MLP (mal wieder...und viele Fragen

  • Hallo, das genannte Unternehmen wurde ja hier und anderweitig schon öfters durchgekaut, gestern bin ich zufällig auf die Posts gestoßen, nachdem ich schon ca. 1 Jahr dort beraten wurde. Gekauft habe ich natürlich die üblichen Produkte (Basisrente+BU sowie 2 ETF-Rentenversicherungen). Gestern ich dann natürlich stundenlang recherchiert und ich empfand eine Mischung Verwunderung über meine eigene Naivität (habe ich eigentlich nicht von mit erwartet) und über die Dreistigkeit der Beraterin. Die Konklusion: per se sind das keine sooooo schlechten Produkte, aber die funktionieren absolut nur, wenn man da sehr viel schönrechnet und schönredet. Nun habe ich ein paar konkrete Fragen:


    Zur BU+Basisrente (Alte Leipziger): ich habe viel von einer möglichen Splittung gelesen, wonach ich letztlich eine vernünftige BU hätte und die Rürup einfach beitragsfrei stellen könnte. Kann ich das einfach selbst machen mit Antrag bei der Gesellschaft (worauf müsste ich da achten?) oder brauche ich da zwingend einen Versicherungsmakler oder Honorarberater dazu? Der steuerliche Vorteil war ja schon verlockend und mir wurde da alles schön durchgerechnet...aber ausgerechet der Punkt, dass ich im Falle einer BU die erhaltene Summe dann voll versteuern muss, wurde irgendwie "vergessen". Ich bin Arzt und möchte den Betrag durchaus von aktuell 2200€ auf mind. 3000€ steigern, da fällt die Steuer dann wahrscheinlich deutlich ins Gewicht, oder?


    Zu den ETF-Rentenversicherungen: hier wurden mir wenigstens vernünftige ETFs angeboten (World+EM), natürlich wurde der steuerliche Vorteil hervorgehoben, außerdem der Vorteil der Bonität im Falle eines Baukredits (ist dem so wirklich so?, wir wollen wahrscheinlich in 2-3 Jahren wirklich bauen). Der große Schock kam bei den Abschlusskosten (warum sind von meinen 600€ nur ca. 460€ im Versicherungsdepot angekommen?, wurde mir dann auch klar nach etwas Recherche), kein Sterbenswort darüber in der Beratung. Hier habe ich auch etwas rumgerechnet, Vorteil wäre hier natürlich das kostenlose Rebalancing der ETFs während der Laufzeit, aber der steuerliche Vorteil sollte bei wahrscheinlich recht hohem Einkommenssteuersatz in meiner Rente nicht zu doll ins Gewicht fallen, zumal zusätzlich über die Jahre ja doch erhebliche Kosten zustande kommen, vor allem in den Anfangsjahren. Auch hier die Frage: wenn ich die Reißleine ziehen möchte, kann ich das selbst machen mit einem Schreiben an die Gesellschaften oder brauche ich einen Makler dazu? Ca. 400-500€ wären dann jetzt sicherlich innerhalb der ersten drei Monate der Verträge den Bach runter, aber longterm ist mir das egal, gerade weil ich mich den letzten Wochen intensiv mit ETFs, Sparplänen etc. beschäftigt habe und mir hier von vielen Quellen fundiertes Wissen angelesen habe (und Vor- und Nachteile verstehen konnte) und ich mir die ETF-Rentenversicherung mit ihrer Unflexibilität und Gebühren einfach nicht schönrechnen kann.


    War jetzt viel Text, vielleicht kann mir jemand zu den einzelnen Punkten (vor allem Kündigungsmodalitäten) etwas sagen. Ich bin durchaus ein intelligenter Mensch, der bedachte Entscheidungen im Leben trifft, aber mit MLP bin ich halt mehr oder weniger reingefallen und ärgere mich über das, was in der Beratung hinsichtlich der Verträge einfach verschwiegen wurde. Aber life goes on, zukünftig früher selbst informieren (hatte übrigens auch ne Berufshaftpflich dort abgeschlossen und bin zufrieden und werden die behalten, außerdem ne PKV wo ich mich damals schon viel eingelesen hatte und auch zufrieden bin damit, ein Angebot für eine Rechtsschutz liegt mir auch noch vor für einen ziemlich guten Tarif). Grüße gehen raus!

