Anstehende Finanzierung ETW / Mitfinanzierungs-Partner jedoch gekündigt / wie strategisch vorgehen? Fristen?

  • Situation:

    Derzeit wohne ich zur Miete. Eigentümer will die Wohnung seit seit längerer Zeit verkaufen. Im Ungünstigsten Falle muss ich theoretisch wegen Eigenbedarfskündigung zum 1. Oktober raus, hoffe aber dass es noch 1-2 Monate sich hinauszögert, da schon über 20 Besichtigungen ohne Erfolg waren.

    Ich möchte jetzt sehr gerne als mittelfristige Lösung für die nächsten 10? Jahre (bevor ich ein Haus erben werde) zumindest eine ETW kaufen, keine Miete zahlen, mich sicherer fühlen (indem ich nicht wieder herausgeschmissen werden kann).

    Dies möchte bzw. muss ich zusammen mit meiner Partnerin (nicht verheiratet/ keine eingetragene Lebensgemeinschaft), da sonst die finanzielle Belastung/ Zinskosten zu hoch wären. Ich stelle mir eine Finanzierung einer 350 k Immobilie vor die ich dann innerhalb 10 Jahre komplett tilgen möchte, zusammen mit 170 k Eigenkapital meinerseits und monatlicher Tilgung von ca. 2300 (zusammen als Paar) komme ich so auf grob 10 Jahre und um die 45 k Zinsen an die Bank was für mich noch ok scheint. Würde ich mit nur 1600 Euro (alleine) tilgen wären die Zinskosten viel viel höher was ich ungern möchte.


    Problem:

    meine Partnerin wird leider genau jetzt nach fast einem Jahr gekündigt, ihr letztes Gehalt kommt Mitte nächsten Monats. Ich habe seit 14 Jahren konstantes Einkommen vom gleichen Arbeitgeber.

    Eine Bank-Vermittlung möchte nach unserem Gespräch als Nachweis für die gemeinsame Finanzierung NUR die letzten 3 Gehälter-Kontoauszüge beider sehen (ist das bei allen Banken so?).


    Heißt das, wenn ich nun kurzfristig eine ETW zum Kauf finde und die Finanzierung kurzfristig abschließe, müsste es ja ohne Probleme klappen oder? Wir haben doch theoretisch sogar bis knapp Mitte des ÜBERNÄCHSTEN Monats (wo dann kurz danach theoretisch das nächste Gehalt kommen würde, als ab jetzt 2 Monate) Zeit, für die Bank den Gehaltsnachweis nachzuweisen oder? Dass dann paar Tage später tatsächlich kein Gehalt mehr kommt weiß die Bank ja nicht.

    Oder fordern die nach Abschluss der Finanzierung stichprobenartig noch mal weitere Nachweise an? Rein finanziell ist es kein Problem wir könnten sogar locker 1-2 Jahr Arbeitslosigkeit überbrücken.

    Mir gehts eher ums Prinzip, den Willen, dass sie die nächsten 8-10 Jahre auf jeden Fall mitfinanziert.


    Worst Case wäre, dass die Finanzierung innerhalb der nächsten 2 Monate nicht klappt und dann die Bank sie nicht mit in die Finanzierung nimmt, weil sie sehen, dass gekündigt wurde und dann irgendwann neuer Job mit Probezeit kommt, oder sind die Banken da nicht so kritisch bei solchen Job-Wechseln? Zumal sie sehen dass die letzten 10 Monate konstant Geld reinkam? Sollte man so etwas offen erwähnen? Oder erhöht dann die Bank den Zinssatz weil alles (für die Bank) etwas unsicherer wird?

    Jetzt kompliziert für die nächsten Monate erst noch in eine neue Wohnung für paar Monate ziehen (sehr hoher Umzugsaufwand und Kosten in meinem Fall) möchte ich sehr gerne vermeiden.


    Dass sie sich nur über Sondertilgung finanziert jedes Jahr einmal ist wahrscheinlich ausgeschlossen da es versteuert werden muss nach 20.000 Euro, korrekt? Oder geht das im Falle von Finanzierungen steuerfrei?

    Oder gibt es noch andere Möglichkeiten dass sie mitfinanziert?


    Ich habe mir unendlich Gedanken gemacht, komme aber nicht weiter, finde nirgendswo tiefgreifende Erfahrungen oder Wissen.

    Bin für jeden Tipp dankbar!

  • Derzeit wohne ich zur Miete. [Der] Eigentümer will die Wohnung seit seit längerer Zeit verkaufen. Im ungünstigsten Falle muss ich theoretisch wegen Eigenbedarfskündigung zum 1. Oktober raus, hoffe aber, dass es noch 1-2 Monate sich hinauszögert, da schon über 20 Besichtigungen ohne Erfolg waren.

