Anfänger mit 'Finanz-Strategie' hat Fragen

  • Hallo zusammen,

    meine Frau und ich haben letzten Monat mit einem ETF-Sparplan angefangen, um langfristig für unsere Zukunft vorzusorgen. Da wir noch ziemlich neu in der Materie sind, hätten wir einige Fragen und hoffen auf eure Hilfe und Ratschläge. Hier sind einige Informationen zu uns, damit ihr besser auf unsere Fragen eingehen könnt:


    Über uns:

    • Meine Frau ist 38 Jahre und ich bin 34 Jahre alt.
    • Unsere aktuelle Sparrate liegt bei 3.000€ im Monat.
    • Wir wohnen zur Miete (935€ warm) und planen nicht, dies in naher Zukunft zu ändern.
    • Wir besitzen nur einen Firmenwagen mit Privatnutzung, welcher über die 1%-Regelung läuft und somit „keine“ Kosten verursacht.
    • Wir haben keine Kinder und planen auch keine zu bekommen.
    • Unser gemeinsames Nettogehalt beträgt ca. 5.100€ (kann durch Sonn- und Feiertagszuschläge schwanken).
    • Unser Risikoprofil ist eher risikofreudig (wir wissen, dass ohne Risiko kaum Rendite zu erwarten ist).
    • Ein Notgroschen existiert.

    Zur Rate gezogene Lektüren:

    • Geldanlage für Anfänger: Strategien und Tipps: Wie Sie mit wenigen Handgriffen Ihr Geld vermehren
    • Anlagen mit ETF: Für Einsteiger und Fortgeschrittene - Vermögensaufbau und Altersvorsorge - Qualität, Kosten - Aktualisiert und überarbeitet: Geld bequem investieren mit ETF und Indexfonds
    • Die Finanztest-Strategie: Tipps zum Kauf - Bequem Geld in ETF anlegen mit unserem Pantoffel-Portfolio: Für Einsteiger und Fortgeschrittene
    • Noch ungelesen: Souverän investieren mit Indexfonds und ETFs: Ein Investmentbuch für fortgeschrittene Privatanleger
    • Finanztip Newsletter ;)

    Finanzielle Ziele:

    • Wir möchten langfristig für unsere Altersvorsorge sparen.
    • Zusätzlich wollen wir ein Polster für unvorhergesehene Ausgaben aufbauen.
    • Möglicherweise möchten wir in 20-25 Jahren ein Eigenheim bauen/kaufen, sofern dies unsere Altersvorsorge nicht zu sehr beeinträchtigt.

    Unsere aktuelle Strategie:

    • Wir planen, monatlich 2.000€ in den thesaurierenden Invesco MSCI World ETF (IE00B60SX394) zu investieren.
    • Im Moment planen wir nicht, Einzelaktien zu kaufen.
    • Aktuell gehen 1.000€ monatlich aufs Tagesgeld.
    • Da wir voraussichtlich 25 bis 30 Jahre sparen können, wollen wir die 3x10 Jahre Strategie von Finanztip befolgen um Steuern zu sparen.
    • Wir haben bereits den Antrag bezüglich des Sparerpauschbetrags (für Ehegatten 2.000€) bei unserer Depot-Bank ING hinterlegen lassen.

    Unsere Fragen:

    1. Buy & Hold und Sparerpauschbetrag: Wir würden gerne Buy & Hold betreiben, dennoch ist die Überlegung, durch Gewinn- und Verlustrealisierung jedes Jahr den Sparerpauschbetrag auszureizen. Macht dies Sinn? Gibt es hierfür einen (Online-)Rechner?
    2. Vorabsteuern: Wie funktioniert das mit den Vorabsteuern genau?
      1. Soweit ich verstanden habe, schaut man auf den Beginn und das Ende des vorherigen Jahres und errechnet die Differenz, sprich Wertsteigerung, und darauf zahlt man die Vorabsteuern im neuen Jahr. Habe ich das so richtig verstanden? Wie sieht das nun aber für uns aus, die gerade angefangen haben zu sparen? Müssen wir dann Anfang 2025 für 2025 und 2024 Steuern zahlen?
      2. Gibt es hierzu gute Lektüre?
    1. Anlagedauer: Man liest immer, dass man mindestens 15 Jahre anlegen sollte. Bei der 3x10 Jahre Strategie von Finanztip wird allerdings durch das LiFa-Prinzip der letzte Stack zuerst angefasst. Wie soll man damit die 15 Jahre hinbekommen? Die letzte Sparrate kann doch somit niemals 15 Jahre liegen. Würden hier aus eurer Sicht auch z.B. 5 Jahre für den letzten Stack reichen?
    2. Sparplanbesparung: Wie viele Jahre vor dem Eintritt in die Rente sollte man aufhören, einen Sparplan zu besparen?
    3. Umschichtung: In manchen Ratgebern wird gesagt, man sollte rechtzeitig in sichere Geldanlagen umschichten, und in anderen wird behauptet, man könne ca. 3-3,5% aus dem ETF auszahlen lassen. Gibt es hier Informationen, was sinnvoller sein könnte? Natürlich verstehe ich, dass bei ETFs das Risiko eines Crashs besteht, andererseits arbeitet das Geld aber auch weiter. Wenn man alles auf z.B. ein Tagesgeldkonto umschichtet, wäre dies natürlich nicht der Fall.
    4. Tools und Apps: Gibt es ein Programm oder eine App, welche ihr nutzt und empfehlen könnt, um das Depot oder gar mehrere auf einen Blick zu haben? Natürlich suche ich hier, wie alle vermutlich, die nicht existierende „eierlegende Wollmilchsau“. ^^

    Wir sind dankbar für jede Art von Ratschlägen und freuen uns auf eure Antworten!

    Vielen Dank im Voraus!

    Beste Grüße,

    Terra

  • Hallo Terra und Herzlich-Willkommen im FT-Forum,

    ich würde sagen, dass sich Euer Plan grundsätzlich solide liest.

    Auch habt Ihr eine wirklich gute monatliche Sparrate. :thumbup:


    Grundsätzlich sollte man eine Finanzplanung immer ganzheitlich sehen. Also nicht nur das Depot betrachten, sondern den gesamtem Vermögensaufbau. Dazu gehört auch die Absicherung des Vermögensaufbaus!

    Wie sieht es bei Euch z.B. mit dem Thema BU-Versicherung aus?

    Thema GRV, Pension?


    Ich würde mir an Eurer Stelle jetzt nicht bereits Anfangs zu viele Gedanken machen. In einigen Jahren werden sich viele Eurer Fragen ganz von alleine klären (z.B. zur Vorabpauschale).

