Mehr Sicherheitsbausteine ab 54?

  • Hallo,

    ich bin 54 Jahre alt und habe seit 2021 das 4-Töpfe-Prinzip umgesetzt. Schlechte Renten- und Lebensversicherungen habe ich größtenteils gekündigt und bin jetzt gut aufgestellt. Nun denke ich über die Entnahmephase mit 3% nach.

    Ich überlege, ob ich meine 100% Aktienquote (MSCI World und FTSE All World) reduzieren soll, um die ersten Rentenjahre abzusichern und das Entnahmerisiko zu vermindern. Hier sind meine Überlegungen:

    1. Die 100% Aktienquote beibehalten, da ich mit 3% Entnahme sicher bin.
    2. Ein Umlaufsystem schaffen, das 5 Jahre meines künftigen Bedarfs abdeckt, z.B. über Tages- oder Festgeld.
    3. Den Vorschlag von Gerd Kommer umsetzen: 110 minus Lebensalter als Aktienanteil.

    Wie handhabt ihr das? Ist ein Treppensystem sinnvoll, bei dem man für jedes Jahr Festgeld mit unterschiedlichen Laufzeiten hat?

    Ich bin unschlüssig, da eine Reduzierung auf 55% Aktien mein Risiko halbieren, aber auch meine Gewinnchancen verringern würde. Ich habe eine 100% bezahlte Rentenversicherung von meinem Arbeitgeber und vermietete Immobilien. Daher könnte ich eher 100% Risiko eingehen, da meine sicheren Investitionen (Immobilien, Rentenversicherung) viel abdecken. Ich bin jedoch sicherheitsbewusst und unsicher, wie ich mich bei einem Verlust von 35% fühlen würde.

  • Xenia

    Hat das Thema freigeschaltet.
  • Auch wenn ich noch weit genug weg bin von der Rente habe ich es vor bei Renteneintritt ein Sicherheitsbaustein von 5 Jahresausgaben zu haben in Form von Tagesgeld, Festgeld und kurzlaufenden deutschen Staatsanleihen.


    Es wird dann Cashflow in Form der gesetzlichen Rentenversicherung, Betriebsrente, privater Rentenversicherung und Zinsen (aus Tagesgeld, Festgeld und Staatsanleihen) eingehen. Sollte der Cashflow nicht ausreichen so greife ich auf das Tagesgeld zurück. Einmal im Jahr wird ein Teil des ETFS verkauft um das Tagesgeldkonto wieder aufzufüllen.


    Benötige ich kein weiteres Geld oder ist mein Sicherheitsbaustein weiterhin groß genug dann wird auch nichts verkauft und der ETF kann weiter für mich Erträge erzielen.


    Steht ein Crash an so habe ich mit dem Sicherheitsbaustein eben genug um diese Zeit auszusitzen bis sich die Aktien wieder erholt haben.


    Von daher bin ich für Variante 2 bei dir.


    Variante 1 wäre mir persönlich zu unsicher. Woher weißt du dass du mit 3 Prozent immer sicher bist ? Was ist wenn ein Crash Am Markt ist der 10 Jahre dauert bis er sich erholt?


    Variante 3: ich bin kein Fan von diesem Ansatz. Das mag vielleicht sein als grobe Anleitung als eine grobe Richtungsweisung um sich zu orientieren. Es ist ein halt ein allgemeiner Ansatz der halt nicht individuell auf die eigene Situation und Risikotragfähigkeit abzielt. Kann man natürlich trotzdem machen und man muss nicht schlecht damit fahren. Ich mag es für meinen Teil einfach individueller auf meine Situation zugeschnitten.


    Wenn mein Sicherheitsbaustein groß genug ist dann ist es mir egal ob der Aktienanteil nun bei 60 Prozent oder 70 Prozent ist. Denn der regelmäßige Cashflow und der Sicherheitsbaustein decken meine Ausgaben.


    Wie hoch dein Sicherheitsbaustein und Risikotragfähigkeit ist musst du natürlich selbst entscheiden.

  • Ich bin 54 Jahre alt und habe seit 2021 das 4-Töpfe-Prinzip umgesetzt. Schlechte Renten- und Lebensversicherungen habe ich größtenteils gekündigt und bin jetzt gut aufgestellt. Nun denke ich über die Entnahmephase mit 3% nach.


