Photovoltaik - Aus finanzieller Sicht rentiert sich eine Solaranlage im Eigenheim fast immer. Ja, wirklich?

  • Liebes Finanztip Team,


    ihr Artikel https://www.finanztip.de/photovoltaik/ suggeriert, es wäre im Regelfall rentabel in eine Photovoltaik Anlage im Eigenheim zu investieren. Ist das wirklich so? Aus betriebswirtschaftlichen Aspekten sicherlich nicht. Über eine Investionsvergleichsrechnung würde man sehr schnell erkennen, dass dem aktuell nicht so ist.


    Selbst wenn man die Investitionssumme von ca. 25.000 Euro auf dem Festgeldkonto über 20 Jahre nur mit 2% Zinsen pro Jahr verzinst (Endkapital ca. 37.000 Euro, quasi ohne Risiko) hat man später mehr Geld in der Tasche, als wenn man in eine Solaranlage investiert.


    Für Leute die noch Schulden haben, macht es auch oftmals mehr Sinn zuerst Kredite abzulösen, bevor sie in Solar investieren.


    Mich würde es deshalb freuen, wenn Sie künftig über eine Investitionsvergleichsrechnung mit den gängigen Investitionsmöglichkeiten, wie z.B. Festgeld, ETFs, oder auch eigene Schuldentilgung, immer in derartigen Artikeln mit beleuchten würden.


    Viele Grüße,

    TMK

  • Elena H.

    Hat das Thema freigeschaltet.
  • Abgesehen davon, dass wir hier direkt nichts an dem Text ändern können, hat TMK inhaltlich natürlich recht. Dass sich die Anlage irgendwann amortisiert und "lohnt" heißt nicht, dass es nicht auch eine bessere Investition hätte geben können. Da man Geld nur einmal investieren kann, hätte man im Vergleich zu einer anderen Anlage möglicherweise schlechter abgeschnitten und damit "Verlust" gemacht. Den man aber nur selten bemerkt, weil man aber nach getroffener Anlageentscheidung nicht mehr auf die Entwicklung der Alternativen achtet.


    Man kann versuchen, unter Einsatz von Fremdkapital das Geld doch mehr als nur einmal zu investieren. Das dürfte bei PV-Selbstnutzung aber an der Wirtschaftlichkeit scheitern.


    Wenn wir schon mal beim Meckern über den Artikel sind: Es wird nicht auf Risiken wie vorzeitiges Ableben der Anlage oder auch Probleme bei der Errichtung eingegangen, die zu einem wirtschaftlichen Totalschaden des Projektes führen können. Im Gegensatz zu ETFs erholt sich defekte PV auch bei einer konsequenten Buy-and-Hold-Strategie nicht irgendwann von selbst.

  • Hallo TMK ,


    vielen Dank für den Hinweis. Wichtig ist hierbei die Faustregel, die wir auch im Ratgeber angeben:

    Aus finanzieller Sicht rentiert sich eine Solaranlage im Eigenheim fast immer, solange Du weniger als 1.800 Euro pro Kilowatt-Peak bezahlst. Prüfe bei teureren Angeboten, ob sie für Dich wirtschaftlich sind.


    Bei einem Preis von maximal 1.800 €/kWp amortisiert sich eine Solaranlage in meist deutlich weniger als 20 Jahren. Dabei sind - auf eine Laufzeit von 20 Jahre gesehen - Renditen von durchaus 5 % und mehr drin, je nach Einzelfall. Daneben ist außerdem zu beachten, dass eine PV-Anlage gegen steigende Strompreise absichert.


    Wir werden bei der nächsten Überarbeitung einen Hinweis einbauen, dass die PV-Anlage aus Anlagesicht mit ETFs, Festgeld und Co. konkurriert und einen Vergleich ziehen.


    Viele Grüße!
    Benjamin

    Finanztip-Experte für Energie

  • Hallo Pantoffelheld ,


    danke für den Input. Was den letzten Punkt betrifft: Fast alle PV-Module haben mittlerweile eine Garantie von 20 Jahren, oft sind es 30 Jahre. Bei den Wechselrichtern sind es teilweise nur 10 Jahre, deshalb berücksichtigen wir bei unseren Wirtschaftlichkeitsberechnungen einen einmaligen Ersatz des Wechselrichters innerhalb der 20 Jahre (fällt unter Betriebskosten).

