Zurich: absichtliche Täuschung bei Rürup-Info?

  • Hallo,


    ich habe leider den "Fehler" begangen und vor vier Jahren eine Basisrente bei der Zurich abgeschlossen. In Summe sind da 36k hereingeflossen und beim Ziehen der Notbremse Anfang 2024 war der Stand ca. 28k.


    Natürlich habe ich die maue Performance und extremen Nebenkosten überschätzt.


    Naiv wie ich war habe ich mir beim Abschluss gedacht, ich könne im Notfall ja das Guthaben auf einen anderen Anbieter übertragen. Auf dem Basisinformationsblatt standen auch entsprechende Kosten aufgeschlüsselt und nicht der bekannte Satz "Übertragung nicht möglich".


    Leider stand wohl in den Tiefen der Verträge etwas anderes und mein Wunsch auf Übertragung wurde abgelehnt. Eine Beschwerde bei der BaFin wurde mit "fehlenden technischen Voraussetzungen" ebenfalls abfeschmettert.


    Jetzt frage ich mich natürlich, warum im Basisinformationsblatt dann solche Möglichkeiten aufgezeigt werden wenn sie dann ja doch falsch sind.


    Ist das rechtlich weniger bindend als der eigentliche Vertrag?

  • Ist das rechtlich weniger bindend als der eigentliche Vertrag?

    Kurzform: Ja.

    Rechtlich bindend ist nur das was im Vertrag steht.


    Könnte es sein, dass das Basisinformationsblatt der Zurich mehrere Produkte zusammen fasst (z.B. Rürup und Riester)? Bei Riester ist eine Übertagungsmöglichkeit an einen anderen Vertragspartner nämlich vorgeschrieben.


    Und ja, auch bei Rürup ist eine Übertragung im Prinzip möglich, aber ich habe das in der Praxis bisher noch nicht gesehen.

  • In Summe sind da 36k hereingeflossen und beim Ziehen der Notbremse Anfang 2024 war der Stand ca. 28k.

    Natürlich wird die Rendite bei Versicherungsprodukten gerade anfangs (Stichwort "Zillmerung") auch durch Kosten gemindert, inkl. Kosten evtl. Garantien und Kosten für die Absicherung des "Langlebigkeitsrisikos" aufgrund der lebenslangen Rentenzahlung.


    Ist das eine 100% fondsbasierte Basisrente? Wie hat sich der MSCI World als Referenzwert im gleichen Zeitraum entwickelt?


    Zum Trost: Als kirchensteuerzahlender Gutverdiener hat Sie das Investment von 36 TEUR netto nach Steuer nur rund 18,7 TEUR gekostet. Das sollte man bei der Bewertung nicht ganz unberücksichtigt lassen.

    Dr. Schlemann unabhängige Finanzberatung GmbH & Co. KG
    Von Finanztip empfohlene Spezialisten für Berufsunfähigkeit und private Krankenversicherung | Angaben gem. § 11 VersVermV, § 12 FinVermV: https://schlemann.com/erstinformationen | Beiträge in der Finanztip Community erstelle ich mit größtmöglicher Sorgfalt, jedoch ohne Gewähr für Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität. Deren Nutzung erfolgt auf eigene Gefahr.

  • Wie hat sich der MSCI World als Referenzwert im gleichen Zeitraum entwickelt?

    Aus 36.075€ per Sparplan mit 975€/Monat in den MSCI World investiert wären 41.000€ geworden (Dezember 2020 - Dezember 2023).

    Natürlich vor Steuern. ;)

    Aber wissen wir wissen ja auch nicht in welche(n) Fonds die Zurich Basisrente vom oxident investiert.

    Natürlich wird die Rendite bei Versicherungsprodukten gerade anfangs (Stichwort "Zillmerung") auch durch Kosten gemindert, inkl. Kosten evtl. Garantien und Kosten für die Absicherung des "Langlebigkeitsrisikos" aufgrund der lebenslangen Rentenzahlung.

    Mit einer günstigen ETF-Nettopolice hätte sich das aber vermeiden lassen. Nur verkauft das einem ein provisionsgesteuerter Versicherungsverkäufer eher nicht. :huh:

    Bekommt man aber ab rund 200€ einmaliger Vermittlungskosten.

    Und selbst mit etwas kostenpflichtiger Beratung sollte die Vermittlung einer ETF-Nettopolice auch unter 1.000€ zu haben sein.

    Nur nutzt das oxident nix mehr. Die Abschlussgebühr dürfte weitgehend verloren sein und an das eingezahlte Geld kommt er auch erst wieder in der Rentenphase wieder heran.

