Zum Schluss, kompletter Kapitalverzehr

  • Hallo,


    vorab, mir ist natürlich klar, dass Prognosen in die Zukunft sehr schwierig sind. Trotzdem möchte ich mich mal etwas zu meiner Situation austauschen.

    Ich selbst bin 37, habe eine abbezahlte Eigentumswohnung die ich derzeit Vermiete. Ebenso habe ich einen MSCI World ETF (thesaurierend) den ich monatlich mit 3000€ bespare. Aktuell hat dieser einen Wert von rund 50k.

    Kinder habe ich keine und ich plane auch mit meiner Frau keine zu bekommen.

    Das führt dazu, dass es keinen Sinn macht Vermögen mit dem Gedanke des Vererbens aufzubauen.

    Im Moment ist nichts ersichtlich was in den nächsten 5 Jahren meine Sparrate in irgend einer weise reduzieren würde.

    Daher habe ich die monatliche Rate von 3000€ angesetzt, 5% Rendite mit bereits vorhandenem Kapital von 50k ergibt dann in 5 Jahren eine Summe von 268k€


    Dann bin ich -erst- 42, könnte aber laut diesem Rechner unter Berücksichtigung von 5% Rendite, der Steuer und Kapitalverzehr bereits 14 Jahre und 8 Monate 2000€ pro Monat entnehmen.


    Mir schwebt nun nicht vor mit 42 bereits in Rente zu gehen, aber wir könnten uns vorstellen mit Ende 40, Anfang 50 kürzer zu treten.


    Ich habe nun bei oben genanntem Rechner eine Wartezeit von 8 Jahren eingetragen. Womit ich die 2000€ schon über 30 Jahre entnehmen könnte... Da irgendwann nochmal eine staatliche Rente dazu kommt wäre also ein ursprünglicher Betrag von rund 268k € im Depot mehr als genug.


    Das führt mich nun zur Frage ob es in meinem Fall sinnvoll ist das Aktiendepot über diesen Betrag hinaus weiter aufzubauen. Natürlich ist mehr immer besser, aber dahinter steckt ja auch ein gewisses Risiko.


    Ein Gedanke dabei ist schlicht die nächsten 5 Jahre das Vorhaben wie geschildert umzusetzen. Danach aber die Einzahlungen in den ETF zu stoppen und den monatlichen Sparbetrag letztlich einfach auf ein Sparkonto bzw. Festgeldkonto mit geringem Risiko umzulegen. Selbst ohne Zins kommen dabei in 8 Jahren (womit ich dann 50 wäre) nochmals 280k zusammen sofern ich die genannten 3000€ im Monat weiter zurück legen kann.


    Damit wären insgesamt sehr grob gesagt etwas über 500k die noch zu Lebzeiten verbraucht werden -müssen-.

    Selbst wenn Inflation die Zinsen egalisiert wären das rund 20 Jahre die ich 2000€ entnehmen könnte.

    Hinzu kommt ja dann auch noch das ersparte meiner Frau bzw. das etwas günstigere Leben zu zweit, später noch eine staatliche Rente in einer gewissen Form und zur Not wäre ja auch noch die Eigentumswohnung da die man im Fall des Falles zu Geld machen könnte....


    Das alles sind natürlich Gedankenspiele die noch weit Weg sind, aber so weit sind sie dann eben in der Betrachtung von Investitionszeiträumen auch nicht mehr...


    Ggf. sind hier User die in einer ähnlichen Situation sind wie ich. Mich würde interessieren wie ihr das "Finale" beplant und damit umgeht und ob sich eure Investments mit Hinblick auf späteren kompletten Verzehr geändert haben.

  • Prognosen sind immer schwierig, insbesondere wenn Sie die Zukunft betreffen.

    Ich würde mich an Eurer stelle sehr intensiv mit dem Thema Entnahmestrategien befassen und eine Planung keinesfalls nur auf einen Rechner, den Ihr irgendwo im Internet gefunden habt, aufbauen.