    Ich überlege, ob ich meine 100% Aktienquote (MSCI World und FTSE All World) reduzieren soll, um die ersten Rentenjahre abzusichern und das Entnahmerisiko zu vermindern.

    Wenn Du die Zeit dazu hast, könntest Du den gerade laufenden Megathread 100% Aktien für jedes Alter? lesen.

    Hier sind meine Überlegungen:
    1. Die 100% Aktienquote beibehalten, da ich mit 3% Entnahme sicher bin.
    2. Ein Umlaufsystem schaffen, das 5 Jahre meines künftigen Bedarfs abdeckt, z.B. über Tages- oder Festgeld.
    3. Den Vorschlag von Gerd Kommer umsetzen: 110 minus Lebensalter als Aktienanteil.

    Wie handhabt ihr das?

    Ich werde in der Entsparphase nach 1. verfahren, also investiert bleiben. Vermutlich brauche ich die 3% Entnahme noch nicht einmal.


    Das vielfach empfohlene "Umlaufsystem" soll nicht den Bedarf der Lebensführung abdecken, sondern die Rentenlücke, denn die Alterseinkünfte kommen ja als konstante Einnanhme Monat für Monat dazu. Die Vermögensentnahme sollte nur das Sahnehäubchen sein.


    Ich halte diese Formeln (Ich kenne Aktienanteil = 100 - Lebensalter) für Humbug.

    Ist ein Treppensystem sinnvoll, bei dem man für jedes Jahr Festgeld mit unterschiedlichen Laufzeiten hat?

    Aktuell gibt es keine Laufzeitprämien, also sind aktuell Festnetztreppen wenig sinnvoll. Ich halte davon nichts, weiß aber, das das Verfahren beliebt ist.

    Ich bin unschlüssig, da eine Reduzierung auf 55% Aktien mein Risiko halbieren, aber auch meine Gewinnchancen verringern würde.

    Der Autor der in dem anderen Thread besprochenen Arbeit vertritt die Meinung, daß jegliche Beimischung zu einem Aktiendepot (welcher Art auch immer) das Risiko erhöht. Gerade bei realer Betrachtung (also Berücksichtigung der Inflation) ist das so - wenngleich Festzinsanlagen meist kein Risiko darstellen, sondern sicheren Verlust. Die Leute hängen daran aber wie Süchtige an der Nadel.

    Ich habe eine 100% bezahlte Rentenversicherung von meinem Arbeitgeber und vermietete Immobilien. Daher könnte ich eher 100% Risiko eingehen, da meine sicheren Investitionen (Immobilien, Rentenversicherung) viel abdecken. Ich bin jedoch sicherheitsbewusst und unsicher, wie ich mich bei einem Verlust von 35% fühlen würde.

    Ich halte von Rentenversicherungen generell nichts und habe diese Meinung auch schon oft und ausführlich begründet. Aber wenn der Arbeitgeber sie bezahlt hat, mag es noch anders sein. Wenns meine wäre, würde ich prüfen, ob eine Kapitalabfindung steuerfrei ist und mir die Rentenversicherung vermutlich auszahlen lassen.


    Vermietete Immobilien bringen einen planbaren Ertrag, aber ihre Verwaltung macht Mühe. Der sehr geschätzte Mitforist McProfit hat sein (nicht ganz unerhebliches) Vermögen mit Immobilien erworben. Er hat die Immobilien im Alter abgestoßen und sich Aktien davon gekauft, von deren Dividenden er nun lebt.


    Ich weiß aus eigenem Erleben, wie sich ein Verlust von 3 bis 5% pro Tag über einige Wochen anfühlt. Nicht gut, nämlich. Der Herbst 2008 war unersprießlich. Ich habe den Crash aber überlebt (nicht nur einen) und bin immer noch dabei.