    Da das Thema sehr ausführlich ist, gibt es noch einen weiteren Ratgeber, der sich detailliert mit der Kaufentscheidung und Wirtschaftlichkeitsberechnung auseinandersetzt: https://www.finanztip.de/photovoltaik/pv-anlage-kaufen/


    Viele Grüße!
    Benjamin

    Finanztip-Experte für Energie

  • Hallo Pantoffelheld ,


    danke für den Input. Was den letzten Punkt betrifft: Fast alle PV-Module haben mittlerweile eine Garantie von 20 Jahren, oft sind es 30 Jahre. Bei den Wechselrichtern sind es teilweise nur 10 Jahre, deshalb berücksichtigen wir bei unseren Wirtschaftlichkeitsberechnungen einen einmaligen Ersatz des Wechselrichters innerhalb der 20 Jahre (fällt unter Betriebskosten).

    Wie realistisch ist es, dass es die Produzenten der Solarpanele und Wechselrichter in 10, 20 oder gar 30 Jahren noch gibt um von der Garantie in Anspruch zu nehmen oder so Gags wie neulich beim Onlineschuhkauf, dass das Retour nach Bosnien geschickt werden muss.

  • Ich hatte Benjamin Weigl so verstanden, dass in die Kalkulation routinemäßig ein zweiter Wechselrichter als Ersatz eingebaut wird. Damit wäre man auf der sicheren Seite, denn das ist das teuerste Einzelteil mit gleichzeitig den frühesten Ausfällen. Die befürchtete Alterung der Zellen mit entsprechendem Leistungsverlust scheint sich nur wenig bemerkbar zu machen.

  • In der Kalkulation fehlt wie fast immer die Mehrprämie der Wohngebäudeversicherung. Wenn man eine PV auf dem Dach montiert, sollte (je nach Vertagstext sogar verpflichtend) man das der Versicherung melden, da es sich zum Einen um eine bauliche Veränderung am Gebäude und zum Anderen eine Gefahrenerhöhung für das Gebäude selbst handelt. Ich rede hier nicht von einer Versicherung der PV die man auch abschließen kann, sondern der Anpassung der Versicherung für das Gebäude.

    Die PV muss explizit in der Gebäudebeschreibung der Versicherungspolice oder alternativ schon im Antrag auftauchen, eine Nennung in den Bedingungen reicht nicht, denn die sind allgemein, da tauchen auch Garagen, Nebengebäude etc auf auch wenn man diese nicht hat.

    In der Regel wird die Jahresprämie der Wohngebäudeversicherung um 50 bis 100 EUR teurer. Wenn man optional die PV selbst noch mitversichert fallen weitere 50 bis 100 EUR pro Jahr an - als separate PV-Versicherung auch schon mal bis zu 150 EUR, aber das ist so nicht zu empfehlen.


    Auch fehlen mir in der Berechnung die anfallenden Nebenkosten. Bei uns haben fast alle ihre PV nachträglich schließen lassen, damit die Tauben nicht darunter nisten; in einer anderen Gemeinde bedarf es einem Marderschutz. Wenn das in dem kWp-Preis enthalten sein sollte aber im Text nicht ausgeführt ok, wenn nicht fehlen diese Kosten.

  • Paulchen82 kannst Du Beispiele nennen wo eine eigene PV-Versicherung sich von einer Wohngebäudeversicherung mit Einschluss PV unterscheidet?


    Also wo unterscheidet sich die PV von anderen fest angebauten Teilen wie Balkon, Gaube, Dachfenster, die ebenfalls keine eigene Versicherung brauchen?


    Oder handelt es sich um sowas wie eine Handyversicherung oder Zahnreinigungsversicherung und man sichert damit eine jährliche kostenlose Reininung ab und solche Lifestyle-Dinge!?

  • Wenn ein Alternativinvestment mehr bringt, schmälert dies die Rendite der PV-Anlage?


    Oder am konkreten Beispiel:

    Wenn ich mir 25K aufs Dach knalle, mein Nachbar aber für 25K Lotto spielt und eine Million gewinnt, sollte ich dann eher von der PV-Anlage ablassen?

