Ich finde den aktuellen Lebensstandard kein gutes Maß, weder für die normale Rente noch für FIRE. Würde man tatsächlich aufhören zu arbeiten, hat man plötzlich jede Menge Zeit übrig. Die meisten werden nicht zu Hause sitzen wollen
Wann ist man finanziell unabhängig
- Nescool
- Erledigt
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Das stimmt absolut! Meine persönliche Erfahrung: Je weniger man den eigenen Lebensstil über die Jahre dem steigenden Gehalt angepasst hat, umso schneller / leichter wird man finanziell unabhängig (sowohl weil sich mehr Vermögen ansammelt, als auch weil man in der Entnahmephase weniger braucht).
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Ein Kollege von mir hat damals gefragt, wie ich mir das leisten könne. Bei ihm bliebe am Monatsende nie was übrig. Ich war völlig perplex. Wir verdienten das gleiche ... und trotzdem reichte ihm das (durchaus deutlich überdurchschnittliche...) Einkommen gerade mal so, während ich das Gefühl hatte "soviel kann ich gar nicht ausgeben, wie ich verdiene".
Das ist eine Frage der Grundeinstellung - und dazu kommt als wesentlicher Faktor die Zeit.
Kaufen (oder verbrauchen allgemein) ist (über die bare Notwendigkeit hinaus) ein lustbetonter Vorgang. Neue Klamotten kaufen, neue Gadgets kaufen macht Spaß. Wenn man das Ding dann zuhause hat, stellt man fest, daß der Kleiderschrank schon total voll ist und das Wohnzimmerregal sich vor Gadgets schon biegt. Wenn ich mich hier umgucke, habe ich viel zu viele Sachen, die mich eher belasten als erfreuen.
Wenn ich meine, daß ich etwas brauche, gehe ich in den Laden und schau mir das an. Wenn ich meine, ich bräuchte das, gehe ich trotzdem ohne Kauf nach Hause. Und wenn ich es am nächsten Tag immer noch will, gehe ich wieder hin und kaufe es.
Die Leute jammern, der Strom sei momentan so teuer.
Neulich war ich mal abends zum Essen aus, normales Lokal, allerdings Menü, nicht viel Getränke dabei. Das Essen zu zweit hat so viel gekostet wie der vermeintlich so teure Strom für 3 Monate. Da stelle ich mir dann schon die Frage nach den Relationen. Ich gehe schon aus zum Essen, keine Sorge (sonst wüßte ich ja nicht, was es gekostet hat). Aber ich tue das offensichtlich seltener als andere Leute. Unsere Nachbarn gehen jede Woche mindestens einmal aus. Ich wollte das überhaupt nicht und das noch nicht einmal primär aus finanziellen Gründen, sondern aus zeitlichen und kalorischen. Wenn ich in der Zeit, die meine Nachbarn im Restaurant verbringen, um den Block jogge, fühle ich mich hinterher besser als nach einem Restaurantbesuch (und bin auch noch früher wieder zuhause).
Einmal ist keinmal. Wenn Dein Kollege aber einmal pro Woche essen geht und Du vielleicht alle sechs Wochen einmal, und das jahrein, jahraus, dann summiert sich das erheblich.
Um mit Oliver Noelting zu sprechen: Es geht nicht darum, sich zu kasteien, sondern darum, sich darüber bewußt zu werden, ob einem diese oder diese Erfahrung die Ausgabe wert ist. Mehr als gelegentlich ist sie es nicht, und dann läßt man das halt das nächste Mal. Viele Leute glauben, daß Glück an Dingen hinge. Schon "Hans im Glück" wußte, daß das nicht der Fall ist.
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Ich finde den aktuellen Lebensstandard kein gutes Maß, weder für die normale Rente noch für FIRE. Würde man tatsächlich aufhören zu arbeiten, hat man plötzlich jede Menge Zeit übrig. Die meisten werden nicht zu Hause sitzen wollen
Stimmt, andererseits gibt es vielleicht auch Ausgaben, die dadurch wegfallen oder weniger werden (z.B. Mittagessen bei der Arbeit, Pendeln, Berufskleidung, günstigere Urlaube weil keine Bindung mehr an Schulferien oder Abstimmung mit Kollegen bei der Urlaubsplanung...).
Am Ende gibt es nicht die eine allgemeingültige Definition (und evtl. gibt es auch deshalb sehr unterschiedliche Beispiele / Rechnungen / Zeitpunkte / Maßstäbe dafür). Ist aber am Ende auch egal. Denn für den Einzelnen ist ja nicht relevant, mit welchem Vermögen bzw. in welchem Alter irgendwer anders nach dessen eigener Definition meint, finanziell unabhängig bzw. frei zu sein. Und es ist am Ende auch völlig egal, welchen Begriff man dafür verwendet, weil es ohnehin ein komplett individuelles Thema ist.
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Ich finde den aktuellen Lebensstandard kein gutes Maß, weder für die normale Rente noch für FIRE. Würde man tatsächlich aufhören zu arbeiten, hat man plötzlich jede Menge Zeit übrig. Die meisten werden nicht zu Hause sitzen wollen
Vorallem darf man die Inflation bei der ganzen Geschichte nicht vergessen.
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Stimmt, andererseits gibt es vielleicht auch Ausgaben, die dadurch wegfallen oder weniger werden (z.B. Mittagessen bei der Arbeit, Pendeln, Berufskleidung, günstigere Urlaube weil keine Bindung mehr an Schulferien oder Abstimmung mit Kollegen bei der Urlaubsplanung...).
Das hat man natürlich, wobei man viele Kosten hier auch von der Steuer absetzen kann. Und man tendiert dazu, sich da zu verschätzen. Einmal Kaffee trinken gehen kostet fast so viel wie ein Kantinenessen. Ich sehe auch bei meinen Eltern wie die Lifestyle-Inflation zuschlägt, seit man nicht mehr 3 Kinder mitfinanzieren muss. Statt Autofahrt und Ferienwohnung mit selbst kochen, geht es jetzt ins Hotel oder auf Kreuzfahrt. Es sei ihnen gegönnt, gespart ist da aber natürlich nichts
Vorallem darf man die Inflation bei der ganzen Geschichte nicht vergessen.
Inflation ist nochmal eine extra Geschichte. Mir ging es vor allem um die naive Gleichsetzung von aktuellem und zukünftigem Bedarf. Ich gehe jedenfalls fest davon aus, dass ich die ersten Jahre der Rente eher mehr Geld brauche als im Arbeitsleben.
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Hui, in welcher informationsfreien Zone hast Du Dich die letzten Jahrzehnte aufgehalten?
Seit vielen Jahren haben Bürger in unserem Land einen Anspruch auf eine (finanzielle) Grundsicherung. Dazu braucht er/sie/es nicht mal ein Mindestalter.
Wenn man es ganz streng betrachtet ist damit sogar JEDER Bürger finanziell zumindest von einer Arbeit unabhängig.
Man kann sicherlich über die Höhe des Anspruchs geteilter Meinung sein, aber zumindest verhungern und/oder erfrieren muss heut zum Glück kein Bürger mehr.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass Thomas Paine ob dieser Fortschritte seine Zeilen heute etwas anderes schreiben würde.
Ja, vermutlich. Als erstes würde er folgenden Satz streichen:
ZitatDarf man sich nun wundern, wenn bei einem solchen Regierungssystem die Steuern bis zu ihrer jetzigen Höhe gestiegen sind?