    Seit vielen Jahren habe ich in meinem Portfolio ausschließlich Aktien, bin also einer dieser raren Vögel, deren Existenz Sovereign partout nicht erkennen will. Am Anfang meiner Börsenkarriere habe ich parallel zu meinen Aktiengewinnen fiktiv einen Festgeldzins von 4% gerechnet. Ich habe das nach wenigen Jahren eingestellt, weil die Depotgröße dem fiktiven Festgeld weit enteilt ist, daß die Rechnung keinen vernünftigen Sinn mehr machte. Hätte ich jetzt, nach Jahrzehnten als Aktionär, einen Einbruch von einem Drittel oder so, würde ich mit den Schultern zucken, sagen: Shit happens! und dabeibleiben. Wäre ich der vermeintlich sicherheitsorientierte Rentenanleger geblieben, der ich damals war, würde ich mit selbst den gerupften Depotstand von deutlich weiter unten anschauen.


    Lies mal von Nikolaus Braun - Über Geld nachdenken. Kein Anlagebuch! Das Buch wird Dir eine andere Sichtweise eröffnen.


    Immobilien und Rentenversicherungen sind keine "sicheren Investitionen", viele Leute denken nur irrig, daß sie es wären. Die Inflation wird in Deinen vermutlich 30 Jahren Ruhestand Deine "sichere Rentenversicherung" ganz schön rupfen.

  • Seit vielen Jahren habe ich in meinem Portfolio ausschließlich Aktien, bin also einer dieser raren Vögel, deren Existenz Sovereign partout nicht erkennen will.

    ?


    Erkennen würde ich deren "Existenz" schon gerne wollen. Wenn ich denn einen dieser "raren Vögel" (nur um Deiner Formulierung zu verwenden) nur mal erkennen könnte sprich finden könnte - in meinem diesbezüglich übrigens sehr weiten Umfeld ...


    Siehe schon hier beispielsweise

    sind mir in meinem - diesbezüglich sehr großen - Umfeld ganze ein oder zwei Leute bekannt, die auch nur annähernd in diese Richtung aufgestellt sind (wohl auch nicht 100% aber eine sehr hohe Aktienquote Richtung 80 bzw. 90%).

    Ähnliches - nur noch deutlich ausgeprägter - gilt für die Vorgehensweise, der mir bekannten Vermögensverwalter, Fondmanager, Family-Offices usw. Aktienquoten schon ab 50% oder 60% aufwärts werden da unter eine "hohe" bis "sehr hohe" Aktienquote" subsumiert.


    So gut wie fast immer sind da in der Asset-Allocation auch andere Bausteine zu finden (wie (Gov. + Corp.)Bonds, Cash/Liquidität, Real Estate, Commodities, Private Equity, Gold, Tangible Assets usw.


    Im Gegensatz zu mir (Finanz-Laie, wenn auch ein an solchen Themen Interessierter) sind da zum einen Menschen unterwegs, die sich berufsbedingt (samt entsprechender Ausbildung und meist langjähriger praktischer Erfahrung) mit solchen Themen beschäftigen und zum anderen - zumeist jedenfalls - anspruchsvolle und nicht völlig unbedarfte Klienten mit halbwegs relevanten Vermögen.


    Vielleicht kannst Du mir aufgrund dieser Tatsache

    meiner Börsenkarriere

    verraten und/oder erklären: Warum vertrauen diese Profis samt Klienten nicht - so wie Du offensichtlich - auf ein "ausschließlich Aktien"- Portfolio ?

  • Nur am Rande aber in dem Kontext

    da meine sicheren Investitionen (Immobilien, Rentenversicherung) viel abdecken.

    (nachträglich gefettet von mir)


    Nach meinem Dafürhalten samt Erfahrungen gibt es keine "sicheren" Anlagen - schon gar keine "sicheren Investitionen" (wie Engagements in Aktien oder Immobilien).

    Ich habe eine 100% bezahlte Rentenversicherung von meinem Arbeitgeber

    Vermutlich auch Ansprüche an die GRV ... Eine (private) Rentenversicherung würde ich unter "risikoarm" (Stichworte: Inflation, Insolvenz der Assekuranz) und

    vermietete Immobilien.

    unter "risikoreicher" (Stichworte: Mietausfallrisiko, Instandhaltungen/Sanierungen, gesetzliche Vorgaben und Eingriffe) subsumieren.


    Schon an der Stelle und in dem Kontext:

    Ich bin unschlüssig, da eine Reduzierung auf 55% Aktien mein Risiko halbieren, aber auch meine Gewinnchancen verringern würde.

