Anleihen ETF halten oder verkaufen

  • Hallo zusammen,


    ich brauche bitte einen Ratschlag. Und zwar habe ich ein "altes" Weltsparen Robo Advisor 50/50 Depot mit Einlage 205.000 €/Kurswert aktuell ca. 216.000 €. Durch Veränderungen bei Weltsparen besteht die Option, in die sog. Vermögensverwaltung zu wechseln und dabei den 50%-Anleihenanteil separat zu verkaufen und ggf. neu zu investieren. Der Anleiheanteil steht leider im Minus. Einstandskurs über alle Anteile der Anleihe (ca. 1.000 Stück) 106 €, Kurswert aktuell knapp 98 € (WKN A0NE59).


    Ich benötige von den 205.000 € etwa 100.000 € in ca. einem Jahr, um ein Bauvorhaben zu finanzieren. D.h. in einem, spätestens 1 1/2 Jahren muss ich an die 100.000 € ran. Es geht also nicht nur um die Frage, umschichten ja/nein. Wie kann ich in der überschaubaren Restzeit, das Beste rausholen?


    a) Alles so lassen wie es ist und abwarten, ob durch die absehbaren Zinsenkungen der Kurs der Anleihen steigt.

    b) Anleiheteil jetzt verkaufen und in Tagesgeld oder Festgeld für um die 3,7% anlegen

    c) Anleiheteil jetzt verkaufen und reinvestieren in zB SP500 ETF

    d) ???


    Mein Überlegung war: Depot bis nach den US-Wahlen halten und hoffentlich mehr Gewinn mitnehmen, dann Anleiheanteil abstoßen und im sicheren Tagesgeld/Festgeld "zwischenlagern".


    Gruß

    Claudia

  • [Ich habe] ein "altes" Weltsparen Robo Advisor 50/50 Depot mit Einlage 205.000 €/Kurswert aktuell ca. 216.000 €. Durch Veränderungen bei Weltsparen besteht die Option, in die sog. Vermögensverwaltung zu wechseln und dabei den 50%-Anleihenanteil separat zu verkaufen und ggf. neu zu investieren. Der Anleiheanteil steht leider im Minus. Einstandskurs über alle Anteile der Anleihe (ca. 1.000 Stück) 106 €, Kurswert aktuell knapp 98 € (WKN A0NE59).

    Die genannte WKN ist keine Anleihe, sondern ein Rentenfonds.

    Ich benötige von den 205.000 € etwa 100.000 € in ca. einem Jahr, um ein Bauvorhaben zu finanzieren. D.h. in einem, spätestens 1 1/2 Jahren muss ich an die 100.000 € ran. Es geht also nicht nur um die Frage, umschichten ja/nein. Wie kann ich in der überschaubaren Restzeit das Beste rausholen?

    Tja :)

    a) Alles so lassen wie es ist und abwarten, ob durch die absehbaren Zinsenkungen der Kurs der Anleihen steigt.

    b) Anleiheteil jetzt verkaufen und in Tagesgeld oder Festgeld für um die 3,7% anlegen

    c) Anleheteil jetzt verkaufen und reinvestieren in zB SP500 ETF


    Mein Überlegung war: Depot bis nach den US-Wahlen halten und hoffentlich mehr Gewinn mitnehmen, dann Anleiheanteil abstoßen und im sicheren Tagesgeld/Festgeld "zwischenlagern".

    Die Hoffnung stirbt zuletzt.


    Ich halte von diesen Robos nichts. Sie versprechen einem die Entscheidung abzunehmen, und dann kam das Frühjahr 2022, in dem sich ausnahmsweise mal Aktien und Renten nicht gegenläufig bewegten, sondern gleichläufig. Aktien sind abgestürzt, die Robos haben Aktien in Renten getauscht - und dann sind die Renten auch abgestürzt.


    Ich würde vermutlich mein Depot in die eigenen Hände nehmen und den Robo zum Teufel jagen.


    Du hoffst auf Erholung und möchtest den Rentenfonds zumindest so lange halten, bis er seinen Einstandspreis wieder erreicht. Erreicht er denn je noch einmal? Ich halte diese verbreitete Überlegung für falsch. Wenn Du sicher sein willst, daß Du in 1 1/2 Jahre paßgenau 100.000 € zur Verfügung hast, scheint es sinnvoll, den Rentenfonds gegen eine Anlage zu tauschen, die dann fällig wird. Tagesgeld (ohne Fälligkeit) wäre auch noch ok.