    Zum tracken des Vermögensaufbaus reicht im Prinzip eine Excel-Datei aus. Ich tracke per Excel alle ETF-Käufe. So kann ich jederzeit feststellen welche Rendite jeder meiner Käufe erzielt hat.

    Zusätzlich nutze ich die kostenlose Version von Parqet. Sieht einfach grafisch schöner aus und erlaubt auch mal im Urlaub mal einen schnellen Blick aufs Vermögen. ;)


    Zum Thema Entnahmestrategien empfehle ich den intensiven Blick auf den Blog von Georg Wieninger.

    Finanzen? Erklärt!
    Wissenswertes rund ums Thema persönliche Finanzen
    www.finanzen-erklaert.de


    Aber macht Euch damit nicht verrückt!

    Damit könnt Ihr Euch in 20 Jahren so langsam konkret beschäftigen. Erstmal den Bären erlegen, bevor man anfängt das Fell zu verteilen! ;)

    Viel Erfolg!

  • Hallo zusammen,

    Respekt, ein sehr guter Start.

    Die Entnahme ist später genauso einfach wie der Sparplan nur umgekehrt.

    Es ist dann garnicht so einfach zu entspannen, da man so lange investiert hat.

    So wie man immer eingezahlt hat so nimmt man in der Entsparung 3 Prozent p.a. monatlich heraus.

    Bis dahin dürfte es auch automatisch gehen.

    Mit Finanztip ist alles wissen vorhanden.

    Respekt wie einfach Sie es halten. Der Grenznutzen kann jetzt nur noch rasant abnehmen.

    LG

  • Vielen Dank für das herzliche Willkommen und die freundliche Antwort, monstermania!


    Da wir diesen Sparbetrag derzeit aufgrund niedriger Kosten ohne schlechtes Gewissen beiseite legen können und hoffentlich in den kommenden Jahren auch unser Gehalt steigern können, denken wir, dass wir diese Rate gut durchhalten können.


    Meine Frau, die als Kinder- und Gesundheitskrankenschwester im mobilen Pflegedienst arbeitet, besitzt eine Berufsunfähigkeitsversicherung (BU). Ich hingegen (Informatiker) habe bislang keine. Ehrlich gesagt, war ich bisher zu bequem, meine Krankheitsgeschichte von den Ärzten abzuholen und alles entsprechend einzureichen.
    Bei uns beiden ist der Rentenausgleich der gesetzliche Rentenversicherung (GRV) ebenfalls ein Thema.


    Natürlich weiß ich, dass noch viel Zeit vergehen wird, bis manche Themen akut werden und sich die Gesetzeslage bis dahin mehrfach ändern kann. Trotzdem informiere ich mich grundsätzlich gerne im Voraus.

    Die kostenlose Variante von Parqet habe ich mir angeschaut, bin dann aber wieder auf mein Excel zurückgekehrt. Vielen Dank auch für den Tipp mit dem Blog von Georg Wieninger. Diesen werde ich mir gerne in einer ruhigen Minute zu Gemüte führen. 😊


    Auch vielen Dank für deinen Beitrag @adrianberg!

  • Euer Vorhaben liest sich grundsolide. Sehr schön und erfreulich einfach.


    Bei eurer monatlichen Sparrate seid ihr recht bald so hoch investiert, dass der Sparerpauschbetrag von den Tagesgeld-Zinsen bzw. der Vorabpauschale auf den Thesaurierenden ETF ausgenutzt werden wird. Nach den ersten drei Jahren braucht ihr euch dazu kaum noch Gedanken machen.


    Anfangen. Dann legt ihr einen guten Start hin. Feinjustieren der Anlage könnt dann im laufenden Betrieb.

  • Meine Frau, die als Kinder- und Gesundheitskrankenschwester im mobilen Pflegedienst arbeitet, besitzt eine Berufsunfähigkeitsversicherung (BU). Ich hingegen (Informatiker) habe bislang keine. Ehrlich gesagt, war ich bisher zu bequem, meine Krankheitsgeschichte von den Ärzten abzuholen und alles entsprechend einzureichen.

    Eine BU macht absolut Sinn, wenn Ihr Euch um den privaten Vermögensaufbau per ETF-Depot bemüht. Was ist, wenn Du in 10-15 Jahren BU wirst? Bis zur Rente ist es dann noch einige Jahre hin.

    Man sollte das Risiko einfach nicht unterschätzen (auch als IT'ler).

    Die fehlende BU ist so ziemlich das einzige was mir hin und wieder Sorgen bereitet. Ich bin aber mit 50+ schon jenseits von gut/böse. ;)


    Ich tagge das einfach mal für Dr. Schlemann

  • Ich würde mich auch als unerfahren und Anfänger bezeichnen, dahingehend klingt dass was du geschrieben hast schon nach einer gewissen Expertise und ordentlichen Recherche.

    Um euer gewissen zu erleichtern seid ihr hier aber genau richtig.

  • Bei dem Namen Terra sollte man ja auch bodenständige Planung erwarten :) - herzlich willkommen.


    Was ist die Basis für Ihre ganzen schönen Sparpläne? Richtig, Ihr Arbeitseinkommen.

    Was ist die Basis für Ihr Arbeitseinkommen? Ihre Gesundheit!


    Gesundheit ist leider ein fragiles Gut. Die Wahrscheinlichkeit, im Laufe des Berufslebens berufsunfähig zu werden, liegt je nach konkreten Umständen bei 15 bis 25%. Insofern raten alle Experten inkl. Finanztip dringend zur Absicherung der Arbeitskraft - und damit Ihres Sparens - mit einer Berufsunfähigkeitsversicherung. Rechnen Sie dafür mal grob mit Kosten von ca. 5% der abgesicherten Summe. Der Betrag bringt Sie nicht um und wird Ihre Sparrate nicht merkbar reduzieren. Fehlendes Einkommen bei BU wird Sie dagegen ziemlich ins Schleudern bringen.


    So viel mal zum Einstieg. Wenn Sie nach "Vorbereitung Beratung Berufsunfähigkeit" googeln finden Sie einige hilfreiche Tipps, z.B. von uns, auch dazu wie Sie Ihre Gesundheitshistorie mit Unterstützung eines Profis am besten vorbereiten. Die BU wird nicht teurer wenn Sie sich von einem Fachmann beraten lassen. Sie steigern dadurch aber die Wahrscheinlichkeit, dass Ihre Berufsunfähigkeitsversicherung im Ernstfall auch leistet.


