ob finanzielle Unabhängigkeit wirklich erfordert, dass man "seinen Lebensstandard" ohne weiteres finanzieren kann - wenn der die eigene Yacht, eine eigene Wohnung in New York und wöchentliche Erste-Klasse-Flüge beinhaltet, dürfte dafür ggf. ein Betrag erforderlich sein, der weit oberhalb dessen liegt, was die meisten Leute als "finanziell unabhängig" bezeichnen würden.