Rürup oder eigenes Depot

  • Liebe alle!

    Eine Frage, die mir in letzter Zeit keime Ruhe gibt, ist die Frage nach der „richtigen“ Altersvorsorge für mich (34J., selbständig, Psychotherapeut). Berater möchten mir eine Rürup schmackhaft machen, da dort eine hohe Steuerentlastung auf mich wartet. Ich frage mich, ob ein guter/günstiger Rürup-Vertrag kosten- und renditetechnisch besser ist als ein eigenes Depot mit breiten ETFs. Als Psychotherapeut muss ich ins Versorgungswerk einzahlen. Die dort eingezahlten Beiträge werden aber nur knapp 25% meiner anvisierten Rente von 2500€ (heutiger Stand ohne Inflation) decken. Es würde mir total helfen eine Einschätzung zu hören, ob es sinnvoll ist als Selbständiger Rürup zu machen oder ist die Rendite bei eigenem Depot so viel besser, dass das Steuerargument zu vernachlässigen ist?

    Ich freue mich auf eure Rückmeldung!:)

    Liebe Grüße
    Jan

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  • Hallo Jan,

    ich würde von Rürup die Finger lassen. Es ist das bescheidenste Produkt, dass man m.E. für eine Altersvorsorge wählen kann!

    Zum Thema Rürup empfehle ich Dir einen intensiven Blick auf den Blog von Prof. Hartmut Walz: https://hartmutwalz.de/?s=r%C3%BCrup


    Hast Du eine vernünftige Absicherung im Falle einer Berufsunfähigkeit?

    Meine Empfehlung: Mach Deine AV entweder per eigenem ETF-Depot oder per ETF-Nettopolice (oder Beides in Kombination).

  • Wie sind denn die Konditionen in Deinem Versorgungswerk?


    Wenn sie attraktiv erscheinen, könntest Du prüfe, ob höhere Einzahlungen möglich sind.


    Wenn Du sicherheitsorientiert bist bzw. auf Steuervorteile Wert legst, könnte das eine Alternative zur Dir angedienten Basisrente sein. Ggf. teilst Du Deine Sparsumme auf in ungefördertes freies renditeträchtiges ETF-Sparen zum einen und langweilige steuerbegünstigte Versorgungswerkeinzahlungen zum anderen.

  • Die Förderung bei Rürup erfolgt durch die steuerliche Absetzbarkeit der Beiträge. Das ist von der Absetzbarkeit der Beiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung oder zu einer berufsständischen Versorgung abgekupfert. Wenn es nur um die Steuer geht, kannst Du ebensogut ggf. mehr beim Versorgungswerk einzahlen, wenn die Satzung das hergibt, oder Beiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung zahlen.


    Das Steuerargument lautet übrigens übersetzt: "Ich zahle lieber 100 Euro Beitrag als 42 Euro Steuern!" Könnte man also hinterfragen. ;)

  • Ach super, danke schonmal für eure Rückmeldungen. Ein konkretes Rürup-Angebot wurde mir noch nicht vorgelegt - habe ich aber sicher bald.

    Die Beiträge zum Versorgungswerk sind wie ihr sagt ja auch steuerlich absetzbar - aber so der Berater "deutlich schlechter in der Rendite als eine gute Rürup". 700€ monatlich muss ich als Regelbeitrag monatlich ins Versorgungswerk einzahlen. Zusatzbeiträge, sollten eher in die Rürup fließen (so der Berater), nicht in das Versorgungswerk, da hier zu konservativ angelegt werde. Das schmälere die Rendite.

    Die Rürup-Verträge werden bei unserer Berufsgruppe sehr intensiv beworben, auch da wir eine sehr lange Ausbildung hatten und erst Anfang/Mitte 30 normal Geld verdienen.

    Also fahre ich damit besser das Geld in eigenes Depot zu stecken mit Welt-Etfs? Die angepriesene Steuerersparnis bei Rürup ist zu vernachlässigen? (auch wegen der höheren laufenden Kosten?).

  • Die Beiträge zum Versorgungswerk sind wie ihr sagt ja auch steuerlich absetzbar - aber so der Berater "deutlich schlechter in der Rendite als eine gute Rürup".