    Du solltest bei solchen Überlegungen Dein Vermögen als Ganzes (Rentenversicherung, ggf. Gesetzliche Rente (GRV), Aktien, vermietete Immobilien) anschauen und nicht fokussiert nur auf einzelne Bausteine (Aktien; in dem Fall ETFs auf den MSCI World + FTSE All Word) betrachten.

    Wie handhabt ihr das?

    Meine Empfehlung wäre das im Gesamtpakt zu betrachten (voraussichtlicher Finanz-Bedarf im Alter abzüglich des "risikoarmen" Basis- bzw. Sockeleinkommens wie Rente, private Rentenversicherung usw.). Den Anteil (Asset-Allocation) der etwas "risikoreicheren" (aber auch etwas renditeträchtigeren) Anlageklasse "Immobilien" und der noch etwas "risikoreicheren" (aber auch noch renditeträchtigeren) Anlageklasse "Aktien" würde ich so einstellen, daß bei den vermutlich zu erwartenden Renditen dieser Anlageklassen - bis zum Eintritt in die Rente (das wären bei Dir (54) immerhin noch 13 Jahre (!)) - Dein Finanz-Bedarf im Alter möglichst aus den dann fließenden Erträgen (Mieten + Dividenden) gedeckt ist (iVm anderen "risikoarmen" Zuflüssen wie der Rentenversicherung). Aber auch nicht mehr sprich keine höhere Aktien- und Immobilienquote als nötig zur Erreichung Deines Ziels (auskömmlicher Ruhestand; sei es nun mit Kapitalerhalt oder kontrolliertem (teilweise) Vermögensverzehr)


    Das hier ist übrigens eine probate und gängige Vorgehensweise:

    Auch wenn ich noch weit genug weg bin von der Rente habe ich es vor bei Renteneintritt ein Sicherheitsbaustein von 5 Jahresausgaben zu haben in Form von Tagesgeld, Festgeld und kurzlaufenden deutschen Staatsanleihen.


    Es wird dann Cashflow in Form der gesetzlichen Rentenversicherung, Betriebsrente, privater Rentenversicherung und Zinsen (aus Tagesgeld, Festgeld und Staatsanleihen) eingehen. Sollte der Cashflow nicht ausreichen so greife ich auf das Tagesgeld zurück. Einmal im Jahr wird ein Teil des ETFS verkauft um das Tagesgeldkonto wieder aufzufüllen.


    Benötige ich kein weiteres Geld oder ist mein Sicherheitsbaustein weiterhin groß genug dann wird auch nichts verkauft und der ETF kann weiter für mich Erträge erzielen.


    Steht ein Crash an so habe ich mit dem Sicherheitsbaustein eben genug um diese Zeit auszusitzen bis sich die Aktien wieder erholt haben.

    die aber natürlich auch etwas Rendite kosten wird, da hier ein gewisser Anteil Deines Vermögens "risikoarm" aber dementsprechend auch "renditearm" angelegt bzw. parkend "vorgehalten" wird. Dafür hast Du die Option "eingekauft", daß Du nicht in einem Aktien-Crash auf (ggf. schrumpfende oder ausbleibende) Dividenden angewiesen bist oder sogar in einen Crash hinein Aktien zur Unzeit (zu niedrigen Kursen) verkaufen mußt.


    Ansonsten sollte man in einem solchen Fall wie dem Deinen auch klären, ob eher ein Vermögenserhalt (nominal oder real) angestrebt wird bzw. möglich ist (wegen Schenkung, Erbschaft usw.) - oder ob auch ein kontrollierter Vermögensverzehr (z. B. Verkauf einer oder mehrerer Immobilien) eine akzeptierte Variante sein kann oder ggf. sein muß (sicherheitshalber unter Beibehaltung einer zuvor definierten Vermögensuntergrenze).


    Ansonsten:

    1. Die 100% Aktienquote beibehalten, da ich mit 3% Entnahme sicher bin.
    2. Ein Umlaufsystem schaffen, das 5 Jahre meines künftigen Bedarfs abdeckt, z.B. über Tages- oder Festgeld.
    3. Den Vorschlag von Gerd Kommer umsetzen: 110 minus Lebensalter als Aktienanteil.

