Wann ist man finanziell unabhängig

  • Hi zusammen,


    diverse Videos und Beiträge handeln sich um die sogenannte "finanzielle Freiheit".

    Dabei werden unzählige Tipps zur Verfügung gestellt.

    Was aber so gut wie immer fehlt ist die Grundsatzfrage, wann man denn von einer finanziellen Unabhängigkeit/Freiheit sprechen kann.


    Mich würden dabei eure Einschätzungen und Denkweisen interessieren.


    Meine Gedanken dazu:

    1. Die Jahre vom jetzigen Alter bis zum 85. Lebensjahr errechnen

    2. Aktuelle Lebensunterhaltungskosten mit jährlich zwei Prozent Inflation hoch rechnen

    3. Berechnen, wieviel Kohle im Depot liegen muss, um bei einer Entnahmestrategie von 3 Prozent die jeweiligen Lebensunterhaltungskosten decken zu können.


    Was denkt ihr dazu?

    Es gibt doch unzählige Fragezeichen im Verlauf des Lebens.

    Wie können andere von sich behaupten in z.B. 15 Jahren finanziell frei zu sein?

  • Was aber so gut wie immer fehlt ist die Grundsatzfrage, wann man denn von einer finanziellen Unabhängigkeit/Freiheit sprechen kann.

    Mhhh eigentlich wird überall gesagt, man sei finanziell frei, wenn man nicht auf Arbeit angewiesen ist. Daher ist die Grundsatzfrage in meinen Augen geklärt :/

  • Diverse Videos und Beiträge handeln [von der] sogenannte[n] "finanzielle[n] Freiheit".

    Dabei werden unzählige Tipps zur Verfügung gestellt.

    Was aber so gut wie immer fehlt, ist die Grundsatzfrage, wann man denn von einer finanziellen Unabhängigkeit/Freiheit sprechen kann.

    Eigentlich fehlt die nicht. Eigentlich wird das in diesen Videos und Beiträgen ganz gut dargestellt.


    Finanziell frei/unabhängig ist derjenige, der sein Leben bis zu seinem (hoffentlich späten) Lebensende ohne Berufstätigkeit finanzieren kann.

    Der obige Plan stimmt von der Richtung, ist aber noch zu wenig detailliert. In aller Regel kommen mit dem Erreichen des Renteneintrittsalters eine Rente dazu, also eine fixe monatliche Zahlung, die den Zuschußbedarf aus dem Vermögen dann verringert. Lebenserwartung 85 ist sicher zu knapp bemessen, 95 oder 100 wäre meines Erachtens ok.

    Es gibt doch unzählige Fragezeichen im Verlauf des Lebens.

    Wie können andere von sich behaupten in z.B. 15 Jahren finanziell frei zu sein?

    Prognosen sind freilich immer etwas schwierig, wenn sie die Zukunft betreffen, aber letztlich ist das ganze Leben auf Spekulationen aufgebaut, sprich auf möglichst vernünftige Annahmen.


    Es muß ja nicht gleich "Rente mit 40" sein, aber wenn ein heute 40jähriger in seiner Finanzplanung anpeilt, mit 50 eine Million im Depot zu haben oder gar deren zwei, dann halte ich es schon für einen realistischen Plan, den Job an den Nagel zu hängen und fürderhin den Privatier zu geben.


    Ich würde schon sagen, daß der letzte Interviewpartner von Georg Wiesinger mit 48 finanziell frei ist.

  • Reichen dir denn nur die Lebenshaltungskosten um finanziell frei zu sein oder darf es ein bisschen mehr sein?


    Freiheit ist ähnlich wie Sicherheit, nur ein Gefühl. Beides gibt es in diesem Leben nicht in absoluter Form. Bin ich denn frei wenn ich YouTube Videos drehe um anderen Menschen diese Freiheit zu verkaufen?


    Wird die ganze Zeit wie verrückt gespart ist man während der Sparphase ganz bestimmt nicht frei. Rauscht die Börse mal tüchtig ab wird die Freiheit beschnitten?

    Mir reicht es aus wenn ich zufrieden über die Runden komme und nicht auf den letzten Euro schauen muss. Bei meiner Arbeit habe ich genug Freiheiten und gehe da gerne hin und bei meiner Frau bin auch gerne und sie sperrt mich auch nicht ein. Für mich reicht die Freiheit aus. Mehr Freiheit würde ich vielleicht auch gar nicht aushalten.


    Aber jeder wie er mag.


    Zu deinen Gedanken: was passiert wenn du älter als 85 wirst? Möchte man im hohen Alter nicht mehr frei sein?


    Lass die andern behaupten was sie wollen, Hauptsache du kommst gesund und zufrieden durchs Leben.

