Fragen und Meinungen zu Riester-Vertrag Hannoversche ARR 2

  • Hallo liebe Forenmitglieder,


    ich bin wie so viele hier am überlegen, meinen Riester-Vertrag beitragsfrei zu stellen und zukünftig mit dem freiwerdenden Geld monatlich einen ETF zu besparen. Dummerweise ist mein Riester-Vertrag bis dato nicht so schlecht gelaufen, daher habe ich extreme Probleme bei der Entscheidungsfindung ;) Selbst die Verbraucherzentrale und einige andere "Experten" konnten sich zu keinem finalen Tipp hinreißen lassen, grundsätzlich gehen die Meinungen allerdings schon stark in Richtung Beitragsfreistellung.

    Sofern sich hier jemand die Zeit nehmen möchte, freue ich mich über eure Gedanken dazu.


    Meine Eltern haben 2002 den Vertrag für mich abgeschlossen, seitdem zahle ich ein.

    Nun bin ich 41 Jahre alt, single, keine Kinder, kein Großverdiener.


    Im Anhang die Wertentwicklungen der Jahre 2022 und 2023.


    Riester-Vertrag mit hohem Aktienanteil.

    Single, keine Kinder = 175 EUR Zulage pro Jahr -> Wird durch laufende Kosten mit Verlust vernichtet

    Jährlich maximale Einzahlung (2.100 EUR - Zulage 175 EUR = 1.925 EUR -> 160 EUR monatlich)


    Bis 2022 konnte durchschnittlich eine Rendite von grob 7,X % (!) erwirtschaftet werden.

    In 2023 tauchte erstmalig seit Einzahlungsbeginn ein negativer Ertrag auf (- 879,31 EUR), Rendite immer noch 6,X%.


    Ich frage mich nun zusätzlich, warum genau 2023 ein negativer Ertrag erwirtschaftet wurde. Weder die Finanzkriese 2008, noch COVID, noch Russland führten zu negativen Erträgen. Es ist leider völlig undurchsichtig, wie die Beiträge investiert werden, eine Rückfrage meinerseits an die Versicherung ist noch in Bearbeitung.


    Weiterhin ist völlig unklar, wie ein finaler Endbetrag ab 2049 verrentet wird und wie alt ich werden müsste, um alles rauszubekommen. Vermutlich knapp 100, sprich ca. 33 Jahre in Rente (66 - 99). Wenn sich der Vertrag weiter so entwickelt bei gleichen Einzahlungen und Renditen, stehen am Ende ca. 220 - 270K zu Buche.

    In jedem Fall würde ich wohl die erlaubten 30% Sofortentnahme nutzen und den Rest verrenten.

    Freue mich über jede Meinung, Kritik, Frage etc.

  • Hallo GrandmasterMUC, ist das eine fondsgebundene Versicherung oder eine klassische? Der negative Ertrag in 2023 ist seltsam. Sonst sieht das doch für einen Riester bis heute gar nicht mal so übel aus. Wenn Du da raus möchtest, ist Beitragsfreistellung nicht die einzige und manchmal (oder häufig?) nicht die beste Option.

  • Hallo GrandmasterMUC, ist das eine fondsgebundene Versicherung oder eine klassische? Der negative Ertrag in 2023 ist seltsam. Sonst sieht das doch für einen Riester bis heute gar nicht mal so übel aus. Wenn Du da raus möchtest, ist Beitragsfreistellung nicht die einzige und manchmal (oder häufig?) nicht die beste Option.

    Hallo Pantoffelheld, es handelt sich dann wohl um eine klassische Versicherung. Garantiert werden am Ende nur die eingezahlten Beiträge und Zulagen, es gibt keine fixe Verzinsung. Am Ende kommt es also auf die Erträge an und die Rente muss versteuert werden.

    Angenommen ich stelle nun beitragsfrei und investiere den monatlichen Betrag in einen ETF, dann habe ich vsl. eine ähnlich gute Rendite und mir steht zumindest zu jeder Zeit der volle Betrag zur Verfügung. Weiterhin habe ich Einblick in mein Investment, bei meinem Riester-Vertrag habe ich hingegen keinen blassen Schimmer, wie genau meine Beiträge investiert werden (siehe Verlust 2023).

    Bei Riester muss ich weiterhin davon ausgehen, dass ich bereits 10 - 15 Jahre tot bin, bevor der erwirtschaftete Endbetrag vollständig ausbezahlt wäre ...


    Da ich die bis jetzt erhaltenen Zulagen und Steuervorteile eigentlich nicht vernichten möchte, kommt für mich nur die Beitragsfreistellung in Frage - oder was meinst du mit "nicht die beste Option"?