    War meine Antwort hilfreich? Dann freue ich mich über eine positive Rückmeldung über den grünen Smiley-Button unten rechts. :)

    Dr. Schlemann unabhängige Finanzberatung GmbH & Co. KG
    Von Finanztip empfohlene Spezialisten für Berufsunfähigkeit und private Krankenversicherung | Angaben gem. § 11 VersVermV, § 12 FinVermV: https://schlemann.com/erstinformationen | Beiträge in der Finanztip Community erstelle ich mit größtmöglicher Sorgfalt, jedoch ohne Gewähr für Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität. Deren Nutzung erfolgt auf eigene Gefahr.

  • Kann besonders monstermania nur zustimmen, ich versuche trotzdem mal kurz etwas konkreter auf die Fragen einzugehen:


    Buy & Hold und Sparerpauschbetrag: Wir würden gerne Buy & Hold betreiben, dennoch ist die Überlegung, durch Gewinn- und Verlustrealisierung jedes Jahr den Sparerpauschbetrag auszureizen. Macht dies Sinn? Gibt es hierfür einen (Online-)Rechner?

    Ergibt absolut Sinn, soweit ihr nicht hinreichend genug Zinsen z.B. mit Tagesgeldkonten oder ausschüttenden Wertpapieren macht. Mache ich auch so. Ich nutze die kostenlose Software "PortfolioPerformance", um Verkäufe vorher zu "testen". Ein direkter Rechner dafür ist mir aber nicht bekannt. Man muss es aber auch nicht auf den Cent genau betreiben.


    Vorabsteuern: Wie funktioniert das mit den Vorabsteuern genau?

    Das ist sicher in einigen Büchern erklärt und auch online. Such mal bei Finanztip nach "Vorabpauschale". Man zahlt eine Steuer auf die Vorabpauschale. Als Faustformel gilt für das aktuelle Jahr wenn ich es richtig im Kopf hab: ca. 35€ Steuern auf 10.000€ Wertpapierwert, wenn das jeweilige Wertpapier Gewinn gemacht hat. Kannst du einfach linear hochrechnen. Die Zahl kann sich aber ändern je nach aktuellem Basiszins. Diese Faustformel findest du auch bei Finanztip und die wird sicher auch aktualisiert.


    Anlagedauer: Man liest immer, dass man mindestens 15 Jahre anlegen sollte. Bei der 3x10 Jahre Strategie von Finanztip wird allerdings durch das LiFa-Prinzip der letzte Stack zuerst angefasst. Wie soll man damit die 15 Jahre hinbekommen? Die letzte Sparrate kann doch somit niemals 15 Jahre liegen. Würden hier aus eurer Sicht auch z.B. 5 Jahre für den letzten Stack reichen?

    Die 15 Jahre bezieht sich immer auf die Haltedauer. Du verkaufst den ersten "Stack" ja (vermutlich) weder nach 10 noch nach 20 Jahren, sondern vielleicht nach 30 Jahren - und auch dann nicht unbedingt. Es geht nur darum wie lange jeder einzelne (!) Anteil gehalten wurde. Und je länger er gehalten wurde, desto mehr Gewinn hat er gemacht. Ob der Anteil in Stack 1 oder Stack 2 oder Stack 3 oder auch Stack 4 (auch mehr als 3x10 ist möglich) liegt ist völlig egal. Es geht nur darum, dass du WENN du verkaufst bei Stack 3 oder 4 anfangen kannst.


    Und ja, dann sind die Anteile, die du da verkaufst vielleicht noch keine 15 Jahre alt. Aber das ist egal solange du verkaufen MUSST. Mal als Beispiel: der erste gekaufte Anteil, der meinetwegen 30 Jahre alt ist, wird dir beim Verkauf ganz genauso viel einbringen wie der erst 1 Jahr alte Anteil. Aber er wird dich deutlich mehr Steuern kosten, die du ansonsten noch weiter stunden könntest. Das ist der Sinn der 3x10 Strategie. Anders ausgedrückt: die Regel "jeden Anteil mindestens 15 Jahre halten" ist eine, die vor allem für deine Strategie beim Kauf gilt.


    Also wenn du heute schon weißt, dass du in 10 Jahren das Geld brauchst, dann solltest du nach Risikoabwägung ggf. gar nicht erst kaufen. Wenn du vor 10 Jahren gekauft hast und heute das Geld brauchst, dann ist das so und dann verkaufst du natürlich wenn es geht die jüngeren Anteile und nicht wegen einer "Regel", die du dir vor 30 Jahren gesetzt hast, die Anteile von vor 30 Jahren. Wenn es möglich ist zumindest. Und die 3x10 Strategie macht das eben möglich.


    Sparplanbesparung: Wie viele Jahre vor dem Eintritt in die Rente sollte man aufhören, einen Sparplan zu besparen?

    Das ist sehr individuell. Wie sieht dann dein Vermögensstand aus, inklusive Rentenansprüchen etc.? Was hast du für ein Einkommen zuletzt? Wie lange ist deine Lebenserwartung? Willst du lieber in den ersten Jahren deines Ruhestands möglichst viel "erleben" (= Geld ausgeben ggf.). Willst du gern langfristig so gut wie möglich abgesichert sein? Hast du vielleicht Erben, die sich über ein Erbe freuen? Eventuell kann es dann Sinn ergeben den Sparplan sogar weiter laufen zu lassen. Oder es vielleicht auch per Einzelinvestitionen zu lösen. Die 15-Jahre-Regel kennst du ja schon. Finanztip empfiehlt wie ich finde nachvollziehbarerweise am Anfang seiner 60er irgendwann ein bisschen Tempo rauszunehmen. Sprüche dazu: "Man wird nur einmal reich"... "wenn das Spiel gewonnen ist"... das ist jedenfalls etwas, was du vielleicht in deinen 50ern dann irgendwann mal planen kannst. Sich darüber grob Gedanken zu machen schon in jungen Jahren, ist natürlich nicht falsch. Mache ich auch!


    Umschichtung: In manchen Ratgebern wird gesagt, man sollte rechtzeitig in sichere Geldanlagen umschichten, und in anderen wird behauptet, man könne ca. 3-3,5% aus dem ETF auszahlen lassen. Gibt es hier Informationen, was sinnvoller sein könnte? Natürlich verstehe ich, dass bei ETFs das Risiko eines Crashs besteht, andererseits arbeitet das Geld aber auch weiter. Wenn man alles auf z.B. ein Tagesgeldkonto umschichtet, wäre dies natürlich nicht der Fall.

