Produktdesign in China: Ein Dilemma zwischen Kosteneffizienz und Ideenklau

  • Vor längerer Zeit, lange bevor Dropshipping etc. eine normale Sache war, habe ich ein Produkt in China designen lassen wollen.

    Ich habe Firmen über alibaba gefunden und sie mir eine Geheimhaltungsvereinbarung unterschreiben lassen. Anschließend versandte ich meine Idee und Entwürfe, welche die Mitarbeiter der Firma in ein Produkt umsetzen sollten, das ich dann verkaufe.

    Es wurde nichts aus der Idee für mich, die Firma hat die Idee selbst in ein Produkt entwickelt und verkauft und zwar so dreist, daß sie mein Design 1:1 kopiert und ihren Namen dazugeschrieben haben.


    Jetzt ist es so, daß sich niemand die Entwicklung in Deutschland leisten kann und dann noch gute Preise verlangen kann, man muß also nach China auslagern. Und in China klaut einfach jemand die Idee. Was bringt mir auch eine Geheimhaltungserklärung, wenn ich es nicht einmal gerichtlich durchsetzen kann?


    Wie kann man das Dilemma lösen?

  • Dropshipping ist doch schon ein Thema, seit Tschibo seine Billigwaren im Supermarkt in ihrer Ecke angeboten haben. Nur hat es niemand so genannt.

    Oh Überraschung. JEDES Unternehmen, das bisher in China produzieren hat lassen kam damit in Kontakt. Spätestens seit man auch in China Fuß fassen wollte mussten die Unternehmen heimische Unternehmen als Partner finden um auch dort vermarkten zu dürfen. Siehe Automomobilhersteller die anfangs dort mit Partnern produzieren mussten. Jetzt freuen sie sich, dass die einstigen Partner zu ernstzunehmenden Konkurrenten geworden sind. Hier wird "Ideenklau" als solches betitelt. In China ist es zwar per Gesetz auch nicht erlaubt, aber gesellschaftlich ist es akzeptiert oder gar gewertschätzt. Da ist es überspitzt gesagt sogar ein Ritterschlag, wenn man erfolgreich kopiert wurde. ----ich sage nochmals: überspitzt gesagt---- da geht man nicht dagegen vor. Unterschiedliche Gesellschaft, unterschiedliche Bewertung.

  • Lösen kann das Problem nur die Politik, indem sie entsprechenden Druck auf die chinesische Regierung ausübt, damit diese Eigentumsrechte durchsetzt.

    Wer entsprechend Geld und Geduld hat, kann natürlich hierzulande gegen die importierte Ware und die Händler vorgehen. Das gleicht aber eher einem Kampf gegen Windmühlen

  • Ich höre oft, daß die Politik etwas lösen soll, es aber nicht löst und dann läuft alles so weiter, wie gehabt.

    Daher muß die Lösung immer vom eigenen Einflußbereich ausgehen und zwar möglichst so, daß der Staat nicht von meinem aufgrund von staatlicher Gleichgültigkeit notwendig gewordenen Aufwand profitiert.

    Ich kann die deutsche Politik nicht beeinflussen, inwiefern kann ich mich dagegen wehren, daß die Politik mich beeinflußt?

    Ich könnte eine Videokonferenz vereinbaren und auf mein Bauchgefühl vertrauen.

    Ich könnte nach China gehen und mir dort meine Geschäftspartner ansehen.

    Ich könnte nach China gehen und mir dort die Produktionsstätten ansehen, bevor ich Waren in Auftrag gebe.

    Ich könnte in ein Land gehen, durch das ich mehr Druck auf China ausüben kann.

  • Hmm, man kann es sich wie immer einfach machen und die Politik vors Loch schieben, aber die Verträge handeln die Unternehmen aus. Warum wurde/wird die Produktion in das Ausland verlegt, weil da die Kosten günstiger sind, Gewerkschaft und Betriebsrat ein Fremdwort ist. Da das ganze nicht viel mit Finanztip zu tun hat, halte ich die Diskussion eh nicht für notwendig, zumindest in diesem Forum.