    Ich vermute, konkret beziffert hat er das nicht?


    Ich persönlich fahre zwei- (bzw. drei-)gleisig. Ich zahle monatlich Beiträge ins Versorgungswerk, habe ein ETF-Depot und zahle manchmal auch noch einen Zusatzbeitrag ins Versorgungswerk. Der Vorteil bei letzterem ist, er ist komplett flexibel (kann aber auch je nach Versorgungswerk unterschiedlich sein), kostet keine Gebühren / Provisionen und ist genauso steuerlich absetzbar wie ein Rürup-Vertrag.


    Das ist wahrscheinlich Typsache, aber ich traue Finanzvermittlern jeglicher Art nicht über den Weg.

  • eine BU habe ich und ETF-Nettopolice sagt mir bisher noch gar nichts..

    BU ist schon mal gut!

    ETF-Nettopolice ist anfangs auch nicht so wichtig. Ich würde an Deiner Stelle dann erstmal zusehen, dass ich ein eigenes Depot und einen ETF-Sparplan einrichte.

    Möglichst auf einen weltweit streuenden ETF (z.B. auf die Indizes MSCI ACWI (IMI) oder FTSE All World).

    Damit steht erstmal die Basis und nun musst Du erstmal einige Jahre mit dem Einzahlen durchhalten.


    Wenn Du so langsam deinen Sparerfreibetrag von 1000€ p.a. ausgeschöpft hast, kannst Du Dich nochmal mit dem Thema ETF-Nettopolice auseinander setzen.

    Im Prinzip ist es ebenfalls ein ETF-Depot mit einem Versicherungsmantel drum herum. Damit kann man bei entsprechender Ausgestaltung der Police einen Teil der Altersvorsorge auch bei einer Insolvenz oder einen zeitweisen Bezug von Sozialleistungen schützen.

    Sollte man zumindest im Hinterkopf behalten, insbesondere wenn man selbstständig ist.

    Die Beiträge zum Versorgungswerk sind wie ihr sagt ja auch steuerlich absetzbar - aber so der Berater "deutlich schlechter in der Rendite als eine gute Rürup". 700€ monatlich muss ich als Regelbeitrag monatlich ins Versorgungswerk einzahlen. Zusatzbeiträge, sollten eher in die Rürup fließen (so der Berater), nicht in das Versorgungswerk, da hier zu konservativ angelegt werde. Das schmälere die Rendite.

    Grundsätzlich hat der Berater da natürlich recht. Der große Hund bei Rürup liegt aber an anderer Stelle begraben: Du kommst vor der Rente nie wieder an Dein eingezahltes Geld heran. Und Du kannst es auch nur in Form einer monatlichen Rente auszahlen lassen!

    Wenn Du Dich also in 20 Jahren dazu entschließt auszuwandern, kommst Du nicht vorzeitig an Dein Rürup-Kapital heran!

    Wirst Du 2 Jahre vor der Rente krank, willst Dir nochmal was gönnen, kommst Du nicht an Dein Rürup-Kapital heran.

  • Grundsätzlich hat der Berater da natürlich recht. Der große Hund bei Rürup liegt aber an anderer Stelle begraben: Du kommst vor der Rente nie wieder an Dein eingezahltes Geld heran. Und Du kannst es auch nur in Form einer monatlichen Rente auszahlen lassen!

    Wenn Du Dich also in 20 Jahren dazu entschließt auszuwandern, kommst Du nicht vorzeitig an Dein Rürup-Kapital heran!

    Wirst Du 2 Jahre vor der Rente krank, willst Dir nochmal was gönnen, kommst Du nicht an Dein Rürup-Kapital heran

    Wobei das ehrlicherweise bei Beiträgen ins Versorgungswerk genauso ist. Auch da kommt man vor der Rente nicht mehr dran (es sei denn, man wird berufsunfähig und es greift die Berufsunfähigkeitsrente des Versorgungswerks), und auch da gibt es in der Regel eine monatliche Zahlung.

