Meinung zur meiner Anlagestrategie

  • Hallo liebe Forum-Mitglieder,

    da ich noch relativ neu bin, was das Thema Finanzen angeht, möchte ich gerne einmal um Rat bezüglich meiner Anlagestrategie fragen. Aktuell investiere ich mein gesamtes Vermögen in den S&P 500, da ich glaube, dass Amerika auch noch in den nächsten Jahren und Jahrzehnten eine große Rolle spielen wird. Es ist es allerdings so, dass man aktuell immer wieder hört und liest, dass der amerikanische Markt sehr überbewertet ist und das das wohl nicht ewig so gut gehen kann.

    Schwellenländer sind aktuell sehr günstig bewertet. Mein Anlagehorizont ist noch sehr lang (35 Jahre) und in dieser Zeit kann noch viel passieren bzw. sich ändern. Wäre es jetzt also sinnvoll, Schwellenländer als Beimischung mit in das Depot zu nehmen? In meinen Augen hätte das den Vorteil, dass ich (durch den S&P500) die gute Rendite mitnehme und sollte in den nächsten Jahrzehnten (und ich denke das wird es irgendwann) mit den USA nicht mehr so gut laufen, dann hätte ich den Vorteil, jetzt schon mal günstig eingekauft zu haben.

    Ich würde mein Depot also wir folgt strukturieren:

    1.) S&P500 - ETF (Core)

    2.) Gerd Kommer - ETF (Beimischung)

    Der Gerd Kommer ETF habe ich deshalb gewählt, da dieser ja nach BIP gewichtet. Sollten also die USA schlechter performen in den nächsten Jahren, dann wird der ETF (der jetzt noch günstig ist) seine Stärken zeigen. Außerdem finde ich das Thema Smart-Beta Investing recht spannend.

    Ich hoffe, ihr könnt mir helfen und ich freue mich auf eure Ratschläge.

    P.S. den S&P500 möchte ich gerne behalten, also kein MSCI World oder so nehmen.

  • svenja147

    Hat das Thema freigeschaltet.
  • Hi,


    ich finde, das ist eine gute Strategie. Es ist mMn nichts verkehrt ausschließlich auf die stärkste Wirtschaftsmacht zu setzen und die US Unternehmen sind sowieso weltweit vertreten und machen teilweise ihren größten Umsatz nichtmal im US-Raum. Als Euro Investor hat man zusätzlich zu der fehlenden Diversifikation das Problem des Währungsrisikos da alles in 100% USD investiert ist. Aber das ist auf lange Sicht auch vernachlässigbar.

    Und den Kommer- Ansatz finde ich auch interessant und sinnvoll, damit baust du dir zumindest nebenbei noch einen breiten Ansatz auf.

  • P.S. den S&P500 möchte ich gerne behalten, also kein MSCI World oder so nehmen.

    Also der Post hatte bis zum letzten Satz Sinn ergeben. Die beiden Indizes sind doch gar nicht vergleichbar. Der MSCI World geht nach weltweiter Marktkapitalisierung, daher ist aktuell die USA am höchsten gewichtet. Das muss in Zukunft nicht so sein, daher hast du diese Unsicherheit damit abgedeckt. Was Schwellenländer angeht, hast du recht. Es ergibt natürlich Sinn diese auch mit zu nehmen.

  • 1.) S&P500 - ETF (Core)

    2.) Gerd Kommer - ETF (Beimischung)

    Also grundsätzlich kann man das so machen. Du hast damit allerdings weiterhin einen extrem überproportionalen US Anteil. Denn in dem Gerd Kommer ETF macht die USA ja ebenfalls etwa die Hälfte aus. Damit der "Rest der Welt" einen einigermassen signifikanten Anteil in deinem Depot bekommt, müsstest du diesen also stärker gewichten als es das Wort "Beimischung" vermuten lässt.


    Vergleich Regional Exposure Gerd Kommer ETF vs. ACWI IMI siehe hier auf Seite 2.

  • Aktuell investiere ich mein gesamtes Vermögen in den S&P 500, da ich glaube, dass Amerika auch noch in den nächsten Jahren und Jahrzehnten eine große Rolle spielen wird.

    1€ für jedes Mal, das ich diesen Satz so (oder sinngemäß) schon gelesen habe. Ich wäre reich noch reicher.

    dass man aktuell immer wieder hört und liest, dass der amerikanische Markt sehr überbewertet ist und das das wohl nicht ewig so gut gehen kann.

    wenn du mit aktuell seit vielen Jahren meinst, dann ja.

