Hilfe bei der Nutzung des Sparer Pauschbetrages (ETF)

  • Hallo lebe Community,

    ich habe bei der ING 2 Depot. Eins für Aktien und eins für ETF.

    Das Aktiendepot weist bei 2815€ Bestand ein Minus von 470€ aus.

    Das möchte ich vorerst vernachlässigen.

    Inhalt:

    1 HORNBACH HOLD.ST.O.N -34,15%

    2 JENOPTIK AG NA O.N. -16,37% (Sparplan)

    3 NETFLIX INC. DL-,001 -3,48%


    Mein "Sorgenkind" ist das ETF Depot. Bestand 32371€, + 3950€

    Inhalt:

    1 AIS-AM.MSCI WLD +15,11%

    2 ISHS CORE DAX UC.ETF EOA +13,93%

    3 ISHSIII-CORE MCCI WLD DA +12,07%

    4 VANG.FTSE A.-WO.U.ETF DLD +14,95%

    5 VANG.FTSE DEV.W.U.ETF DLA +12,17%


    Frage:

    Ich möchte nicht warten bis die Erträge noch höher werden und ich dann u.U. viel Steuern zahlen muss.

    Zudem mache ich mir Sorgen das ich jährlich die 1000€ Sparerpauschbetrag "verschenke"


    Ich habe den 1. ETF zu ca. 374€ gekauft. Später nochmal zugekauft.

    Heute steht er bei ca. 437€.


    Macht es Sinn soviel zu verkaufen damit ich z.B. 1000€ über Einstand erziele? Nach meinem dafürhalten wäre

    das dann frei von Steuern.

    Ich würde nach dem Verkauf das Geld sofort wieder in den gleichen ETF anlegen da ich es nicht brauche.


    Begehe ich einen Denkfehler?

    Wie soll ich vorgehen?


    Vorab vielen Dank und LG Peter

  • Such Mal hier im Forum nach "Rollen": Ja realisieren von Gewinnen bis zum Pauschbetrag (30% Teilfreistellung berücksichtigen!) Ist keine schlechte Idee. Ab nächstem Jahr solltest du aber auch die Vorabpauschale auf dem Schirm haben.


    Edit: auch Fifo googeln/berücksichtigen

  • Ja, die Anteile "rollieren" zu lassen, um den Sparerpauschalbetrag auszunutzen, macht Sinn.


    Anderes Thema: Warum hast du mehrere deckungsgleiche Positionen im Depot? Die drei folgenden ETF sind inhaltlich (so gut wie) identisch:


    AIS-AM.MSCI WLD EOC

    ISHSIII-CORE MSCI WLD DLA

    VANG.FTSE DEV.W.U.ETF DLA


    Und warum hast du zusätzlich zu dem MSCI World/FTSE Dev. noch den FTSE All-World und einen Dax ETF mit dabei? Sind dir die Auswirkungen dieser Mischung klar? Bzw. was war deine Intention für diese Mischung?

  • Ich habe bei der ING 2 Depots. Eins für Aktien und eins für ETF.

    Das Aktiendepot weist bei 2815€ Bestand ein Minus von 470€ aus.

    Das möchte ich vorerst vernachlässigen.


    Mein "Sorgenkind" ist das ETF Depot. Bestand 32371€, + 3950€

    Hier melden sich ziemlich viele Leute, die sich große Sorgen darüber machen, daß ihre ETF-Depots Gewinne machen.


    Ich darf mich beileibe nicht als begeisterten Steuerzahler bezeichnen, letztlich freue ich mich aber über "hohe Steuern". Schließlich stehen jedem Steuer-Euro auf Kapitalerträge drei Euros Wertzuwachs gegenüber.


    Übrigens glauben nicht wenige Leute, daß die Steuern auf Kapitalerträge nicht etwa hoch seien, sondern zu niedrig, da der Lohn werktätiger Arbeit stärker besteuert werde als leistungsloses Einkommen.

    Ich möchte nicht warten, bis die Erträge noch höher werden und ich dann u.U. viel Steuern zahlen muss.

    Zudem mache ich mir Sorgen, daß ich jährlich die 1000€ Sparerpauschbetrag "verschenke"

    Die Nutzung des Sparerfreibetrags ist mit dem sog. "Roll-Verfahren" recht einfach. Sie spart Dir pro Jahr (ohne Kirchensteuer) maximal 263,75 € Steuer.