    Eine weitere Überlegung wäre, eine bevorstehende Riester-Reform 2024 abzuwarten - evtl. zaubern die ja was Attraktives. Zum Beispiel, dass bestehende Altverträge in neue, innovativere Produkte umgezogen werden können, ohne Verluste oder Abschaffung Rentenfaktor, höhere Freibeträge etc. ...


    Man merkt wohl schon - ich traue mich noch nicht wirklich Riester zu beenden und suche noch nach etwas Zuspruch oder ein weiteres Totschlagargument gegen meinen Riester-Vertrag ;)

  • Moin GrandmasterMUC , willkommen im Forum.


    Sollte das ein Fondsgebundener Riester Vertrag sein wirst du wahrscheinlich keinen garantierten Rentenfaktor finden. Bei deinem Alten Vertrag würde mich das aber fast wundern.

    Schau mal genau in deinen Unterlagen nach.


    Wer ist denn der Anbieter? Steht ja in den Überschrift.

    Am Anfang dürftest du weniger einbezahlt haben , sonst wäre schon mehr im Vertrag.

    Du schreibst das du kein Großverdiener bist, musst du dann überhaupt den Höchstbetrag einzahlen um die volle Förderung zu bekommen? Da reichen 4% vom Bruttogehalt.


    Wo und welche Anlageprodukte werden deine Beiträge investiert?


    Es gibt lohnende Riesterverträge , aber die sind leider echt selten.

    Meistens sind diese Verträge teuer unflexibel und renditearm.


    Irgendwie ist der Vertrag wohl eine Blackbox.


    Mit ein paar mehr Infos kann dir hier bestimmt weiter geholfen werden.

    Ansonsten an den Bund der Versicherten oder eine Verbraucherzentrale wenden.


    Viel Erfolg bei deinen Finanzentscheidungen.

  • Hallo Horst Talski, ich habe bereits eine Antwort zu Pantoffelheld s Kommentar verfasst, diese Antwort wohl erst durch einen Moderator geprüft werden und ist noch nicht sichtbar für alle. Vermutlich weil ich neu bin ...?

    Ergänzend dazu:

    Ich weiß nur, dass meine Beiträge zu über 55% in Aktien investiert werden.

    Ein Rentenfaktor ist definitiv nirgends angegeben.


    Angehängt noch ein Excel mit Entwicklung bis 2023 sowie fiktive Hochrechnung bis 2048 (2 Arbeitsblätter unten). Leider nur ein Blick in die Glaskugel - man kann ja nur 1x jährlich in der Wertmitteilung sehen, wie die Versicherung gewirtschaftet hat. Bei einem ETF kann man zumindest immer den Kurs verfolgen und ggf. reagieren ...


    Ebenfalls angehängt ein paar Screenshots aus dem Versicherungsschein.


    Vielen Dank

  • Ich habe eine ähnliche Situation, allerdings mit einem anderen Riesterprodukt. Bzw. sogar gleich doppelt, identische Verträge bei beiden Ehepartnern. Jedoch in beiden Fällen ähnlich hoher Aktienanteil wie bei dir und eine ebenfalls ordentliche Rendite von ca. 6-7% p.a. Nach langem Hin und Her habe ich mich dazu entschieden, die Verträge vorläufig weiterlaufen zu lassen. Allerdings in beiden Fällen nur mit den jeweiligen Mindestbeiträgen um die Förderung zu erhalten. Das eigentliche Desaster beginnt aber erst in der Auszahlungsphase. Die Renditen (bzw. Rentenfaktoren) der meisten Verträge sind gerade dann grottenschlecht. Daher werde ich vermutlich kurz vor der Auszahlungsphase das Kapital sogar förderschädlich entnehmen. Jetzt warte ich aber zuerst ab, ob und was bei der angedachten Riester-Reform rauskommen wird. Sofern sie denn kommt. Siehe hier

  • Ich habe eine ähnliche Situation, allerdings mit einem anderen Riesterprodukt. Bzw. sogar gleich doppelt, identische Verträge bei beiden Ehepartnern. Jedoch in beiden Fällen ähnlich hoher Aktienanteil wie bei dir und eine ebenfalls ordentliche Rendite von ca. 6-7% p.a. Nach langem Hin und Her habe ich mich dazu entschieden, die Verträge vorläufig weiterlaufen zu lassen. Allerdings in beiden Fällen nur mit den jeweiligen Mindestbeiträgen um die Förderung zu erhalten. Das eigentliche Desaster beginnt aber erst in der Auszahlungsphase. Die Renditen (bzw. Rentenfaktoren) der meisten Verträge sind gerade dann grottenschlecht. Daher werde ich vermutlich kurz vor der Auszahlungsphase das Kapital sogar förderschädlich entnehmen. Jetzt warte ich aber zuerst ab, ob und was bei der angedachten Riester-Reform rauskommen wird. Sofern sie denn kommt. Siehe hier