    Vorteil, dass ich (durch den S&P500) die gute Rendite mitnehme und sollte in den nächsten Jahrzehnten (und ich denke das wird es irgendwann) mit den USA nicht mehr so gut laufen, dann hätte ich den Vorteil, jetzt schon mal günstig eingekauft zu haben.

    Das Eine muss das Andere aber nicht zwingend bedingen.

    Neben S&P500 und EM gibt es ja genügend große Regionen, die dann besser laufen könnten, die du dann aber gar nicht im Portfolio und somit auch nicht günstig eingekauft hast.

    P.S. den S&P500 möchte ich gerne behalten, also keinen MSCI World oder so nehmen.

    Gerd Kommer würde dir aber sicherlich dazu raten eher den MSCI World als den S&P500 als Core Investment zu nutzen. Schließlich nimmst du ja einen Großteil der tollen Rendite auch im MSCI World mit.

  • Da ich noch relativ neu bin, was das Thema Finanzen angeht, möchte ich gerne einmal um Rat bezüglich meiner Anlagestrategie fragen.

    Man erkennt den Investmentanfänger daran, daß er es nicht aushält, nur auf einen einzigen marktbreiten Index zu setzen.


    "Die Schwellenländer" gelten schon seit Jahrzehnten als unterbewertet. Wer ahnt schon, wann sie schließlich durchstarten? Klar ist, daß sie einen kleinen Teil der Marktkapitalisierung umfassen, was bedeutet, daß sie für den gleichen absoluten Betrag prozentual stärker steigen müssen als ein breiterer Marktsektor.


    "All diese Börsenzeitschriften schreiben doch davon, daß man sein Depot strukturieren soll! Ich bin der Meinung, daß ..."


    Jeder legt sein eigenes Geld selber an. Und ob sich die Anlageidee schließlich auszahlt, sehen wir dann in 20 Jahren.

  • Gerd Kommer würde dir aber sicherlich dazu raten eher den MSCI World als den S&P500 als Core Investment zu nutzen.

    Oder alles bei ihm investieren. Vielleicht bekommt Benny95 dann sogar noch ne Rolex on Top ;)


    Gerd Kommer gibt sich in seinem ETF jedenfalls große Mühe den US Anteil gegenüber einem marktkapitalisierten ACWI World noch stärker auf etwa 50% runterzubekommen. Diesen dann wiederum mit einem reinen US ETF zu kombinieren hat eine gewisse Ironie ^^

  • Man erkennt den Investmentanfänger daran, daß er es nicht aushält, nur auf einen einzigen marktbreiten Index zu setzen.

    naja, immerhin hat der oder die "Investmentanfänger:in" ja angefangen zu investieren, was ein Lob verdient. Und wer dabei wiederum 5% oder 10% falsch macht..., da gibts schlimmere Fehler ;)

  • Naja, immerhin hat der oder die "Investmentanfänger" ja angefangen zu investieren, was ein Lob verdient. Und wer dabei wiederum 5% oder 10% falsch macht..., da gibts schlimmere Fehler ;)

    Manche haben angefangen zu investieren. Andere tüfteln monatelang an der optimalen Depotstruktur für ihr geplantes Depot von 5000 €, das sie ihrem Sicherheitsbaustein in Höhe von 50.000 € zur Seite stehen wollen.


    Habe ich schonmal erwähnt, daß jeder sein eigenes Geld selber investiert? Insoweit darf auch jeder mit seinem Geld ein individuelles Feinsttuning vornehmen.

  • Neuerdings gibt es doch auch einen MSCI World Ex-USA, oder? Vielleicht wäre der für den Zweck, „alles andere“ beizumischen, praktisch.


    Ich persönlich würde das nicht so machen, ich habe ganz simpel einen MSCI World und fertig. Aber S+P 500 plus irgendwas dazu ist auch nicht verrückt, wenn man denn unbedingt selbst gewichten will.

  • Vielen Dank, für die ganzen Antworten bis jetzt:)

    So wie ich das bis jetzt verstehe, macht der Gerd Kommer ETF wohl doch nicht so viel Sinn. Vielleicht sollte ich einfach einne reinen Schwellenländer ETF mit ins Depot mischen?

