Hallo zusammen! Bin neu hier…

  • Hallo liebe Forumsmitglieder,


    ich bin neu hier in Eurem tollen Forum, habe jetzt einige Tage mitgelesen und würde mich gern kurz vorstellen (und würde ich natürlich gern auch die ersten Fragen stellen). 🙂


    Mein Mann und ich (mit 16jähriger Tochter, sind jetzt 58 Jahre alt. Wie leben in NRW. Das moderne erst 13 Jahre alte Eigenheim mit fast autarker Energieversorgung ist abgezahlt. Mein Mann arbeitet noch, ich habe auch mein ganzes Leben gearbeitet, kann jetzt aus gesundheitlichen Gründen aber nicht mehr. In den nächsten Jahren werden einige große Direktversicherungen, Rentenversicherungen und Kapitallebensversicherungen ausgezahlt (ich weiß, ETFs wären besser gewesen, aber das sind alles Altverträge mit noch 4% Garantieverzinsung, und von Börse hatten wir vor 30 Jahren noch keine Ahnung.


    Wir sind bei der ING und haben da ein bisher kleines Depot mit einem MSCI World ETF und einem Emerging Markets ETF. Nun zahlen wir da jeden Monat 1000 € ein. Insgesamt werden in 2 Jahren (dann sind wir 60) inklusive der ausgezahlten Versicherungen insgesamt ca. 400 K vorhanden sein.


    Eigentlich hatte ich vor zu splitten, die Hälfte in Tages- und Festgeld und von der anderen Hälfte 90% in einen World ETF und 10% in den EM ETF. Wir möchten beide eher in Rente gehen mit 63 mit Abschlägen. Ich werde die letzten 5 Jahre vermutlich kein Einkommen mehr haben, es sei denn, meine gesundheitliche Situation bessert sich noch. Wir kommen aber sehr gut mit einem Einkomme

    In der Rente wird es aber nicht so üppig (ich denke, es werden so ca. 3000 € für uns beide zusammen), so dass wir für Urlaube und andere besondere Dinge mal Geld entnehmen wollen.


    Meint Ihr, es ist ratsam, angesichts unserer Lage und mit 60 noch in ETFs wie oben zu investieren oder sollten wir bei Tages- und Festgeld bleiben? Selbst wenn wir bei niedrigen Kursen mal etwas entnehmen müssten, könnten wir das ja dann vom Tagesgeld tun?! Ich habe mich schon im Kleinen etwas mit der Thematik beschäftigt, VL in Fonds angelegt und ETFs gekauft, aber die (für mich großen Summen) verunsichern mich schon etwas. Da habe ich Angst, dass etwaige Fehler dann größere Auswirkungen haben könnten. Was ich aber genau weiß, ist dass ich das selbst übernehmen und nicht einer Bank überlassen will. Dazu habe ich schon von zu vielen Fällen im Familienkreis gehört, in denen schlecht beraten und nur verkauft wurde, sehr oft explizit gegen die Interessen des Kunden zu hohen Kosten hin und her getradet wurde. Die Kundin im hohen Alter von Ende Achtzig wurde regelmäßig 1x im Quartal von der Bank zum Essen eingeladen, wo die neuesten Transaktionen besprochen wurden. X/


    Also, vielen lieben Dank schon mal für Eure Kommentare, konstruktive Kritik, Anregungen und Ratschläge.

  • Hallo.


    Ihr "dürft" gerne weiter in ETFs sparen, sofern Cash-Puffer (allgemein), Cash-Puffer (Immobilie) und Cash-Puffer (für Depot-Entnahmen während niedrigerer Kurse) vorhanden sind. Was dabei als ausreichend angesehen wird ist Geschmackssache.


    Wenn Du Dein Leben lang gearbeitet hast und aktuell gesundheitlich bedingt nicht mehr oder nur noch eingeschränkt arbeiten kannst, dann wäre die Erwerbsminderungsrente zu prüfen. Falls das bisher kein Gedanke war, solltest Du das zumindest in Erwägung ziehen.

