1-Jahres Rendite/Volatilität (Sharpe Ratio) ETF Strategie

  • Hallo,

    was haltet ihr von folgender Strategie:
    Man hält tagesgenau den aktuellen besten ETF mit dem höchsten Wert an: 1-Jahres % Performance dividiert durch 1-Jahres Volatilität (Sharpe Ratio), aktuell ist dies der FTSE India.
    Um nicht oft handeln zu müssen verwendet man nur physisch replizierende Aktien-ETFs mit mindestens 500 Mio. Fondvermögen.
    Falls der gesamte Aktienmarkt fallen sollte, hat man in der Watchlist außerdem Gold-ETC, USD 20yr Anleihen, EUR 25yr Anleihen und Geldmarkt/Cash.

  • Marktfolge-Strategien sind tendenziell erfolgversprechend. Hier sehe ich zwei Probleme: Die um den Faktor 1000 höheren Transaktionskosten samt Steuernachteilen des Buy-and-Sell-and-Buy-and-soweiter und das Risiko, in einem Einzelmarkt zufällig genau den einen Tag mit den in dem Markt besonders hohen Verlusten zu erwischen.


    Aber Du wirst die Strategie doch einem Backtesting unterzogen haben?

  • Aber Du wirst die Strategie doch einem Backtesting unterzogen haben?

    Würde ich sehr gern machen, aber wo/wie ist das möglich?
    Sowas wie portfoliovisualizer.com ist nicht möglich, da ich ja nicht weiß welcher ETF z.b. am 10.2.2021 in der Sharpe Ratio auf dem 1. Platz stand.

    Um die Transaktionskosten gering zu halten nehme ich nur ETFs mit mind. 500 Mio. Fondvermögen, hier ist der Spread nur maximal 0,20%, meistens jedoch 0,05-0,10%.
    Die Verluste kommen nicht auf 1 Schlag, sondern ein Abwärtstrend geht immer über mehrere Tage bis Wochen/Monate. Hier geht es darum, falls dies der Fall ist, auf einen anderen ETF zu wechseln der weiterhin nach oben läuft.
    Aktuell läuft z.b. seit 1 Jahr der FTSE India solider/zuverlässiger als der S&P 500 oder MSCI World.

  • Interessanter Ansatz, das Backtesting würde mich allerdings auch interessieren.


    Erfahrungsgemäß kommen Verluste sehr abrupt und plötzlich, während Gewinne sich eher über längere Zeiträume aufbauen. Daher habe ich Zweifel, dass das so funktioniert. In unruhigen Zeiten stelle ich mir außerdem ein ziemliches Hin und Her vor.

  • Die Analyse wird wohl etwas Arbeitseinsatz erfordern. Du brauchst die Grunddaten der möglichen Investments in deiner Auswahl (willst Du auch Small Caps Island reinnehmen und komplett in den investieren, wenn er vorher gerade am besten lief?) für möglichst viele Jahrzehnte rückwärts. Weil es die ETF alle noch nicht so lange gibt, müsstest Du zunächst deren historische Entwicklung simulieren (die Daten kann man aber bestimmt auch kaufen).


    Dann brauchst Du für Sharpe, der ja die Überrendite ins Verhältnis zur zusätzlichen Volatilität setzt, einen risikofreien Zins und musst dir ein passendes Benchmark aussuchen (MSCI Welt?, entspricht aber nicht der gängigen Definition von risikofrei). Und Dir noch einen Vergleichszeitraum für das operative Handeln überlegen: Nimmst Du wirklich den ETF, der am letzten Tag von allen am besten war und riskierst gerade bei einer großen Auswahl, jeden Tag einen neuen zu haben oder zwei immer im Wechsel, oder betrachtest Du einen längeren Zeitraum (dann mit der Gefahr, auf Marktentwicklungen verzögert zu reagieren).


    Davor vielleicht noch die Frage, warum eigentlich das Sharpe-Ratio und nicht Treynor-Quotienten oder das Jensen-Alpha?


    Das ist wahrscheinlich der Grund, warum es viel mehr qualitative als quantitative Fondsmanager gibt. Die ersten lassen sich zum Mittagessen von den untersuchten Firmen einladen, halten deren Vision für überzeugend und machen dann Feierabend, die anderen sitzen den ganzen Tag vorm Computer und tauchen im Staub nach Perlen.