  • Jeder macht was er für richtig hält und das ist auch gut so, der große Vorteil vom MSCI World ist halt, wenn es in Nordamerika mal drastisch abwärts gehen sollte, wird dieser automatisch umgeschichtet. Bei S+P 500 müsste man mit allen Konsequenzen verkaufen, ob es jemals dazu kommt, wissen wir wie immer hinterher.

  • Der Gerd Kommer ETF habe ich deshalb gewählt, da dieser ja nach BIP gewichtet.

    Nein, der ETF gewichtet nicht nach BIP, sondern stellt genau eine Mischung aus 50% Marktkapitalisierung und 50% BIP + diverse Faktoren und leichte ESG-Filterung dar.

    Es gibt keinen ETF auf dem Markt der nach BIP-Gewichtet. Das würde auch nur wenig Sinn ergeben. Bestes Beispiel dafür ist Deutschland. Deutschland macht am weltweiten Aktienmarkt nach Marktkapitalisierung etwa 2-2,5% aus (je nach Welt-Index). Rein vom BIP her müsste Deutschland aber eher die 6-7% ausmachen wie Japan.

    Das Problem ist eben, dass Deutschland keine sehr ausgeprägte Börsenkultur hat. Viele große Firmen in Deutschland sind eben gar nicht an der Börse (z.B. Aldi, Lidl, Bosch, usw.).

    Es würde aber auch keinen Sinn ergeben jetzt einfach die bestehenden Aktiengesellschaften in Deutschland stärker zu gewichten um auf 6-7% Anteil zu kommen.

    Sollten also die USA schlechter performen in den nächsten Jahren, dann wird der ETF (der jetzt noch günstig ist) seine Stärken zeigen.

    Was meinst Du damit (günstig)? Der ETF ist mit einer TER von 0,5% p.a. nicht eben günstig.

    ETF auf einen Industrieländerindex bekommst Du bereits ab einer TER von 0,07% p.a. (Amundi Prime Global). Und einen weltweiten ETF ebenfalls (Amundi Prime All Country World).

    Das sind 0,43% p.a. die der Kommer ETF im Jahre besser rentieren muss nur um von den reinen Kosten her genau so gut zu sein wie die 'Billig-ETF'. Und zwar JEDES Jahr.

    Ich sehe das auf 20, 30 Jahre eher nicht, dass der Kommer ETF das herausholen wird. :/

    Außerdem finde ich das Thema Smart-Beta Investing recht spannend.

    Finde ich auch und habe nach reiflicher Überlegung 2021 angefangen in den MSCI World Momentum Faktor zu investieren.

    Inzwischen sind 3 Jahre ins Land gegangen und ich liege mit meinen Momentum Investement immer noch 2,1% hinter meinem zeitglleichen Investment in den 'normalen' MSCI World Index.:/

    Ich glaube aber weiterhin an den Momentum Faktor aber man muss es auch aushalten können, dass ein Faktor auch mal einige Jahre schlechter läuft als der breite Basis-Index.


    Und nun nochmal generell zur Entscheidung nur in die USA zu investieren. Kann man durchaus so machen. Es könnte aber eben vorkommen, dass die USA auch mal einige Jahre schlechter laufen wie andere Länder. Das mußt Du dann auch aushalten können.

    Als mahnendes Beispiel gilt im allgemeinen Japan. Japan war in den 80'er Jahren der größte Aktienmarkt der Welt! Japan hat zeitweise > 40% im MSCI World ausgemacht.

    Dann kamen 30 ganz bittere Jahre für den japanischen Aktienmarkt in denen der Markt fast nur seitwärts lief. Heute macht der japanische Aktienmarkt nur noch 6-7% des weltweiten Aktienmarkts aus.

    Die USA machen heute 65-70% des weltweiten Aktienmarktes aus (Marktkapitalisierung). Und natürlich sind Japan 1985 und die USA 2024 überhaupt nicht vergleichbar. Die Branchen sind völlig unterschiedlich.

    Aber es kann in der Wirtschaft eben immer anders kommen als man denkt. Dafür kann Dich nur eine möglichst große Diversifikation schützen auch wenn Sie Rendite gegenüber einer konzentrierten Investition kostet.

  • Letztlich geht es dem Ersteller des Threads doch darum, Risiko zu streuen, falls die USA aktuell überbewertet sein sollten bzw. in Zukunft nicht mehr so gut laufen sollten. Dementsprechend müsste er diversifizieren, indem er auf andere Bausteine setzt … Der Kommer-ETF tut dies nur bedingt, daher würde ich ganz klassisch einen EM-ETF beimischen. Die Gewichtung muss jeder selber entscheiden, ein 70/30-Portfolio wäre ein Ansatz.