  • von der anderen Hälfte 90% in einen World ETF und 10% in den EM ETF

    Dann kannst du auch einfach einen FTSE AllWorld oder einen MSCI ACWI nehmen. 90/10 ist nämlich so ziemlich deren Aufteilung zwischen Developed und Emerging Markets. Dann sparst du dir das Rebalancing ;)

  • Unser Plan ist, dass wir ausgehend von einer Bedarfsschätzung für mindestens 5 Jahre das zusätzlich zur Rente benötigte Geld mit Tagesgeld, Geldmarktfonds oder Festgeld verfügbar haben und alles andere, was wir zum Depot zählen, dann in weltweit gestreuten Aktien-ETF halten. In guten Börsenzeiten wird aus dem ETF genommen bzw. der Puffer wieder aufgefüllt, in schlechten (z.B. Stand < 20% vom Höchststand), wird aus dem Puffer genommen. Was wir nicht für uns verbrauchen, kann dann Teil der Altersvorsorge von unserem Sohn werden, insofern planen wir aber nicht, unseren Anteil an Aktien ETF runterzufahren, nur weil wir älter werden.


    Vielleicht ist etwas in der Art ja auch für euch passend, um zu einer für euch sinnvollen Aufteilung des Geldes zu kommen.

  • Unser Plan ist, dass wir ausgehend von einer Bedarfsschätzung für mindestens 5 Jahre das zusätzlich zur Rente benötigte Geld mit Tagesgeld, Geldmarktfonds oder Festgeld verfügbar haben und alles andere, was wir zum Depot zählen, dann in weltweit gestreuten Aktien-ETF halten. In guten Börsenzeiten wird aus dem ETF genommen bzw. der Puffer wieder aufgefüllt, in schlechten (z.B. Stand < 20% vom Höchststand), wird aus dem Puffer genommen. Was wir nicht für uns verbrauchen, kann dann Teil der Altersvorsorge von unserem Sohn werden, insofern planen wir aber nicht, unseren Anteil an Aktien ETF runterzufahren, nur weil wir älter werden.


    Vielleicht ist etwas in der Art ja auch für euch passend, um zu einer für euch sinnvollen Aufteilung des Geldes zu kommen.

    Dann geht ihr ähnlich vor wie ich, diese Lösung finde ich auch am sinnvollsten. Ob wir damit recht behalten sehen wir hinterher. Sicherlich ist dann immer die Frage wann der richtige Zeitpunkt zum verschieben in den sicheren Hafen ist, allerdings haben mich die anderen Möglichkeiten nicht wirklich überzeugt. Selbst wenn ich ein Stück weg vom Höchststand verkaufe, hatte ich immer noch eine geraume Zeit, wo der ETF für mich gut gearbeitet hat. Viel Erfolg!

  • Hallo No worries und Herzlich-Willkommen im FT-Forum,

    zunächst mal: Schaut nicht zurück. Wie Ihr Euer Geld mal angelegt habt, bringt Euch nix für die Zukunft!

    Das wichtigste: Ihr habt schon mal einen Plan wohin die Reise gehen soll. Ein Plan ist schon mal gut, da man dann schauen kann, ob sich dieser Plan realistisch umsetzbar ist.

    Wir möchten beide eher in Rente gehen mit 63 mit Abschlägen. Ich werde die letzten 5 Jahre vermutlich kein Einkommen mehr haben, es sei denn, meine gesundheitliche Situation bessert sich noch. Wir kommen aber sehr gut mit einem Einkomme

    In der Rente wird es aber nicht so üppig (ich denke, es werden so ca. 3000 € für uns beide zusammen), ...

    Habt Ihr schon einen Beratungstermin bei der GRV gehabt? Wenn nicht, lasst Euch beraten. Ist kostenlos und unverbindlich. In dem Zuge könnt Ihr Euch dann auch ausrechnen lassen, welche Rente Ihr denn genau zu erwarten habt wenn Ihr mit 63 und Abschlägen in Rente geht.

    Wie hoch ist die Differenz zwischen der zu erwarteten Rente und Euren Lebenshaltungskosten (Rentenlücke)?

    Schon mal darüber nachgedacht, dass Ihr den Abschlag in der Rente auch ausgleichen könnt? Oder auch nur einen Teil?

    Im Idealfall reicht Eure Rente aus um Eure Grundbedürfnisse zu decken. Das wäre dann schon mal gut, da Ihr dann nicht zwingend auf Erträge aus Eurem Vermögen angewiesen seid.

