Hey Saidi, BU für Angestellte im öffentlichen Dienst?

  • Hey Saidi,

    ist Berufsunfähigkeitsversicherung auch für Angestellte im öffentlichen Dienst ein absolutes Muss? Immerhin steht ihnen im Falle einer Berufsunfähigkeit neben der Erwerbsminderungsrente auch eine Absicherung durch die Versorgungsanstalt des Bundes und der Länder (VBL) zu.

    Besten Dank und viele Grüße

    Manuel

  • Hey Saidi,

    ist Berufsunfähigkeitsversicherung auch für Angestellte im öffentlichen Dienst ein absolutes Muss? Immerhin steht ihnen im Falle einer Berufsunfähigkeit neben der Erwerbsminderungsrente auch eine Absicherung durch die Versorgungsanstalt des Bundes und der Länder (VBL) zu.

    Besten Dank und viele Grüße

    Manuel

    Es wird ja sogar Beamten geraten sich zumindest für die ersten Jahre eine BU zu holen. Ich habe darauf verzichtet. Tendenziell wird mir beim Thema BU viel zu sehr mit den Ängsten der Menschen gespielt. Das ist eben ein großes Geschäft.

  • Ich finde es OK, auf eine BU zu verzichten, aber das sollte eine bewusste Entscheidung sein, dass man im Leben nicht alle Risiken absichern will, und nicht einfach der Verweis auf "Angstgeschäfte". Klar ist, dass es für normale Menschen nicht möglich ist, genug anzusparen um im Fall der Berufsunfähigkeit ein halbwegs normales Leben zu führen. Das notwendige Vermögen für eine entsprechend lange Entnahme bekommt man einfach nicht zusammen, vor allem nicht in jungen Jahren.

  • Ich finde es OK, auf eine BU zu verzichten, aber das sollte eine bewusste Entscheidung sein, dass man im Leben nicht alle Risiken absichern will, und nicht einfach der Verweis auf "Angstgeschäfte".

    Wenn ich mir ansehe, welche Unsummen eine BU im Laufe der Jahre verschlingt, dann muss man aber auch sagen, dass sich das nicht jeder ohne weiteres leisten kann. Auch wollte man mir eine BU mit einer Leistung von 500 Euro verkaufen, was mir nun wirklich im Falle einer Berufsunfähigkeit kaum geholfen hätte. Wenn ich da die Monatsraten gegenrechne, macht so eine BU schon fast keinen Sinn mehr.

  • Mich hat die Frage, ob man eine Berufsunfähigkeitsversicherung braucht, oder andersherum, welches Risiko man eingeht, wenn man keine hat, schon vor Jahren beschäftigt. Ich bin dem Thema aber nicht auf den Grund gekommen. Klar ist, daß man mit einer BU in erster Linie mal das Humankapital versichert, also die Summe der Gehaltszahlungen bis zur Rente (und teilweise den Ruhestand mit, denn wenn das Gehalt irgendwann mal wegfällt, fallen ja auch die Rentenbeiträge weg). Man kann im Netz lesen, daß um die 25% der Berufstätigen irgendwann einmal berufsunfähig würden, ein Prozentsatz, den ich aus meiner Anschauung nicht bestätigen kann. In meinem (nicht ganz kleinen) Bekanntenkreis ist über Jahrzehnte niemand berufsunfähig geworden. Das ist natürlich nur anektdotische Evidenz.


    Ein sehr großer Teil der Berufsunfähigkeiten (der größte Anteil?) ist auf psychische Gründe zurückzuführen, möglicherweise Burn-Out, möglicherweise auf Mobbing, und sie erfolgen in rentennahen Jahrgängen. Vergangene Generationen waren immer zuviele für zu wenige Arbeitsplätze, ständig hörte man von Frühverrentungsaktionen, um den Personalstand zu senken. Ich könnte mir vorstellen, daß so mancher ältere Arbeitnehmer weggemobbt wurde, um einem jüngeren den Arbeitsplatz zu sichern und daß der ältere dann seinen Rettungsanker "Berufsunfähigkeitsversicherung" bemüht hat. Möglicherweise wird dieses Moment zu Zeiten des Fachkräftemangels weniger.


    Ich pflichte Dir bei, daß eine Berufsunfähigkeit (vor allem eine dauerhafte solche, nicht alle Berufsunfähigkeiten sind dauerhaft) in jungen Jahren eine finanzielle Katastrophe ist. Wer ordentlich spart, kann allerdings im Laufe seines Lebens durchaus ein nennenswertes Vermögen zusammenbekommen, die ihn dann eine Zeitlang (ggf. etliche Jahre) tragen kann.

  • Tendenziell wird mir beim Thema BU viel zu sehr mit den Ängsten der Menschen gespielt. Das ist eben ein großes Geschäft.

    Meiner Meinung nach ist die BU eine der wenigen Versicherungen, die man in den meisten Fällen benötigt. Ich zähle mich auch als Versicherungsmuffel und habe nur welche abgeschlossen die das abdecken was mich in die Armut treibt. Wenn mein Einkommen auf Grund von Krankheit ausfällt gehört das unbedingt dazu. Hat für mich nichts mit Ängsten der Menschen zu tun, dass Versicherer daran verdienen ist natürlich unbestritten.