    Hallo Saarlaender , vielen Dank für deinen Beitrag. Ich dachte schon ich wäre der einzige mit so einem Produkt :) Man liest in sämtlichen Foren immer nur über fondsgebundene Riester-Verträge mit irgendwelchen Garantiezinsen aber nur wenige scheinen ein Problem mit aktienlastigen Riester-Produkten zu haben


    Auf die Reform - sofern sie denn kommt - bin ich auch sehr gespannt, vielleicht gibt es danach neue Entscheidungsgrundlagen, die alles etwas einfacher machen.


    Eine förderschädliche Entnahme kurz vor Auszahlung klingt etwas nach Kamikaze ;) Da bräuchte es einen Excel-Fanatiker der sämtliche Szenarien mal hochrechnet was da unterm Strich rauskommen kann bei gleichbleibend hohen Renditen und wenn man die Steuervorteile (die dann ja wieder abgezogen werden) mit attraktiver Rendite jährlich gleich wieder anderweitig anlegt ...


    Ich habe vor ein paar Wochen einen kleinen Fragenkatalog an die Versicherung gesendet bzgl. Anlagestrategie der Aktienanteile, warum Verlust 2023, Rentenfaktor / Sterbetafel, Rente ab Vollendung 60. Lebensjahr (s. Screenhot oben), laufende Kosten bei Beitragsfreistellung etc.
    Eine etwas umfangreichere Antwort scheint in Arbeit zu sein lt. tel. Rückfrage, stelle ich hier ein sobald erhalten.


    Kommt Zeit, kommt Rat - oder auch nicht ...

  • Puh,

    ich verliere so langsam den Überblick bei den ganzen Screenshots!

    Ich versuche mal etwas aufzudröseln.

    Lt. diesem Screenshot:


    wird dir eine gewisse Rendite und Rentenhöhe garantiert.

    Ich habe die Basisdaten mal bei Zinsen-Berechnen in deren RV-Rechner eingetragen:

    Demnach müsstest Du genau 26 Jahre und 2 Monate Deine Rente beziehen um allein Deine Einzahlungen wieder heraus zu bekommen. Das entspräche dann einem Rentenfaktor von ca. 34.

    Keine Ahnung ob und wie sich das jetzt ändert, wenn wie bei Dir die Beitragshöhe im Laufe der Jahre gestiegen ist. Lt. meiner Laienmeinung sollte doch der RF eigentlich gleich bleiben. :/


    Bei deiner Excel-Datei steige ich nicht ganz durch.

    Entsprechen die Angaben im der Spalte 'Wert kumuliert' immer dem jeweils aktuellen Rückkaufwert der Police in dem entsprechenden Jahr? :/

    Erscheint mir irgendwie nicht so recht logisch. Die unverbindliche Hochrechnung der Versicherung verspricht z.B. für 2003 einen Rückkaufwert von 254€. In Deiner Excel ist als kumulierter Wert für 2003 487€ angegeben.

    Es erscheint mir sehr unwahrscheinlich, dass die Rendite im Jahr so hoch war! :/

  • Eine förderschädliche Entnahme kurz vor Auszahlung klingt etwas nach Kamikaze ;) Da bräuchte es einen Excel-Fanatiker der sämtliche Szenarien mal hochrechnet was da unterm Strich rauskommen kann

    Also ich bin zwar kein Excel-Fanatiker :S aber einer der Excel zumindest gut beherrscht und versucht, Bauchgefühl durch Excel-Logik zu ersetzen. Und erstaunlicherweise kann genau die förderschädliche Entnahme die sinnvollste Lösung sein. Denn die Riesterverträge die lange laufen wie deiner und unsere haben zwar den Vorteil, dass der Anbieter eben nicht den Aktienanteil drastisch reduzieren musste um seine Garantiezusage aufrecht erhalten zu können. Dadurch haben diese ein gute Rendite. Aber das Drama wird irgendwann die Auszahlungsphase. Die Anbieter sichern sich dann so gut wie möglich gegen unser Langlebigkeitsrisiko ab, was tendenziell zu sehr schlechten Rentenfaktoren in der Auszahlungsphase führen wird. Eine förderschädliche Entnahme kurz vor Beginn der Auszahlungsphase klingt also zunächst seltsam, kann sich aber rechnen um dem Verrentungszwang zu entgehen. Ich habe aber auch Verträge in denen die genauen Konditionen der Rentenphase erst zu Beginn dieser bekannt sein werden. Ist also Stand heute alles Kaffeesatzleserei. Und das hängt auch alles sehr vom Einzelfall ab. Steuerliche Situation im Alter, erhaltene Förderungen und Steuervorteile, persönliche Lebenserwartung, etc.