  • Wobei das ehrlicherweise bei Beiträgen ins Versorgungswerk genauso ist. Auch da kommt man vor der Rente nicht mehr dran (es sei denn, man wird berufsunfähig und es greift die Berufsunfähigkeitsrente des Versorgungswerks), und auch da gibt es in der Regel eine monatliche Zahlung.

    Da geben sich Rürup, Versorgungswerk und gesetzliche Rentenversicherung alle nicht viel.

    Die sind alle ähnlich in der Aufgabenbeschreibung und daher auch in der Flexibilität. Beitragserstattung regelmäßig nicht vorgesehen.

  • Versuch mal, die Pimpelei mit der Schriftgröße zu unterlassen. Man kann das schlecht lesen.

    Eine Frage, die mir in letzter Zeit keime Ruhe gibt, ist die Frage nach der „richtigen“ Altersvorsorge für mich (34 J., selbständig, Psychotherapeut).

    Tja ...

    Das, wenn man so genau wüßte ...

    Berater möchten mir eine Rürup schmackhaft machen, da dort eine hohe Steuerentlastung auf mich warte.

    Könnte sein, daß dieser Berater in Wirklichkeit ein Verkäufer ist. Warum nur will der Verkäufer, daß Du bei ihm etwas kaufst?


    Die Steuer ist ein Thema bei der Geldanlage, sinnvollerweise der Aspekt, den man erst zuletzt betrachtet, nicht etwa zuerst.

    Ich frage mich, ob ein guter/günstiger Rürup-Vertrag kosten- und renditetechnisch besser ist als ein eigenes Depot mit breiten ETFs.

    Ich selbst stecke mein frei verfügbares Kapital in Aktien (also ETFs), und doch bin ich in diesem Forum derjenige, der stets vor dem Automatismus: "Sparen? ETFs!" warnt. Du mußt bezüglich der Allokation immer Dein ganzes Vermögen betrachten.

    Als Psychotherapeut muss ich ins Versorgungswerk einzahlen. Die dort eingezahlten Beiträge werden aber nur knapp 25% meiner anvisierten Rente von 2500 € (heutiger Stand ohne Inflation) decken.

    Die 25% glaube ich nicht; das müßte mehr sein.


    Dein Versorgungswerk investiert schwerpunktmäßig in Renten (also "sicher" und renditeschwach). Rechne Dir aus, welchen Anteil es vermutlich an Deinen Alterseinkünften haben wird und gruppiere Deine privaten Anstrengungen drumherum.


    Wenn ich Versorgungswerk lese, denke ich an Kollegin 12345, die allergrößte Stücke auf ihr Versorgungswerk hält. Ich denke aber auch an einen Rentenbescheid eines Versorgungswerks, in der die Rentenleistung aufgeteilt ist in einen Teil aus dem vorigen Jahrhundert, der bei gleicher Einzahlung bedeutend besser ist als eine gesetzliche Rente, und in einen Teil aus diesem Jahrhundert, der bei gleicher Einzahlung bedeutend schlechter ist als eine gesetzliche Rente. Ich kann es gut nachvollziehen, warum das so ist: Versorgungswerke sind hoch in Renten investiert und diese haben gerade in den letzten Jahren so gut wie nichts gebracht. Der Staat steckt sehr viel Steuergeld in die gesetzliche Rente (und wird das auf Sicht auch weiter tun), wohingegen Versorgungswerke sich nur allein aus sich heraus finanzieren müssen. Vorteil gesetzliche Rente.


    Wenn Du die Wahl hast, stellst Du Dich mit freiwilligen Einzahlungen mit guter Wahrscheinlichkeit besser als mit freiwilligen Einzahlungen in Dein Versorgungswerk.