  • Mit einer günstigen ETF-Nettopolice hätte sich das aber vermeiden lassen. Nur verkauft das einem ein provisionsgesteuerter Versicherungsverkäufer eher nicht. :huh:

    Ich weiß nicht was im konkreten Fall gelaufen ist und von welcher Güte der Vermittler war. Generell muss man halt einen Tod sterben, wenn man einige Stunden Zeit von jemand beansprucht um sich beraten zu lassen: Entweder zahlt man ein Beratungshonorar oder vergütet die Beratung über Courtagen. Beides hat Vor- und Nachteile. Wenn man es sich z.B. nach zwei Jahren wieder anders überlegt hat man das Honorar trotzdem komplett bezahlt, die Courtage minderte die Rendite dann aber nur zu 2/5.

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  • Generell muss man halt einen Tod sterben, wenn man einige Stunden Zeit von jemand beansprucht um sich beraten zu lassen: Entweder zahlt man ein Beratungshonorar oder vergütet die Beratung über Courtagen. Beides hat Vor- und Nachteile. Wenn man es sich z.B. nach zwei Jahren wieder anders überlegt hat man das Honorar trotzdem komplett bezahlt, die Courtage minderte die Rendite dann aber nur zu 2/5.

    Nun ja,

    ich weiß nicht wie hoch bei Ihnen die Provision bei Abschluss einer Rürup-Rente so sind. Aber so 2,5% der Beitragssumme sind ja durchaus üblich (günstig gerechnet!). Bei z.B. 900€/Monat und 30 Jahren Vertragslaufzeit macht das dann mal eben allein eine Abschlussprovision von 8.100€ :/

    Wenn ich dem jetzt mal 1.000€ als Beratungshonorar für einen Honorarberater ansetze macht das schon einen Unterschied.

    Und das die Kosten auf die ersten 5 Jahre verteilt werden, macht die Sache ja auch nicht wirklich schöner.


    Aber generell gebe ich Ihnen Recht. Wer eine Rentenversicherung mit einem Horizont von einigen Jahrzehnten abschließt, sollte genau prüfen was man da macht. Gerade wenn es um solche Summen geht.

  • 900 EUR pro Monat ist ein unüblich hoher Betrag. Ich würde mal sagen der Durchschnitt investiert eher 200-300 EUR. Da wird der Unterschied zwischen Courtage und Honorar schon deutlich kleiner. Dabei bitte auch berücksichtigen, dass ein Vermittler bei der Courtage erst mal ins volle Risiko geht: Schließt der Kunde gar nichts ab, war die Beratung zwar nicht vergebens aber umsonst. Insofern finde ich die Relation zwischen beiden Varianten gar nicht so unpassend. Beim Fazit bin ich völlig bei Ihnen.

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  • 900 EUR pro Monat ist ein unüblich hoher Betrag.

    Ich bin von dem im Thread genannten Zahlen ausgegangen (36K in 4 Jahren).

    Und wenn ich mit Rürup wirklich eine alternative Rentenversicherung abschließen will (z.B. als Selbstständiger) finde ich 900€/Monat auch nicht zu hoch.


    Auf die letzten 30 Jahre wäre man damit per ETF-Sparplan auf 1,1 Mio. gekommen (MSCI World). Wenn man jetzt die spätere Entnahme mit 4% kalkuliert kommt man auf rund 45.000€ als Bruttoentnahme.

    Klingt für heutige Maßstäbe ganz ok, aber was das dann in 30 Jahren Wert ist, weiß heute niemand.

    BTW: Eine Versicherung wird auch kaum eine Entnahme mit 4% kalkulieren. ;)

  • Es wäre wunderbar wenn sich mehr Menschen der Notwendigkeit bewusst wären, entsprechende Beträge (und letztlich noch mehr) für die Altersvorsorge beiseite zu legen. :)

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  • Danke für die vielen informativen Beiträge. Das Prinzip Rürup-Rente an sich finde ich auch nicht gänzlich schlecht, jedoch bin ich zu naiv herangegangen und die Themen Netto-Police (und auch ETF-Sparplan) erst später "erschlossen".


    Das Basisinformationsblatt war in der Tat auf drn exakten Vertrag (inkl. VN-Name und Beitragshöhe) ausgestellt.


    Der Vertrag selber investiert in irgendwelche DB/DWS-TopRendite Fonds. ETFs kamen wohl erst später.


    Ja, abzgl. Steuerersparnis bin ich bei +/- 0, aber die ETF-Alternativen wären trotz Steuer für mich deutlich lukrativer gewesen.


    Schade, dass die Zurich hier (unwissentlich?) falsche Hoffnungen bezgl. des Anbieterwechsels verbreitet hat. Hätte gerne alles zu Weltsparen/Raisin übertragen.