    Diese Frage würde ich zunächst mal voranging klären, damit Ihr belastbare Zahlen habt, welche Finanzmittel Ihr so benötigt.


    Das ist jetzt ausdrücklich keine Anlageempfehlung!

    Es gibt neben den 'Klassikern' (MSCI World, MSCI EM) auch viele andere ETF. So gibt es spezielle Dividenden-ETF, die nur Unternehmen enthalten, die regelmäßig Dividenden enthalten (z.B. Vanguard All World High-Dividend). Der Vanguard All World High-Dividend schüttet so 3-3,5% p.a. an Dividenden aus. Bei einer Anlagesumme von 200.000€ könntet Ihr also mit ca. 6.000-7.000€ p.a. an Ausschüttungen rechnen (Brutto).

    Und das auch recht Inflationssicher.


    Wenn Euch allein die Ausschüttungen reichen um Euch damit den Unruhestand zu versüßen könntet Ihr den ETF sogar irgendwann vererben.

    Dividenden kommen einfach so, ohne das man etwas verkaufen muss. Das Geld (Dividenden) dann auch auszugeben fällt vielen Menschen dann leichter als wenn Sie ETF-Anteile verkaufen müssen um daraus Kapital zu generieren.

  • Meint Ihr, es ist ratsam, angesichts unserer Lage und mit 60 noch in ETFs wie oben zu investieren oder sollten wir bei Tages- und Festgeld bleiben?

    No worries Es klingt sehr sinnvoll und überlegt, die eine Hälfte sicher in Tages- und Festgeld anzulegen und die andere Hälfte etwas riskanter. Ich persönlich würde mich nur von den 10% EM verabschieden. Sie schaden zwar nicht und man ist breiter diversifiziert, aber ich habs halt gerne einfach. Keep it simple!

    Selbst wenn wir bei niedrigen Kursen mal etwas entnehmen müssten, könnten wir das ja dann vom Tagesgeld tun?

    Von 200k€ in sicheren Anlagen kann man durchaus das ein oder andere Jahr leben ohne auf Aktien zurückgreifen zu müssen. Wenn man sich die Historie anschaut dauert eine Aktien-Crash um die zwei Jahre. Mit erreichen der Regelaltersrente kommen ja dann auch wieder regelmäßige Einnahmen ins Haus.

    die (für mich großen Summen) verunsichern mich schon etwas.

    Muss es nicht. Hier noch ein Video von Saidi dazu.

    Was ich aber genau weiß, ist dass ich das selbst übernehmen und nicht einer Bank überlassen will.

    Ganz genau :thumbup: und Finanztip zeigt dir wie!

  • Hallole,


    das klingt erst einmal sehr gut, da du/ihr euch da überhaupt Gedanken macht.


    Da ihr ja schon ein kleines Depot habt, und daher wohl auch schon etwas Erfahrung in Sachen Börse, solltet ihr euch vielleicht überlegen mehr als die 50 % (200.000 €) in einen weltweiten ETF zu stecken, um so den Risiko(Rendite)anteil etwas zu erhöhen.


    Bei der Festgeldanlage würde ich eine Festgeldtreppe anlegen (1 Jahr, 2 Jahre und 3 Jahre .... mehr vermutlich nicht). Für das Festgeld und das Tagesgeld würde ich persönlich zu Weltsparen.de oder einer vergleichbaren Plattform, da man da den Eröffnungsprozess von Konten nur einmal durchmachen muss.


    Also grundsätzlich könnt ihr ja (finanziell) mit einem breiten Grinsen in den Ruhestand gehen.

    Wäre da nicht die Gesundheit, je nachdem was Du hast (Thema Lebenserwartung, Gesundheitsleistungen für die keine Krankenkasse aufkommt usw.), kannst du den Risikoanteil natürlich selbst bestimmen.