  • Zu deinen Gedanken: was passiert wenn du älter als 85 wirst? Möchte man im hohen Alter nicht mehr frei sein?

    Mir persönlich reicht ab 85 ein Leben bei dem die Grundbedürfnisse gedeckt sind. Meine Top Lebenszeit möchte ich wenn alles gut geht zwischen 60 und 85 erleben, daher rechne ich auch mit einer kompletten Depotentnahme in 25 Jahren.

    Die Wahrscheinlichkeit, dass man mit über 85 noch große Sprünge macht ist sicherlich gegeben, für mich aber eher unrealistisch.

  • Mit einem passenden Excel-Blatt. Geh noch mal auf Georgs Seite und lies nach, wie er an diese Frage herangeht

    Das werde ich morgen direkt machen. Vielen Dank.

    Dennoch erstaunlich, dass es dafür kein Tool gibt ?


    Gibt es denn wenigstens einen Rechner, der einem die Gesamtsumme seines aktuellen Gehalts mit jährlich 2 Prozent Inflation anzeigt?

    Ich finde nur welche, die den Kaufkraftverlust seines Gehalts angeben.

    Bin mit Excel nicht so vertraut.

  • Was aber so gut wie immer fehlt ist die Grundsatzfrage, wann man denn von einer finanziellen Unabhängigkeit/Freiheit sprechen kann.

    Aus meiner Sicht würde ich - in dem Kontext - ganz grob drei Begrifflichkeiten (natürlich samt diversen Zwischenstufen) unterscheiden. Neben einer gewissen Finanziellen Sicherheit (Finanzen im Griff, Einkommen übersteigt die Ausgaben, wesentliche Versicherungen vorhanden, ebenso eine adäquat passende Rücklage, keine Konsumschulden, es besteht eine regelmäßige Sparquote usw.) wären dies


    Finanzielle Unabhängigkeit: Stark vereinfacht - und nach meinem Dafürhalten - wenn man von seinem Vermögen (oder noch besser: Den Erträgen daraus) bis zum Ende seines Lebens (statistische Lebenserwartung plus einem Sicherheitspolster von beispielsweise 5 Jahren - und unter Berücksichtigung von Steuern und Inflation sowie Unwägbarkeiten wie Pflegebedürftigkeit) leben kann ohne zu arbeiten. Je nach Alter, Familienstand und sonstigen Rahmenbedingungen - in den allermeisten Fällen jedenfalls - irgendwas zwischen 1 - 5 Mio. Euro.


    Finanziell Freiheit: Wenn Geld generell aufgrund des Vermögens (noch besser: Aufgrund der Erträge daraus) praktische keine oder kaum noch eine bedeutsame Rolle spielt. Je nach Alter, Familienstand und Konsumverhalten irgendwas beginnend ab 5 bis bis xxx Mio. Euro.

  • Wenn man auf Verzehr des Vermögens kalkuliert, wären mir 85 Jahre zu knapp. Die fernere Lebenserwartung eines 65jährigen Mannes beträgt etwa 17 Jahre, da sind aber all die Raucher mit dabei. Erfahrungsgemäß leben Akademiker länger als Nichtakademiker, Nichtraucher länger als Raucher, Normalgewichtige länger als Dicke, Verheiratete länger als Ledige, Sportler länger als Sofakartoffeln, Reiche länger als Arme.


    Ein nettes Spielzeug zu diesem Thema ist das hier.


    Die Stiftung Warentest beschäftigt sich im aktuellen Finanztest-Heft mit Entsparstrategien und nimmt dabei als Endalter 95 Jahre an, also 65 + 30. Ich halte das für angemessen.

  • Gibt es denn wenigstens einen Rechner, der einem die Gesamtsumme seines aktuellen Gehalts mit jährlich 2 Prozent Inflation anzeigt?


    Ich finde nur welche, die den Kaufkraftverlust seines Gehalts angeben.

    Bin mit Excel nicht so vertraut.

    Mit den Grundrechenarten (speziell der Prozentrechnung) nicht vertraut zu sein, ist in diesem Zusammenhang mißlich. Und dann ist natürlich die Frage, welche Inflation man annimmt (und auch: welchen Kapitalertrag und welche Besteuerung).


    Bei stabiler beruflicher Situation würde man erstmal annehmen, daß das Gehalt mit der Inflation steigt, gleiches gilt beispielsweise für die gesetzliche Rente. Oder man läßt die Inflation mit 3% steigen und die gesetzliche Rente nur mit 2,5%. Man kann mit so einem Rechenblatt eine ganze Menge machen.