    Immerhin: Den Verlust aus dem Rentenfonds kannst Du gegen Zinsen etc. aufrechnen, so kommt im Lauf der Zeit wenigstens ein Teil davon wieder.


    Auf die US-Wahlen spekulieren würde ich nicht.

  • Moin Headset ,


    Willkommen im Forum.


    Zu d) Alle Anteile auf ein eigenes Depot übertragen und sich ein bisschen schlauer lesen und dann die Anlage selber machen. Du bezahlst sicher jährlich über 600€ ( 0,33%) an Verwaltungsgebühren, die kannst du dir Sparen und Finanzen selber machen.

    Wenn du dein eigens Depot mit den Anteilen hast legst den Teil sicher an den du zum bauen brauchst. Mit Geldmarkt-ETF , Tagesgeld, Anleihen oder kurzfristigem Festgeld ist dann eigentlich egal, Hauptsache du kommst rann wenn du es brauchst. Den Rest lässt du In AktienETFs bzw. Kurzfristigen Geldanlagen so wie es sich für dich gut anfühlt und du mit deinen Finanzentscheidungen gut schlafen kannst.

    Viel Erfolg.

  • Ich glaube die Kursverluste von Anleihen werden oft falsch interpretiert.


    Eine einzelne Anleihe kann man wie Festgeld betrachten. Du weißt wie lange es läuft und wie hoch der Zins ist.


    Wenn dein Festgeld noch 5 Jahre läuft und die Zinsen steigen, ärgerst du dich. Schließlich würdest du jetzt gerne in ein Festgeld mit höherem Zins wechseln, was aber nicht geht.


    Wenn du nun das Angebot bekommst, aus dem schlechten Festgeld rauszukommen, wenn du im Gegenzug eine Entschädigung in der Höhe zahlen müsstest, die du im besseren Festgeld gewinnst, würdest du es machen?

    Letztlich ist es egal, es kommt aufs selbe raus am Ende.


    Das ist nun aber quasi mit deinen Anleihen passiert. Der Anleihekurs wurde um die "Entschädigung" verringert. Dafür bist du nun aber im "Festgeld" mit dem höheren Zins.


    Nun haben Anleihefonds nur die blöde Eigenschaft, niemals abzulaufen, sondern ihre Dauer immer wieder zu erneuern.

    Das macht den Ausstieg etwas unberechenbar. Denn direkt nach einem starken Zinsanstieg will man nicht aussteigen. Schließlich hat man gerade erst die "Entschädigung" bezahlt, dafür aber aktuell auch einen besseren Zins, der einem nur nix bringt, wenn man jetzt raus will.


    Was heißt das nun für dich: Wenn du keine weiteren Zinsspekulationen machen will, geh in einen Festzins mit passendem Ablauf oder in den Geldmarkt.

    Die "Entschädigung" hast du eh gezahlt. Dein Geld ist frei um zum aktuellen Zinssatz angelegt zu werden (bzw ist es das gerade schon, nur mit einer langen Laufzeit).


    Edit: Klar, wenn der Zins nun unerwartet stark sinkt, läuft das Spiel auch andersrum. Dann kriegst du einen Bonus, wenn du aus einer langen Laufzeit rausgehst. Aber das ist Spekulation.

  • Du hoffst auf Erholung und möchtest den Rentenfonds zumindest so lange halten, bis er seinen Einstandspreis wieder erreicht. Erreicht er denn je noch einmal? Ich halte diese verbreitete Überlegung für falsch.

    Ähm, ja, die erreicht der Fonds fast schon zwangsläufig wieder! Was ist daran falsch? Die kritische Frage ist nur, ob für den Hausbau rechtzeitig…


    a) Alles so lassen wie es ist und abwarten, ob durch die absehbaren Zinsenkungen der Kurs der Anleihen steigt.