    "If you don't believe it and you don't get it, I can't make you believe it."

    - Satoshi Nakamoto

  • ..., daher würde ich ganz klassisch einen EM-ETF beimischen. Die Gewichtung muss jeder selber entscheiden, ein 70/30-Portfolio wäre ein Ansatz.

    Achtung: Das ist natürlich nicht Ernst gemeint!

    Ich spiele jetzt mal den 'Advocatus Diaboli'. :evil:

    Benny95 argumentiert mit der 'besseren Rendite' eines S&P 500 ETF gegenüber einem MSCI World ETF in der letzten Dekade.

    Und dann soll er aus Diversifikationsgründen 30% in einen 'Loser-Index' wie den MSCI EM beimischen der in den letzten Jahren so gar nichts gebracht hat?:/ Nein, wer sich sicher ist, dass die Outperformance der US-Giganten so weiter geht, sollte doch auch in Sachen Diversifikation voll auf die Zukunft setzen.

    Also nicht die gesamten Schwellenländer ins Depot, sondern nur Indien. Indien ist schließlich auch in den letzten Jahren deutlich besser gelaufen als der Rest der EM. Und außerdem ist Indien das bevölkerungsreichste Land der Erde und die größte Demokratie noch dazu. Indien wir also in den nächsten Jahrzehnten der Überflieger in den Schwellenländern sein.

  • Ich kenne Herrn Kommer nicht, aber ich selbst war immer schon ein Fan davon, die Aufteilung meines ETF-Depots nach Weltregionen selbst vorzunehmen.


    Daher habe ich mehrere ETFs und vertraue hier - anders als bei der Zusammensetzung der Branchen - nicht auf die höhere Weisheit eines Indexanbieters wie MSCI, FTSE o.ä.


    Gerade die Regionen kann man mit ETF sehr gut selbst abbilden und ggf. auch abweichend vom MSCI World gewichten. Mir sind 70% USA zu viel - und auch der Hinweis, dass derselbe Index einmal 40% Japan enthalten haben soll, würde mich eher nachdenklich stimmen.


    SP500 ist ein sehr gutes Basis-Investment.


    EMs können eine gute Beimischung sein, evtl. auch nur Teile davon (Geschmackssache).


    Noch wichtiger fände ich persönlich aber eine Ausbalancierung mit den anderen wirtschaftlichen Großregionen, d.h. auch Europa und Japan sowie Korea. Japan sehe ich mit 6-7% im MSCI World deutlich untergewichtet, Europa ebenso.


    Aber das sind nur meine Einschätzungen - das muss jeder selbst entscheiden. Viel Glück!!

  • "Basis-Investment" = breit anlegende ETFs, Tagesgeld, festverzinsliche Anleihen erstklassiger Schuldner, Immobilien, Gold etc.


    Ähnlich wie "Grundnahrungsmittel."

    Das heißt aber nicht, dass ich mich zu 70% von Kartoffeln oder Brot ernähren sollte.


    Insofern gar kein Widerspruch mit Diversifikation.

  • Hallo Forumsfreund Benny95

    Du hast es schon so viele gute Ratschläge hier bekommen, dass Dir vermutlich schon der Kopf schwirrt.

    Mir ist nur aufgefallen, dass Du aber auch einige Forums Freunde hier der Länder-Mischung eine zu große Bedeutung beimessen.

    Ich sehe das ganz anders.

    Ich habe immer bei der Auswahl meiner Aktien auf das Unternehmen geachtet und nicht, in welchem Land es seinen Sitz hat

    Nestlé ist nun mal der größte Nahrungsmittelkonzern,

    Procter & Gamble der größte Markenartikel- Hersteller

    Novo Nordisk, der größte Insulinproduzent für Diabetiker,

    Essilor ist der weltgrößte Brillenhersteller, und eine meiner Lieblingsaktien ist bekanntlich

    Stryker der größte Hersteller von künstlichen Hüftgelenken

    Alle diese Firmen sitzen in unterschiedlichen Ländern,

    Der Erfolg dieser Firmen ist nicht vom Land abhängig sondern ob man deren Produkte auch in Zukunft weiterhin braucht. Und wenn ja - eher mehr oder weniger.

    Davon habe ich mich leiten lassen und niemals nach dem Sitz der Firma entschieden.

    Viel Erfolg wünscht Dir McProfit