    Schau aber genau hin: Ein maßgebliches Kriterium ist die Anlagepolitik Deines Versorgungswerks. Es gibt etwa 90 davon in Deutschland, und ihre wirtschaftliche Situation unterscheidet sich erheblich. Besorg Dir mal die Geschäftsberichte der vergangenen Jahre und lies möglichst auch zwischen den Zeilen. Meistens stehen die Dinger im Netz. Wenn darüberhinaus ein Versorgungswerk sich selbst auf seiner Netzseite lobt, ist das auch ein gutes Zeichen. "Renten schon seit 12 Jahren nicht erhöht" schreibt kein Versorgungswerk gern öffentlich. Vergangenheitswerte gelten natürlich nicht für die Zukunft. Dennoch ist es ein gutes Zeichen, wenn in den vergangenen, zinsschwachen Jahren ein überdurchschnittliches Zinsergebnis erwirtschaftet worden ist und eventuell sogar die Renten erhöht worden sind. Ich kenne ein Versorgungswerk, das die Renten schon seit über 10 Jahren nicht mehr erhöht hat. Das kann sich der Staat mit seiner gesetzlichen Rente nicht erlauben.


    Ein Versorgungswerk kann (sozusagen) pleite gehen, die gesetzliche Rente praktisch nicht.


    Wenn dieser "Sicherheitsbaustein" dann angemessen bestückt ist, magst Du Langzeitanlagen gern an der Börse tätigen.

    Es würde mir total helfen eine Einschätzung zu hören, ob es sinnvoll ist als Selbständiger Rürup zu machen oder ist die Rendite bei eigenem Depot so viel besser, dass das Steuerargument zu vernachlässigen ist.

    Was Du letztlich machst, ist Deine Sache.


    Rürup ist ein privatwirtschaftlicher Rentensparvertrag (Renten = festverzinsliche Wertpapiere), der hinterher zwangsverrentet werden muß (also: keine Kapitalabfindung). Dein Versorgungswerk ist damit vergleichbar, die gesetzliche Rente ist damit vergleichbar.


    Bei allen dreien kannst Du freiwillige Beiträge jetzt von der Steuer absetzen und wirst in der Leistungsphase die regelmäßigen Zahlungen versteuern. Hätte ich die Wahl zwischen diesen dreien, würde ich freiwillige Leistungen in die gesetzliche Rente stecken.


    Alles darüber hinaus würde ich an der Börse anlegen.

    Letztlich macht es die Mischung.

  • Die Beiträge zum Versorgungswerk sind ja auch steuerlich absetzbar - aber so der Berater "deutlich schlechter in der Rendite als eine gute Rürup".

    Damit dürfte der "Berater" recht haben.

    700€ monatlich muss ich als Regelbeitrag monatlich ins Versorgungswerk einzahlen. Zusatzbeiträge, sollten eher in die Rürup fließen (so der Berater), nicht in das Versorgungswerk, da hier zu konservativ angelegt werde. Das schmälere die Rendite.

    Ängstliche Anlagepolitik kostet Rendite - und in den Versorgungswerken sitzen möglicherweise größere Angsthasen als in den großen Versicherungsgesellschaften. Staatlich geknebelt in ihrer Anlagepolitik sind aber beide - was Rendite kostet.


    Du kannst im Jahr 2024 27.565 € Altersvorsorgeaufwendungen steuerlich absetzen.


    700 € * 12 = 8400 € ist Dein Pflichtbeitrag, somit hättest Du fast 20.000 € Luft für eigene, steuerlich absetzbare Altersvorsorgebeiträge. Frage halt, ob Du das machst und wieviel Geld Du dort hineinsteckst. Die Progression geht ja rückwärts. Wenn Du nicht so viel versteuerst, daß Du nach den Altersvorsorgebeiträgen immer noch beim Höchststeuersatz bist, dann hast Du einen rückläufigen Steuereffekt von diesen Beiträgen.

  • Falaffel88



    Wäre ich (!) an Deiner Stelle (gehe dabei mal davon aus, Du willst Geldanlage, Vermögensaufbau, Altersvorsorge und Ruhestandsplanung etc. eher nebenher laufen lassen und nicht zu einem der Mittelpunkte Deines Lebens machen ... !?):



    1. Basis-Versicherungsschutz checken ggf. ergänzen bzw. optimieren, soweit noch zu akzeptablen Kosten "einkaufbar" (wie PHV, KV betreffend, Berufsunfähigkeit bzw. Erwerbsunfähigkeit etc.), möglichst mit einem unabhängigen und kompetenten Berater