    Warum auch immer. Vielleicht verlangt der Eigentümer ja zuviel. Es könnte eine Option sein, sich mal zu erkundigen, was der Eigentümer für die Wohnung verlangt. Fragen kostet ja nichts. Wenn Du schon unbedingt eine Wohnung kaufen willst - warum nicht die, die Du jetzt bewohnst?


    Sollte die Wohnung anderswo verkauft werden, ist nicht gesagt, daß der Käufer selbst einziehen will. Ein Kapitalanleger will das üblicherweise nicht.


    Sollte der Käufer selbst einziehen wollen, gibt es a) eine Kündigungsfrist, die erstmal ablaufen muß und b) einen Rechtsweg. Es mag nicht die feine englische Art sein, auf eine berechtigte Eigenbedarfskündigung hin nicht auszuziehen und sich aus der Wohnung herausklagen zu lassen. Es ist aber denkbar, daß das für den scheidenden Mieter möglicherweise nervig ist, aber dennoch wirtschaftlich. Mancher Mieter läßt bei der Wohnungsbesichtigung eine entsprechende Bemerkung fallen, was das Interesse eines eventuellen Selbstnutzers dämpfen könnte. 20 Besichtigungen (in welcher Zeit?) finde ich übrigens schon reichlich viel. Wäre ich betroffen, würde ich das auf eine realistische Anzahl reduzieren. Man will ja nicht ständig fremde Leute in der Wohnung haben.

    Ich möchte jetzt sehr gerne als mittelfristige Lösung für die nächsten 10? Jahre (bevor ich ein Haus erben werde) zumindest eine ETW kaufen, keine Miete zahlen, mich sicherer fühlen (indem ich nicht wieder herausgeschmissen werden kann).

    Gefühle sind bezüglich der Kapitalanlage nicht immer die besten Ratgeber.

    Dies möchte bzw. muss ich zusammen mit meiner Partnerin (nicht verheiratet/ keine eingetragene Lebensgemeinschaft) [angehen], da sonst die finanzielle Belastung/ Zinskosten zu hoch wären. Ich stelle mir eine Finanzierung einer 350-k-Immobilie vor, die ich dann innerhalb 10 Jahre komplett tilgen möchte, zusammen mit 170 k Eigenkapital meinerseits und monatlicher Tilgung von ca. 2300 (zusammen als Paar) komme ich so auf grob 10 Jahre und um die 45 k Zinsen an die Bank was für mich noch ok scheint. Würde ich mit nur 1600 Euro (alleine) tilgen wären die Zinskosten viel viel höher was ich ungern möchte.

    Man wird in diesem Leben nicht immer danach gefragt, was man möchte oder nicht.

    Problem:

    meine Partnerin wird leider genau jetzt nach fast einem Jahr gekündigt


    Eine Bank-Vermittlung möchte nach unserem Gespräch als Nachweis für die gemeinsame Finanzierung NUR die letzten 3 Gehälter-Kontoauszüge beider sehen (ist das bei allen Banken so?).


    Heißt das, wenn ich nun kurzfristig eine ETW zum Kauf finde und die Finanzierung kurzfristig abschließe, müsste es ja ohne Probleme klappen oder?

    Oder. Viel oder.


    Für die meisten Leute ist der Kauf einer Immobilie die größte Finanzentscheidung ihres Lebens. Dazu kommt: Die in Finanzdingen sonst ultrakonservativen Deutschen setzen für den Immobilienerwerb regelmäßig eins strukturell ziemlich gefährliche, nämlich gehebelte Finanzkonstruktion ein. Mit oft leichter Hand geht man hier mit vorwiegend Fremdkapital ein Engagement ein, das auch nach hinten losgehen kann.


    Ich würde mir dann Deiner Stelle erstmal ein gutes Glas Rotwein eingießen und dann in aller Ruhe überlegen, was ich mache.

    Rein finanziell ist es kein Problem wir könnten sogar locker 1-2 Jahr Arbeitslosigkeit überbrücken. Mir gehts eher ums Prinzip, den Willen, dass sie die nächsten 8-10 Jahre auf jeden Fall mitfinanziert.

    Dass sie sich nur über Sondertilgung finanziert jedes Jahr einmal ist wahrscheinlich ausgeschlossen da es versteuert werden muss nach 20.000 Euro, korrekt? Oder geht das im Falle von Finanzierungen steuerfrei?

    Oder gibt es noch andere Möglichkeiten dass sie mitfinanziert?


    Ich habe mir unendlich Gedanken gemacht, komme aber nicht weiter, finde nirgendswo tiefgreifende Erfahrungen oder Wissen.

    Nach meinem Dafürhalten machst Du Dir deutlich zu viele Gedanken.