  • Wenn mein Einkommen auf Grund von Krankheit ausfällt gehört das unbedingt dazu. Hat für mich nichts mit Ängsten der Menschen zu tun, dass Versicherer daran verdienen ist natürlich unbestritten.

    Dann musst du aber monatlich einen horrenden Versicherungsbetrag zahlen, damit du im Falle einer Berufsunfähigkeit abgesichert bist. Wie soll man denn bitte ein Einkommen von über 3000 oder 4000 netto absichern? Was mir als BU angeboten wurde, belief sich immer auf Beträge von 500 bis 800 Euro.

  • JDS , ich glaube @gregoriw meint damit die Höhe der BU Rente, nicht den Beitrag?

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    Von Finanztip empfohlene Spezialisten für Berufsunfähigkeit und private Krankenversicherung | Angaben gem. § 11 VersVermV, § 12 FinVermV: https://schlemann.com/erstinformationen | Beiträge in der Finanztip Community erstelle ich mit größtmöglicher Sorgfalt, jedoch ohne Gewähr für Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität. Deren Nutzung erfolgt auf eigene Gefahr.

  • Es wird ja sogar Beamten geraten sich zumindest für die ersten Jahre eine BU zu holen. Ich habe darauf verzichtet. Tendenziell wird mir beim Thema BU viel zu sehr mit den Ängsten der Menschen gespielt. Das ist eben ein großes Geschäft.

    In den "ersten" Jahren, macht eine "Dienstunfähigkeitsversicherung" in meinen Augen durchaus Sinn. Es ist wichtig die Methodik des Mindestruhegehalts und damit die Größe der Absicherungslücke zu verstehen, dann lässt sich auch die eigene Angst einschätzen. Das ist von Bundesland zu Bundesland ggf. unterschiedlich. In meinem Fall hat es mir persönlich gereicht meine Arbeitskraft bis zum 55. Lebensjahr abzusichern. Da ich die DU schon mit Mitte 20, relativ gesund abgeschlossen habe, zahle ich aktuell 34€ pro Monat für 1000€ Absicherung.

    Ich kann mir nicht vorstellen, dass Beschäftigte selbst über die Zusatzversorgung ähnlich gut gestellt sind wie Beamte, da bin ich aber nicht wirklich im Thema. Ich würde deshalb, sofern keine großen Vorerkrankungen vorliegen tendenziell zum Abschluss einer BU raten.

  • In den ersten Jahren, macht eine Dienstunfähigkeitsversicherung [für Beamte] in meinen Augen durchaus Sinn. Es ist wichtig die Methodik des Mindestruhegehalts und damit die Größe der Absicherungslücke zu verstehen, dann lässt sich auch die eigene Angst einschätzen. Das ist von Bundesland zu Bundesland ggf. unterschiedlich. In meinem Fall hat es mir persönlich gereicht, meine Arbeitskraft bis zum 55. Lebensjahr abzusichern.

    Es ist halt ein Rechenexempel, das unter anderem von der persönlichen Situation abhängt.

    Wer finanziell unabhängig ist, braucht eine solche Versicherung nicht. Allerdings dürften nicht viele Menschen 10 bis 12 Jahre ohne Gehalt aus eigenen Mitteln überbrücken können (und die damit einhergehende Minderung der Ruhestandsbezüge).


    Viele Leute verstehen das Wesen einer Versicherung nicht. Sie glauben, daß die Prämie "verloren" sei, wenn der Versicherungsfall nicht eintritt. Das Produkt einer Versicherung ist aber nicht primär die Zahlung im Versicherungsfall, sondern die Gewißheit der Versicherten, im Fall des Falls nicht ins Nichts zu fallen.

    Ich kann mir nicht vorstellen, dass Beschäftigte selbst über die Zusatzversorgung ähnlich gut gestellt sind wie Beamte, da bin ich aber nicht wirklich im Thema.

    Die Zusatzversorgung im öffentlichen Dienst sollte vor einigen Jahrzehnten mal den Unterschied der Ruhestandsversorgung zwischen Beamten und Angestellten ausgleichen. Das mag damals auch tatsächlich der Fall gewesen sein. Wenn zwei unterschiedliche Sachverhalte allerdings über Jahrzehnte jedes Jahr auch nur um Bruchteile von Prozenten auseinanderlaufen, dann summiert sich das über die Zeit erheblich. Weiterhin ist der Zusatzversorgung das Geld ausgegangen, weswegen man 2004 (oder so) die Rentenzusagen für künftige Rentner deutlich zusammengestrichen hat.


    Die Pension ist (vielleicht mehr als damals) bei sonst gleicher Berufsbiographie und Dienststellung deutlich höher als gesetzliche Rente plus Zusatzversorgung, allem Unken zum Trotz.