  • Paulchen82 kannst Du Beispiele nennen wo eine eigene PV-Versicherung sich von einer Wohngebäudeversicherung mit Einschluss PV unterscheidet?


    Also wo unterscheidet sich die PV von anderen fest angebauten Teilen wie Balkon, Gaube, Dachfenster, die ebenfalls keine eigene Versicherung brauchen?


    Oder handelt es sich um sowas wie eine Handyversicherung oder Zahnreinigungsversicherung und man sichert damit eine jährliche kostenlose Reininung ab und solche Lifestyle-Dinge!?

    Wenn die PV-Anlage dem Wohngebäudeversicherer gemeldet wurde (was in der Regel die oben erwähnte Prämienerhöhung zur Folge hat), kommt diese für Kosten für Wiederherstellung und Reparatur bei Schäden durch Feuer, Sturm, Hagel, Überspannung, direkten Blitzeinschlag und Leitungswasser auf - die Schadensregulierung richtet sich also nach den Bedingungen der Wohngebäudeversicherung, ggf. auch erst nach Einschluss einer Elementarversicherung (ja nach Bedingungswerk der jeweiligen Versicherung).
    Also kein Unterschied zu einem nachträglich angebrachten Balkon, einer Gaube, Garagenanbau, etc.


    Die zusätzlich abschließbare PV-Versicherung (einzeln oder als Zusatzbaustein zur Wohngebäudeversicherung, analog dem Zusatzbaustein Elementarversicherung) umfasst außerdem Schäden an der PV-Anlage selbst, die durch Tierverbiss, Tierschäden, Diebstahl, Konstruktionsfehler, Montagefehler (bei Montage über Fachfirma), Vandalismus, falsche Bedienung oder Materialfehler auftreten, inkl. dem theoretischen Ertragsausfall.
    Also eine Kann-Versicherung und keine Lifestyle-Versicherung wie oben genannt. Die Wartungs- und Reinigungskosten deckt diese Versicherung ebenfalls nicht ab - das käme noch on top.


    PS: Übrigens, wenn man die PV-Anlage nicht der Wohngebäudeversicherung meldet ist man dadurch in der Regel auch unterversichert und bekommt im Schadensfall nur <100% ersetzt. Außerdem kann es sehr blöd laufen, wenn der gemeldete Schaden an der Immobilie durch die nicht gemeldete PV-Anlage verursacht wurde.


    Fazit: Die Meldung an die Wohngebäudeversicherung ist quasi ein Muss, wenn man nicht auf Risiko spielen möchte und man muss die damit einhergehende Prämienerhöhung akzeptieren und in die Kalkulation mit einbeziehen. Die PV-Versicherung ist eher eine Kann-Versicherung.

  • Die zusätzlich abschließbare PV-Versicherung (einzeln oder als Zusatzbaustein zur Wohngebäudeversicherung, analog dem Zusatzbaustein Elementarversicherung) umfasst außerdem...

    Zitat

    Schäden an der PV-Anlage selbst, die durch Tierverbiss, Tierschäden, Diebstahl

    Warum wird hier ein Unterschied zu Balkon oder (neueres Beispiel) Wärmepumpe gemacht?


    Zitat

    Konstruktionsfehler, Montagefehler (bei Montage über Fachfirma)

    Das wäre also eher eine Ausfalldeckung, denn da ist ja erstmal der Monteur in der Verantwortung!?


    Zitat

    Vandalismus

    Sehe ich auch als Aufgabe der Wohngebäudeversicherung sofert der Baustein eingeschlossen ist!?


    Zitat

    Falsche Bedienung oder Materialfehler auftreten, inkl. dem theoretischen Ertragsausfall.

    Das geht dann eher in meine Lifestyle-Definition.


    Danke für die Einordnung, so ganz kann ich noch nicht sehen dass eine eigene Versicherung sinnvoll ist. Und als Zusatzbaustein... es gibt doch auch keine Bausteine für Balkon und Garage?


    Ich habe keine PV, daher ist das hier für mich eine Frage um die Logik von Versicherungen zu verstehen. ;)