    Ich habe den 1. ETF zu ca. 374€ gekauft.

    Heute steht er bei ca. 437€.


    Macht es Sinn soviel zu verkaufen damit ich z.B. 1000€ über Einstand erziele? Nach meinem Dafürhalten wäre das dann frei von Steuern. Ich würde nach dem Verkauf das Geld sofort wieder in den gleichen ETF anlegen, da ich es nicht brauche.

    Genau so macht man das. Rechnerisch verkaufst Du immer die zuerst gekauften Anteile (FIFO-Prinzip: first in, first out).

  • Kannst Du erklären was die Auswirkungen sind über die man sich klar sein sollte?


    Meine Kenntnis:


    Nachteile

    • Man zahlt bei Kauf/Verkauf den Grundbetrag evtl. doppelt
    • Unübersichtlich

    Vorteile

    • Risikoverteilung bzgl. des Emittenten (Merges...)
    • evtl mehr Optionen beim Verkauf

    Neutral

    • TER entspricht dem gewichteten Mittel.
    • Keine zusätzliche Diversifikation (evident bei "Deckungsgleich")


    "Über Auswirkungen klar werden" klingt immer so als würde man einen Riesenfehler machen...

  • Alles vollkommen richtig, mir ging es aber mehr um die Gewichtung der Regionen, die der TE im Depot hat, wenn er einen MSCI World mit einem FTSE All-World und einem DAX ETF mischt. Das ist sicherlich auch kein "Riesenfehler", aber man sollte wissen was man da tut und warum man es tut.


    Und wenn der Grund für die drei MSCI World bzw. FTSE Dev. ETFs Risikoverteilung bzgl. des Emittenten ist, ok, vollkommen in Ordnung, aber ist es das?

  • Höchstwahrscheinlich (wie bei mir) Unsicherheit am Anfang. :saint:


    Ist ja auch nicht empfehlenswert, aber klingt halt manchmal als wäre man gleich pleite, wenn man das macht, weil hier im Forum so viel Fokus auf so ein kleines Detail gelegt wird. ;)

  • Um auf die Ausgangsfrage zurückzukommen, ja von einem ETF Anteile verkaufen um den Freibetrag auszunutzen, wie viel du übrig hast musst du selber klären, sollten irgendwelche anderen Zinsen (Thema Sicherheitsbaustein) anfallen, sind diese zu berücksichtigen. Ansonsten werden 70% deiner Gewinne versteuert, immer den Kaufpreis der zuerst gekauften Anteile zu Grunde legen, sind diese aufgebraucht die Nächsten….. Welchen du verwendest ist dir überlassen, bei Ehepartnern steigt der Freibetrag auf insgesamt 2000€. Allerdings ist eine Info, wie hoch deine Vorabpauschale ist, einzuholen sinnvoll, zur Vorgehensweise gibt es auf der FT Seite einige Hinweise.

  • Von einem ETF Anteile verkaufen, um den Freibetrag auszunutzen.

    Wie viel du übrig hast, musst du selber klären.


    Allerdings ist eine Info [sinnvoll], wie hoch deine Vorabpauschale ist. ... Zur Vorgehensweise gibt es auf der FT Seite einige Hinweise.

    Die Vorabpauschale für 2023 wird erst 2024 versteuert, belastet also den Freibetrag des nächsten Jahres 2024.

  • ichbins:

    Die Kenntnis der Tatsache, daß die Versteuerung der Vorabpauschale erst im Folgejahr erfolgt, ist für einen Menschen natürlich schon wesentlich, der gerade herauspuzzelt, wieviel ETF-Anteile er verkaufen muß, damit er seinen Sparerfreibetrag zielgenau ausschöpft.

  • Ich habe dazu auch noch einmal eine Frage:

    Wenn ich im Dezember 2023 rollieren will und meinen Sparerpauschbetrag ordentlich ausnutzen will muss ich zunächst die Vorabpauschale aus 2022 berechnen und diese dann von meinem noch nicht genutzten Pauschbetrag abziehen. Und diesen Betrag kann ich dann über Verkauf nach fifo Prinzip ausnutzen. Ist das so richtig?