    Das eine ist die eher ältere Lesart (Faustformel 100-Lebensalter = Aktienquote oder sowas), die neuere ist dann wie du richtig sagst eher ein Entsparplan. Hier gibt es mehrere mögliche Strategien. "Finanztest" hatte hier mal eine ganz interessante Übersicht in der mehrere Varianten durchgerechnet werden. Gibts sicher auch an anderer Stelle. Man kann immer fest 3% entnehmen und sollte damit ziemlich sicher ganz gut fahren. Man kann diese Quote aber auch an den eigenen Bedarf und/oder das Marktgeschehen etwas anpassen. In der Regel sollte man wie schon gesagt etwas Tempo rausnehmen was Risiko und Aktienquote angeht, sodass man zumindest die nächste Zeit mittels risikoarmen Puffer überbrücken kann. Ob das das nächste Jahr oder die nächsten fünf Jahre sind, ist individuell.


    Tools und Apps: Gibt es ein Programm oder eine App, welche ihr nutzt und empfehlen könnt, um das Depot oder gar mehrere auf einen Blick zu haben? Natürlich suche ich hier, wie alle vermutlich, die nicht existierende „eierlegende Wollmilchsau“. ^^

    Hab schon das ein oder andere probiert, alle Vor- und Nachteile.


    - "Finanzguru" kann ich empfehlen wenn es um das allgemeine Finanzalltagstracking angeht, aber jetzt nicht speziell was Wertpapiere angeht. Manche mögen es aus Datenschutzgründen nicht, ich vertraue dem Konzept dahinter genügend und es hilft mir beim "Sparen" aktuell.


    - Portfolio Performance nutze ich wie gesagt sehr gerne, um mein gesamtes Vermögen und speziell die Wertpapiere zu tracken. Da muss man allerdings alles selbst einpflegen, es wird nichts direkt synchronisiert von irgendwelchen Konten/Depots. Ich hab mir tatsächlich die Mühe gemacht da mal meine gesamte Finanzhistorie einzupflegen von meinem ersten Sparbuch ab und kann mir jetzt lustig anschauen wie sich mein Vermögen vom ersten Euro an entwickelt hat. Es ist ein mächtiges Tool, braucht aber sicher ein bisschen Einarbeitungszeit.


    - Parqet wurde schon genannt - der Finanzfluss Co-Pilot ist ein recht neues Tool, das aufstrebend ist und schon sehr ordentlich funktioniert.


    Ich hoffe das hilft etwas. Viel Erfolg bei deinen/euren Entscheidungen!

  • Buy & Hold und Sparerpauschbetrag: Wir würden gerne Buy & Hold betreiben, dennoch ist die Überlegung, durch Gewinn- und Verlustrealisierung jedes Jahr den Sparerpauschbetrag auszureizen. Macht dies Sinn? Gibt es hierfür einen (Online-)Rechner?

    Man nennt das "Rollen", das ergibt schon Sinn, die Frage ist nur, ob/wie lange das bei euch sinnvoll ist. Du schreibst, ihr spart 3.000 EUR im Monat und habt jetzt angefangen, per Sparplan 2.000 EUR im Monat in einen ETF zu investieren. Was macht ihr denn mit dem Geld, das sich bisher angesammelt hat? Habt ihr da eine größere Anfangsinvestition in den ETF gesteckt? Oder verdient ihr erst seit kurzem so, dass signifikant etwas übrig bleibt?


    Ich würde an eurer Stelle alle ETF-Käufe in Excel festhalten. So könnt ihr am Jahresende relativ leicht ausrechnen, wieviele Anteile ihr verkaufen müsst (immer an das FIFO-Prinzip denken!), um den Freibetrag auszureizen. Die Vorabpauschale wird am Jahresanfang berechnet und erhoben, das heißt kurz vor Jahresende könnt ihr auf jeden Fall sehen, wieviel Freibetrag noch "übrig" ist.

    Vorabsteuern: Wie funktioniert das mit den Vorabsteuern genau?
    Soweit ich verstanden habe, schaut man auf den Beginn und das Ende des vorherigen Jahres und errechnet die Differenz, sprich Wertsteigerung, und darauf zahlt man die Vorabsteuern im neuen Jahr. Habe ich das so richtig verstanden? Wie sieht das nun aber für uns aus, die gerade angefangen haben zu sparen? Müssen wir dann Anfang 2025 für 2025 und 2024 Steuern zahlen?
    Gibt es hierzu gute Lektüre?

    Siehe hier: Vorabpauschale Rechner: So hoch ist die Steuer auf ETFs (finanztip.de)

    Die Vorabpauschale wird immer im ersten Quartal des neuen Jahres für das Vorjahr berechnet. Das heißt ihr zahlt Anfang 2025 für 2024. Und erst Anfang 2026 dann für 2025.


    Anlagedauer: Man liest immer, dass man mindestens 15 Jahre anlegen sollte. Bei der 3x10 Jahre Strategie von Finanztip wird allerdings durch das LiFa-Prinzip der letzte Stack zuerst angefasst. Wie soll man damit die 15 Jahre hinbekommen? Die letzte Sparrate kann doch somit niemals 15 Jahre liegen. Würden hier aus eurer Sicht auch z.B. 5 Jahre für den letzten Stack reichen?

    Damit kann man sich befassen, wenn man die Entnahmephase plant. Die mindestens 15 Jahre (besser sogar noch länger) kommen daher, dass das eine Dauer war, in der man in der Vergangenheit bei Verkauf keinen Verlust gemacht hätte, d.h. soviel Zeit sollte man mindestens haben zum "Aussitzen". In den meisten Fällen wird man aber nach fünf oder zehn Jahren schon mehr oder weniger deutlich im Plus sein, die 15 bilden den "worst case" aus der Vergangenheit ab.

    Das "3x10"-Modell schafft einfach nur Flexibilität - man kann bei Entnahme entscheiden, aus welcher Tranche man verkaufen möchte, was also gerade steuerlich und kurstechnisch für einen selbst am günstigsten ist. Du kannst genauso gut alle fünf oder alle sieben Jahre einen neuen ETF besparen. Oder immer den gleichen besparen und erst unmittelbar vor einer geplanten Entnahme einen Teil auf ein anderes Depot übertragen (und so den gleichen Effekt haben).

  • Sparplanbesparung: Wie viele Jahre vor dem Eintritt in die Rente sollte man aufhören, einen Sparplan zu besparen?

    Wieso sollte man damit überhaupt aufhören? Im besten Fall hat man ab Rentenbeginn noch 20-30 Jahre zu leben, das heißt auch die kurz vor Rentenbeginn eingezahlte Sparplanrate kann locker noch 15 Jahre aufwärts liegen (wenn man das Depot plan weiterzuvererben gilt das erst recht).