    Ich würde erstmal in aller Gelassenheit abwarten, ob der Verkauf Deiner Wohnung überhaupt zustandekommt. Alles weitere ergibt sich dann. Setzt man die Kosten a) für die Miete, b) für die Räumungsklage und c) eine ETW, die man nur aus der Not zur Überbrückung kauft, miteinander in Bezug, könnte sich ergeben, daß man letztlich Geld spart, wenn man die Räumungsklage einfach in Kauf nimmt. Solltet Ihr tatsächlich gekündigt werden, ist Wohneigentum nicht die einzige Alternative. Nicht jede Mietwohnung ist unmittelbar durch eine Eigenbedarfskündigung bedroht, Genossenschaftswohnungen beispielsweise sind das nicht, bei Wohnungen großer Gesellschaften ist eine Eigenbedarfskündigung auch eher unwahrscheinlich.

  • Ich sehe eher das Problem, dass in naher Zukunft eure Einkommen ungeklärt sind. Wodurch die Finanzierung durchaus nicht nach euren Vorstellungen laufen könnte. Was hilft es der Bank die heutigen Einkünfte zu zeigen wenn es kurz danach ganz anders aussieht. Weiterhin müssten beide im Grundbuch stehen, wenn beide einzahlen, alle anderen Fragen wären für mich zweitrangig.

  • Ich stelle mir eine Finanzierung einer 350 k Immobilie vor die ich dann innerhalb 10 Jahre komplett tilgen möchte, zusammen mit 170 k Eigenkapital meinerseits

    Sofern die angedachten 350k realistisch sind, bringt ihr ja schon ein Drittel mit. Da ist eine Finanzierung für die Bank mit relativ wenig Risiko verbunden und ich sehe da recht gute Chancen, die Finanzierung mit einem Gehalt und 1600€ zu bekommen. Idealerweise vereinbart ihr was mit kostenfreiem Wechsel der Tilgungsrate und setzt die hoch, sobald deine Partnerin aus der Probezeit raus ist. Alternativ per Sondertilgung, die muss man dann aber auch jedes Jahr umsetzen. Vergesst in der Rechnung die Kaufnebenkosten, Renovierungen und anstehende Sanierungen nicht.


    Und noch ein Punkt...wie viel Eigenkapital bringt deine Partnerin ein? Für mich liest sich das oben so, als ob nur du EK mitbringst. In dem Fall wäre auch eine Überlegung, die Immobilie nur auf dich zu führen und deine Partnerin zahlt dir einen gewissen Betrag (den ihr als fair empfindet) als Miete.

  • Ich hab erstmal ein paar Anmerkungen, die nicht Deine eigentliche Frage beantworten ;). Was ist eigentlich genau die Frage :)?


    -Falls Du planst, die Immobilie in 10 Jahren zu vermieten, wäre es eine Überlegung wert, die Laufzeit des Kredits zu verlängern. Du kannst dann die Zinsen absetzen. Auch wäre zu überlegen, dann die Immobilie nur auf eine Person zu kaufen und ggf. nach Heirat eine Ehegattenschaukel zu "schaukeln".


    -Falls Du planst in 10 Jahren zu verkaufen, würde ich das Projekt nicht machen. 10 Jahre wäre mir zu kurz für eine Immobilieninvestition.


    -Ihr müsst euch überlegen, wie ihr die Eigentumsverhältnisse regelt. Es liest sich, als hätte einer den größeren Anteil EK. Stichwort Schenkungssteuer. Das ist auch was die Aufteilung der Tilgungsrate angeht zumindest etwas tricky.


    -Ich halte Wohnungs- und damit Zeitnot für einen schlechten Berater bei einem Immobilienkauf.


    Daher schließe ich mich Achim an und sage: trinkt erstmal ein Glas Rotwein. Und von diesem kriege ich gleich Ärger, weil ich steuerliche Aspekte in den Vordergrund schiebe ;)

  • Problem:

    meine Partnerin wird leider genau jetzt nach fast einem Jahr gekündigt, ihr letztes Gehalt kommt Mitte nächsten Monats.

    Nach Vertragsabschluss schaut die Bank nicht jeden Monat nach, ob beide immer noch im Job sind. Der Erwerbsaufall ist ein schon vorher einkalkuliertes Risiko für die Bank. (Zudem gibt es noch ALG1 und eine Aussicht auf einen neuen Job).

    Dass das Risiko des Arbeitsverlustes für mindestens einer Person von Zweien höher ist als der einen eines Singles wissen die Banken auch so.

    Es ist jedoch im eigenen Interesse einzuberechnen, ob der Ausfall eines Einkommens nicht zu große Probleme führt. Niemals zu knapp kalkulieren.

    Mit den 170k hast Du jedenfalls schon mal ordentlich EK, von der Seite grünes Licht.

    Man sollte sich bei Immobilien niemals (zeitlich) unter Druck setzen.