    Müsste ich die Vorabpauschale dann überhaupt ausrechnen? Müsste ich da nicht im Januar 2023 ein Dokument von meiner Depotbank bekommen haben, wo die Vorabpauschale für mich berechnet wurde?

  • Ja da hast du Recht, aber ich meinte theoretisch... Gut also nochmal:

    Wenn ich jetzt im Dezember 2023 rollieren will, müsste ich die VAP von 2022 beachten. Diese gab es aber nicht (da Null Zins Phase), daher kann ich einfach meinen vollen Freibetrag ausnutzen.

    Im Januar 2024 wird dann die VAP von 2023 abgezogen, das betrifft aber den Freibetrag von 2024. D.h. ich muss nur schauen, dass der Freibetrag den ich in meinem Broker angegeben habe den Wert der VAP abdeckt (wenn möglich). Wenn der Freibetrag die VAP abdeckt wird mir einfach nichts abgezogen. Dann bekomme ich einen Bescheid von meiner Depotbank.


    Wenn ich dann Ende 2024 wieder rollieren möchte, nehme ich den Wert der VAP der mir im Januar 2024 abgezogen wurde und ziehe ihn von meinem Freibetrag ab. Mit dem Rest kann ich dann rollieren.


    Ist das so richtig?

  • Wenn ich dann Ende 2024 wieder rollieren möchte, nehme ich den Wert der VAP der mir im Januar 2024 abgezogen wurde und ziehe ihn von meinem Freibetrag ab. Mit dem Rest kann ich dann rollieren.


    Ist das so richtig?

    Ja, das ist richtig, außer du hast im Laufe des Jahres noch irgendwelche anderen Kapitalerträge, wie z.B. Zinsen, freigestellt.

  • Danke euch :)


    Geil, wofür habe ich mir damals eine riesige Excel Tabelle gebaut, mit der ich die Vorabpauschale berechnen kann :D Braucht man ja eigentlich gar nicht wirklich, da man einfach den Freistellungsauftrag zu Anfang des Jahres auf das Depot maximal setzt und dann nach dem Abzug wieder reduziert...

    Also man setzt ihn bspw. auf 1000€, dann kommt die Vorabpauschale und zieht mir zB 250€ ab. Dann kann ich im Februar ja auch den Freistellungsauftrag wieder auf 250€ reduzieren und die restlichen 750€ anderweitig verteilen. Oder habe ich da einen Denkfehler?

  • Eine weitere Frage: In dem Video von Saidi zur Vorabpauschale sagt er ja, dass die VAP auf eventuelle Verkäufe mit Gewinn angerechnet wird...


    Also angenommen ich muss 250€ Vorabpauschale im Januar 2024 zahlen. Wenn ich jetzt im Dezember 2024 rolliere, habe ich dann nur 750€ Freibetrag zur Verfügung oder doch die gesamten 1000€ (weil die VAP dann angerechnet wird)? Ich steh aufm Schlauch :D

  • Interessante Frage.

    Ich vermute die VAP verteilt sich gleichmäßig auf den ganzen Posten, also wenn Du auf 1000 Anteile 500 Eur VAP bezahlst und dann im Laufe des Jahres noch für 500 Eur rollieren willst, müsstest Du von dem Gewinn je Aktie 50ct abziehen um die Menge der zu rollenden Anteile zu bestimmen.

  • In dem Video von Saidi zur Vorabpauschale sagt er ja, dass die VAP auf eventuelle Verkäufe mit Gewinn angerechnet wird.

    Du hast am 1.1.2023 einen ETF zu 1000 € gekauft. Er steht am 31.12. auf 1050€ (also 5% höher), also besteuert man Dir die Vorabpauschale von 17,50 € (nämlich 2,55%*70% für 2023). Das steigert steuertechnisch Deinen Einstandspreis.


    Wenn Du diesen ETF im Jahre 2024 zu 1100 € verkaufst, mußt Du die Differenz zwischen Einstandspreis und Verkaufserlös versteuern. Das sind in diesem Fall aber nicht 1100 - 1000 € = 100 €, sondern nur 1100 - 1000 - 17,50 = 82,50 €, denn die 17,50 € fiktiven Wertzuwachs für 2023 hast Du zu Beginn des Jahres 2024 ja schon versteuert.