Wochenarbeitszeit reduzieren? - auch aus wirtschaftlichen Gründen?

  • Gibt es irgendwo Hinweise, Ratgeber, Berechnungen, etc zu Überlegungen, die Wochenarbeitszeit zu reduzieren?

    Auch im Hinblick auf Finanzen, Rente, Rechtsansprüche?

    Da demnächst die Beitragbemessungsgrenzen ordentlich angehoben werden und vermutlich auch die Beitragssätze für Krankenversicherung und Pflegeversicherung erhöht werden, würde ich gerne mal durchspielen und durchrechnen, ob eine Verringerung der wöchentlichen Arbeitszeit für mich mehr auf der Haben-Seite bringt (einschliesslich subjektiver "feel good"- und Anti-Stress Faktoren), als es mich kostet.


    Beschäftigen auch andere Foristen hier mit ähnlichen Gedanken?

  • Kann das nicht "jeder" Brutto/Netto-Rechner im Internet?


    Man gibt das geringere Brutto ein (z.B. -20%) und schaut wieviel Netto rauskommt. Diese können halt nur den aktuellen Prozentsatz berücksichtigen. Ansonsten muss man sich sowas für eine grobe Überschlagung in Excel nachbauen.


    Ich würde hier allerdings das Jahresbrutto nehmen und keine Monatsbeträge, weil sonst das Ergebniss ggf. durch Jahressonderzahlungen etc. verfälscht wird.

  • Wenn Du nicht gerade oberhalb der BBGn verdienst, dann kann Dir deren Anhebung relativ egal sein.

    Ob die BBG bei 90K oder bei 150K liegt, ändert für den Arbeitnehmer mit 36K rein gar nichts.


    Ansonsten teilst Du die Differenz zwischen Deinem aktuellen Brutto und dem geplanten Teilzeitbrutto durch das vorläufige Durchschnittsentgelt des aktuellen Jahres und Du kannst die Entgeltpunkte errechnen, die Du durch Teilzeit weniger erwirtschaftest.

    Das kannst Du dann für die verbleibenen Jahre hochrechnen.

  • Hallo KaffeeOderTee,


    ob bei einer geringfügigen Reduzierung der Arbeitszeit (hier 20%) mehr "feel good" herauskommt, hängt ganz entscheidend vom Job ab. Bei nur nach Stunden bemessener Leistung (z.B. Schichtarbeiter, Lehrer) kann man davon ausgehen, dass weniger Geld auch weniger Stress mit sich bringt. Es gibt aber genügend Jobs, wo dann die gleiche Arbeit in geringerer Zeit und für weniger Geld geleistet werden muss; Arbeitsverdichtung. Sollte man sich genau überlegen.


    Gruß Pumphut

  • Meine Partnerin arbeitet seit 2019 in 4-Tage Woche.

    Ich möchte reduzieren wenn meine Partnerin in Rente geht (2030). Ich plane aber keine Reduzierung der Wochenarbeitszeit an, sondern strebe eher ein Modell eines 'Sabbatt-Monats' an. Ziel soll es dann sein quasi nur noch 9-10 Monate pro Jahr zu arbeiten und dafür dann mehr Zeit für gemeinsame Reisen zu haben.

    Im Augenblick geht das zwar lt. unserer Personalabteilung noch nicht, aber ich bin recht zuversichtlich, dass sich die Flexibilität bis dahin erhöht.

    In den nächsten Jahren verlieren wir rund 60% unserer Abteilung und im Gesamtunternehmen sieht es auch nicht so viel besser aus. Das wird dann zu einer besseren Verhandlungsposition und mehr Flexibilität führen.

  • Gibt es irgendwo Hinweise, Ratgeber, Berechnungen, etc zu Überlegungen, die Wochenarbeitszeit zu reduzieren?

    Auch im Hinblick auf Finanzen, Rente, Rechtsansprüche?


    Da demnächst die Beitragbemessungsgrenzen ordentlich angehoben werden und vermutlich auch die Beitragssätze für Krankenversicherung und Pflegeversicherung erhöht werden, würde ich gerne mal durchspielen und durchrechnen, ob eine Verringerung der wöchentlichen Arbeitszeit für mich mehr auf der Haben-Seite bringt (einschliesslich subjektiver "feel good"- und Anti-Stress Faktoren), als es mich kostet.