    Ich selbst bin 40 und konnte aus einer kleinen Erbschaft für meine zwei Kleinkinder schon jeweils ein Depot mit Grundstock 15.000 € anlegen .... evtl. solltet ihr daher schon jetzt an eure Tochter denken und ein Depot auf ihren Namen eröffnen und ein Startkapital mitgeben (mit der notwendigen Finanzbildung und der Aufforderung das als Altersvorsorge unangetastet zu lassen :) )


    Ich hoffe da bin ich jetzt nicht zu dreist :saint:

  • Hallo zusammen,


    vielen vielen Dank für Eure schnellen, ausführlichen Antworten. Ihr seid der Wahnsinn. Damit habe ich nicht gerechnet. Ich versuche mal, auf alles zu antworten. Also das Geld, das wir in den Jahre, in denen ich nicht mehr arbeite, ist bei den 400 K schon rausgerechnet. Ich habe schon an EU-Rente gedacht. Allerdings gehe ich jetzt erstmal nächste Woche für 4-5 Wochen in die Reha. Das warte ich dann noch ab. Aber ja, es macht wegen der langen Wartezeiten sicherlich Sinn, dass wir uns schon mal um einen Termin kümmern. 👍😊


    Auch haben wir darüber nachgedacht, freiwillig Beiträge in die GRV einzuzahlen. Leider fehlt mir aber ein wenig der Glaube in das System. Angesichts der Tatsache, dass bereits jetzt 25% aus Bundesmitteln in die GRV fließen, um die Rentenzahlungen zu sichern. Da die ganzen Babyboomer jetzt in Rente gehen, könnte ich mir durchaus vorstellen, dass es mal auf eine Einheitsrente hinauslaufen könnte. Wie seht Ihr das?


    Danke für den bezüglich des Dividendenfonds. Das klingt gut, weil es einfach zu handhaben ist. Man muss keine Anteile verkaufen, die Dividende fließt auf das Konto. Ich bin eigentlich auch ein Freund von einfach. In höherem Alter wird es unter Umständen schwieriger, die Finanzen zu managen. Welche Nachteile hat denn die Dividendenstrategie?


    Vielen Dank für das Video. Das ist schon etwas beruhigend. Rational weiß ich eigentlich, dass wir mit einem Welt ETF, Tagesgeld, Festgeld und abgezahlter Immobilie gut diversifiziert sind, aber angesichts der für uns hohen Summe habe ich immer nach einem Denkfehler bei mir gesucht. 😊

  • Nein, du bist nicht dreist. 😊 Für unsere Tochter ist gesorgt. Sie bekommt das Haus. Es gibt einen Sparplan (ebenfalls noch mit 4% verzinst) und einen ETF Welt, der für ihre Altersvorsorge gedacht ist.


    Mein Mann und ich haben noch eine private Pflegeversicherung, so dass das Risiko auch weitestgehend abgedeckt ist.


    Genau, mein größter Wunsch ist, dass mein Gesundheitszustand (lebensverkürzend sind die Probleme nicht) mir noch Gelegenheit gibt, das Leben zu genießen. Wir sind große Reisefans. Zwar haben wir schon ganz viele Reisen gemacht, aber richtig lange Fernreisen mangels Urlaub eben nicht. Träume sind noch 3 Monate durch den orden Australiens mit 4x4, 3 Monate Neuseeland mit Südsee usw. 😀


    Und ja, mir ist sehr bewusst, dass es finanziell eine komfortable Situation und damit ein Privileg ist, so in den Ruhestand gehen zu dürfen. Und dafür bin ich sehr dankbar (ein Teil des Vermögens beruht auf einer Erbschaft). Trotzdem oder auch gerade deswegen war da auch erst einmal die Angst, etwas falsch zu machen. :)

  • Da die ganzen Babyboomer jetzt in Rente gehen, könnte ich mir durchaus vorstellen, dass es mal auf eine Einheitsrente hinauslaufen könnte. Wie seht Ihr das?

    Nichts genaues weis man, aber ... ich denke nicht dass das passiert.

    Danke für den bezüglich des Dividendenfonds. Das klingt gut, weil es einfach zu handhaben ist. Man muss keine Anteile verkaufen, die Dividende fließt auf das Konto.

    Wenn es euch wirklich um Ausschüttungen geht, funktioniert das auch mit einem ausschüttenden MSCI World oder ACWI oder FTSE All-World ETF, den die haben eine Ausschüttungsrendite von ca. 2%. Bei 200k Analgebetrag sind das ca. 4000€/jährlich (vor Steuern) im Vergleich zu den 6000-7000€ aus einem speziellen Dividenden-ETF. Falls euch der Betrag als Zuschuss zu euren Rente nicht ausreicht, müsst ihr sowieso wieder ETF Anteile verkaufen.

