Pilotprojekt Grundeinkommen

  • Diesen Monat geht ja das dreijährige Pilotprojekt Grundeinkommen zu Ende. Auf der zugehörigen Website


    Wir wollen es wissen.
    Wie verändert ein Grundeinkommen die Gesellschaft? Wir wollen es wissen. Deshalb haben wir das erste deutsche Pilotprojekt zum Bedingungslosen Grundeinkommen…
    www.pilotprojekt-grundeinkommen.de


    heißt es dazu:


    "122 Menschen erhalten 3 Jahre lang 1.200 € pro Monat. Sie füllen insgesamt 7 Fragebögen aus – so wie die 1.380 Menschen aus der Vergleichsgruppe, die kein Geld erhalten. Mit ihnen erforschen wir die Auswirkungen eines Bedingungslosen Grundeinkommens auf unsere Gesellschaft."


    Was halten ihr von einem bedingungslosen Grundeinkommen im Allgemeinen und dem "Versuchsaufbau" dieser Studie im Besonderen?

  • Ich bin mir bei dem Versuchsaufbau nicht sicher.


    Man hätte vielleicht eher einen begrenzten Rahmen (z. B. eine Insel oder Hallig) genommen und dort die Gesamtbevölkerung mit dem Grundeinkommen beglückt. Den Rahmen hätte ich auch eher auf 5 oder besser noch 10 Jahre gestreckt.

  • Die Studie ist im Prinzip wertlos, da sich die Einkommen in der Zwischenzeit um 15-20% inflationiert haben und das Bürgergeld ein ähnliches Niveau erreicht hat. Also was genau wird da jetzt getestet? Wie die Personen es vermeiden ins Restaurant zu gehen? Oder Stromanbieterhopping zu betreiben um überhaupt mit 1200€ klarzukommen?

    Ansonsten ist diese Art von Einkommen in einer Hochkapitalgesellschaft wie unserer mit immer geringeren Produktivitätsgewinnen am unteren Einkommensniveau mehr oder weniger alternativlos, da sich Arbeit schlimmer immer weniger lohnt. Wir sehen das in den Arbeitszeitforderungen der Gewerkschaften und der Abwanderung arbeitsintensiver Berufe im Mittelstand. Alles, was nicht abwandern kann (bspw. Servicepersonal) inflationiert Arbeitskosten und damit Preise.

  • Drei Jahre sind ganz schön kurz. Es macht doch einen ziemlichen Unterschied ob ich weiß, ich bekomme ein bedingungsloses Grundeinkommen für den Rest meines Lebens oder nur für drei Jahre.

  • Hallo,


    m.E. ist der Versuchsaufbau absolut wertlos.

    a) Die Probanden wissen, nach drei Jahren ist Schluss. Da agiert man notwendigerweise anders, als wenn man von unbegrenzter Fortsetzung ausgehen könnte.

    b) Der Versuch ist nur auf eine kleine Bevölkerungsgruppe begrenzt, die in der Gesamtbevölkerung agiert und hat damit keine Aussagekraft für die Gesamtbevölkerung. Aus dem mittelalterlichen Klosterleben kann man auch kaum Schlussfolgerungen für die Gesamtbevölkerung ableiten.


    Gruß Pumphut

  • Ist wie beim Bürgergeld und beim Mindestlohn. Mit Betrag x fängt es an, danach wird nach jährlichen überproportionalen Steigerungen gerufen oder als Wahlkampfgeschenk missbraucht, bis das System dann nicht mehr wirtschaftlich tragbar ist.


    Siehe Rente, siehe Pflegeversicherung, siehe Krankenversicherung, siehe Bürgergeld, siehe Mindestlohn.


    Die Bevölkerungsentwicklung ist gegen uns.

  • Das bedingungslose Grundeinkommen könnte negative wirtschaftliche Anreize schaffen, indem es die Motivation zur Arbeit und zum Erwerb neuer Fähigkeiten verringert, was langfristig zu einer Verringerung der Produktivität und Innovationskraft einer Gesellschaft führen könnte.

  • Die Studie ist im Prinzip wertlos, da sich die Einkommen in der Zwischenzeit um 15-20% inflationiert haben und das Bürgergeld ein ähnliches Niveau erreicht hat. Also was genau wird da jetzt getestet? Wie die Personen es vermeiden ins Restaurant zu gehen? Oder Stromanbieterhopping zu betreiben um überhaupt mit 1200€ klarzukommen?

    Bedingungsloses Grundeinkommen bedeutet, dass es bedingungslos ist. Das heißt, wer möchte kann BGE erhalten und trotzdem Vollzeit arbeiten gehen.

    Ich glaube, das war auch der Hauptgrund für die Studie: Wieviele Personen machen was, wenn sie BGE erhalten?

  • Bedingungsloses Grundeinkommen bedeutet, dass es bedingungslos ist. Das heißt, wer möchte kann BGE erhalten und trotzdem Vollzeit arbeiten gehen.

    Ich glaube, das war auch der Hauptgrund für die Studie: Wieviele Personen machen was, wenn sie BGE erhalten?


    Der Punkt war, dass du arbeiten gehen musst, da das Einkommen im Nachhinein als zu niedrig angesetzt war.

  • Der Punkt war, dass du arbeiten gehen musst, da das Einkommen im Nachhinein als zu niedrig angesetzt war.