    2. Adäquate liquide Rücklage definieren, checken bzw. aufbauen

    3. Klären, ob zukünftig Immobilienerwerb ausgeschlossen, möglich oder angestrebt wird

    4. Im Fall einer eventuellen Heirat ggf. einen fairen Ehevertrag in Erwägung ziehen

    5. Versorgungswerk ist nicht gleich Versorgungswerk - nach meiner Erfahrung gibt es da gewisse bis erhebliche Unterschiede (ggf. prüfen und/oder im Auge behalten)

    6. Um Banken, Versicherungsvertreter, "Berater" etc. einen Bogen machen

    7. Auf Dinge wie Rürup und Ähnliches eher präziser unbedingt verzichten (s. schon Nr. 2)

    8. Eine solide, regelmäßige Sparquote definieren und durchhalten (mind. 10-15% vom netto)

    9. Diese mit (hoffentlich) steigendem Einkommen anpassen - ggf. auch prozentual !

    10. Eine zu Dir (!) passende Mischung (Asset-Allocation) aus risikoarmem und risikoreichem Anteil definieren und per kostengünstigen ETFs umsetzen sprich aufs Gleis setzen


    Wenn Du gesund und fit bleibst und dies so durchhältst ein - noch dazu einfacher, bequemer und kostengünstiger - (nahezu) Selbstläufer. Zumal Du (erst 34 Jahre jung) noch drei Jahrzehnte (oder mehr) bis zum Renteneintritt hast ... !


    Die Beantwortung der Frage siehe Punkt 3. könnte ggf. ein gewisser "Game-Changer" werden. Das muß aber nicht unbedingt und automatisch das ganze Raster über den Haufen werfen. Gewisse Anpassungen könnten dann aber ggf. sinnvoll sein. Das nur am Rande.


    Nur meine bescheidene persönliche Meinung.


    Gutes Gelingen, lieber Jan, wünsche ich Dir !

  • Erstmal vielen Dank für die vielen Antworten.


    Mir widerstrebt es auch das Kapital im Versorgungswerk/Rürup/gesetzl. Rente komplett zu binden. Ich hatte auch nur die Idee, ein wenig in einen solchen Baustein zu stecken und den Rest in ein eigenes Depot.


    Darf ich nachfragen, warum lieber in die gesetzliche Rente freiwillig einzahlen und nicht in die anderen beiden? Versorgungswerk hat eine Nettorendite pro Jahr von um die 3%, letztes Jahr aber nur knapp 1%.


    Wenn ich den Regelbeitrag für das Versorgungswerk durchziehe bis zum Rentenalter sind mir monatlich knapp 1700€ garantiert. Wenn ich jedoch eine Rente von 2500€ haben möchte, brauche ich (so der Berater) aufgrund der Inflation später dann tatsächlich knapp 5500€ monatlich.


    Es ist tatsächlich so, dass wir in den nächsten 1-3 Jahren gerne eine Immobilie kaufen würden, daher frage ich mich noch zusätzlich, ob ich das Thema Altersvorsorge und damit Eigenkapital für Immobilie binden so sinnvoll ist gerade. Soll ich es besser erst nach einem Kauf einer Immobilie konkret angehen? Die Bauzinsen sind ja auch nicht gerade klasse und jeder Euro mehr macht natürlich auch hier wieder Sinn..

  • Berater

    Finanzprodukteverkäufer, nenne ihn zu deinem Selbstschutz nie wieder Berater.


    Wer dir eine Rentenlücke von fast 4000€ vorrechnet ist ganz bestimmt nicht dein Freund. Meide diese Person.


    In der GRV bekommst du für gut 8000€ Einzahlung eine heutige Rente von 37,60€ monatlich. Die wird in Zukunft noch steigen und die Beiträge kannst du noch steuermindernd einsetzten.

    Du wirst kaum ein Finanzprodukt finden das dir das bietet.


    Viel Erfolg bei deinen Finanzentscheidungen.

  • Mir widerstrebt es auch das Kapital im Versorgungswerk/Rürup/gesetzl. Rente komplett zu binden.