    Welche Nachteile hat denn die Dividendenstrategie?

    Diese speziellen ETFS fokussieren sich auf Aktien mit höheren Dividenden. Deshalb sind sie schlechter diversifiziert und haben in der Regel eine schlechtere Gesamtrendite.

  • Angesichts der Tatsache, dass bereits jetzt 25% aus Bundesmitteln in die GRV fließen, um die Rentenzahlungen zu sichern. Da die ganzen Babyboomer jetzt in Rente gehen, könnte ich mir durchaus vorstellen, dass es mal auf eine Einheitsrente hinauslaufen könnte. Wie seht Ihr das?

    Angesichts der Tatsache, dass es zukünftig mit den Rentnern die größte Wählergruppe gibt und angesichts der Tatsache, dass das BVG die Wahrung des Äquivalenzprinzips in der GRV bereits mehrfach angemahnt hat, würde ich die Wahrscheinlichkeit einer Einheitsrente als ziemlich gering einschätzen.

    Die notwendigen Mittel für die Rentenzahlungen wird sich der Staat beschaffen. Könnte also darauf hinaus laufen, dass zukünftig eine andere Besteuerung auf Kapitalerträge oder sonstige neue Abgaben eingeführt/geändert werden (z.B. Vermögenssteuer, Erbschaftsteuer, usw.). Irgendwo muss und wird das Geld für die Rentner herkommen. :/

    Welche Nachteile hat denn die Dividendenstrategie?

    Dividenden entstehen nicht aus dem nix, sondern sind die Ausschüttungen der Unternehmen an denen Du über Aktien bzw. ETF beteiligt bist. Dividenden können auch gekürzt oder komplett gestrichen werden, wenn die wirtschaftliche Situation des Unternehmens schlecht ist. In der Corona-Pandemie haben viele Unternehmen die Dividende gekürzt, was man auch in der Ausschüttungsrendite des o.g. ETF für 2020 sieht.

    Auch bekommst Du halt nicht jedes Jahr einen fixen Betrag, sondern immer nur eine Dividendenausschüttung die schwankt.

    Bei einer Entnahmestrategie per Verkauf von ETF-Anteilen kannst Du genau festlegen wie viel Geld Du jedes Jahr entnehmen willst.


    Langfristig hat ein Dividenden-ETF eine schlechtere Rendite als ein MSCI World. Einfach weil im Dividenden ETF viele Unternehmen die stark wachsen und gar keine Dividenden ausschütten nicht enthalten sind (z.B. Amazon, Facebook, Tesla, usw.). Die Rendite eines ETF setzt sich eben immer aus Dividenden + Kursgewinnen zusammen.

    Kann Euch aber im Prinzip egal sein, wenn Euch allein die Dividenden zum Leben reichen. Dafür ist die Dividendenstrategie eben überaus simpel und auch nutzbar, wenn man im Alter nicht mehr so fit im Kopf ist.

  • Vielen Dank an Euch, Huliocomix und monstermania für Eure Erklärungen. Ich hoffe natürlich nicht, dass es zur Einheitsrente kommen wird und klar, die große Gruppe der Rentner ist eine sehr wichtige Wählerklientel. Aber woher dass Geld kommen soll?! Bei Erhöhung der Kapitalsteuer, Vermögenssteuer etc. wird doch viel Kapital ins Ausland abwandern… Und die zur Verfügung gestellten Mittel zum Invest an der Börse sind doch nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Aber ich hoffe, Ihr behaltet recht. 😀

  • Eigentlich ist schon alles gesagt worden, aber ich wollte auch nochmal explizit dazu raten, keinesfalls auf einen soliden Welt-ETF zu verzichten.


    Ihr habt, salopp gesagt, ein hohes Restlebenrisiko. 90 Jahre ist nichts, was man ignorieren sollte. Insofern macht es keinen Sinn über nicht existente Börsengewinne der letzten 30 Jahre nachzudenken und gleichzeitig für die nächsten 30 Jahre denselben Fehler zu machen.