    1. Kann man gut machen, da ja noch andere "risikoärmere" Anlagen samt regelmäßigen Zuflüssen vorhanden sind (Rentenversicherung(en), Mieteinnahmen) und Dir offensichtlich 3% Entnahme reichen (da ist eine recht solide Entnahmequote; manche sehen erst 2,5% als wirklich solide an). Voraussetzung für die 100% Aktienquote (was ja nicht 100% auf Dein Gesamtvermögen entspricht !): Deine subjektive Risikotragfähigkeit ((emotionale) Risikotoleranz) ist für diese 100% Aktienquote (als diesem Baustein in Deinem Vermögen) auch später (65 +) noch gegeben (bei manchen ändert sich die subjektive Risikotragfähigkeit, wenn das Humankapital sprich Arbeitskraft im Alter gen Null tendiert oder Null ist)


    Siehe hier zu subjektiven Risikotragfähigkeit

    Ich bin jedoch sicherheitsbewusst und unsicher, wie ich mich bei einem Verlust von 35% fühlen würde.

    Da sollte man möglichst ehrlich mit sich selbst sein (nach meinen Erfahrungen läßt sich das leider nicht vollumfänglich in der Theorie durchspielen - Verluste "live und in Euro" sind oft nochmal eine eigene Sache). Je nachdem, wie hoch Deine Aktienquote bezogen auf Dein Gesamtvermögen ist, wirkt sich ein Verlust im Bereich Aktien aber nicht Eins zu Eins auf Deine Gesamtvermögen aus - sondern nur in (mehr oder weniger - je nach Höhe der Aktienquote) abgeschwächter Form.


    2. Kann man auch gut machen - entspricht der Beschreibung siehe oben von John Bogle


    3. Von solchen Faustformeln (Kommer) halte ich eher nix - da (fast) jeder Fall unterschiedlich ist, so wie auch die Menschen selbst divers sind. Stichwort: Für manche paßt eine Aktienquote von beispielsweise 70% bis ins hohe Alter - für andere ist eine von Null angezeigt und/oder auch völlig O. K. da ausreichend (sprich ein finanziell auskömmlicher Ruhestand kann auch ganz ohne Aktien gesichert sein).



    Dir weiter gute Gedanken und dann ebensolche Entscheidungen !

  • Auch wenn ich noch weit genug weg bin von der Rente, habe ich es vor, bei Renteneintritt ein Sicherheitsbaustein von 5 Jahresausgaben zu haben in Form von Tagesgeld, Festgeld und kurzlaufenden deutschen Staatsanleihen.

    Es ist Dein Geld und somit Deine Sache, was Du damit machst.


    Sinnvoll für jeden ist eine Vermögensbilanz und eine mittelfristige Finanzplanung, die man regelmäßig fortschreibt.


    Mal angenommen, Du möchtest Deinen Lebensstandard im Ruhestand halten, dann siehst Du dafür erstmal gleichviel Geld vor, wie Du Einkommen hattest. Die regelmäßigen (sicheren!) Ruhestandsbezüge decken einen Gutteil dessen ab, fehlt die sog. "Rentenlücke", die Du aus eigenen Mitteln schließen mußt.


    Es ist sicher keine schlechte Idee, 5 Jahresausgaben Rentenlücke in Cash vorzuhalten, 5 komplette Jahresausgaben halte ich für zu hoch gegriffen, da bleibt bei den meisten Leuten nichts mehr für die Chancenbausteine.

    Variante 1 [Aktienquote beibehalten, von 3% Ausschüttung leben] wäre mir persönlich zu unsicher. Woher weißt du dass du mit 3 Prozent immer sicher bist? Was ist wenn ein Crash am Markt ist, der 10 Jahre dauert, bis er sich erholt?

    3% Ausschüttung wäre schon etwas hoch. Wenn man nicht speziell einen Dividenden-ETF wählt (der sich vermutlich schlechter entwickelt als der Markt), dürften etwa 1,8% ein realistischer Ansatz sein. Wenn das aber reicht, warum nicht?


    In einem Crash werden auch die Dividenden zurückgehen, aber vermutlich weniger als die Kurse.