    Mir hat das schon immer widerstrebt (gilt auch für andere Instrumente wie Gesetzliche Rentenversicherung, private Rentenversicherung etc.). Ist praktisch (für so gut wie immer) "verschlossenes" d. h. dem eigenen Zugriff entzogenes Kapital. Von der nicht selten eher schwachen bis zumindest mediokren Performance noch ganz abgesehen. Nicht selten muß man da ziemlich alt (bis richtig alt) werden, damit sich das auch nur halbwegs rechnet.


    Mag für unsichere (beispielsweise konsumfreudige) Kantonisten eine Variante sein - bringt man etwas Disziplin mit dann aber wohl eher nicht. Für meinen Teil gehöre ich zur zweiten Gruppe.

    Darf ich nachfragen, warum lieber in die gesetzliche Rente freiwillig einzahlen und nicht in die anderen beiden?

    Der Ansatz stammt jedenfalls nicht von mir. Hatte für mich die GRV schon vor ewigen Zeiten geprüft (beim Schritt in die Selbständigkeit im Kontext mit der Frage: Stecker ziehen vs freiwillig weiter in das System GRV einzahlen) und diese - jedenfalls aufgrund meiner Recherche und daraus folgender Conclusio - als nicht empfehlenswert eingestuft. Für mich jedenfalls.


    Es mag durchaus - gerade in jüngster Zeit einer längeren Phase von Niedrig-, Null- und Negativzinsen - einige Vorteile geboten haben. An den grundlegenden, strukturellen Problemen der GRV ändert dies aber meines Erachtens nichts (dies zu vertiefen würde hier den Rahmen sprengen).

    Versorgungswerk hat eine Nettorendite pro Jahr von um die 3%, letztes Jahr aber nur knapp 1%.

    Wie von mir schon kurz erwähnt, muß man bei den Versorgungswerken wohl genauer hinschauen und diese differenziert betrachte.

    Wenn ich den Regelbeitrag für das Versorgungswerk durchziehe bis zum Rentenalter sind mir monatlich knapp 1700€ garantiert. Wenn ich jedoch eine Rente von 2500€ haben möchte, brauche ich (so der Berater) aufgrund der Inflation später dann tatsächlich knapp 5500€ monatlich.

    Eine "Versorgungslücke" von (aktuell !) nur 800,00 € halte ich jetzt für eine eher sehr überschaubare Aufgabenstellung. Ein halbwegs angemessenes Einkommen als Selbständiger samt adäquater Sparquote mal vorausgesetzt. Erst recht vor dem Hintergrund noch > drei Jahrzehnte Zeit-Horizont bis zur Rente.


    Keine Frage: Das Thema "Inflation" über derart lange Zeiträume muß man berücksichtigen - kommt aber natürlich immer darauf an, mit welchen Werten man da rechnet. Und: Es bleiben letztlich nur Prognosen. Eine gute und konsequente Anlagestrategie umgesetzt via regelmäßiger Sparquote sollte - über derart lange Zeiträume - immer die Chance bieten die Inflation zu kompensieren ggf. sogar zu überholen ! Außer ganz schwerpunktmäßig in Aktien und/oder Immobilien zu investieren fallen mir da so recht keine anderen Alternative ein ... Und: Umso früher man damit startet, desto besser.

    Es ist tatsächlich so, dass wir in den nächsten 1-3 Jahren gerne eine Immobilie kaufen würden, daher frage ich mich noch zusätzlich, ob ich das Thema Altersvorsorge und damit Eigenkapital für Immobilie binden so sinnvoll ist gerade.

    Deshalb hatte ich das (siehe Nr. 14 unter 3.) kurz erwähnt. Mich hat, ehrlich gesagt, etwas gewundert, warum dies (Immobilienwunsch) hier überhaupt nicht thematisiert wurde (so selten ist dieser Wunsch ja in dem/Deinem Alter nicht gerade ...).