    Relativ. Ein guter Freund von uns erhält 1100 Euro Nettorente, weil er viel durch die Welt geflippt ist. Hat er uns erst letzte Woche offenbart.

    Er geht trotzdem nicht arbeiten, er kommt damit aus.

  • Relativ. Ein guter Freund von uns erhält 1100 Euro Nettorente, weil er viel durch die Welt geflippt ist. Hat er uns erst letzte Woche offenbart.

    Er geht trotzdem nicht arbeiten, er kommt damit aus.


    Ja, also die Idee ist, dass wir das Grundeinkommen so niedrig setzen, damit es dann alle in Thailand auf den Kopf hauen oder wie?

    Dann würde ich vorschlagen, dass wir die Verwaltung dem Entwicklungshilfeministerium überlassen.

  • Relativ. Ein guter Freund von uns erhält 1100 Euro Nettorente, weil er viel durch die Welt geflippt ist. Hat er uns erst letzte Woche offenbart.

    Er geht trotzdem nicht arbeiten, er kommt damit aus.

    Kommt halt immer darauf an wo und wie man lebt.

    Zur Miete in einem angesagten Szeneviertel in einer Großstadt wie HH dürfte dann eher schwierig werden, wobei es immer noch die Möglichkeit gibt Wohngeld zu beantragen. Hier in HH hat ein Einzelhaushalt unter einem Nettoeinkommen von 1.372€ die Möglichkeit Wohngeld zu beantragen (Mietstufe 1).

  • Was halten ihr von einem bedingungslosen Grundeinkommen im Allgemeinen und dem "Versuchsaufbau" dieser Studie im

    Ich finde, ein wichtiges Ziel einer reichen Gesellschaft soll den Wohlstand seiner Mitbürger möglichst zu unterstützen, vorausgesetzt über sie die finanziellen Mittel verfügt, und zwar dauerhaft, weil ein Wohlstandsrückgang ist politisch nicht akzeptabel.

    Deswegen bin ich theoretisch für das Grundeinkommen und sehe die Studie als einen der ersten Schritte eines jahrzehntenlangen Weges, den wir gehen sollen.

    Dass sie aussagekräftige Ergebnisse liefern sollte (i. e. dass wir nun in der Lage wären, eine Entscheidung darüber zu treffen), finde ich unrealistisch. Man braucht viele, viele mehr Forschung.

  • Es macht keinen Sinn nur 3 Jahre. Wenn, dann das ganze Leben.


    Weil erst dann würde ich mein Leben anpassen, eventuell Job wechseln oder weniger arbeiten.


    Wenn ich aber weiß, dass es nur 3 Jahre dauert und dann ist Schluss.

    Dann bleibe ich auf meiner jetzigen Arbeit, spare halt das Geld. Oder verkonsumiere.


    Auf jeden Fall würde ich nie etwas machen, was ich gemacht hätte, wenn ich wusste, dass ich immer das Geld bekommen würde.

  • Ja, also die Idee ist, dass wir das Grundeinkommen so niedrig setzen, damit es dann alle in Thailand auf den Kopf hauen oder wie?

    Dann würde ich vorschlagen, dass wir die Verwaltung dem Entwicklungshilfeministerium überlassen.

    Nochmal: Bedingungsloses Grundeinkommen ist bedingungslos. Man erhält es zusätzlich zu allen anderen Einkommen, oder eben nur BGE, das liegt an jedem selbst (besser gesagt würde an jedem Empfänger selbst liegen).

  • Kurze Zeit nach Einführung des BGE würde in Deutschland die Diskussion starten, dass Millionäre das nicht nötig haben. Siehe Elterngeld.


    Die Diskussionen um das BGE halte ich für eine reine Neiddebatte.

  • Man kann auch hier sehen, dass das bedingungslose Grundeinkommen vielfach mit dem Bürgergeld verwechselt wird. Insofern sind auch drei Jahre ausreichend, weil schon hierdurch eine Beschäftigung mit dem Konzept erreicht wird.


    Das entscheidende Problem beim Bürgergeld ist doch, dass man von jeden Euro, den man zusätzlich verdient, extrem viel weggenommen bekommt, weil eben im Gegenzug das Bürgergeld gekürzt wird (abgesehen von den bescheidenen Hinzuverdienstmöglichkeiten).


    So lassen sich Menschen leider im Bürgergeld "gefangen nehmen". Für die Menschen lohnt es sich kaum, einen Job auf Mindestlohnniveau anzunehmen, weil ihnen oft die Phantasie fehlt, dass das ja nur der Einstieg sein soll und sie irgendwann vielleicht sogar das doppelte, dreifache oder X-fache vom Mindestlohn verdienen, wenn sie sich aus der Untätigkeit befreit haben.


    Beim bedingungslosen Grundeinkommen wird einem eben nicht jeder hinzuverdiente Euro vom Grundeinkommen abgezogen. Also lohnt sich selbst eine Tätigkeit auf Mindestlohnniveau.


    Ich bin ein großer Anhänger des bedingungslosen Grundeinkommens, frage mich aber, wie die EU bei der griechischen Staatsschuldenkrise reagiert hätte, wenn es in Griechenland eben dieses bedingungslose Grundeinkommen gegeben hätte. Ich wette, man hätte sofort dessen Abschaffung gefordert.