ETF Altervorsorge Umzug Ausland

  • Liebes Finanztip Forum,


    ich bin jetzt 30 Jahre alt und möchte mit einem Startkapital von X Euro und einem monatlichen Sparplan in einen ETF investieren und damit eine Altersvorsorge aufbauen.


    Meine Berufliche Situation ist die folgende: Ich werde die nächsten 2 Jahre noch in Deutschland leben und anschließend voraussichtlich vorübergehend (für 2-4 Jahre) ins Ausland (USA, Australien, EU-Ausland,...) ziehen. Komplett mit abmelden in Deutschland und Versteuerung im Ausland. Das könnte bei meiner beruflichen Laufbahn eventuell mehrmals vorkommen mit verschiedenen Ländern. Ich spiele auch mit dem Gedanken eventuell in der Rente ins Ausland zu ziehen.


    Jetzt habe ich gelesen, dass es am saubersten und einfachsten für die Steuer (vor allem in der USA) ist, wenn ich meinen ETF vor dem Umzug verkaufe und das Geld auf einem Tagesgeld parke. Während meiner Zeit in der USA spare ich meine monatliche Sparrate auf das Tagesgeld Konto. Sobald ich in Deutschland zurück bin, investiere ich das Geld wieder in einen ETF. Das Spiel würde ich dann immer wiederholen, sobald ich im Ausland lebe. Sollte ich einmal für länger ins Ausland ziehen, würde ich das Geld dort in einen ETF investieren. Meiner Meinung nach lohnt sich das für ein paar Jahre nicht.


    Mir ist bewusst, dass ich bei diesem Vorgehen den Steuerstundungseffekt verliere. Das würde ich ich Kauf nehmen.


    Meine Frage an euch:

    1. Macht das so Sinn? Saidi sagt in seinem Potcast immer, dass ETF für 10 Jahre+ ist. Ist es dann ein Problem, wenn ich den ETF zwischendurch verkaufe und später wieder kaufe?
    2. Würdet ihr die X Euro jetzt trotzdem direkt in einen ETF investieren oder auf einem Tagesgeld Konto lassen. Ich müsste dann ja den ETF in 2 Jahren verkaufen egal wie die Kurse gerade stehen. Das sind dann ja keine 10 Jahre+ und wirkt für mich etwas wie zocken. Mein Gedanke dazu ist, dass ich das Geld aus dem ETf hole und es dann aber nach ein paar Jahren wieder investiere dh. die Zeiten würden sich addieren?
    3. Hat jemand eine andere Idee, wie das mit dem Umzug ins Ausland gelöst werden könnte? Eine länderunabhängige Altersvorsorge? Ist ein ETF für mich in der Situation überhaupt das Richtige? Für mich wirkt ein ETF sehr unflexible, was den Ort angeht.

    Vielen Dank für eure Hilfe und ganz liebe Grüße,

    Torsten

  • Moin tt1100

    ch spiele auch mit dem Gedanken eventuell in der Rente ins Ausland zu ziehen.

    Ich frage mich gerade nur wo für dich in 37 Jahren denn das Ausland ist wenn du doch vorher schon fast überall gearbeitet hast?


    Du kannst nicht alles planen aber einen Plan solltest du schon haben, aber den würde ich in deinem Alter nicht auf die Rente legen.


    Viel Erfolg bei deiner Tätigkeit und gute Finanzentscheidungen.

  • Horst Talski Das ist eher nur so eine Option mit dem Auswandern die ich mir offen halten möchte. Ist eigentlich nich weiter relevant. Mit geht es eher um die Umzüge innerhalb der nächsten Jahre die vielleicht 2-3 mal sein könnten.


    Auch wenn ich in Deutschland gemeldet bleiben würde, müsste ich in z.B der USA mein weltweites Einkommen versteuern und dementsprechend auch meine ETF angeben. Ich habe mich dahingehend informiert (Was tun mit Wertpapieren bei Umzug in die USA) und ETFs in der USA zu versteuern ist extrem kompliziert bis hin zu unmöglich. Die meisten ETF die wir hier haben sind in der USA z.B nicht mal zugelassen.

  • Die meisten ETF die wir hier haben sind in der USA z.B nicht mal zugelassen.

    Bzw noch schlimmer: Die in Europa gängingen ETFs werden in dern USA als PFIC "strafbesteuert".


    Ich würde raten, die jetzige Geldanlage nicht davon abhängig zu machen, ob man in 2-3 Jahren auswandert oder nicht. Setz einen Plan auf, der auf 30 Jahre abzielt. Ggfs wirst Du zwischendurch in einem Land verkaufen und im anderen neu anlegen müssen. Die Steuern, die dann ggfs zu zahlen sind, fallen nur bei Gewinnen und sind nichts im Vergleich zum reelen Verlust, den Du erleidest, indem Du an der Seitenlinie stehst und nicht anlegst. Das hat nichts mit Zocken zu tun.


    Zwei Hinweise noch zur steuerlichen Seite:

    1. Ob man in Deutschland mit einem melderechtlichen Wohnsitz gemeldet ist, hat per se nichts damit zu tun, ob man hier einen steuerlichen Wohnsitz hat. Das sind zwei Paar Schuhe. Für Details fragen und ggfs frühzeitig beraten lassen, da gibt es im Internet viel falsches Halbwissen und es lauern viele Fallstricke.