    Wirtschaftlich ist die Sache klar: Solange der kumulierte Abgabensatz nicht 100% erreicht (wie es in Schweden mal war, Astrid Lindgren hat eine Satire dazu geschrieben), bringt mehr Arbeit mehr Geld*.


    *Bei fairer Bezahlung. Unbezahlte Überstunden bringen natürlich nicht mehr Geld.


    Rein monetär kostet eine Arbeitszeitreduzierung um 20% (ein Tag frei!) etwa 15% Gehalt (weil die Progression dann rückwärts läuft) und auch entsprechend Rentenansprüche. Wenn Du es Dir wirtschaftlich leisten kannst, mach es. Gegenüber dem von vielen vertretenen Ziel, früher (ggf. viele Jahre früher) in den Ruhestand zu gehen, ist eine Arbeitszeitreduzierung bereits in jungen Jahren sicher die bessere Option. Wenn Du mit 55 zuviel Geld gespart hast, kannst Du ja immer noch die Rente vorziehen.


    Laß Dich nicht auf irgendwie halbe Tage ein, das funktioniert nicht. Sei den ganzen Tag weg oder komm später. Ein früherer Feierabend funktioniert nicht: "Kannst Du nicht eben noch mal ...? Huch! Eigentlich hast Du ja schon Feierabend. Nicht vielleicht doch ausnahmsweise?" Solltest Du noch Karrierepläne haben, kannst Du die als Teilzeitler natürlich begraben. Ich habe die Erfahrung gemacht, daß ein Tag weniger ganz gut funktioniert, da gehört man noch zum Team. Mehr Abwesenheit war bei mir für die Kollegen schlecht zu koordinieren, da war ich dann nur noch Gast am Arbeitsplatz.


    Das wird man aber je nach Beruf und Tätigkeit individuell beurteilen müssen. Auch spielt eine Rolle, ob man der einzige Teilzeitler ist oder viele teilzeitig arbeiten.


    Vom Gefühl her ist der freie Freitag unbezahlbar. Die Arbeitswochen sind alle kurz, ein "Thank god, it's Friday!" stellt sich bereits am Donnerstag ein, das Wochenende fühlt sich erheblich länger an, und Montags freue ich mich auf die Arbeit.

  • Vom Gefühl her ist der freie Freitag unbezahlbar. Die Arbeitswochen sind alle kurz, ein "Thank god, it's Friday!" stellt sich bereits am Donnerstag ein, das Wochenende fühlt sich erheblich länger an, und Montags freue ich mich auf die Arbeit.

    Ich hab Mittwochs gewollt "frei" und deswegen Dienstagnachmittags "kleines Wochenende" und Freitagnachmittags "großes Wochenende". Gefällt mir sehr gut da die Arbeitswoche dann nicht so lang ist und passt auch ganz gut in unsere Arbeitsabläufe.

  • Für meine Mitbewohnerin haben wir das auch gerade durchgerechnet.

    18 % weniger Arbeitszeit (wäre dann der Freitag) bedeuten "nur" 13 % weniger netto.

    Liegt an der besonderen Konstellation, dass der KV- und Pflegezuschuss vom Arbeitgeber gleich bleibt, da immer noch oberhalb KV-Pflichtgrenze.

    Klingt also rein zeittechnisch / wirtschaftlich erst einmal ganz gut.

    Aber die Anmerkungen von Pumphut sind auch relevant. Erhöht sich in der verbleibenden Arbeitszeit der Stress? Oder nimmt man die Jobprobleme dann auch übers längere Wochenende mit nach Hause? Ist -glaube ich- typ-bedingt. Einige können gut am langen Wochenende abschalten, andere brauchen ein oder zwei Wochen.

    Mit zunehmendem Alter auf der Zielgeraden "Rente" kann man auch einiges entspannter sehen.

  • Für meine Mitbewohnerin haben wir das auch gerade durchgerechnet.

    18 % weniger Arbeitszeit (wäre dann der Freitag) bedeuten "nur" 13 % weniger netto.

    Liegt an der besonderen Konstellation, dass der KV- und Pflegezuschuss vom Arbeitgeber gleich bleibt, da immer noch oberhalb KV-Pflichtgrenze.

    Die Steuer ist das entscheidende Moment.


    Die Krankenversicherung spielt dabei keine Rolle. Wenn man sie mit einbezieht, verschlechtert sie rechnerisch sogar das Ergebnis, da quasi Fixbetrag.


    Ich halte es für sinnvoll, das Einkommen netto-netto zu rechnen, d.h. nach Abzug der Sozialversicherung.