  • Ich kann Saarlaender da nur zustimmen.

    Ich habe kürzlich einen Podcast mit Merten Larisch als Gast gehört (Verbraucherzentrale Bayern). Herr Larisch hat sich auch sehr kritisch zu Riester-Verträgen geäußert und hat auch die Empfehlung geäußert einen sehr alten Riestervertrag mit hoher Garantiverzinsung ggf. kurz vor der Verrentung förderschädlich zu kündigen.


    Ich verlinke hier mal den Podcast.

    #14 Riester-Rente - die Mythen und Fakten Teil. 1
    Es gibt viele Mythen rund um die Riester-Rente. In dieser Folge spricht Margarethe mit Merten Larisch, Teamleiter Altersvorsorge-, Geldanlage- und…
    fortunalista-der-finanzpodcast.podigee.io

    #15 Riester-Rente - die Mythen und Fakten Teil. 2
    fortunalista-der-finanzpodcast.podigee.io


    In Teil 2 werden ein paar Fälle aus der Praxis besprochen.

  • Denn die Riesterverträge die lange laufen wie deiner und unsere haben zwar den Vorteil, dass der Anbieter eben nicht den Aktienanteil drastisch reduzieren musste um seine Garantiezusage aufrecht erhalten zu können.

    Nur aus Interesse: Was ist denn aus deiner Sicht der Vorteil vom Riester bis kurz vor der Auszahlung? Die Beitragsgarantie oder die Rendite auf die staatlichen Zuschüsse?


    Ansonsten ist ja im Vergleich zu einer Investition in Eigenregie die Versteuerung und die Flexibilität (zumindest Stand heute) schlechter?

  • Nur aus Interesse: Was ist denn aus deiner Sicht der Vorteil vom Riester bis kurz vor der Auszahlung? Die Beitragsgarantie oder die Rendite auf die staatlichen Zuschüsse?


    Ansonsten ist ja im Vergleich zu einer Investition in Eigenregie die Versteuerung und die Flexibilität (zumindest Stand heute) schlechter?

    Ja, sehr gute Frage. Eigentlich kein Vorteil. Bei mir ist es so, dass die Förderung/Steuerersparnis von den Kosten aufgefressen wird. Also unterm Strich habe ich also ganz grob eine etwa gleich hohe Rendite wie bei einem privaten ETF Sparplan mit gleich hohem Aktienanteil. In einem der beiden Verträge (der ältere) vielleicht sogar etwas besser. Also spricht einerseits nichts dagegen, den Vertrag aufrecht zu erhalten. Ist eine 50:50 Entscheidung. In meinem Fall liegt das Dilemma am Übergang zur Rentenphase. Es handelt sich um einen Riester-Fondssparplan der DWS (also keine Versicherung). Und dabei wird der Teil des angesparten Kapitals der für die Rentenphase einbehalten wird sowie die Höhe der lebenslangen Rente, erst zu Beginn der Rentenphase bekannt gegeben. Also erst dann habe ich eine Versicherung mit Rentenfaktor, den ich aber heute noch nicht kenne. Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit wird der aber nicht erbaulich sein ;)

  • Mal eine ganz andere Frage: können Eltern einfach so für ein volljähriges Kind einen Riester Betrag abschließen?

    Sagen wir so - ich habe mich damals mit 19 nicht dagegen gewehrt und die Beiträge wurden Anfangs auch nicht von meinem Konto abgebucht ;) Das Ding habe ich jetzt an der Backe, hätte aber auch jederzeit aussteigen können.

  • In deiner Situation riestert man ja nicht wegen der Zulage sondern wegen der jährlichen Steuererstattung. Wie hoch ist die denn in deinem Fall (sorry falls das schon mal kam und ich es überlesen habe)? Die Höhe entscheidet dann ja über die Wirtschaftlichkeit deines Vertrages.


    Grundsätzlich könnte man das Geld ja auch förderungsunschädlich z.B. in einen Wohn- oder Modernisierungsriester umwandeln (da muss man aber genau rechnen, ob das sinnvoll ist).