    Und dann spielt natürlich der Zeitraum der Prognose eine Rolle. Die Frage, ob Du Dir jetzt mit beispielsweise 60 Lebensjahren erlauben kannst, nach Hause zu gehen und die Zeit bis zu Deiner Rente mit eigenen Mitteln überbrückst, läßt sich leichter beantworten als die Frage, ob Du (heute 30) mit 45 soviel Geld gespart hast, daß Du Privatier werden kannst.

  • Was aber so gut wie immer fehlt ist die Grundsatzfrage, wann man denn von einer finanziellen Unabhängigkeit/Freiheit sprechen kann.

    Finanzielle Freiheit ist kein klarer Punkt, sondern ein Übergang. Der Finanzwesir hatte das mal in einem Artikel (oder war es ein Podcast) ganz gut beschrieben, leider finde ich den auf die Schnelle nicht.

    Am einen Ende des Spektrums leben Leute von der Hand in den Mund. Eine größere ungeplante Anschaffung wird zum Problem. Am anderen Ende redet man nicht mehr über Geld, das hat man. Zwischendrin gibt es viele Abstufungen. Finanzielle Freiheit kann auch bedeuten, dass man nicht jeden Job annehmen muss oder weniger als Vollzeit arbeitet.


    Wie können andere von sich behaupten in z.B. 15 Jahren finanziell frei zu sein?

    Behauptungen sind einfach ;)

    Wenn man die Aktienrenditen der letzten 15 Jahre fortschreibt, gut verdient und sehr sparsam lebt, ist das nicht vollkommen unrealistisch. Gleichzeitig betrügt man sich selbst, denn die "finanzielle Freiheit" ist dann eben auch ein Leben auf Sparflamme

  • Hier gibt es einen Vorsorge- und Entnahmerechner (und auch noch alle möglichen anderen Rechner):


    Vorsorgerechner - Sparen zur Vorsorge für Ihre private Zusatzrente im Alter (zinsen-berechnen.de)

  • Mir persönlich reicht ab 85 ein Leben bei dem die Grundbedürfnisse gedeckt sind. Meine Top Lebenszeit möchte ich wenn alles gut geht zwischen 60 und 85 erleben, daher rechne ich auch mit einer kompletten Depotentnahme in 25 Jahren.

    Die Wahrscheinlichkeit, dass man mit über 85 noch große Sprünge macht ist sicherlich gegeben, für mich aber eher unrealistisch.

    Das sehe ich 100%ig identisch.

    Nicht, dass ich nicht davon ausgehe das Alter meines Vaters, Großeltern, Urgroßeltern zu erreichen und damit sogar deutlich Älter als 85 zu werden. :/

    Ich sehe mich aber u.A. mit 80+ nicht mehr auf dem Motorrad und schon gar nicht mehr mit demselben auf der Rennstrecke. ;)

    Und auch die Reisetätigkeit nimmt gemäß meiner Erfahrung mit steigendem Alter ab. Auch gebe ich zu bedenken, dass man häufig nicht nur sich allein betrachten kann, sondern auch der eigene Partner eine Rolle spielt. Was nutz es, wenn man selbst noch ganz gut beieinander ist, der Partner das Glück jedoch nicht hat?

    Ich könnte mir jedenfalls kaum vorstellen ohne meine Partnerin groß auf eine Reise zu gehen und weiß, dass meine Partnerin genau so denkt.


    Das Thema 'Finanzielle Freiheit' ist kein Thema mehr für uns. Bei und geht es nur darum unsere Rentenlücke zu schließen.

    Um es klar zu sagen: Wenn es in Deutschland in den nächsten 20, 30 Jahren zu einer eklatanten Änderung im Rentensystem kommt (Kürzung der Renten, Abkopplung der Rentenentwicklung von der Lohnentwicklung/Inflation) hätte das auch Auswirkungen auf unsere finanzielle Situation.

    Ich gehe allerdings davon aus, dass der Staat schon dafür sorgen wird, dass wir auch mit 85 nicht mehr unter eine Brücke umziehen müssen.

  • Das Thema 'Finanzielle Freiheit' ist kein Thema mehr für uns. Bei und geht es nur darum unsere Rentenlücke zu schließen.

    (nachträglich gefettet von mir)


    Diese Begrifflichkeiten werden - meines Erachtens - ohnehin sehr unterschiedlich, schwammig, unsauber um nicht zu sagen teilweise auch irreführend verwandt (siehe auch schon Beitrag Nr. 10). Diese drei Begriffe (mit natürlich diversen Zwischenstufen) "Finanzielle Sicherheit", "Finanzielle Unabhängigkeit" und "Finanzielle Freiheit" (samt Definitionen inkl. erforderlicher Größenordnung bzw. Spanne das Vermögen betreffend) halte ich für zielführender.