    Variante 3: [Aktienquote 110 - Lebensalter] ich bin kein Fan von diesem Ansatz.


    Wenn mein Sicherheitsbaustein groß genug ist, dann ist es mir egal, ob der Aktienanteil nun bei 60 Prozent oder 70 Prozent ist. Denn der regelmäßige Cashflow und der Sicherheitsbaustein decken meine Ausgaben.


    Wie hoch dein Sicherheitsbaustein und Risikotragfähigkeit ist musst du natürlich selbst entscheiden.

    Sinnvoll für jeden ist eine Vermögensbilanz und eine mittelfristige Finanzplanung, die man regelmäßig fortschreibt. :)

  • Ich bin jedoch sicherheitsbewusst und unsicher, wie ich mich bei einem Verlust von 35% fühlen würde.

    Das ist genau das Problem.

    Du hast noch nie einen solchen 'Verlust' am eigenen Depot gespürt.

    Ich möchte dieses Aspekt aber noch um einen Punkt ergänzen. Es mag sich auch ganz anders anfüllen, wenn das Depot um 35% einbricht, wenn man noch über ein geregeltes Einkommen verfügt und das Depot ohnehin gar nicht benötigt wird. :/

    Ich wäre ganz froh darüber, wenn die Kurse in den nächsten Jahren noch mal kräftig nachgeben würden, könnte ich dann doch für meine Sparraten günstig ETF-Anteile erwerben.  ;)

    Das mag Jemand, der genau dann in die Rente und damit in die Entnahmephase startet ganz anders sehen.


    Ich möchte mir keinesfalls in den ersten Jahren meines Unruhestands Gedanken darüber machen müssen, ob ich jetzt 'Dieses oder Jenes' doch lieber nicht mache, weil die Börse gerade Achterbahn fährt!

    Gerade diese ersten Jahre, wenn es und auch gesundheitlich wahrscheinlich noch mit am Besten geht, möchte ich möglichst (finanziell) sorgenfrei genießen.

    Daher sieht meine Planung so aus, dass ich zu meinem geplanten Unruhestand den über die Renten hinausgehenden Finanzbedarf von min. 5 Jahren in 'sicheren' Anlageformen bereit halten werde.


    Warum diese 5 Jahre?

    Dazu verweise ich auf den Blog von Georg Wieninger: https://www.finanzen-erklaert.de/sequence-of-return-risk/

  • 5 Jahre mal 4 % jährliche Entnahme bedeutet, dass man zu Beginn des Ruhestands ca. 20 % des Vermögens in sicheren Anlageformen haben sollte...das klingt sinnvoll und lässt sich vielleicht auch durch Auszahlung von Lebensversicherungen, die zu Beginn des Ruhestands fällig werden, bewerkstelligen...ohne Teile der Fonds oder ETFs verkaufen zu müssen...

  • 5 Jahre mal 4% jährliche Entnahme bedeutet, dass man zu Beginn des Ruhestands ca. 20% des Vermögens in sicheren Anlageformen haben sollte.

    Jeder bestimmt selbst, was er mit seinem Geld macht. Viele Leute legen ihr Geld ihr ganzes Leben lang nur in "Sicherheitsbausteinen" an.


    Nikolaus Braun schreibt von einem Sicherheitspuffer von 60 Mal monatlicher Rentenlücke. Das dürfte in vielen Fällen weniger sein als 20% des Gesamtportfolios. Bei mir werden das nach dieser Rechnung mal 0% des Gesamtportfolios sein.

  • Ich habe genau 2 Jahre vor Rentenbeginn angefangen den 5 Jahresbedarf in TG und Geldmarkt ETF (etwas später) umzuschichten. Habe ein Allzeithoch genutzt, mittlerweile gab es wieder neue, aber das juckt mich nicht mehr. Jeder Mensch hat ein anderes Empfinden zu seinen Anlagen, dadurch ist es schwer einen Rat zu geben, auch die Fachbücher sehen das halt aus der Sicht des Autoren. Mir wäre mit 54 zu Zeitig gewesen, die 7 Jahre eher raus hätten mich enorm Rendite gekostet, womit wir aber wieder beim Empfinden wären.