    Umschichtung: In manchen Ratgebern wird gesagt, man sollte rechtzeitig in sichere Geldanlagen umschichten, und in anderen wird behauptet, man könne ca. 3-3,5% aus dem ETF auszahlen lassen. Gibt es hier Informationen, was sinnvoller sein könnte? Natürlich verstehe ich, dass bei ETFs das Risiko eines Crashs besteht, andererseits arbeitet das Geld aber auch weiter. Wenn man alles auf z.B. ein Tagesgeldkonto umschichtet, wäre dies natürlich nicht der Fall.

    Das ist eine Wissenschaft für sich. Lies Dich mal bei Finanzen? Erklärt! – Wissenswertes rund ums Thema persönliche Finanzen (finanzen-erklaert.de) ein. Viele Leute arbeiten mit einem Cashpuffer, um das sogenannte Sequence of Return Risk (Reihenfolgerisiko) abzufedern, d.h. das Risiko, dass kurz nach Beginn der Entnahmephase ein großer Crash eintritt und damit das Vermögen früher leer ist als geplant, wenn man dann beginnt zu entnehmen. Aber für diese Planungen habt ihr noch viel Zeit.

  • Sorry,

    das ich nochmal was schreibe.

    Das Problem ist einfach, dass sehr viele überhaupt keine Ahnung haben um welche Summen es bei Euch geht. :/


    Ich zeige mal die Prognose auf Basis eines 30 Jahre laufenden Sparplans auf den MSCI World (2000€/Monat)

    Schaut Euch alle einfach mal die Zahlen an über die Ihr nachdenken müßt. Anhand der historischen Kursdaten ist nach 30 Jahren von 1,4 Mio.€ - 15 Mio. € alles drin.


    Wer will sich heute schon halbwegs ernsthaft Gedanken darüber machen welcher Ruhestand in 30 Jahren möglich ist? :/

    Daher: Ihr macht schon mal Alles richtig! Zieht Euer Ding konsequent durch und schaut dann mal in 10 und 20 Jahren wo Ihr so steht. Evtl. könnt Ihr dann in 20 Jahren schon in Eure selbst finanzierte Rente gehen. ;)

  • Zunächst einmal vielen Dank für die zahlreichen Beiträge!


    Alex777

    Das ist in der Tat ein guter Punkt. Steht der Aufwand, die Vorabpauschale in den ersten Jahren auszunutzen, im Verhältnis zum möglichen Gewinn? Unsere Überlegung war einfach: Wir haben 2.000€ frei und würden jedes Jahr genau so viel verkaufen, um diesen Betrag zu erreichen. Das erwirtschaftete Geld könnte man direkt wieder in den ETF reinvestieren, wodurch der investierte Betrag erhöht wird.


    monstermania

    Ja, da hast du natürlich recht. Ich werde mir das Thema BU wohl doch noch einmal genauer anschauen müssen. ;)
    Vielen Dank auch für das in deiner zweiten Antwort gezeigte Schaubild/Prognose und deinen Ratschlag.


    DerConcierge

    Expertise? Ich bin einfach jemand, der sich gerne intensiv mit einer Materie beschäftigt, wenn er etwas anfängt. Bevor ich hier zu viele Fragen stelle, die mit 5 Minuten in einer Suchmaschine beantwortet wären, lese ich lieber etwas. Auch wenn ich mich erst heute im Forum registriert habe, habe ich hier schon vorher einiges mitgelesen.


    Dr. Schlemann

    Ich werde mich wohl demnächst näher mit einer BU befassen müssen. Da ich dies in jungen Jahren verpasst habe und ein wenig Angst davor hatte, dies nachzuholen (späterer Eintritt -> höhere Beiträge), ist dies bisher leider nie passiert.


    Impidimpi

    Vielen Dank für diese sehr ausführliche Antwort. Ich versuche mal, auf alles einzugehen:

    Da wir in der Vergangenheit leider etwas Pech hatten, haben wir aktuell nur den Notgroschen und ein wenig „Spielgeld“ auf dem Tagesgeldkonto. Nichts, was hinreichend genug Zinsen abwerfen würde, um die 2.000€ auszureizen.


    Wie die Vorabpauschale grundsätzlich berechnet wird, denke ich zu wissen. Allerdings konnte ich in keiner Quelle herausfinden, wie es im ersten Jahr gehandhabt wird, daher meine Frage. Ich werde mir das aber gerne noch mal näher ansehen.


    Was die 3x10-Jahre-Strategie anbelangt, ist das natürlich kein fester Wert. Sollte der Sparplan meines Brokers nach 8 Jahren auf einmal kostenpflichtig werden, wechsele ich einfach zu einem kostengünstigeren Anbieter und eröffne ein neues Depot. Passiert dies allerdings schon nach 3 Jahren, übertrage ich das Depot einfach.

    Der Kern meiner Frage zielte darauf ab, dass ich beim letzten Stack vielleicht erst 8 Jahre am Sparen bin und dann in Rente gehe. Dies würde bedeuten, dass ich theoretisch erst Stack 2 verkaufen sollte, bevor ich an Stack 3 gehe, da hier die ~15 Jahre noch nicht erreicht sind. Das würde aber wieder gegen das Prinzip von 3x10 Jahren laufen.


    Bezüglich deiner Programmempfehlungen:
    Finanzguru habe ich mir noch nicht angeschaut. Einige schlechte Bewertungen haben mich bisher davon abgehalten, es mir genauer anzusehen. Portfolio Performance hingegen kannte ich noch nicht. Das sowie den Finanzfluss Co-Pilot werde ich mir definitiv mal ansehen.


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    Auch dir vielen Dank für diese sehr ausführliche Antwort.

    Durch ein wenig Pech in der Vergangenheit haben wir nicht viel angesammelt. Wir haben derzeit einen Notgroschen (ca. 15.000€) sowie ein wenig „Spielgeld“ für Urlaub etc. auf unserem Tagesgeldkonto. Deshalb geht auch ein Drittel unserer Sparrate auf das Tagesgeldkonto.

    Beim ETF-Sparplan haben wir direkt mit 2.000€ monatlich angefangen, ohne eine Einmaleinzahlung. Wie heißt es so schön: „einfach anfangen“.


    Irgendwie hat mich das Wort „Vorab“ in der Vorabpauschale wohl etwas verwirrt. Vielen Dank für die Aufklärung.


