Kapitalschutz-Zertifikate - wer kann helfen?

  • Hallo,


    mein "Bankberater" (ich weiß mittlerweile, dass Verkäufer ein besserer Begriff wäre) hat mich vor etwa 1 Jahr zu meinem Depot beraten und mir Kapitalschutz-Zertifikate schmackhaft gemacht. Da ich mich mit Geldanlage noch überhaupt nicht ausgekannt habe, hat seine Darstellung so geklungen, dass man mit Kapitalschutz-Zertifikaten passable Renditen erzielt, diese quasi immer eintreten und das Produkt noch zusätzlich abgesichert ist (durch den Kapitalschutz).


    Ich habe mich dann für 2 dieser Zertifikate entschieden (AT0000A2NXY1, AT0000A34DD2) die beide bis 2029 laufen.


    Obwohl ich mich nun mit Geldanlage im generellen schon intensiv auseinandergesetzt habe, ist mir das Konzept von Kapitalschutzzertifikaten noch nicht ganz klar. Wie ist die Einschätzung des Bankberaters einzustufen, sind Kapitalschutz-Zertifikate wirklich so "risikoarm" im Vergleich zu der erzielbaren Rendite?


    Vor ein paar Wochen habe ich meine Depotübertragung veranlasst, um von meiner Hausbank loszukommen. Die anderen Positionen, die ich im Depot hatte, allesamt Fonds, möchte ich zeitnah verkaufen und auf ETFs umsteigen. Bei den Zertifikaten bin ich unschlüssig, da diese gerade im Minus sind. Ist es besser, diese zu halten? Zahlt es sich aus, diese bis zum Ende, also 2029 zu halten oder sollte ich diese verkaufen, sobald ich bei +/- 0 bin?


    Danke für eure Hilfe!

    Schöne Grüße :)

  • Dein Bankverkäufer hat Dir 2 sog. "Kapitalschutzzertifikate" verkauft, nämlich


    AT0000A2NXY1 bis 26.03.2029 (noch 5 Jahre 2 Monate), Kurs 85%

    AT0000A34DD2 bis 6.7.2029 (noch 5 Jahre 5 Monate), Kurs 104%.


    Generell kann man sagen, daß bei Zertifikaten in aller Regel die Bank gewinnt. Das sind kompliziert aufgebaute Papiere, Inhaberschuldverschreibungen, bei der regelmäßig der Kunde ein gewisses Risiko trägt, das meistens nicht angemessen bezahlt wird. Wenn die Bank pleite geht (bei der AT-Raiffeisenbank eher nicht wahrscheinlich, greift hoffentlich die Einlagesicherung). ETFs wären Sondervermögen.


    Aus dem Prospekt:

    Mit dem Zertifikat Dividendenaktien Bond 90 % XI erzielen Anleger eine Rendite von 24 %, wenn der Kurs des STOXX® Global Select Dividend 100 Price EUR Index am Laufzeitende auf oder über 108 % des Startwerts notiert.


    Notiert der Index am Laufzeitende unter 108 % aber auf/über 100 % des Startwerts, erfolgt die

    Rückzahlung zu 108 % des Nominalbetrags.


    Bei Indexrückgängen bis zu -10 % erfolgt die Rückzahlung zu 100 % des Nominalbetrags.


    Bei einer negativen Kursentwicklung von mehr als -10 % greift der Kapitalschutz von 90 % am
    Laufzeitende.


    Also:

    Index 0 - 90% des Emissionstags -> 90%

    Index 90-100% des Emissionstags -> 100%

    Index 100-108% des Emissionstags ->108%

    Index >=108% des Emissionstags -> 124%.


    Grenze nach unten: 90%, Deckel nach oben: 124%.


    Das Papier steht auf 86%. Wenn Du 5 Jahre die Füße still hältst, sind Dir 4,6% sicher (90/86), mehr als 44% können es aber nicht werden (124/86).


    Beim zweiten Papier bekommst Du (gemessen am Emissionspreis) den Index zurück, aber in jedem Fall mindestens 122% und maximal 136%, also zwischen 22% und 36% mehr als den Emissionspreis.


    Was das für Dich bedeutet, mußt Du anhand Deiner Kaufkurse ausrechnen. Du hast diese Papiere offensichtlich zu unterschiedlichen Zeitpunkten gekauft. Das erste Papier stand im Februar 2023 etwa so hoch wie jetzt ("vor etwa einem Jahr"), davor und danach aber tiefer. Das zweite Papier ist erst im Juli 2023 emittiert worden. Seither ist es per saldo gestiegen.


    Mich wundert daher, daß beide Papiere im Minus stehen sollen.

  • Ich habe mich dann für 2 dieser Zertifikate entschieden (AT0000A2NXY1, AT0000A34DD2) die beide bis 2029 laufen.

    Du bist für diese beiden Produkte entschieden worden.


    Leider bist du da ganz schon hinters Licht worden. Das ist ungefähr so als wenn du vom Autokauf mit einem Fahrrad zurück kommst und dann sagst das hat mir der Autoverkäufer empfohlen weil damit kann man nicht so schnell fahren und du hast es gekauft weil du keinen Sicherheitsgurt anlegen musst.


    Nun steht das Fahrrad auf dem Hof und jetzt gilt es wie du ohne weitere Verluste zum Auto kommst wenn du denn noch eins haben möchtest.

    Zahlt es sich aus, diese bis zum Ende, also 2029 zu halten oder sollte ich diese verkaufen, sobald ich bei +/- 0 bin?

    Wenn du bis 2029 mit dem Fahrrad klar kommst kannst du natürlich auch bis dahin Fahrrad fahren. Willst du schneller unterwegs sein solltest du wechseln.


    Viel Erfolg bei der Wahl deines Verkehrsmittel.

  • Evtl. noch hilfreich um zukünftig solche Produkte zu vermeiden:

    Anlagezertifikate: Dinge, die keiner braucht - Prof. Dr. Hartmut Walz
    Über eine Million unterschiedliche Anlagezertifikate sind auf dem deutschen Markt zum Vertrieb an Privatanleger zugelassen. Jedoch rate ich Ihnen davon ab.
    hartmutwalz.de


    Und wie immer gilt die Regel: Wenn Du ein Produkt nicht verstehst, solltest Du auch kein Geld darin investieren.