    Erhöht sich in der verbleibenden Arbeitszeit der Stress? Oder nimmt man die Jobprobleme dann auch übers längere Wochenende mit nach Hause? Ist -glaube ich- typ-bedingt.

    Das kann Dir keiner sagen. Wenn mit einem Arbeitsplatz ein bestimmtes individuelles Pensum verbunden ist, mag eine Teilzeit zum Problem werden. Mancher Arbeitgeber meint, der Angestellte müßte in 4 Tagen Arbeit (und 4 Tagen Lohn) so viel schaffen, wie er vorher in 5 Tagen Arbeit für 5 Tage Lohn geschafft hat. Ob das bei eigenen Arbeitsplatz ein Problem werden könnte, muß jeder individuell erkennen.

  • […]


    Beschäftigen auch andere Foristen hier mit ähnlichen Gedanken?

    2019 habe ich - nachdem ich mich vorher bei Finanztip schlau gelesen habe (siehe unten) - nach mehr als 20 Jahren Betriebszugehörigkeit Teilzeit beantragt (30 Std./Woche).


    Motivation für mich dahinter war meine angeschlagene Gesundheit und Schichtdienst, aus dem der AG mich nicht entlassen wollte. (Teilzeit ginge in meinem Bereich nicht wurde mir erklärt 🤷🏼‍♂️) Nachdem es mir besser ging und ich Gefallen an der 30-Stunden-Woche gefunden hatte, aber immer noch die Frühschicht machen musste, habe ich dann 2022 letztlich gekündigt, weil man sich Gesundheit nicht kaufen kann.


    Ich fand das einen - zumindest für mich - gelungen Übergang in die Altersrente und kann das sehr empfehlen. 😉


    Mit dem Recht auf Teilzeit die Arbeitszeit reduzieren
    Als Arbeitnehmer hast Du einen gesetzlichen Anspruch auf Teilzeit. Dafür musst Du einen Antrag auf Teilzeit stellen.
    www.finanztip.de

  • 2019 habe ich - nachdem ich mich vorher bei Finanztip schlau gelesen habe (siehe unten) - nach mehr als 20 Jahren Betriebszugehörigkeit Teilzeit beantragt (30 Std./Woche). [...]


    Ich fand das einen - zumindest für mich - gelungen Übergang in die Altersrente und kann das sehr empfehlen.

    Seit Jahren gibt es das Instrument der sog. "Altersteilzeit". Man kann sie als Teilzeit gestalten, aber praktisch niemand tut das. Praktisch alle nutzen das "Blockmodell", die der Sache in meinen Augen den Reiz des gleitenden Übergangs in den Ruhestand nimmt.


    In vielen Betrieben herrscht noch das Unprinzip der ständigen Anwesenheit/Verfügbarkeit: Man kann in der üblichen Arbeitszeit jeden Mitarbeiter spontan erreichen. Viele Chefs legen darauf gesteigerten Wert.


    Ich halte es für menschlich, die Arbeitslast/Arbeitszeit in älteren Jahren zu verringern. Ich würde sogar mit reduzierter Stundenzahl über das Rentenalter hinaus noch ein Weilchen arbeiten, so wie es viele Freiberufler tun. Das ist in den Köpfen der Personalverantwortlichen (und auch der Bundesregierung) aber noch nicht angekommen. Es fehlt vielerorts der Wille und die regulatorischen Vorgaben sind noch nicht entsprechend.

  • Achim Weiss

    Ich stimme zu 100% zu.


    Die Arbeitgeber, die in Deutschland laut über fehlende Fachkräfte jammern, sind auf der anderen Seite in aller Regel immer noch nicht bereit, Arbeitnehmer 40+ einzustellen. Für die sind Fachkräfte oftmals (studierte) Mindestlohnempfänger zwischen 23 und 29 Jahren mit 30 Jahren Berufserfahrung und 18 Werktagen Urlaubsanspruch im Jahr... 🤷🏼‍♂️🤔

  • Wenn mit einem Arbeitsplatz ein bestimmtes individuelles Pensum verbunden ist, mag eine Teilzeit zum Problem werden. Mancher Arbeitgeber meint, der Angestellte müßte in 4 Tagen Arbeit (und 4 Tagen Lohn) so viel schaffen, wie er vorher in 5 Tagen Arbeit für 5 Tage Lohn geschafft hat. Ob das bei eigenen Arbeitsplatz ein Problem werden könnte, muß jeder individuell erkennen.