    Zum Thema 3x10 habe ich auch schon in der Antwort an Impidimpi geschrieben. ;)

  • Das ist in der Tat ein guter Punkt. Steht der Aufwand, die Vorabpauschale in den ersten Jahren auszunutzen, im Verhältnis zum möglichen Gewinn? Unsere Überlegung war einfach: Wir haben 2.000€ frei und würden jedes Jahr genau so viel verkaufen, um diesen Betrag zu erreichen. Das erwirtschaftete Geld könnte man direkt wieder in den ETF reinvestieren, wodurch der investierte Betrag erhöht wird.

    Mach Dir jetzt nicht einen zu großen Kopf um Kleinkram.

    Maximal lassen sich für euch so 520€ p.a. 'gewinnen'.

    Würde ich auch versuchen mitzunehmen, aber wenn nicht, ist das in Anbetracht Eurer Sparraten auch kein Beinbruch.

    Einfach mal schauen, wie viel Gewinn Ihr im November/Dezember 24 im Depot habt. Und dann kann man ggf. Anteile verkaufen und anschließend wieder kaufen um den Freibetrag mitzunehmen.

    Wenn es blöd läuft, habt Ihr keine Ende 24 keine Gewinne im Depot. Dann hat man sich ganz umsonst einen Kopf gemacht! ;)

    Im Januar 25 wird dann auch wieder die Vorabpauschale fällig. Aber auch hier gilt. Erstmal abwarten. Wenn es bis Ende 24 keine Gewinne im Depot gibt, gibt es auch keine Vorabpauschale für 2025.;)

  • Dr. Schlemann

    Ich werde mich wohl demnächst näher mit einer BU befassen müssen. Da ich dies in jungen Jahren verpasst habe und ein wenig Angst davor hatte, dies nachzuholen (späterer Eintritt -> höhere Beiträge), ist dies bisher leider nie passiert.

    Diese Sorge ist unbegründet. Bei späterem Abschluss einer BU zahlen Sie jetzt zwar etwas mehr. Dafür haben Sie aber in den letzten Jahren auch Beiträge gespart.


    Stark vereinfacht kostet eine Berufsunfähigkeitsversicherung bis 67 immer genau gleich viel, egal wann man sie abschließt. Bei späterem Abschluss verzichten Sie nur auf Schutz für die Jahre davor. Dieser Schutz hätte letztlich nicht mehr gekostet. Sofern Sie jetzt noch gesund sind, haben Sie ihn aber zum Glück auch nicht gebraucht.


    Der wichtigste Grund zum frühen Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung ist der Schutz vor gesundheitlichen Verschlechterungen, die den Abschluss entweder unmöglich oder teurer machen oder sogar schon zur Berufsunfähigkeit führen.

    Dr. Schlemann unabhängige Finanzberatung GmbH & Co. KG
    Von Finanztip empfohlene Spezialisten für Berufsunfähigkeit und private Krankenversicherung | Angaben gem. § 11 VersVermV, § 12 FinVermV: https://schlemann.com/erstinformationen | Beiträge in der Finanztip Community erstelle ich mit größtmöglicher Sorgfalt, jedoch ohne Gewähr für Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität. Deren Nutzung erfolgt auf eigene Gefahr.

  • Meine Frau und ich haben letzten Monat mit einem ETF-Sparplan angefangen, um langfristig für unsere Zukunft vorzusorgen.

    Und das mit Vollgas! Nettoeinkommen 5000 €, monatliche Sparrate 3000 €.

    Das geht, man kann nebenher auch noch leben. Aber das ist ein recht frugalistisches Leben.


    Wäret Ihr von Kindesbeinen an Frugalisten, hättet ihr nach geschätzt 10 bzw. 20 Jahren Berufstätigkeit schon eine Menge Geld auf der Seite. Ihr habt es nicht, wie Du schreibt, wobei mich im Detail nicht zu interessieren hat, warum das so ist.


    Geldanlage ist ein Marathon und nicht etwa ein Sprint. Ihr scheint mir aktuell in einem Sprint zu sein, in dem Ihr vielleicht nachholen wollt, das Ihr versäumt zu haben scheint.


    Man kann von 5000 € dauerhaft 3000 € sparen - aber nur wenige Leute wollen das, weil das heißt, daß man dauerhaft unter seinem Stand lebt. Ich könnte mir vorstellen, daß es nachhaltiger ist, wenn Ihr nicht gar so heftig spart, dafür dann aber lang bei der Stange bleibt.

    • Wir möchten langfristig für unsere Altersvorsorge sparen.
    • Zusätzlich wollen wir ein Polster für unvorhergesehene Ausgaben aufbauen.
    • Möglicherweise möchten wir in 20-25 Jahren ein Eigenheim bauen/kaufen, sofern dies unsere Altersvorsorge nicht zu sehr beeinträchtigt.

    Ich höre das mit der "Altersvorsorge" nicht so gern. Es soll ein Leben vor dem Ruhestand geben, aber nur einmal. Selbst wenn man spart, ist eine Balance wichtig zwischen dem, was man momentan verbraucht und dem, was man zur Seite legt.


    Geld auf der Seite zu haben, mag allein nicht glücklich machen, aber praktisch ist es allemal. An Deinem Gesparten hängt aber kein Etikett: "Auto", "Urlaub", "Altersvorsorge". Eben das ist ja das Praktische am Geld: Es ist universell verwendbar.


    Dem Vermögensaufbau ist es auch egal, zu welchem Ziel Du sparst und ob Du überhaupt ein Ziel hast. Also solltest Du Dir darum jetzt als Mitte-30jähriger auch keinen großen Kopf machen. Wenn Du ein Vermögen passender Größe hast, kannst Du all das realisieren, was Du oben schreibst.

    Unsere aktuelle Strategie:

    • Wir planen, monatlich 2.000€ in den thesaurierenden Invesco MSCI World ETF (IE00B60SX394) zu investieren
    • Aktuell gehen 1.000€ monatlich aufs Tagesgeld.
    • Da wir voraussichtlich 25 bis 30 Jahre sparen können, wollen wir die 3x10 Jahre Strategie von Finanztip befolgen um Steuern zu sparen.
    • Wir haben bereits den Antrag bezüglich des Sparerpauschbetrags (für Ehegatten 2.000€) bei unserer Depot-Bank ING hinterlegen lassen.

    Mach Dir keinen Kopf um die sagenhafte 3x10-Strategie, die Vorabpauschale und den Sparerfreibetrag. Allenfalls magst Du Dir Ende November 2024 mal anlesen, was mit "Rollen" gemeint ist.