    Wie kann ich beispielsweise völlig "finanziell frei" sein (in meinem Entscheidungen), wenn ich über den Kauf eines Ferienhauses am Meer, die Anschaffung einer Motoryacht usw. usw. unter finanziellen Aspekten nachdenken oder gar grübeln muß ?


    Eine gewisse "Finanzielle Sicherheit" sollte jedermann anstreben und das kann auch von (sehr) vielen erreicht werden. Die "Finanzielle Unabhängigkeit" ist schon deutlich anspruchsvoller (insbesondere, wenn das schon mehr oder weniger weit vor dem regulären Renteneintritt geschafft sein soll (zum Beispiel mit 40 oder 50 Jahren - und zudem später nur kleine Rente(n) oder gar keine zu erwarten sind)). Die "Finanzielle Freiheit" ist nur für (ganz) wenige aus eigener Kraft erreichbar (da ist - statistisch gesehen sprich von der Anzahl her - sicherlich eine Null vor dem Komma; je nach dem gewünschten Lebensstill dann vielleicht auch noch eine Null nach dem Komma).

    Bei und geht es nur darum unsere Rentenlücke zu schließen.

    Das würde ich noch unter den Begriff einer gewissen "Finanzielle Sicherheit" subsumieren. Neben den (dazu schon in Nr. 10 genannten Aspekten) gehört dazu ja auch das Einleiten (in jungen Jahren) bzw. das Abrunden (in späteren Jahren) einer auskömmlichen finanziellen Lage im Ruhestand (sprich Rente(n) ergänzt durch die private Altersvorsorge).


    Nur meine bescheidene persönliche Meinung.


    Wünsche jedenfalls allen viel Erfolg - was immer im Einzelfall auch angestrebt sein mag.

  • Hallo monstermania,


    Um es klar zu sagen: Wenn es in Deutschland in den nächsten 20, 30 Jahren zu einer eklatanten Änderung im Rentensystem kommt (Kürzung der Renten, Abkopplung der Rentenentwicklung von der Lohnentwicklung/Inflation) hätte das auch Auswirkungen auf unsere finanzielle Situation.

    Ich gehe allerdings davon aus, dass der Staat schon dafür sorgen wird, dass wir auch mit 85 nicht mehr unter eine Brücke umziehen müssen.

    In dem Punkt bin ich entspannt. Solange wir ein einigermaßen demokratisch verfasstes Gesellschaftssystem haben, kann kein Politiker gegen eine Hälfte der Bevölkerung (Rentner plus rentennahe Jahrgänge) drastischen Senkungen des Lebensstandards durchsetzen. Ein allgemeiner Abfall des Lebensstandards für alle ist natürlich nicht auszuschließen, aber so viele Brücken hat Deutschland auch nicht.


    Gruß Pumphut

  • Hallo monstermania,

    In dem Punkt bin ich entspannt. Solange wir ein einigermaßen demokratisch verfasstes Gesellschaftssystem haben, kann kein Politiker gegen eine Hälfte der Bevölkerung (Rentner plus rentennahe Jahrgänge) drastischen Senkungen des Lebensstandards durchsetzen. Ein allgemeiner Abfall des Lebensstandards für alle ist natürlich nicht auszuschließen, aber so viele Brücken hat Deutschland auch nicht.

    Grundsätzlich bin ich das auch und jedes Jahr, dass mich nähe an die Rente bringt macht mich entspannter. Gelassenheit des Alters!? ;)

    Ich glaube auch nicht, dass irgendeine Regierung gegen die aktuellen Rentner bzw. die kommenden Rentner der Babyboomer-Generation Politik machen kann und wird.


    Aber es ging ja im Thread um das Thema 'Finanziell unabhängig'. Und das wäre man m.E. ohnehin nur, wenn man seinen kompletten Lebensunterhalt allein aus völlig unterschiedlichen Quellen bestreiten könnte.

    Allein nur Rente -> Nun ja, würde in 15 Jahren zum Überleben reichen (aktuelle Hochrechnungen der GRV)

    Allein nur Aktien -> Keine Ahnung, ob das in 15 Jahren zum Überleben reichen würde.

    Auch der Privatier, der irgendwann mit 50+ den Job an den Nagel hängt, rechnet ja seine Rentenzahlung ab 63 oder Goodies wie die KVdR in seine zukünftigen finanziellen Planungen ein.

    Wirklich finanziell frei oder gar unabhängig ist das halt nicht. In so einem Fall brächte man sich halt gar keine Gedanken mehr zu machen. Egal was die Regierung an der Rente herumbastelt oder wie sich irgendwelche Aktienkurse entwickeln.