    Leider ist das nach meiner Erfahrung und dem was ich im Freundeskreis so mitbekomme größtenteils die Realität. Sollten die Aufgaben gleich bleiben, lass die Finger davon - der Gewinner ist dein Arbeitgeber (20 % weniger Gehalt für 100 % Arbeit).

    Bekommst du allerdings neue/andere/weniger Aufgaben (Jobwechsel) wäre es sicherlich eine Überlegung wert ...

  • Seit Jahren gibt es das Instrument der sog. "Altersteilzeit". Man kann sie als Teilzeit gestalten, aber praktisch niemand tut das. Praktisch alle nutzen das "Blockmodell", die der Sache in meinen Augen den Reiz des gleitenden Übergangs in den Ruhestand nimmt.

    Mein befreundeter Kollege wollte die ATZ mit 4 statt 5 Tagen pro Woche machen - das hat er genau 3 Monate durchgehalten.

    Es hat nämlich keinen interessiert, dass er freitags "frei" hatte. Alleine die Mailflut am Montag abzuarbeiten (die freitags aufgelaufen war) kostete ihn Stunden!

    Nach den 3 Monaten hat er sich mit seinem Chef zusammengesetzt und ausgemacht, dass er jetzt doch wieder 5 Tage/Woche arbeitet und die "Überstunden" ganz zum Schluss als Block abfeiert und früher aufhört aktiv zu arbeiten ...

  • Habe nur Beitrag Nr. 1 gelesen


    Vorab: Bin zum einen nur Finanz-Laie und zum anderen ist mir der Gedanke etwas fremd, weil ich meine Arbeit bzw. meine berufliche Tätigkeiten stets und jedenfalls ganz überwiegend (sehr) gerne ausgeübt hatte.


    Gibt es irgendwo Hinweise, Ratgeber, Berechnungen, etc zu Überlegungen, die Wochenarbeitszeit zu reduzieren?

    Auch im Hinblick auf Finanzen, Rente, Rechtsansprüche?

    So etwas könnte man vermutlich immer aus einer (eher rein "egoistischen") Mikrosicht und zum anderen aus einer (übergeordneten eher "altruistischen") Makrosicht betrachten. Also vom Tenor her und etwas vereinfacht "Was bedeutet das für mich und mein Leben, meine Freizeit, meine Finanzen, meine Rente/Altersvorsorge" usw. und "Was bedeutet das für ein Land, das BIP, das Wirtschaftswachstum, die Steuereinnahmen, die umlagefinanzierte Rente, die anderen Sozialsysteme" usw.


    Eventuell könnte man auch mal als Denkmodell durchspielen, was es bedeuten würde, wenn alle Menschen so abwägen und rechnen und sich dann entsprechend verhalten würden ... (in Richtung kategorischer Kant`scher Imperativ vielleicht (?) - habe leider keinerlei Kenntnisse der Philosophie).


    Habe ich mich manchmal bei Protagonisten gefragt, die in Richtung Frugalismus und FIRE-Bewegung (Financial Independence - Retire Early) unterwegs waren. Was wären die gesamtwirtschaftlichen und sozialen Folgen, wenn das alle so praktizieren würden mit einer äußerst frugalen sprich sparsamen Lebensweise.


    Die reine in einem Land geleistete durchschnittliche Arbeitszeit (in Stunden) allein sagt nicht viel aus. In diversen eher unproduktiven Ländern sind nach meiner Erinnerung diese Arbeitszeiten recht hoch. Vor dem Hintergrund, daß hierzulande ohnehin relativ wenig gearbeitet wird, erscheint mir der Ansatz zumindest leicht fraglich bis bedenklich. Auch in produktiven und daher wirtschaftlich erfolgreichen Ländern sind nach meiner Erinnerung die geleisteten Arbeitsstunden im Vergleich zu Deutschland viel höher (Singapur, Hongkong, USA, Japan, Schweiz usw.). Meines Wissens rangiert Deutschland die Arbeitsstunden betreffend ziemlich im hinteren Bereich.


    Erinnere mich an eine Talk-Sendung (könnte im ZDF gewesen sein; Markus Lanz), wo eine Protagonisten der Grünen Jugend (Frau Stolla glaube ich) eine Vier-Tage-Woche mit 32 Stunden bei vollem Lohnausgleich vorgeschlagen hatte bei parallel auch noch einer Verdopplung des Bürgergeldes samt noch deutlich höheren Steuern. Wäre ein spannendes Experiment in Sachen Standortpolitik, Wettbewerbsfähigkeit, Sozialstaat und dessen Finanzierung, Staatsverschuldung etc. pp. ... Verlauf und Ausgang des Experiments sollte man aber vielleicht besser statt auf dem "Spielfeld" auf der "Tribüne" beiwohnen ...