  • Ich pflichte Dir bei, daß eine Berufsunfähigkeit (vor allem eine dauerhafte solche, nicht alle Berufsunfähigkeiten sind dauerhaft) in jungen Jahren eine finanzielle Katastrophe ist. Wer ordentlich spart, kann allerdings im Laufe seines Lebens durchaus ein nennenswertes Vermögen zusammenbekommen, die ihn dann eine Zeitlang (ggf. etliche Jahre) tragen kann.

    Davon inspiriert mal eine kurze Rechnung:


    Nehmen wir an ein 30-Jähriger zahlt für 2.000 EUR monatliche BU Rente mit 3% Leistungdynamik 90 EUR im Monat.


    Wenn nichts passiert, hat er bis 67 insgesamt 39.960 EUR an Beiträgen "zum Fenster hinausgeworfen" (nein, hat er nicht - er war ja 37 Jahre lange versichert).


    Wird er "ab morgen" dauerhaft berufsunfähig, leistet die BU Versicherung über 37 Jahre in Summe eine Maximalleistung von 1,6 Mio. EUR.


    Wird er mit einer durchschnittlichen Wahrscheinlichkeit von 20% dauerhaft BU, bekommt er über 37 Jahre insgesamt 317.636 EUR.


    Wird er mit einer durchschnittlichen Wahrscheinlichkeit von 20% für 10 Jahre BU, bekommt er insgesamt 55.027 EUR.


    Bereits nach 1,65 Jahren Berufsunfähigkeit hat er die maximale Beitragssumme von 39.960 EUR an Leistungen erhalten.


    Um nur ein Jahr BU Rente mit Gespartem zu finanzieren, müsste er den monatlichen BU Beitrag von 90 EUR p.m. über 15,55 Jahre mit einer Rendite von 5% nach Steuern und nach Kosten ansparen.


    Auch rein mathematisch spricht also einiges für die Absicherung dieses Risikos. :)

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  • Bei Beamten sieht das natürlich etwas anders aus. Bis zur Verbeamtung auf Lebenszeit volles Risiko. Danach wird die Lücke deutlich kleiner. Mehr dazu auf unserer Seite "Dienstunfähigkeitsversicherung: Wichtig für Beamte!"

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  • durchschnittlichen Wahrscheinlichkeit von 20% dauerhaft BU

    durchschnittlichen Wahrscheinlichkeit von 20% für 10 Jahre BU

    Es tut mir leid in die Suppe zu spucken, aber wie viele werden denn dauerhaft berufsunfähig und in welchem Alter? Vor allem auch in welchen Berufen?

    Dass ein Gerüstbauer mit Mitte 50 seinen Körper verschlissen hat und berufsunfähig wird, ist eine vollkommen andere Geschichte als jemand, der mit 40 wegen Depression für ein paar Jahre berufsunfähig ist und mit 45 wieder am Schreibtisch sitzt. Gute Zahlen dazu sind leider schwer zu finden, aber was ich gefunden habe, sind eine durchschnittliche BU Dauer von 3-6 Jahren (was auch immer man von solchen Spreizungen halten mag).

  • Statistisch werden die meistens BU-Renten bis zum Ablaufdatum bezahlt, siehe z.B. helberg.info/blog/2021/05/die-meisten-bu-leistungsfaelle-laufen-bis-zum-bitteren-ende.

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  • In den "ersten" Jahren, macht eine "Dienstunfähigkeitsversicherung" in meinen Augen durchaus Sinn. Es ist wichtig die Methodik des Mindestruhegehalts und damit die Größe der Absicherungslücke zu verstehen, dann lässt sich auch die eigene Angst einschätzen.

    Genau. Und das habe ich für mich so eingeschätzt, dass ich als Beamter das Risiko für die fünf Jahre, in denen mein Dienstherr mich noch nicht absichert, eingehen kann.


    Bei Beamten sieht das natürlich etwas anders aus. Bis zur Verbeamtung auf Lebenszeit volles Risiko. Danach wird die Lücke deutlich kleiner. Mehr dazu auf unserer Seite "Dienstunfähigkeitsversicherung: Wichtig für Beamte!"

    Die Verbeamtung auf Lebenszeit ist, soweit ich das weiß, zunächst einmal losgelöst von der Absicherung im Falle der Dienstunfähigkeit. Im Normalfall hat man die Verbeamtung auf Lebenszeit nach 4,5 Jahren (1,5 Jahre Beamter auf Widerruf, 3 Jahre Beamter auf Probe, zumindest bei Lehrkräften). Nach 5 Jahren als Beamter (unabhängig vom Status) ist man jedoch erst durch den Dienstherrn automatisch abgesichert, wobei die Bezüge im Falle einer Dienstunfähigkeit mit den Dienstjahren steigen. Als man frisch Beamter auf Widerruf war, haben die Versicherer also versucht, mit einem ein Geschäft zu machen, um einen zumindest für 5 Jahre oder eben auch mehr (je nach persönlichem Bedarf) zu versichern. Ich habe das, wie oben gesagt, abgelehnt.

  • Stimmt, die 5 Jahre bzw. 60 Monate sind korrekt. Häufig fällt beides (Verbeamtung auf Lebenszeit / Erfüllung Wartezeit) ungefähr zusammen.

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