    Das könntest bzw. solltest du machen, wenn du im entsprechenden Zeitraum von fallenden Zinsen ausgehst…


    b) Anleiheteil jetzt verkaufen und in Tagesgeld oder Festgeld für um die 3,7% anlegen

    Das wäre natürlich die sicherste Variante mit jetziger Realisierung der Verluste. Hast du mal die „modified duration“ des Fonds ermittelt? Hab sie auf die schnelle nicht gefunden, das würde auch bei a) sehr helfen…


    c) Anleiheteil jetzt verkaufen und reinvestieren in zB SP500 ETF

    Das scheint mir als Selbstmord aus Angst vor dem Tod! 8o Du hast Angst, dass dein benötigter Anleiheteil zu doll schwankt und schichtest in Aktien um, obwohl du das Geld absehbar auf den Punkt und bald brauchst? Warum?


    d) ???

    Wie wäre eine Kompromisslösung? Z.B. alles in ein normales Depot packen und einen Teil der gute gelaufenen Aktien-ETF in TG/FG/Geldmarktfonds umzuschichten und dem Anleihefonds die Zeit zur absehbaren Erholung zu geben? Oder einen Teil, z.B. die Hälfte des Anleihefonds in Tagesgeld umzuschichten? Dann reduzierst du Risiken/Chancen gleichermaßen…


    Mein Überlegung war: Depot bis nach den US-Wahlen halten und hoffentlich mehr Gewinn mitnehmen, dann Anleiheanteil abstoßen und im sicheren Tagesgeld/Festgeld "zwischenlagern".

    Der Überlegung kann ich nicht folgen: Was versprichst du dir von den Wahlen? Und was scheint dir gerade an den aktuellen US-Wahlen planbar?!

  • a) Alles so lassen wie es ist und abwarten, ob durch die absehbaren Zinsenkungen der Kurs der Anleihen steigt.

    Durch absehbare Zinsenkungen wird der Kurs nicht sonderlich steigen, da die allgemeinen Erwartungen bereits eingepreist sind. Es müssten unerwartete Zinssenkungen sein.

  • Vor dem Hintergrund der Funktionsweise von Anleihen würde ich es nicht unbedingt als "Verluste realisieren" bezeichnen, wenn man in eine passendere Fälligkeit umschichtet.

    Außer dein Spiel lautet "Zinsspekulation".

    Naja, wie viel Zinsspekulation ist denn im Spiel, wenn die Mechanik eines Anleihe-ETFs doppelt wirkt: Durch die Steigerung der Kupons (intern) wie durch Kurssteigerungen durch fallende Zinsen? Beides wird kommen und bei beidem stellt sich die Frage: Wie schnell? Und ja: was bereits eingepreist wurde, sollte man dabei berücksichtigen…

  • Kurssteigerungen der Anleihen über die Rendite hinaus sind Spekulation.

    Nicht mehr als Spekulationen auf den Zins selbst in meinen Augen und: Sie nullen sich doch praktisch aus, gerade bei Anleihe-Fonds mit Laufzeitbändern!


    Für mich ist das vergleichbar mit Wechselkursen, bei denen ist das ganze auch ein Nullsummenspiel auf lange Sicht…

  • Besten Dank an alle, die mitdiskutiert haben. Ich nehme folgendes mit:

    - die anstehenden Zinssenkungen der FED/EZB sind eingepreist und werden daher zumindest nicht kurzfristig den für mich relevanten "Kursschub" für den Anleihe ETF auslösen

    - der Ausgang der US-Wahlen ist für euch kein relevantes Datum


    Hinsichtlich der US-Wahlen war meine Überlegung, dass das Wahlergebnis - wie auch immer es ausfallen mag - zumindest Stabilität bringt, die vom Aktienmarkt honoriert wird.


    Was werde ich jetzt tun: Ich werde mir bis Jahresende Zeit geben und die weiteren Entwicklungen abwarten. Dann kann ich sehen, inwieweit die Zinssenkungen (deren Vollzug ich unterstelle) wirken. Danach werde ich den Vorschlag von FinaztipUser aufgreifen und nicht das, was derzeit schlecht läuft, umschichten/abstoßen, sondern das, was gut läuft.

    Wie wäre eine Kompromisslösung? Z.B. alles in ein normales Depot packen und einen Teil der gute gelaufenen Aktien-ETF in TG/FG/Geldmarktfonds umzuschichten und dem Anleihefonds die Zeit zur absehbaren Erholung zu geben? Oder einen Teil, z.B. die Hälfte des Anleihefonds in Tagesgeld umzuschichten? Dann reduzierst du Risiken/Chancen gleichermaßen…