    Die m.E. umfangreichste Seite zum Thema Entnahmestrategien in Deutschland ist der Blog von Georg Wieninger (https://www.finanzen-erklaert.de/).

    Das ist schon mal eine sehr gute Basis.


    Ansonsten finden sich auch viele Informationen zum Thema Vorzeitiger Ruhestand auf dem Blog von Oliver Nölting (https://frugalisten.de/)

    und natürlich auch auf den Seiten von Peter Ranning (https://der-privatier.com/)


    Viel Erfolg bei Eurer finanziellen Ruhestandsplanung!


    PS: Ich plane für meinen Ruhestand zumindest die Möglichkeit des vollständigen Kapitalverzehrs ein. Ich habe aber voraussichtlich auch eine Rente, die mir zumindest eine Grundsicherung meines Lebens ermöglicht. Sollte mir also mit 85+ das Geld im Depot ausgehen, kann ich die letzten Jahre auch noch allein mit der Rente klar kommen.

  • Mir ist natürlich klar, dass Prognosen in die Zukunft sehr schwierig sind.

    So ist es. :)

    Trotzdem möchte ich mich mal etwas zu meiner Situation austauschen.

    Ich bin 37, habe eine abbezahlte Eigentumswohnung, die ich derzeit vermiete. Ebenso habe ich einen MSCI World ETF (thesaurierend), den ich monatlich mit 3000€ bespare.

    Hui! Das ist eine stramme Sparrate!

    Aktuell hat dieser einen Wert von rund 50k.

    Kinder habe ich keine und ich plane auch mit meiner Frau, keine zu bekommen.

    Bei uns sagt man: Solange man singt, ist die Kirche nicht aus.

    Wenn Du die aktuelle (hohe!) Sparrate wuppen kannst, ohne Dich groß einzuschränken, mach das doch! Sparen gerade in jungen Jahren steht immer in Konkurrenz mit dem Leben - und man ist nur einmal jung. Es ist jetzt egal, mit welchem Ziel Du langfristig sparst, mach einfach so weiter wie jetzt. Die Option "kürzer zu treten" (Was ist das?) behältst Du ja.


    Wenn Du jetzt ziemlich viel sparst, wie Du es tust, zu welchem Zweck würdest Du in 5 Jahren 2000 €/m entnehmen wollen?

    Ich habe nun bei oben genanntem Rechner eine Wartezeit von 8 Jahren eingetragen. Womit ich die 2000€ schon über 30 Jahre entnehmen könnte... Da irgendwann nochmal eine staatliche Rente dazu kommt, wäre also ein ursprünglicher Betrag von rund 268k € im Depot mehr als genug.

    Bis zur staatlichen Rente sind es aus heutiger Sicht noch 30 Jahre. Das ist kein Zeitraum, über den man konkrete Prognosen machen könnte. Als Vermögen, das man im Alter neben der Rente verzehren möchte, sind 268 T€ übrigens nicht besonders viel.

    Damit wären insgesamt sehr grob gesagt etwas über 500k, die noch zu Lebzeiten verbraucht werden -müssen-.

    Selbst wenn Inflation die Zinsen egalisiert, wären das rund 20 Jahre die ich 2000€ entnehmen könnte.

    Hinzu kommt ja dann auch noch das Ersparte meiner Frau bzw. das etwas günstigere Leben zu zweit, später noch eine staatliche Rente in einer gewissen Form und zur Not wäre ja auch noch die Eigentumswohnung da, die man im Fall des Falles zu Geld machen könnte.


    Das alles sind natürlich Gedankenspiele die noch weit weg sind, aber so weit sind sie dann eben in der Betrachtung von Investitionszeiträumen auch nicht mehr.

    Doch. Diese Gedankenspiele sind meines Erachtens zu weit weg. An Deiner Stelle würde ich im Hier und Heute leben. Was Du später mit dem Geld machst, weist sich dann.

  • Wie bist Du krankenversichert und wie deckst Du die biometrischen Risiken ab solange Du noch in der Ansparphase bist?