    1. Buy & Hold und Sparerpauschbetrag: Wir würden gerne Buy & Hold betreiben, dennoch ist die Überlegung, durch Gewinn- und Verlustrealisierung jedes Jahr den Sparerpauschbetrag auszureizen. Macht dies Sinn? Gibt es hierfür einen (Online-)Rechner?
    2. Vorabsteuern: Wie funktioniert das mit den Vorabsteuern genau?
      1. Soweit ich verstanden habe, schaut man auf den Beginn und das Ende des vorherigen Jahres und errechnet die Differenz, sprich Wertsteigerung, und darauf zahlt man die Vorabsteuern im neuen Jahr. Habe ich das so richtig verstanden? Wie sieht das nun aber für uns aus, die gerade angefangen haben zu sparen? Müssen wir dann Anfang 2025 für 2025 und 2024 Steuern zahlen?
      2. Gibt es hierzu gute Lektüre?
    1. Anlagedauer: Man liest immer, dass man mindestens 15 Jahre anlegen sollte. Bei der 3x10 Jahre Strategie von Finanztip wird allerdings durch das LIFO-Prinzip der letzte Stack zuerst angefasst. Wie soll man damit die 15 Jahre hinbekommen? Die letzte Sparrate kann doch somit niemals 15 Jahre liegen. Würden hier aus eurer Sicht auch z.B. 5 Jahre für den letzten Stack reichen?
    2. Sparplanbesparung: Wie viele Jahre vor dem Eintritt in die Rente sollte man aufhören, einen Sparplan zu besparen?
    3. Umschichtung: In manchen Ratgebern wird gesagt, man sollte rechtzeitig in sichere Geldanlagen umschichten, und in anderen wird behauptet, man könne ca. 3-3,5% aus dem ETF auszahlen lassen. Gibt es hier Informationen, was sinnvoller sein könnte? Natürlich verstehe ich, dass bei ETFs das Risiko eines Crashs besteht, andererseits arbeitet das Geld aber auch weiter. Wenn man alles auf z.B. ein Tagesgeldkonto umschichtet, wäre dies natürlich nicht der Fall.
    4. Tools und Apps: Gibt es ein Programm oder eine App, welche ihr nutzt und empfehlen könnt, um das Depot oder gar mehrere auf einen Blick zu haben? Natürlich suche ich hier, wie alle vermutlich, die nicht existierende „eierlegende Wollmilchsau“. ^^

    1. Rollen zur Nutzung des Sparerfreibetrags ist sinnvoll, das ist einfach, dazu finden sich auch Rechner, man kann das problemlos selber rechnen, wenn man etwas Excel-Ahnung hat, das ist ein Thema, das Du Dir Ende November 2024 anschauen solltest.


    2. Die Versteuerung der Vorabpauschale funktioniert - wie für Deutschland üblich - überkompliziert. Laß es einfach auf Dich zukommen. Wenn es Dich dann Ende Januar 2025 beißt, frag nochmal, dann erkläre ich Dir das im Detail.


    1. und 2. und 3. Wenn man etwas Neues anfängt, sollte man sich erstmal darum kümmern, wie das läuft. Wie der Ausstieg funktioniert, darüber mache man sich Gedanken dann, wenn es nach Ausstieg aussieht.


    4. Mein Tool heißt Excel. Mir reicht das vollkommen aus.

  • Wie die Vorabpauschale grundsätzlich berechnet wird, denke ich zu wissen. Allerdings konnte ich in keiner Quelle herausfinden, wie es im ersten Jahr gehandhabt wird, daher meine Frage. Ich werde mir das aber gerne noch mal näher ansehen.

    Ach so es ging um das erste Jahr. Hatte ich vielleicht überlesen. Im ersten Jahr werden nur die Monate, in denen das Wertpapier (bis Ende Dezember!) bestand gerechnet. Also hast du im Oktober gekauft wird soweit ich mich entsinne der Faktor 2/12 angewendet für zwei volle Monate.

    Vorabpauschale Rechner: So hoch ist die Steuer auf ETFs

    "Für Anlegerinnen und Anleger, die einen Fondsanteil erst im Lauf des Jahres kaufen oder regelmäßig im Sparplan ansparen, berechnet sich auch die Vorabpauschale anteilig: Für jeden vollen Monat, der dem Kaufdatum des Fondsanteils vorangeht, verringert sich die Pauschale um ein Zwölftel."


    Der Kern meiner Frage zielte darauf ab, dass ich beim letzten Stack vielleicht erst 8 Jahre am Sparen bin und dann in Rente gehe. Dies würde bedeuten, dass ich theoretisch erst Stack 2 verkaufen sollte, bevor ich an Stack 3 gehe, da hier die ~15 Jahre noch nicht erreicht sind. Das würde aber wieder gegen das Prinzip von 3x10 Jahren laufen.

    Da kann ich mich nur nochmal wiederholen: beim Verkauf/Entsparen spielen die 15 Jahre keine Rolle mehr. Dann verkaufst du die jüngsten Anteile, die du verkaufen kannst, solange der Aufwand dafür angemessen ist. Also ein Depotübertrag wäre natürlich möglich, aber ggf. aufwendiger - das musst du dann selbst wissen. Aber ob dein Stack nun 3, 8 oder 13 Jahre alt ist spielt keine Rolle. Diese Gedanken solltest du dir die 3, 8 oder 13 Jahre vorher gemacht haben, ob du das Risiko überhaupt eingehen solltest, da du weißt in 3, 8 oder 13 Jahren Geld zu brauchen.


    Finanzguru habe ich mir noch nicht angeschaut. Einige schlechte Bewertungen haben mich bisher davon abgehalten, es mir genauer anzusehen.

    Empfehle ich auch nicht zum Depot-Tracking, sondern nur wenn du eine allgemeine Finanzapp willst, die möglichst viel automatisiert - in einer sehr guten Qualität. Zum Beispiel Ausgaben kategorisiert, Analysen erstellt. Braucht/will nicht Jeder. Bei 2000€ Sparquote vielleicht wirklich nicht notwendig wenn ihr eure Finanzen gut im Griff habt. Ich hatte meine Finanzen auch im Griff, aber mir hat es geholfen zu optimieren. Negative Bewertungen wirst du zu allem im Internet finden. Die meisten zu Finanzguru kommen aus der Ecke Datenschutz. Du gibst Apps, die automatisieren, grundsätzlich lesenden Zugriff auf deine Konten und Depots. Mich persönlich hat überzeugt nach welchen Standards Finanzguru das macht, sicher wissen tue ich es nicht. Hab mich in der Abwägung dafür entschieden die App zumindest erstmal zu nutzen, weil sie mir beim besseren Überblick hilft. Vielleicht stumpft sich mein "Kontrolltrieb" irgendwann ab und das was ich beim Sparen noch optimiert hab ist eh in mir drin. Zum Synchronisieren mit meinem "Vermögenshauptdepot" nutze ich es übrigens nicht, weil ich davon gar nicht jeden Tag den Stand wissen will. Jeder ist anders.