    Beschäftigen auch andere Foristen hier mit ähnlichen Gedanken?

    Eher nicht. Präziser eher mit dem Gegenteil.


    Wie könnte man Rahmenbedingungen schaffen bzw. strukturell verändern, die Anreize zu mehr Arbeit (und auch zu mehr Investitionen, zu mehr Arbeitsplätzen, zu mehr Wirtschaftswachstum usw.) setzen.


    Und natürlich auch: Wie könnte man Rahmenbedingungen schaffen bzw. strukturell verändern, die mehr Anreize für qualifizierte Zuwanderung (von besonders Leistungsfähigen und/oder Leistungswilligen) bieten, um nach Deutschland zu kommen. Bislang zieht es diese nämlich bevorzugt in andere Länder und Regionen (wie in die USA, Kanada, Australien, Neuseeland, Südostasien usw. bzw. innerhalb Europas bevorzugt in die Schweiz). Gleiches gilt Anreize für Kapital (auch und insbesondere internationales) betreffend.


    Unter den bedeutsamsten 20 Industrienationen rangiert Deutschland auf einem präziser wohl dem letzten Platz ("rote Laterne") in Sachen Wirtschaftswachstum. Auch das von Herrn Scholz angekündigte "grüne Wirtschaftswunder" (mit Wirtschaftswachstumsraten wie zu Zeiten des Wirtschaftswunders unter Ludwig Erhard) vermag ich nicht zu erkennen. Perspektivisch jedenfalls pflegt eine solche Entwicklung in Richtung weniger Staatseinnahmen, höhere Sozialausgaben, eher leere Kassen, mehr Arbeitslose usw. hinauszulaufen.


    Vor dem Hintergrund anstehender Aufgaben bzw. Ausgaben keine unbedingt erfreuliche Aussicht (Migration, Klimaschutz, Demographie, Digitalisierung, Infrastruktur, Verteidigungsfähigkeit, finanzielle Unterstützung der Ukraine etc. pp.)


    Für Unternehmen gilt nicht selten das Gleiche wie für Staaten: Manchmal muß alles erst noch schlechter werden - bis es wieder besser werden kann sprich zum Wendepunkt kommt. Erinnert langsam aber sicher an die bleierne Zeit vor der Agenda von Gerhard Schröder in der er dann schließlich eine Wende ankündigte (Agenda-Rede; könnte im Frühjahr 2003 gewesen sein).



    Dir nichtsdestotrotz gute Überlegungen und ggf. entsprechende gute persönliche Entscheidungen !

  • Vielen Dank schon einmal für die zahlreichen und hilfreichen Rückmeldungen!

    Da sind sehr interessanten Aspekte und Facetten dabei.


    Eine erste Folgefrage habe ich hierzu:

    Kann das nicht "jeder" Brutto/Netto-Rechner im Internet?


    Man gibt das geringere Brutto ein (z.B. -20%) und schaut wieviel Netto rauskommt. Diese können halt nur den aktuellen Prozentsatz berücksichtigen. Ansonsten muss man sich sowas für eine grobe Überschlagung in Excel nachbauen.


    Ich würde hier allerdings das Jahresbrutto nehmen und keine Monatsbeträge, weil sonst das Ergebniss ggf. durch Jahressonderzahlungen etc. verfälscht wird.


    Gibt's dafür eine Seite, wo man sicher sein kann, das man nicht ge-tracked und zweifelhaft ausgewertet wird? Vielleicht eine Internetseite vom Staat, der Bundesregierung oder einer entsprechenden Behörde?

    Sonst bekomme ich wieder Einladungen, um diversen Golfclubs beizutreten, Prospekte von Yachten und Abonnementen-Werbung für Kaviar (ich kann das Zeug nicht mehr sehen)

    ;)

  • Bei nur nach Stunden bemessener Leistung (z.B. Schichtarbeiter, Lehrer) kann man davon ausgehen, dass weniger Geld auch weniger Stress mit sich bringt.