    Da ich angestellt bin über die gesetzliche. Meine Frau als Selbstständige ist privat Versichert.

    Wir sind aber nicht verheiratet um da was zu verbessern

    Ansonsten habe ich noch eine BU und eine private Unfallversicherung.

    Sollte aber das Schicksal so kommen dass ich meinen Beruf nicht mehr ausüben kann sind natürlich sämtliche Vorstellungen bezüglich ausufernder finanzieller Möglichkeiten vorbei. Wie vermutlich dann auch generell starke Lebenseinschränkungen kommen würden...


    Wenn Du jetzt ziemlich viel sparst, wie Du es tust, zu welchem Zweck würdest Du in 5 Jahren 2000 €/m entnehmen wollen?

    Ich habe keine Ahnung. Ich kann mir auch nicht vorstellen was ich mit 50 den ganzen Tag über machen soll. Ich habe Hobbys und alles, aber dass das über Jahre die Tage füllt, keine Chance.


    Vorab in den Ruhestand zu gehen war bzw. ist nicht der Plan und auch nicht die Ursache für die Überlegung.

    Die Ursache für die Überlegung rührt daher dass die Frage ist was tun mit dem vielen Geld (sofern es soweit kommt, schon klar).

    Wir sind bodenständig und leben normal. Materielles ist uninteressant und unwichtig wenn es sinnvolle Bedürfnisse maßlos übersteigt. Mir würde im Traum nicht einfallen ein Auto für 50k zu kaufen.


    Bevor wir hier aber zu sehr abdriften.

    Eine Wohnung ist schon mal auf der sicheren Seite.

    Ein zweites Standbein in Form von einem ETF voraussichtlich in 5 Jahren ebenfalls.


    Was wäre eurer Meinung nach ein sinnvolles drittes Standbein welches man dann in Angriff nehmen kann?

    Sofern die Zinsen bei der Bank für Festgeld wenigstens die Inflation egalisieren könnte ich mir das vorstellen, wie seht ihr das?

  • Da ich angestellt bin über die gesetzliche. Meine Frau als Selbstständige ist privat Versichert.

    Wir sind aber nicht verheiratet um da was zu verbessern

    Ansonsten habe ich noch eine BU und eine private Unfallversicherung.

    Sollte aber das Schicksal so kommen dass ich meinen Beruf nicht mehr ausüben kann sind natürlich sämtliche Vorstellungen bezüglich ausufernder finanzieller Möglichkeiten vorbei. Wie vermutlich dann auch generell starke Lebenseinschränkungen kommen würden...

    Okay, die Frage der Krankenversicherung wird häufig zu wenig beachtet, wenn es um "Retire early" geht. Das müsste man bei den geplanten Auszahlungen und entsprechend bei den Sparraten berücksichtigen. Falls die Möglichkeit von Mitversicherung besteht, kann man das mit einkalkulieren.

  • Eine Wohnung ist schon mal auf der sicheren Seite.

    Ein zweites Standbein in Form von einem ETF voraussichtlich in 5 Jahren ebenfalls.

    Was wäre eurer Meinung nach ein sinnvolles drittes Standbein, welches man dann in Angriff nehmen kann?

    Wozu ein "drittes Standbein"? Gesetzt den Fall, man könnte Dir eins nennen, kämest Du dann 5 Jahre später wieder und suchtest ein "viertes Standbein"?


    Gemessen an Deiner hohen Sparrate ist Dein ETF-Vermögen noch übersichtlich. Laß es doch einfach mal ein paar Jahre weiterlaufen. Es ist ja akut keine Entscheidung notwendig.

  • Wir sind bodenständig und leben normal. Materielles ist uninteressant und unwichtig wenn es sinnvolle Bedürfnisse maßlos übersteigt. Mir würde im Traum nicht einfallen ein Auto für 50k zu kaufen.