  • Hallo panda ,


    grämen Sie sich nicht, Sie sind in "guter Gesellschaft". Dank fleißiger Akquise junger MLPler geht es vielen Ihrer Kollegen ähnlich, die sich vermutlich auch als "intelligente Menschen" bezeichnen würden. :)

    Zur BU+Basisrente (Alte Leipziger): ich habe viel von einer möglichen Splittung gelesen, wonach ich letztlich eine vernünftige BU hätte und die Rürup einfach beitragsfrei stellen könnte. Kann ich das einfach selbst machen mit Antrag bei der Gesellschaft (worauf müsste ich da achten?) oder brauche ich da zwingend einen Versicherungsmakler oder Honorarberater dazu?

    Theoretisch könnten Sie das selbst machen. Sie müssen nur sicher sein, nicht berufsunfähig zu sein, dann ist das Entkoppeln nämlich nicht mehr möglich. Siehe dazu ausführlich unsere Seite, die Sie z.B. bei der Suche nach "Entkoppeln: Basisrente und BU" finden. Spätestens wenn Sie dabei die BU umkonfigurieren (stimmen Endalter und Leistungsdynamik, was ist mit einer AU Klausel?) bzw. aufstocken wollen (Nettoeinkommen abgesichert?) empfiehlt es sich, einen Profi zu beauftragen, zumal das nichts extra kostet. Schauen Sie doch mal in der Finanztip Empfehlungsliste nach. :)

    Der steuerliche Vorteil war ja schon verlockend und mir wurde da alles schön durchgerechnet...aber ausgerechet der Punkt, dass ich im Falle einer BU die erhaltene Summe dann voll versteuern muss, wurde irgendwie "vergessen". Ich bin Arzt und möchte den Betrag durchaus von aktuell 2200€ auf mind. 3000€ steigern, da fällt die Steuer dann wahrscheinlich deutlich ins Gewicht, oder?

    Der Steuersatz steigt mit der Höhe der Rente. Selbst als junger Assistenzarzt sollte Ihr Nettoeinkommen mindestens 3.000 EUR betragen. Damit Ihnen dieser Betrag nach Steuern zur Verfügung steht müssen Sie bei einer BUZ mit Basisrente ca. 3.500 EUR absichern. Siehe dazu ausführlich unsere Seite "Muss ich für meine Berufsunfähigkeitsrente Steuern zahlen?"


    Hilft das?

    Dr. Schlemann unabhängige Finanzberatung GmbH & Co. KG
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  • Auch hier die Frage: wenn ich die Reißleine ziehen möchte, kann ich das selbst machen mit einem Schreiben an die Gesellschaften oder brauche ich einen Makler dazu?

    Du hast keinen Verpflichtungsvertrag mit MLP. Auf den Briefen der Versicherungen steht ein Ansprechpartner der Versicherung.


    Dein Makler ist aber bei der Versicherung auch hinterlegt. Vermutlich bekommt er eine Kopie von jeder Post, die an Dich geht. Es sollte aber auch möglich sein, die Versicherung zu bitten, die Verknüpfung zu MLP zu streichen.


    Du solltest aber auch keinen Nachteil/Mehrkosten haben, wenn Du über MLP kommunizierst.

  • Ich finde es echt interessant, dass sich Rentenversicherungen (in welcher Variante auch immer) noch so leicht verkaufen lassen.

    Es wurden doch preiswerte ETF verkauft. Und dann noch etwas verkäuferisches Talent bzw. die entsprechende Schulung von MLP (Steuerersparnis/Sargdeckelklappern) und schon läufts.


    Ich denke mal, dass das auch weiterhin ein gutes Geschäft ist. Längst nicht jeder fängt schon so kurz nach dem Abschluss an zu recherchieren.

    Insofern hält sich das Lehrgeld für panda noch in überschaubaren Grenzen.

  • Ich finde es echt interessant, dass sich Rentenversicherungen (in welcher Variante auch immer) noch so leicht verkaufen lassen.

    Was soll daran "echt interessant" sein ?


    Die Asymmetrie im Kenntnis- und Wissensstand Finanzen und Finanzprodukte betreffend zwischen vielen Verbrauchern einerseits und geschulten Akquisiteuren/Verkäufern andererseits (das gilt erst recht bei zielgruppen-orientierten "Vertriebsmaschinen" wie MLP oder gar ganz breit angelegten (Struktur)Vertrieben a la DVAG) ist signifikant und jedem an solchen Themen halbwegs Interessierten seit sehr vielen Jahren bekannt.