    Das Thema hier zu vertiefen, könnte wohl auch den Rahmen sprengen. Wie wahrscheinlich ist das ? Wie stark ist der Wunsch ausgeprägt ? Um welche Art von Immobilie könnte es gehen ? Ungefähre Kaufpreise dafür in Deiner Gegend ? Hast Du ein Problem mit dem Aspekt "Klumpenrisiko" und/oder einer höheren Verschuldung ? Wie sähe eine mögliche Finanzierung aus ? (Einkommen, schon vorhandenes Vermögen, kaufst Du allein, kauft ihr zu zweit, eventuell zu erwartendes späteres Erbe usw.).


    Das Raster (aus Nr. 14) könnte sich dann (mehr oder weniger) ändern. Hängt aber auch wieder von der eigenen Einstellung und den eigenen finanziellen Möglichkeiten ab.


    Nur so viel schon: Würde mir auf jeden Fall eine Art "zeitlichen Korridor" setzten, in dem das (Immobilienkauf) dann realisiert werden sollte. Kenne hier (vor Ort) nämlich diverse Fälle, wo Leute dann jahrelang, fünf, 10 oder noch mehr Jahre nach "ihrer" Immobilie gesucht haben, aber nicht fündig geworden sind. In der ganzen Zeit "schlummerte" das Geld (als dafür vorgesehenes Eigenkapital) "risikoarm" und schnell "verfügbar" aber der Inflation ausgesetzt und damit "im Wert real schrumpfend" vor sich hin. Am Ende hatten sie weder die Immobilie noch eine gut aufs Gleis gesetzte Altersvorsorge - und haben damit dann erst mit Mitte 40 oder noch später wieder neu angefangen. In der Zwischenzeit waren noch dazu die Immobilienpreise sozusagen endgültig davon gelaufen


    Gute Gedanken, ebensolche Entscheidungen und viel Erfolg wünsche ich !

  • Mir widerstrebt es auch, das Kapital im Versorgungswerk/Rürup/gesetzl. Rente komplett zu binden. Ich hatte auch nur die Idee, ein wenig in einen solchen Baustein zu stecken und den Rest in ein eigenes Depot.

    Jeder legt sein eigenes Geld selber an.


    Es hat etwas für sich, einen Teil seines Vermögens in ein Finanzinstrument zu stecken,

    - an das man selbst nicht mehr dran kann,

    - an das auch ein eventueller Gläubiger nicht dran kann,

    - das einem im Ruhestand eine monatliche Zahlung ausschüttet, egal, wie alt man wird


    Allerdings sollte dieses Element auch ein gewisses Volumen haben. Sich einen Anspruch auf Sozialhilfeniveau zu erwerben ist hinausgeworfenes Geld.

    Darf ich nachfragen, warum lieber in die gesetzliche Rente freiwillig einzahlen und nicht in die anderen beiden? Versorgungswerk hat eine Nettorendite pro Jahr von um die 3%, letztes Jahr aber nur knapp 1%.

    Genau deswegen.

    Wenn ich den Regelbeitrag für das Versorgungswerk durchziehe bis zum Rentenalter sind mir monatlich knapp 1700€ garantiert. Wenn ich jedoch eine Rente von 2500€ haben möchte, brauche ich (so der Berater) aufgrund der Inflation später dann tatsächlich knapp 5500€ monatlich.

    Welcher Berater? Meinst Du damit den Finanzverkäufer, der Dir eine Rürup-Rente verkaufen will?

    Es ist tatsächlich so, dass wir in den nächsten 1 bis 3 Jahren gerne eine Immobilie kaufen würden, daher frage ich mich noch zusätzlich, ob ich das Thema Altersvorsorge und damit Eigenkapital für Immobilie binden so sinnvoll ist gerade.

    Viele Leute wollen vieles gleichzeitig. Fragt sich halt, ob man es auch gleichzeitig finanzieren kann.


    An sich bin ich nicht besonders staatsgläubig, ich selbst hätte auch ohne staatlichen Zwang gespart. Es ist allerdings bekannt, daß gerade Selbständige gern mal ihre Altersvorsorge auf Lücke setzen, denn wenn sie jung sind, merken sie lediglich die geringere Ausgabe, nicht aber die Defizite, die daraus folgen. Deine Kammer zwingt Dich zu den regelmäßigen Einzahlungen in die Altersvorsorge. Ist vermutlich gut, daß sie es tut.