  • Mein Mann und ich (mit 16jähriger Tochter, sind jetzt 58 Jahre alt. Wir leben in NRW. Das moderne erst 13 Jahre alte Eigenheim mit fast autarker Energieversorgung ist abgezahlt. Mein Mann arbeitet noch, ich habe auch mein ganzes Leben gearbeitet, kann jetzt aus gesundheitlichen Gründen aber nicht mehr. In den nächsten Jahren werden einige große Direktversicherungen, Rentenversicherungen und Kapitallebensversicherungen ausgezahlt (ich weiß, ETFs wären besser gewesen, aber das sind alles Altverträge mit noch 4% Garantieverzinsung, und von Börse hatten wir vor 30 Jahren noch keine Ahnung.

    Dein Pseudonym scheint gut gewählt: No worries. Die finanzielle Lage bei Euch sieht ja nicht schlecht aus.


    Viel wichtiger ist für Dich Deine Gesundheit. Ohne Gesundheit hilft Geld nichts.


    Was die Geldanlage anlangt: Zurückschauen bringt nichts. Planen kannst Du nur für die Zukunft. Das willst Du ja auch, deswegen bist Du hier.

    Wir sind bei der ING und haben da ein bisher kleines Depot mit einem MSCI World ETF und einem Emerging Markets ETF. Nun zahlen wir da jeden Monat 1000 € ein. Insgesamt werden in 2 Jahren (dann sind wir 60) inklusive der ausgezahlten Versicherungen insgesamt ca. 400 K vorhanden sein.

    Das ist eine ganze Menge!

    Eigentlich hatte ich vor zu splitten, die Hälfte in Tages- und Festgeld und von der anderen Hälfte 90% in einen World ETF und 10% in den EM ETF. Wir möchten beide eher in Rente gehen mit 63 mit Abschlägen. Ich werde die letzten 5 Jahre vermutlich kein Einkommen mehr haben, es sei denn, meine gesundheitliche Situation bessert sich noch. Wir kommen aber sehr gut mit einem Einkommen klar.

    Deine Gesundheit ist das wichtigste! Ich würde sehr mein Augenmerk darauf legen. Vergiß dabei nicht, wie es gehen könnte, wenn Du wirklich aufhören mußt - Krankengeld, Reha, EU-Rente.


    Die Zinskrise ist nicht überwunden. Es gibt zwar wieder ein bißchen Zinsen, aber die Zinsstrukturkurve ist invers, das heißt: Wir haben pathologische Verhältnisse. Früher war es so, daß man bei längerer Bindefrist einen höheren Zins bekam als bei einer kürzeren. Heute bekommt man umso weniger Zins, je länger man sein Geld festlegt. Die Legende von den ultrasicheren Rentenanlagen funktioniert nicht mehr.


    Ich habe mich gewundert, warum der geschätzte Hartmut Walz so vehement gegen Renten argumentiert, z.B. hier. Auch wenn die aktuelle Situation nicht mehr so schlimm ist wie damals, als er seinen Artikel geschrieben hat: Die alte (vermeintliche) Wahrheit von den ultrasicheren Rentenanlagen stimmt nicht mehr.


    Beim Aufstellen seiner Vermögensbilanz vergißt der Durchschnittsdeutsche oft sein Haus, in jedem Fall aber seine Rentenansprüche. Ihr habt 3000 € pro Monat zu erwarten. Wenn man nur mit 20 Jahren Laufzeit rechnet, also bis zu Eurem 83. Lebensjahr (Vermutlich geht es länger!), dann sind das 20 x 12 x 3000 = 720 T€. Bei aller Unkerei ist die Rendä sischä, sischärä jedenfalls als die vermeintlich ultrasicheren Festverzinslichen.


    Ich persönlich habe überhaupt keine "Sicherheitsbausteine" (außer den Rentenansprüchen). Seit etlichen Jahren bin ich mit dieser Vermögensmischung auf der Sonnenseite. Wie es weitergeht, weiß natürlich keiner, aber selbst mit einem mäßigen Rückgang würde ich mich über mehrere Jahre gerechnet immer noch besser stellen, als wenn ich mein Geld zur Hälfte in ultrasicheres Festgeld gesteckt hätte.


    Den Weg muß niemand mit mir gehen, aber jeder sollte überlegen, wieviel vermeintliche Sicherheit er in sein Depot stapelt.