    Diese Asymmetrie im Kenntnisstand findet sich ja nicht nur gegenüber privaten Finanzdienstleistern (u. a. also gegenüber Banken, Versicherungen, Fondsgesellschaften usw.) sondern auch gegenüber dem staatlichen deckungslosen Papiergeld (Fiat-Money-System - samt Umgang der Staaten und staatlichen Notenbanken damit) im Allgemeinen sowie gegenüber einem Währungsexperiment wie der Europäischen Einheitswährung (Euro) sowie dem Umgang damit (insbesondere auch die zugrundeliegenden EU-Verträge (AEUV) betreffend) im Speziellen.


    Wäre das anders, wären die Menschen hierzulande auch anders aufgestellt als es bei Realitätsbezug sprich in praxi der Fall ist (siehe beispielsweise hier)

    Schaut man auf die finanzielle Aufstellung der Menschen hierzulande (Billionen in nur Nominalwerten, sehr niedrige Aktienquote (nur ca. 17% (?!) und auch letzter Platz in der gesamten Eurozone beim Thema Wohneigentum (Stichwort: Immobilie)) ...

    Was kann vor dem Hintergrund dieser finanziellen Aufstellung hierzulande in Sachen Finanz-Produkte (Stichworte hier: MLP und Rentenversicherungen) noch verwundern ?


    Zum selbst bestimmten und eigenverantwortlich handelnden Bürger und auch zum mündigen Verbraucher (in dem Fall als Sparer, Anleger, für das Alter Vorsorgenden usw.) kann man nur werden, wenn ein Mindestmaß an Bereitschaft zur Beschäftigung mit solchen Themen vorhanden ist.


    Ansonsten gilt als Kunde (beispielsweise gegenüber MLP und anderen solchen privat-wirtschaftlichen Anbietern/Unternehmen) bei Vertragsabschlüssen: "It takes two to tango" ...


    Und als Bürger gegenüber dem staatlichen Papiergeld-System samt staatlichem Währungsexperiment (Euro): "Wer nix weiß, muß alles glauben" ...

  • So lange die finanzielle Bildung in Deutschland so im argen liegt, werden diese Firmen leider ihre Geschäftsmodelle so weiterhin durchführen und die Kunden die Zahlmeister sein. Da spielt auch das Bildungsniveau keine Rolle, ich kenne da Beispiele aus allen Schichten, leider. Bis es auffällt sind die Kosten der Anbieter gezahlt.

  • Hallo zusammen,

    selbst ein Beitrag der öffentlich-rechtlichen (TV) hilft nicht immer weiter.

    In einem Beitrag zur Altersarmut wurde vieles gut gezeigt.

    Jedoch wurde das „Selbermachen“ in Sachen Finanzen als richtig schwer dargestellt.

    (Ein Broker zu finden ist nur mit viel Wissen möglich).

    So kommen wir da nicht weiter.

    Finanztip dringt nicht durch.

    LG

  • Hallo an alle,


    vielen Dank schon mal für die vielen Antworten und Anregungen. Bei der BU werde ich zusehen, dass ich den Vertrag in geordnete Bahnen lenke, am besten mit entsprechender (wirklich unabhängiger) Beratung.

    Die Fondspolicen werden gekündigt (nach erst zwei Monaten ist der Schaden noch überschaubar).


    Vielleicht noch eine Ergänzung zur Story oben: bei der Beratung zum Depot wurde mir natürlich angeraten eins bei MLP zu eröffnen, da war ich dann schon ziemlich früh neugierig und habe dort die hohen Kosten früh genug gesehen. Und dann wurden mir noch schöne Fonds dazu vorgestellt, welche ihre 2% TER natürlich alle durch Outperformance ausgleichen. Wo ich dann am Telefon später meinte, dass ich mein Depot auswärtig eröffnen will, war auch plötzlich kein Interesse seitens der Beraterin da, mir vielleicht noch ein paar Tipps zu günstigeren Produkten geben, die ich ins Depot packen kann. Also wirklich alles auf Gewinnmaximierung ausgelegt, nur eben für die Berater und nicht für die Kunden.


    Das einzig positive was ich noch sagen kann: vor den Beratungen hatte ich eigentlich gar kein Interesse an Finanzen, Investieren etc., da landete alles noch auf dem Tagesgeldkonto. Das hat sich im letzten Jahr komplett geändert, und grade jetzt nach dem Fiasko stehe ich so tief in der Materie wie nie zuvor. :) mal schauen, wo die Reise weiter hingeht.