  • Ich kann die deutsche Politik nicht beeinflussen, inwiefern kann ich mich dagegen wehren, daß die Politik mich beeinflußt?

    Wenn Du die deutsche Staatsbürgerschaft hast, kannst Du die Politik durch Wählen beeinflussen (-> Demokratie), wenn Du sie nicht hast, kannst Du versuchen die Staatsbürgerschaft zu erlangen oder Du kannst Dich dem Einfluss der Politik durch Ausreise entziehen.


    Diese 3 Möglichkeiten hätten sehr viele Menschen auf der Welt gerne.


    Für einen "Alle müssen machen was ich richtig finde"-Staat musst Du wohl selber einen gründen oder erobern (-> Diktatur). Beides führt aber zu ganz eigenen Problemen...

  • Wie kann man das Dilemma lösen?

    Sicher nicht mit (nur) einer Geheimhaltungsvereinbarung. Ordentliche Verträge mit Schiedsklauseln können da z.B. helfen - China ist heutzutage längst nicht mehr "Wilder Westen", und Schiedssprüche kann man auch dort vollstrecken. Ggf. hilft auch eine ordentliche Due Diligence des chinesischen Partners.


    Aber klar, das kostet natürlich Geld.


    Anders lässt sich das Dilemma lösen, indem man z.B. hier in Deutschland (oder zumindest in Europa) entwickeln und herstellen lässt. Machen ja auch einige Startups.


    Mein Eindruck ist, Du bist da sehr blauäugig und naiv rangegangen...

  • Das war wahrscheinlich nicht die gewünschte Antwort.

  • Vermutlich, indem man sich das weltweit patentieren lässt...

    Das ist zwar eine gute Idee, doch in der Entwicklung muß man sparen, wenn man keinen Investor hat, weil man nicht sicher weiß, ob das Produkt jemand will, weil die Scheißleute lügen wie die letzten Arschlöcher wenn man sie fragt, ob sie das Produkt kaufen würden und im Allgemeinen Marktforschungsergebnisse von Lügen durchsetzt sind. Was bringt es, ein weltweites Patent auf etwas bezahlt zu haben, das niemand will? Und das machen viele, von denen du nie gehört hast(survivorship bias), weil sie soviel Geld für das Drumherum verbraten haben, daß für das eigentliche Produkt nichts mehr übrig blieb und der Prototyp dann von undankbaren, verwöhnten Kunden verrissen wird, die in ihrem Leben noch nie etwas erreicht haben.

  • Anders lässt sich das Dilemma lösen, indem man z.B. hier in Deutschland (oder zumindest in Europa) entwickeln und herstellen lässt. Machen ja auch einige Startups.

    Machen normalerweise die Startups, die Investoren haben, denen ihr Geld egal ist und die glauben, daß "made in germany" etwas wert sei, oder eine Luxusmarke oder Branche wie Parfums.

  • Hast du denn schon etwas in China produzieren lassen? Wenn ja, wie hast du es geschafft, dies gleich beim ersten Mal perfekt zu machen?

    Nö, ich bin Rechtsanwalt, kenne diese Themen also eher aus einer anderen Perspektive. Ich bin auch kein IPler, Patent- oder Markenrechtler und berate außerdem eher große Unternehmen als Startups. Die machen sowas in der Regel eben nicht zum ersten Mal und nehmen das Geld in die Hand, das man für eine ordentliche Due Diligence und vertragliche Absicherung mit chinesischen Partnern braucht.


    Machen normalerweise die Startups, die Investoren haben, denen ihr Geld egal ist und die glauben, daß "made in germany" etwas wert sei, oder eine Luxusmarke oder Branche wie Parfums.

    Vielleicht musst Du dann eben Geld in die Hand nehmen, um in Deutschland bzw. zumindest Europa entwickeln / produzieren zu können und/oder Dir Investoren suchen.


    Mir ist nicht recht klar, was Du hier in einem Laienforum für Lösungsvorschläge erwartest. Ein Produkt auf den Markt bringen ist nunmal nicht so ganz trivial und birgt gewisse Risiken bzw. verursacht Kosten (entweder eigenes Geld oder das von Investoren), wenn man es ordentlich machen will.