    Mich haben die Internettools irgendwie im Funktionsumfang nicht ganz abholen können, weswegen ich wie gesagt Portfolio Performance nutze, womit man fast alles kostenlos machen kann. Ich brauche es aber auch nicht dauernd online.


    Wie heißt es so schön: „einfach anfangen“.

    Das ist genau der richtige Ansatz! Ihr habt noch genügend Zeit um Vermögen aufzubauen. Fragen stellen ist wichtig - aber lasst euch wenn noch nicht alles 100%ig klar ist nicht zu sehr davon ab- oder aufhalten einfach anzufangen. Dann geht das auch schnell. Wie monstermania schon mehrmals sagte: die Details werden sich klären. Fast alles was du angesprochen hast sind Kleinigkeiten, bei denen wir über vier- bis fünfstellige Beträge nach mehreren Jahrzehnten reden, wenn euer Vermögen dann hoch sechsstellig sein könnte. Und damit noch ein bisschen zu warten bzw. nicht direkt alles perfekt machen wird noch viel weniger "Gewinn" kosten.

  • Fast alles was du angesprochen hast sind Kleinigkeiten, bei denen wir über vier- bis fünfstellige Beträge nach mehreren Jahrzehnten reden, wenn euer Vermögen dann hoch sechsstellig sein könnte. Und damit noch ein bisschen zu warten bzw. nicht direkt alles perfekt machen wird noch viel weniger "Gewinn" kosten.

    Frei nach dem Motto: 'better done than perfect' ;)

    PS: Eher 7-stellige Beträge, wenn die Sparrate nur konsequent beibehalten wird...


    Terra

    Zum Thema Freibetrag ausschöpfen: Ich habe 2019 mit dem ETF Sparen begonnen.

    2019 und 2020 habe ich meinen Freibetrag noch mit einem alten Bausparer ausgeschöpft. Ab 2021 habe ich dann angefangen meinen Freibetrag mit Rollen von ETF-Anteilen im Depot auszuschöpfen.

    Dann gab es ab 2022 plötzlich wieder nennenswerte Zinsen auf das Tagesgeld.

    2022 und 2023 war es dann schon eine Mischung aus Zinserträgen und Rollen von ETF-Anteilen für die Ausschöpfung des Freibetrags.

    Und 2024 war dann am 16.01.24 mein Freibetrag durch die Vorabpauschale komplett aufgebraucht.

    Es kommt wie es kommt und man reagiert dann flexibel auf die jeweilige Situation.

  • Erneut vielen Dank für die zahlreichen Antworten!


    Achim Weiss

    Ein frugalistisches Leben? Ja, vielleicht. Wir kommen mit unserem aktuellen Lebensstandard sehr gut zurecht, vielleicht auch gerade, weil wir schon ganz andere Zeiten erlebt haben und teils vom Staat leben mussten. Wir wissen, was es heißt, mit wenig auszukommen.

    Wir haben beide recht gute Jobs, in denen wir Urlaubs-, Weihnachtsgeld sowie andere Boni erhalten, und das reicht uns vollkommen für unseren „Luxus“ aus.

    Die 3.000€ können wir natürlich nur guten Gewissens beiseite legen, weil wir unsere Ausgaben „optimiert“ haben. Da wir keine Kinder, keine Immobilien und kein eigenes Auto haben, zahlen wir entsprechend wenig. ;)

    Ich will nicht leugnen, dass wir auch die Zeit aufholen möchten, in der wir bisher nicht gespart haben. Aber wir haben alles mehrfach durchgerechnet und können mit den 3.000€ als Sparrate sehr gut leben.


    Altersvorsorge bedeutet für uns auch, dass wir jetzt schon etwas zur Seite legen müssen. Es ist Fakt, dass weder meine Frau noch ich im Alter gut von der staatlichen Rente leben können. Zwar haben wir keine Erben, für die wir etwas aufbauen wollen oder müssen, aber es ist sicherlich nicht verkehrt, im Alter genug Geld zu haben, um es sich gut gehen zu lassen. Wenn ich alleine an die Kosten für Gesundheit im Alter denke, möchte ich nicht „zu wenig“ haben.

    Wenn wir vor Erreichen des Rentenalters die finanzielle Freiheit erreichen, sind wir aber natürlich auch nicht traurig. ;)


    Das Konzept des „Rollens“ habe ich hier im Thread schon an anderer Stelle vernommen. Das Thema werde ich mir dann gerne genauer anschauen. Vielen Dank für das Stichwort.


    Und wieder Excel. ^^ Als IT’ler kann ich das nachvollziehen.


    adrianberg

    Wie bereits früher in dieser Antwort geschrieben, sind wir tatsächlich mit unserem aktuellen Lebensstandard zufrieden. Wir könnten uns mehr leisten, aber warum, wenn man doch zufrieden ist? ;) Von daher stimme ich deiner Aussage voll und ganz zu.


    Impidimpi

    Danke für die Korrektur zur Vorabpauschale. Ich denke, jetzt habe ich es ganz gut verstanden.


    Natürlich habe ich mich anfangs dabei ertappt, immer wieder ins Depot zu schauen, aber uns ist durchaus bewusst, dass dies wenig Sinn hat. Noch ist der Zeitraum kurz, aber je mehr Zeit vergeht, desto mehr Daten sammeln sich an. Ich mag es einfach, ein wenig mit den Zahlen zu rechnen und zu optimieren.


    Für einen Kontenüberblick nutze ich die App/das Programm „Finanzblick“. Hier kann ich auch einen Export machen und in meine eigene Excelmappe importieren, um damit ein wenig zu spielen. Leider ist der informative Part für Depots hier bestenfalls rudimentär.

    Finanzguru habe ich bisher nicht getestet, da einige Nutzer über „falsch“ optimierte Verträge klagten. Es kam vor, dass günstige Verträge gekündigt und teurere für den Kunden erstellt wurden. Allerdings muss man dieses Feature ja scheinbar nicht unbedingt nutzen.

    Datenschutz bereitet mir keine großen Sorgen. Wenn das so wäre, müsste ich fast jedem davon abraten, ein Windows-Betriebssystem oder ein iPhone mit iOS zu nutzen. :P


    monstermania

    Das klingt logisch. Vielen Dank!