Sondertilgung oder Festgeld

  • Hallo zusammen,


    ich kann mich nicht richtig entscheiden.

    Ein Immobilienkredit für eine vermietete ETW (Baujahr 2021/2022) läuft Ende Mai 2031 aus. Sondertilgen kann ich mit 5% der Kreditsumme (73.300€ Kreditsumme, Soti 3665€ p.a.). Der Darlehenszinssatz beträgt 0,69%.

    Wenn ich 2024-2031 jedes Jahr 3665€ sondertilge, kann ich mit der Soti 2031 den Kredit auf 0 bringen.

    Ich habe 2023 Festgeld für 1 Jahr, für 2 Jahre, 3 Jahre, 4 Jahre und 5 Jahre angelegt um mir die Möglichkeit offen zu lassen sondertilgen zu können wenn das Festgeld frei wird. Das Geld für die Sondertilgungen ist schon komplett angespart, muss also nicht erst gespart werden.

    Meine Gedanken:

    1. Schulden tilgen hat für mich vorrang.

    2. Wenn ich frei gewordene Festgeld immer für ein Jahr fest anlege, bekomme ich momentan ca. 3-3,5% Zinsen, da mein Freibetrag in Höhe von 1.000€ anderweitig ausgeschöpft ist, wären es real ca. 2,2-2,5% Zinsen. Und ich würde mehr Darlehenszinsen bei der Steuern absetzen können.

    Das Festgeld welches ich in 2023 für dieses Jahr angelegt habe läuft im November 2024 aus, erster Impuls wäre sondertilgen, anderseits könnte ich das Geld für ca. die 5-fachen Zinsen fest anlegen.


    Wie würdet ihr hier handeln?


    Viele Grüße

    Chris

  • Chris123456


    Für meinen Teil habe ich auch noch relativ viele Immobiliendarlehen laufen, davon wiederum einige mit vergleichbaren (extrem niedrigen) Zinsen (von um die 0,35 bis ca. 0,85%).


    Nur am Rande: Allein die erhebliche bis massive Inflation der letzten Zeit dürfte diese Darlehen - real gesehen - deutlich "entwertet" haben ...


    Vorfälligkeitsfreie Sondertilgungsmöglichkeiten sehe ich generell als eine gute Sache an - insbesondere bei einer selbst genutzten Immobilie.


    Bei vermieteten Objekten sind die Spielregeln aber natürlich andere.


    Siehe hier:

    ... Darlehenszinsen bei der Steuern absetzen können.

    Dazu kommt (auch wenn ich selbst schon lange kein "Zinshopping" mehr betreibe - diese "spezielle" Lage (Stichwort: Zinslandschaft) ist wohl Fakt):

    ... könnte ich das Geld für ca. die 5-fachen Zinsen fest anlegen.

    Scheint mir in solchen Konstellationen derzeit ein positives Zinsdifferenzgeschäft zu sein (Kundigere mögen mich da gerne belehren) ...


    Für meinen Teil denke ich jedenfalls bei Darlehen mit derartigen Zinssätzen (Null vor dem Komma) und einer noch mehrjährigen Zinsfestschreibung nicht daran, die Option Sondertilgungen zu ziehen.


    Dabei können natürlich auch noch andere Überlegungen eine Rolle spielen (Stichwort: Steuerprogression - um nur ein Beispiel zu nennen). Ein anderer Aspekt könnte generell das Alter (des Darlehensnehmers), Eintritt in den Ruhestand usw. sein. Nach meinen Erfahrungen nimmt mit zunehmendem Alter nämlich die Bereitschaft ab sich mit Banken auseinanderzusetzen bzw. wegen Krediten mit diesen zu verhandeln und/oder auch die Bank zu wechseln (die seit März 2016 geltende EU-Wohnimmobilienkreditrichtlinie hat Aufwand und Bürokratie in dem Bereich sehr deutlich erhöht).


    Ein anderes Beispiel wäre der Beleihungsauslauf. Die Kreditsumme (73.000) klingt nicht allzu hoch; dazu kommt noch die regelmäßige ohnehin in der Annuität enthaltene Tilgung bis zum Ablauf der Zinsbindungsfrist (bis Ende Mai 2031). Die verbleibende Restschuld könnte man dann (auch ohne Sondertilgungen) vermutlich (in Relation zum Wert der Wohnung) als eher überschaubar, gering oder fast vernachlässigbar bezeichnen ...


    Es gibt natürlich auch nicht ganz wenige Menschen, die Schulden generell nicht mögen und/oder denen Schulden sogar unangenehm sind. Dann gelten ggf. wieder andere (eher emotionalere) Regeln; siehe hier:

    1. Schulden tilgen hat für mich vorrang.

    Ob man das auch in einer Allgemeinverbindlichkeit sagen kann, wäre eine weitere Frage (für Konsumschulden würde ich das immer gelten lassen - für "Immobilienschulden" (i. Z. m. Immobilien die Einnahmen via Mieten generieren) würde ich eher sagen, "es kommt darauf an". Und zwar auf die objektiven Bedingungen des Einzelfalls samt der individuell-subjektiven Einstellung des Darlehensnehmers; siehe oben).



    Nur meine persönliche Meinung basierend auf langjährigen Erfahrungen.



    Dir gute Gedanken und ebensolche Finanz-Entscheidungen !

  • Hallo Chris123456,


    das Thema hatten wir hier schon ein paarmal. Kurzzusammenfassung:


    Wenn Sie die heutigen Zinssätze linear in die Zukunft fortschreiben, kommen Sie mit Festgeld bis zum Auslaufen der Zinsbindung und dann Teilablösung des Kredits besser.


    Wenn Sie mit weniger Schulden besser schlafen können, sollten Sie sondertilgen.


    Machen Sie einmal eine konkrete Vergleichsrechnung. Bei der doch relativ geringen Summen dürfte die absolute Differenz nicht sonderlich hoch ausfallen.


    Ps: Bei ziemlich ähnlicher Situation habe ich mich für die Sondertilgung entschieden, eben weil ich Typ 2 bin.


    Gruß Pumphut