    Das kann ich gut verstehen, geht mir auch so. Was ich aber noch nie bereut habe: Geld für Reisen auszugeben! Wenn ihr da Pläne oder Interessen habt, macht es! Wenn Du z.B. ein Sabbatical nehmen kannst, nutze die Chance (auch wenn damit mal für eine Weile die Sparrate sinkt). Viele nehmen sich vor, das „irgendwann später“ zu machen. Aber erstens hat man keine Garantie, dass man „später“ überhaupt erlebt, zweitens weiß man nicht, wie lange man wie fit bleibt. Ich bin auch noch weit von der Rente entfernt, aber trotzdem froh, dass ich manche Backpacking-Tour mit Anfang/Mitte 20 gemacht habe.

  • Das kann ich gut verstehen, geht mir auch so. Was ich aber noch nie bereut habe: Geld für Reisen auszugeben! Wenn ihr da Pläne oder Interessen habt, macht es! Wenn Du z.B. ein Sabbatical nehmen kannst, nutze die Chance (auch wenn damit mal für eine Weile die Sparrate sinkt). Viele nehmen sich vor, das „irgendwann später“ zu machen. Aber erstens hat man keine Garantie, dass man „später“ überhaupt erlebt, zweitens weiß man nicht, wie lange man wie fit bleibt. Ich bin auch noch weit von der Rente entfernt, aber trotzdem froh, dass ich manche Backpacking-Tour mit Anfang/Mitte 20 gemacht habe.

    Absolut! Schon mit Mitte 30 schlaucht so ein Langstreckenflug deutlich mehr als mit Mitte 20. Meiner Meinung nach sollte man Reisen nie lange vor sich herschieben ;)


    Andere Frage: Was muss man arbeiten um als Angestellter 3000€ im Monat sparen zu können? Frage für einen Freund :saint:

  • Andere Frage: Was muss man arbeiten um als Angestellter 3000€ im Monat sparen zu können? Frage für einen Freund :saint:

    Möglicherweise ist das mit seiner Partnerin zusammen. Ansonsten gibt es durchaus einige Bereiche, wo man als Angestellter ein sechsstelliges brutto hat. 100.000 EUR brutto ergeben laut https://www.brutto-netto-rechner.info/ 4.870 EUR netto (Steuerklasse 4). Wer dann vielleicht noch einen Jahresbonus bekommt, günstig mietet und lebt (und mit ebenfalls gutverdienendem/r Partner/in viele Kosten durch zwei teilt), kann das schon schaffen.

  • Ich habe nun bei oben genanntem Rechner eine Wartezeit von 8 Jahren eingetragen. Womit ich die 2000€ schon über 30 Jahre entnehmen könnte... Da irgendwann nochmal eine staatliche Rente dazu kommt wäre also ein ursprünglicher Betrag von rund 268k € im Depot mehr als genug.

    Ich habe das eben mal nachgespielt. Du kommst auf ca. 360k Vermögen bei einer Entnahme von 24k pro Jahr oder 6,6%. Diese Entnahme funktioniert, wenn du eine gleichmäßige Rendite ansetzt, die es in der Realität nicht gibt. Unter der Berücksichtigung des Sequence of Return Risk kommt man in der Realität eher auf 3,5% Entnahmerate. Eine vorzeitige Pleite ist also wahrscheinlich und die passiert in den frühen Jahren, bevor die GRV kommt. Dazu hast du das Problem, dass bei einem vorzeitigen Ruhestand mit 50 dann knapp 20 Jahre lang Einzahlungen fehlen und damit 40-50% der Rente, abhängig von Berufseintritt und Rentenalter.

    Die Konstruktion ist ziemlich auf Kante genäht, mit einem hohen Risiko einer vorzeitigen Pleite


    Noch was: man unterschätzt leicht, welche Kosten regelmäßig auf einen zukommen. Hier ein neues Auto, da eine Sanierung am Haus bzw. der Eigentumswohnung,... und schon ist die schöne Sparrate ein halbes Jahr ausgesetzt. Bei einem Depotwert von 50k (was einer Sparrate von einem guten Jahr entspricht) finde ich es vermessen, bereits jetzt Pläne für die Frührente zu schmieden. Spart erst einmal 10 Jahre fließig und überlegt dann