  • 5 Jahre mal 4 % jährliche Entnahme bedeutet, dass man zu Beginn des Ruhestands ca. 20 % des Vermögens in sicheren Anlageformen haben sollte...das klingt sinnvoll und lässt sich vielleicht auch durch Auszahlung von Lebensversicherungen, die zu Beginn des Ruhestands fällig werden, bewerkstelligen...ohne Teile der Fonds oder ETFs verkaufen zu müssen...

    Bei mir läuft es wohl über meine alte Kapitallebensversicherung und meine (stillgelegte) bAV.

    Für ETF-Langzeitsparer mag es dann später einfach reichen die letzten 5 Jahre vor der Entnahmephase nur noch in Tagesgeld statt in den ETF zu investieren um sich einen Puffer aufzubauen.

    Nikolaus Braun schreibt von einem Sicherheitspuffer von 60 Mal monatlicher Rentenlücke. Das dürfte in vielen Fällen weniger sein als 20% des Gesamtportfolios. Bei mir werden das nach dieser Rechnung mal 0% des Gesamtportfolios sein.

    Ja, so sehe ich das ja im Prinzip auch.

    Und natürlich können die 60 Monate auch genau 20% des Gesamtportfolios ausmachen. Es kommt halt immer auf die konkreten Zahlen an und die sind und bleiben nun einmal höchst individuell.

    Dazu kommen mit Inflation, Renten- oder Pensionserhöhungen und natürlich dem Depotwert zu Start der Entnahmephase noch diverse Unbekannte ins Spiel. :/


    Einfaches Beispiel: Man verdient aktuell 4.000 Netto im Monat und investiere davon 1000€ im Monat ins Depot und hat noch 15 Jahre Sparzeit vor sich, bis man in den Ruhestand geht.

    1. Frage: Soll man jetzt darauf planen insgesamt 4.000€ im Monat zur Verfügung zu haben, oder reicht es auf 3.000 zu planen? Schließlich fällt die Sparrate ja weg.:/

    2. Annahme: Die Rente/Pension/bAV deckt 60% der 4.000€ ab (2.400€ netto)


    Dann kann das Ziel entweder lauten, man braucht 600€/Monat aus dem Depot oder 1.600€. Je nachdem, was man sich als Ziel gesetzt hat.


    Das wären dann allein für den 5-Jahres-Puffer zwischen 36.000€ und 96.000€. :/

    Beim notwendigen Depotwert bei einer Entnahme von 600-1.600€ pro Monat bewegen wir uns dann locker zwischen 200.000€ - 520.000€ (4%-Regel + Puffer für Steuern).

    Und natürlich lässt sich beim Cashpuffer auch sagen: Ich sichere mir die ersten 5 Jahre nur die 600€ Minimalziel im Monat ab um mindestens auf meine 3.000€ im Monat zu kommen.

    Genau so, kann man auch sagen, ich entnehme aus meinen 500.000€ Depot 'nur' 1.000 Monat (2,6% mit Steuern), liege damit deutlich unter der 4% Regel und spare mir den Puffer ganz ein.

    Das wäre dann ein 'Zielkorridor' in dem man sich m.E. bewegt. :/

    Und die Parameter können sich ja auch in den 15 Jahren ändern. Evtl. denkt man dann mit steigendem Depotwert einige Jahre früher an einen Ausstieg oder eine Reduktion der Erwerbstätigkeit. :/


    PS: Die Inflation und die Renditen der nächsten 15 Jahre kennen wir dann auch noch nicht. Also weiterhin ein fröhliches Stochern im Nebel. ;)

    Und ganz glücklich ganz sich natürlich der Depotbesitzer schätzen, der die Entnahme aus dem Depot gar nicht braucht. Nur muss man sich dann überhaupt mit einer Entnahmestrategie oder Sicherheitsbausteinen beschäftigen? :/

    Nur sollte sich dieser 'Glückliche' sich dann die Frage stellen, wozu man überhaupt Geld angelegt hat, wenn man es nicht irgendwann mal nutzen möchte. :/

    Denn eines steht zweifelsfrei fest: Das Leben endet irgendwann. Und außer den Erben hat dann niemand etwas von dem Vermögen.