    2. So ein Landeswechsel mit aufgelaufenen Wertpapiergewinnen kann auch recht attraktiv sein, beispielsweise, wenn man in ein Land zieht, in dem Kursgewinne niedriger besteuert werden oder größere Freibeträge existieren (UK und Australien wären Beispiele). Die deutschen Banken stoppen nämlich nach Mitteilung des Wohnsitzwechsels die Versteuerung.


    Viel Erfolg bei der weiteren Planung!

  • Lieber Galileo, vielen Dank für deine Tips!

    Zitat von Galileo

    Ich würde raten, die jetzige Geldanlage nicht davon abhängig zu machen, ob man in 2-3 Jahren auswandert oder nicht. Setz einen Plan auf, der auf 30 Jahre abzielt.

    Genau das habe ich vor. Der Plan muss aber auch durchgezogen werden können. Ein langfristiger Plan der alle 5 Jahre geändert wird ist kein langfristiger Plan. Ich möchte einen Plan aufsetzen, der die Option des kurzzeitigen Auswanderns zulässt ohne extreme Hindernisse oder Aussichten auf große Verluste.


    Ist es aus deiner Sicht vernünftig den ETF in Deutschland zu verkaufen, für 2-3 Jahre auf einem Tagesgeld Konto zu parken (das sollte steuerlich im Ausland nicht kompliziert sein zum anzugeben) und bei Rückkehr wieder anzulegen? Das wäre aus meiner Sicht eine steuerlich sehr einfache Lösung. Auf diese Weise könnte ich zum Beispiel immer noch 25-30 Jahre Geld in meinem ETF haben mit zum Beispiel zwei Pausen von 3 Jahren. Oder wäre das ein extremes Risiko? Falls am Anfang der 3 Jahre die Kurse tief sind und anschließend hoch hätte ich große Verluste.


    Zitat von Galileo

    Die Steuern, die dann ggfs zu zahlen sind, fallen nur bei Gewinnen und sind nichts im Vergleich zum reelen Verlust, den Du erleidest, indem Du an der Seitenlinie stehst und nicht anlegst. Das hat nichts mit Zocken zu tun.

    Ja. Aber wenn ich zum Beispiel weiß, dass ich meinen ETF in zwei Jahren verkaufen muss (egal wie die Kurse stehen) dann ist das ein zu kurzer Horizont für einen ETF und wäre schon zocken. Saidi sagt in seinem Podcast immer 10 Jahre+ für einen ETF.

  • Hallo tt1100


    ich glaube, wir haben noch ein Missverständnis: Wenn Dein Plan ist (hypothetisch), in den kommenden 30 Jahren jeweils 70% Deines Vermögens in einen weltweit streuenden Aktien-ETF zu investieren, dann ist das ein sinnvoller Plan. Und wenn Du dann in 3-5 Jahren beim Auswandern die in Deutschland gekauften ETFs verkaufst, das Geld in die USA überweist, und dort wieder in US-kompatible, weltweit streuende Aktien-ETFs investierst, dann ist das vollkommen OK und entspricht eben Deinem Plan.


    Der Plan lautet ja nicht: Ich will 30 Jahre genau diesen ETF in diesem Depot haben. Wenn zwischendurch der Neobroker dicht macht, oder der ETF-Anbieter gekauft wird oder er Deinen Fonds steuerschädlich zwangsfusioniert (schöne Grüße an Amundi an dieser Stelle), dann ist es gut möglich, dass der Plan nicht aufgeht und Du zwischendurch eben auf die angefallenen Gewinne Steuern zahlst und das ist außerhalb Deiner Kontrolle.


    Ich würde mich auf nicht an den Steuern aufhängen: Die entstehen bei Gewinn, können begrenzt gestaltet werden und sind generell ein Luxusproblem. Im Gegenteil ist der oben skizzierte Plan, 2-3 Jahre nicht zu investieren, keine gute Idee, weil Du dann eben zu Beginn nur auf 2 Jahre investierst. Und das Geld für 6 Jahre auf dem Tagesgeldkonto zu parken, um es zu haben, wenn Du vom Auswandern zurückkommst (wenn, überhaupt), ist auch nicht sinnvoll, weil Dir Investmentzeit verloren geht und Du mit dem Tagesgeldkonto oder auch einem Geldmarkt-ETF unter der Inflation liegen wirst.


    Was Saidi mit den 10 Jahren Haltedauer meint, ist weniger das Halten, als die Verwendung. Daher ist das skizzierte verkaufen und im Ausland wieder kaufen auch kein Zocken. Beispiel: Wenn Du weißt, dass Du zum Auswandern in zwei Jahren ein Wohnmobil brauchst und das dafür angesparte Geld in einen Aktien-ETF investierst, damit da ggfs ein Wohnmobil mit goldenen Wasserhähnen rauskommt, dann ist das Zocken. Weil Du das Geld in zwei Jahren garantiert aus Aktien in etwas anderes überführst. Das kann gut gehen, aber im schlechtesten Fall musst Du mit einem Fiat Punto auf Weltreise. Daher ist umgekehrt auch das Umschichten (von 10 verschiedenen, über die Jahre zusammen gesparten MSCI-World-ETF, die verkauft werden, in einen neuen, der dann gesammelt gekauft wird) kein Zocken. Streng genommen ist man ein paar Tage nicht investiert, aber das kann man immer noch staffeln, und bei bewegtem Markt pausieren, sprich reagieren. Und das ist nichts im Vergleich zum Risiko, überhaupt nicht investiert zu sein, weil man auf ein zeitlich und sachlich unsicheres Ereignis (Rückkehr vom Auswandern) wartet.


    Sind die Gedankengänge klar geworden?