    Gerade bei Lehrern würde ich den Schluss nicht ziehen. Zum einen haben Lehrer regelmäßig Konferenzen, die sind unabhängig davon, ob man eine volle oder halbe Stelle hat. Und bei Lehrern kommt dazu, dass ein reduzierter Stundenplan nicht unbedingt mehr freie Tage bedeutet. Teilweise fährt man da für eine Doppelstunde in die Schule. Nicht zu vergessen ist auch der finanzielle Aspekt, wenn man als Beamter trotzdem die volle PKV zahlt.


    Grundsätzlich würde ich empfehlen, bei einer Reduktion ganze Tage freizunehmen (z.B. Freitag oder Montag) oder gleich das Urlaubsbudget zu erhöhen. Jeden Tag eine Stunde früher Feierabend fände ich persönlich nicht viel erholender. Und halbe Tage frei sind das schlimmste, wenn man im Team arbeitet, da man in der Zeit dann alles mit Meetings vollgeknallt hat und in der abwesenden Zeit das Team natürlich auch weiterarbeitet. So jedenfalls meine Erfahrung aus der Teilzeit-Elternzeit, da hatte ich immer das Gefühl, zu nichts zu kommen und dem restlichen Team hinterherzuhetzen.


    Gibt's dafür eine Seite, wo man sicher sein kann, das man nicht ge-tracked und zweifelhaft ausgewertet wird? Vielleicht eine Internetseite vom Staat, der Bundesregierung oder einer entsprechenden Behörde?

    Sonst bekomme ich wieder Einladungen, um diversen Golfclubs beizutreten, Prospekte von Yachten und Abonnementen-Werbung für Kaviar (ich kann das Zeug nicht mehr sehen)

    Kann eine Yacht nur empfehlen. Schöner kann man sein Geld kaum anlegen (Pun intended)

    Ansonsten glaube ich, dass du dir hier zu viele Sorgen machst. Einfach privater Modus und fertig.

  • Wenn mit einem Arbeitsplatz ein bestimmtes individuelles Pensum verbunden ist, mag eine Teilzeit zum Problem werden. Mancher Arbeitgeber meint, der Angestellte müßte in 4 Tagen Arbeit (und 4 Tagen Lohn) so viel schaffen, wie er vorher in 5 Tagen Arbeit für 5 Tage Lohn geschafft hat. Ob das bei eigenen Arbeitsplatz ein Problem werden könnte, muß jeder individuell erkennen.

    Leider ist das nach meiner Erfahrung und dem, was ich im Freundeskreis so mitbekomme, größtenteils die Realität.

    Das mag in Deinem Freundeskreis die Realität sein. Ob das allgemein so ist, dürftest Du nicht überblicken. Bei mir war das keine Realitität, das wäre vom beruflichen Umfeld auch nicht gegangen.

    Mein befreundeter Kollege wollte die ATZ mit 4 statt 5 Tagen pro Woche machen - das hat er genau 3 Monate durchgehalten.


    Es hat nämlich keinen interessiert, dass er freitags frei hatte. Alleine die Mailflut am Montag abzuarbeiten (die freitags aufgelaufen war) kostete ihn Stunden!

    Das ist unvermeidlich, die Zeit muß man sich dann halt nehmen - und muß sie sich auch nehmen können!


    Als Betroffener hätte ich schnell interveniert, vermutlich hätte ich bereits vorher das Gespräch mit dem Vorgesetzten gesucht und darüber gesprochen, wie meine Aufgaben der reduzierten Arbeitszeit angepaßt werden.


    Wer nur 80% Geld bekommt, ist keine 100% Arbeit mehr schuldig, sondern nur 80%. Der jeweilige Vorgesetzte muß Maßnahmen ergreifen, daß das so auch umgesetzt wird.


    Es kann nicht schaden, den Betriebsrat mit ins Boot zu holen.

    Nach den 3 Monaten hat er sich mit seinem Chef zusammengesetzt und ausgemacht, dass er jetzt doch wieder 5 Tage/Woche arbeitet und die "Überstunden" ganz zum Schluss als Block abfeiert und früher aufhört aktiv zu arbeiten ...

    Darauf hätte ich mich nicht eingelassen, sondern hätte in einem solchen Fall in letzter Konsequenz die Teilzeit wieder rückgängig gemacht.

    So arbeitet Dein Bekannter 100% für 80% Geld und gibt dem Arbeitgeber damit einen Kredit. Wenn ihn ein Herzinfarkt dahinrafft, hat der Arbeitgeber Geld gespart, das Zeitguthaben verfällt dann.