    In der Rente wird es aber nicht so üppig (ich denke, es werden so ca. 3000 € für uns beide zusammen), so dass wir für Urlaube und andere besondere Dinge mal Geld entnehmen wollen.

    Von einem Depot von einigen Hunderttausend kann man einige Urlaube bezahlen.

    Meint Ihr, es ist ratsam, angesichts unserer Lage und mit 60 noch in ETFs wie oben zu investieren oder sollten wir bei Tages- und Festgeld bleiben? Selbst wenn wir bei niedrigen Kursen mal etwas entnehmen müssten, könnten wir das ja dann vom Tagesgeld tun.

    Es gibt meterweise Literatur zu Entnahmestrategien. Die Stiftung Warentest hat im Heft 11/2023 relativ einfache Methoden vorgestellt. Generell: Von 63 an läuft eine Rente mindestens noch 20 Jahre, und das Geld, das man mit Anfang 80 fürs Altersheim braucht, sollte man meines Erachtens mit Anfang 60 noch vor der Inflation schützen.


    Wenn Du schon Festgeldern nachhängst, um die Rente aufzupolstern, könntest Du erwägen, freiwillige Rentenbeiträge zu leisten. Von der gesetzlichen Rente halte ich - anders als Du! - mehr als von allem Riester und Rürup, privaten und betrieblichen Rentenversicherungen zusammen. Leider ist diese Möglichkeit an strenge Voraussetzungen gebunden, und man kann auch nicht viel Geld so unterbringen.

    Was ich aber genau weiß, ist dass ich das selbst übernehmen und nicht einer Bank überlassen will. Dazu habe ich schon von zu vielen Fällen im Familienkreis gehört, in denen schlecht beraten und nur verkauft wurde, sehr oft explizit gegen die Interessen des Kunden zu hohen Kosten hin und her getradet wurde. Die Kundin im hohen Alter von Ende Achtzig wurde regelmäßig 1x im Quartal von der Bank zum Essen eingeladen, wo die neuesten Transaktionen besprochen wurden. X/

    Hier wird immer wieder von angeblichen Bankberatern geschrieben. Hartmut Walz nennt sie deutlich treffender Finanzprodukteverkäufer.


    Ein Literaturtip zum Schluß: Gerd Kommer - Souverän investieren vor und im Ruhestand.

    Schau doch mal rein! Vielleicht hat ja sogar Eure Stadtbücherei dieses Buch.

  • Bei Erhöhung der Kapitalsteuer, Vermögenssteuer etc. wird doch viel Kapital ins Ausland abwandern…

    Kann sein. Aber auch dagegen lassen sich im Zweifel Gesetze machen. Z.B. das derjenige der im Ausland lebt und sein Kapital aus Deutschland abzieht hier seine Rentenansprüche verliert.

    Oder man führt eine Besteuerung von Immobilien ein. So ein Lastenausgleich hat es z.B. nach dem 2. Weltkrieg gegeben.

    Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass irgendeine Regierung in Deutschland die Mehrheit der Bürger vor den Kopf stößt und Ihnen mal eben Ihre Altersvorsorge kürzt.

    Zumal es bereits jetzt viele Rentner gibt, die mit Ihrer Rente nur knapp oberhalb der Grundsicherung liegen. Damit hätte man dann auch nichts gewonnen, außer noch mehr Bürger die dann Anspruch auf Grundsicherungsleistungen haben.

  • Angesichts der Tatsache, dass es zukünftig mit den Rentnern die größte Wählergruppe gibt und angesichts der Tatsache, dass das BVG die Wahrung des Äquivalenzprinzips in der GRV bereits mehrfach angemahnt hat, würde ich die Wahrscheinlichkeit einer Einheitsrente als ziemlich gering einschätzen.


    Die notwendigen Mittel für die Rentenzahlungen wird sich der Staat beschaffen. Könnte also darauf hinaus laufen, dass zukünftig eine andere Besteuerung auf Kapitalerträge oder sonstige neue Abgaben eingeführt/geändert werden (z.B. Vermögenssteuer, Erbschaftsteuer, usw.). Irgendwo muss und wird das Geld für die Rentner herkommen. :/

    Könnte man denn nicht die Schuldenbremse aussetzen, damit man den Rentnern eine ordentliche Rente zahlen kann?