Bald werde ich das normale Rentenalter erreicht haben. Ich muss mich jetzt entscheiden, ob ich den „Standardweg“ oder einen aufwändigeren Weg einschlagen werde. Für den aufwendigeren Weg bitte ich um Tipps, falls ich wichtige Aspekte nicht berücksichtigt oder falsch verstanden haben sollte.
Ergänzende Informationen: Wohnen im Eigentum, angemessene Rücklagen in Form von Festgeld, Tagesgeld, ETF als Rückendeckung (Reparaturen, Pflege etc.). Keine Mieteinnahmen oder weiteren Einkünfte. Geordneter / bedachtsamer Lebensstil. Das alles soll aber hier keine weitere Rolle spielen, es geht hier nur um den optimalen Weg in die Rente, also grob um die kommenden 2 Jahre, bis sich alles eingespielt hat.
- Regelaltersgrenze (66 Jahre): 01.08.2024
- ~70 Entgeltpunkte = ~2750€ Altersrente (Prognose 7/24), Freibetrag 17%, netto ~2200€
- Als Rentner pflichtversichert.
- Ehefrau: Regelaltersgrenze: 01.06.2030. Erreichen des vorgezogenen Rentenbeginns mit 63 Jahren: 01.08.2026. ABER: Geplantes Ende des tatsächlichen Erwerbslebens der Ehefrau: 31.03.2025. Dann 16 Monate ohne Einkommen und bei mir mitversichert.
- Alle €-Angaben sind Brutto, sofern nicht anders ausgewiesen.
Standardweg:
- Gesetzliche Rente
- Riesterrente (MVB / Mainzer VB Banksparplan) 45k, ergibt pro Monat traurige ~110€ Riesterrente. Inflationsanpassung ist nicht vorgesehen.
- bAV (Metallrente) 100k, pro Monat 460€ Metallrente. Inflationsanpassung ist nicht vorgesehen.
- Ergibt für mich in Summe 3300€, Netto geschätzt ~2600€.
Meine Frau arbeitet derweil weiter (Teilzeit, 3200€/ Monat bis 01.04.2025). Ihre Bruttorente würde ab 08/2026 unter Berücksichtigung der Abschläge ~2200€ betragen (Rente, VBLklassic, VBLextra).
Zwischenfazit: Insgesamt auskömmlich, aber es gibt bezüglich meiner Rente noch eine vielleicht bessere Alternative.
Alternative Plan a.)
Meine MVB-Riesterrente ist weitgehend selbst finanziert, Kinderzulagen gingen an meine Frau. Ich denke an eine „schädliche Verwendung“. Es sind dann nur gut 1400€ zu versteuern (50%-Besteuerung, da Vertrag älter als 12 Jahre), der Rückzahlbetrag dürfte netto um 30,5k liegen. Das reicht uns für ein Jahr, zumal meine Frau ja noch ein paar Monate arbeiten wird, d.h. ich gedenke, diesen Betrag zuerst für uns aufzubrauchen, ohne ab August 2024 die Vollrente zu beanspruchen.
Dazu kommt, dass ich Ende 2023 bei der Rentenversicherung eine Überprüfung beauftragt habe, ob eine Teilrente ab 12/23 vorteilhaft wäre, um die Entgeltpunkte 2023 vor der Korrektur zu sichern. Dann würde auch der Freibetrag von 17,5% auf Dauer gelten. Das Berechnungsergebnis der RV steht aus, aber die Idee ist, ab 12/2023 10% Teilrente zu beantragen (die schriftliche Zusicherung dieser Möglichkeit habe ich von der RV). Ich würde die Teilrente dann mit Eintritt in die reguläre Rentenphase ab 1. August 24 (mit 66 Jahren) weiterlaufen lassen. Die Riesterrente würde voll ausbezahlt, der Riester-Auszahlbetrag zum 01.08.24 wäre dann für mich als Rentner weder kranken- noch pflegeversicherungspflichtig.
Über den Zeitraum von ~1 Jahr verbrauche ich die Riester-Auszahlung für uns und habe parallel dazu die 10%-Rente. Spätestens zum 01.04.2024 hört meine Frau auch auf zu arbeiten. Wenn ich nach einem Jahr auf 100%-Rente umsteige, dann hat sich die (verbleibende 90%-)Rente bereits so viel erhöht (6%), dass sie den Verlust der 110€ Riester-Rente locker dauerhaft ausgleicht und dann sozusagen dauerhaft Bestandteil der ges. Rente ist.
Alternative Plan b.) [setzt Plan a.) voraus]
Ich kann mir spätestens Anfang 2025 bis zu 30% meiner bAV (Metallrente) auszahlen lassen … und verbrauchen (alternativ 100%-Auszahlung, was bei 100k€ zurzeit sicherlich nicht die beste Idee ist; mir würde dafür zurzeit auch eine Anlageidee fehlen; ich habe das bisher auch nicht durchgerechnet).
Im Jahr 2025, so der Plan b.), hätten wir nur wenige regelmäßige Einnahmen. Meine Frau wird 2025 nur max. 3 Monate arbeiten (~10.000€). Das bedeutet, dass wir (wenn ich die Vollrente z. B. auf Anfang 2026 verschieben würde) im Jahr 2025 nur ~12x260€ 10-%-Teilrente + ~10.000 (Ehefrau) = ~13.000€ + bAV-Teilauszahlung (10-30k€) + bAV-Rente (300-400€) + einige Zinseinkünfte zu versteuern haben. Könnte also steuerlich betrachtet recht sinnvoll sein. Die bAV-Auszahlungen werden aber immer kranken- und pflegeversicherungspflichtig sein (für die Teilauszahlung gilt die unglückliche 10-Jahres-Regel), der Freibetrag für die Krankenversicherung reißt dann auch nichts mehr raus.
Nebenbei: Wenn ich dann zum 01.01.2026 in die Vollrente einsteigen würde (den Einstieg kann ich ja zu jeder Zeit vollziehen), dann wäre der verbliebene 90%-Anteil ohne weitere Rentenerhöhung sogar schon um 8,5% höher als zum regulären Renteneinstiegstermin (~76 RP). Bei Plan b.) würde sich für mich nur die Frage stellen, wie groß eine sinnvolle Teilauszahlung der bAV sein muss. Das muss ich sicherlich unter steuerlichen Gesichtspunkten abwägen, wenn sonst nicht gegen den Plan sprechen sollte.
------------------------
Wie beurteilen die hier publizierenden „Experten“ diese beiden erweiterten Möglichkeiten a und b? Mache ich irgendwo einen Denkfehler? Ich muss ja auch abwägen, ob sich der Aufwand lohnt, also nicht hinterher alles ein Nullsummenspiel ist, nur mühsamer. Und ich muss die Weichen jetzt stellen.
Ich sehe z.B. einen Hauptvorteil in meiner Idee, weil weder die traurige Riester-Rente, für die ich zudem sehr alt werden müsste, noch meine bAV die Inflation ausgleichen. Wenn ich diese Anteile (komplett in Plan a.) und ggf. zusätzlich teilweise aus der bAV, Plan b) in die gesetzliche Rente „auslagern“ kann, dann kann ich in Zukunft wenigstens (noch) mit einer regelmäßigen positiven Anpassung und zumindest einem Inflationsausgleich rechnen.