    Du schreibst von Deinem Verdienst nichts. Regelmäßig orientieren sich Versorgungswerke bezüglich der Höhe der Beiträge an den Vorgaben der gesetzlichen Rente. Somit läßt sich Dein Bruttogehalt rückrechnen. Es ist auch bekannt, daß selbständige psychologische Psychotherapeuten gemessen an ihrer aufwendigen und langen Ausbildung vergleichsweise wenig verdienen.


    Der Wunsch nach einer eigenen Immobilie ist weitverbreitet, hier im Forum wird oft danach gefragt. Eine eigene Immobilie ist allerdings teuer, meistens teurer als die Miete eines vergleichbaren Objekts. Man muß sich also durchrechnen, ob dieser Wunsch realistisch ist.

  • Es ist allerdings bekannt, daß gerade Selbständige gern mal ihre Altersvorsorge auf Lücke setzen,

    (nachträglich gefettet von mir)


    Dazu gibt es dann wohl valide Aussagen wie Statistiken, Studien, Untersuchungen etc. ?


    Für meinen Teil kann ich zugegebenermaßen nur - anekdotische Evidenz - für mein Umfeld sprechen. Da haben die allermeisten Freiberufler, Selbständigen, (Klein)Unternehmer etc. zumindest ordentlich bis gut, teilweise auch sehr gut bis ausgezeichnet für ihr Alter vorgesorgt (wenige Ausnahmen - einige davon auch noch scheidungsbedingt - bestätigen nur diese Regel). Wie gesagt, das ist nur meine sozusagen persönliche Empirie.


    Daß es kaum oder gar nicht ohne staatlichen Zwang gehen soll bzw. funktionieren kann (sprich nur mit Paternalismus) widerspricht schon meinem Menschenbild. Erst recht meinem Bild eines Selbständigen, Freiberuflers, (Klein)Unternehmers etc. Aber auch meinen eigenen Erfahrungen und den Beobachtungen in meinem Umfeld.


    Ob das jetzt mit der GRV unbedingt immer und automatisch besser aussieht, wäre eine eigene Frage. Ein immerhin Aktuar hatte mir mal schon vor Jahren von ca. 200 Berufsgruppen berichtet, die nach 40 oder auch 45 Jahren samt Pflicht-("Zwangs"-) Beiträgen in die GRV auch Gefahr laufen könnten bzw. dürften, sich später gefährlich nahe der Demarkationslinie "Altersarmut" zu bewegen (also Richtung "Grundsicherung im Alter"). Abhängig sicher auch vom Wohnort. Die Garantie auf einen finanziell auskömmlichen Ruhestand gibt es da (GRV/DRV) also auch nicht (für alle). Für Politiker und Beamte (Pensionen) eventuell auch noch für den Öffentlichen Dienst (Zusatzversorgungskasse) mag das wieder anders aussehen.

  • Dazu gibt es dann wohl valide Aussagen wie Statistiken, Studien, Untersuchungen etc. ?

    Ich meine, ich hätte hier mal den Link auf eine (ältere) Statistik von 2016 gepostet nach der Selbstständige im Laufe Ihres Ruhestand prozentual häufiger auf Sozialleistungen angewiesen sind, als Ihr Gesamtanteil eigentlich ausmacht.

    Finde den betreffenden Beitrag ich jetzt aber gerade nicht.


    Was ich auf die Schnelle gefunden habe ist noch älter:

    Zitat: "Ende 2012 bezogen 470.000 Deutsche Grundsicherung im Alter (430.000 erhielten Grundsicherung aufgrund einer Erwerbsminderung). Von den Beziehern im Rentenalter waren 2,5% auf Grundsicherung angewiesen. Betrachtet man diejenigen, die unmittelbar vor dem Renteneintritt selbstständig waren, waren sogar 3,7% auf Grundsicherung angewiesen, fast doppelt so viele wie zuvor sozialversicherungspflichtig Beschäftigte (1,8%)."

    Quelle: https://www.vgsd.de/grundsiche…oder-soziale-haengematte/