FAZ Wunderdepot

  • Guten Abend allerseits,


    was haltet Ihr von dem von der FAZ propagierten „Wunder-Portfolio“:


    Es ist eine 50/50 Mischung aus Aktien- und Anleihe- ETF, zB :


    iShares MSCI World (ISIN: IE00B0M62Q58)


    und


    iShares Euro Aggregate Bond“ (ISIN: IE00B3DKXQ4


    Ich spiele mit dem Gedanken, sehr viel Geld so zu investieren und wollte mal nach Eurer Meinung fragen.


    Vielen Dank im Voraus

  • Elena H.

    Hat das Thema freigeschaltet.
  • Ich halte nichts von solchen Buzzwords (Wunder-Portfolio)! :rolleyes:

    Ja, dass kann man grundsätzlich so machen und wird in ganz ähnlicher Form z.B. auch on Finanztest seit vielen Jahren so propagiert. Nennt sich dort 'Pantoffel-Portfolio'.

    Geld anlegen mit Finanztest: Das Pantoffel-Portfolio – bequem und erfolgreich
    Pantoffel-Portfolio: Einfach und sicher anlegen mit der Anlage-Strategie der Stiftung Warentest!
    www.test.de


    Die Frage ist halt, was Du mit sehr viel Geld genau meinst. Auch sollte man immer das gesamte Vermögen betrachten und nicht nur auf ein Depot schauen. Oftmals sind ja auch noch eine/mehrere Immobilien und auch Renten- oder Pensionsansprüche vorhanden.


    Ich würde z.B. bei sehr viel Geld durchaus über die Beimischung von Gold nachdenken (ca. 10% Anteil am liquiden Vermögen).

    Das wäre dann bei mir ab einem hohen 6-stelligen liquiden Vermögenswert der Fall. Also für mich eher unwahrscheinlich, dass ich je Gold besitzen werde. ;)

  • was haltet Ihr von dem von der FAZ propagierten „Wunder-Portfolio“:


    Ich halte nichts von solchen Buzzwords (Wunder-Portfolio)!

    Hab die Tage den Finanzen-Podcast der FAZ zu dem Thema gehört. Da wurde erklärt wie die zu dieser Bezeichnung gekommen sind. Es war wohl explizit ironisch gemeint. Und es wurde auch klar festgestellt, dass das nicht das eine und einzig richtige Portfolio sei. Es sollte eine Art „Studie“ sein, um zu sehen und zu zeigen, wie gut ein solches sehr einfaches Portfolio performed, auch im Vergleich zu komplexeren und aktiven Ansätzen.


    Ich halte von solchen Bezeichnungen natürlich auch nichts, auch von etwas biedereren Bezeichnungen wie den Pantoffel, aber manche Leute lassen sich dadurch vermutlich leichter erreichen.


    Deine gesamten Vermögens- und Einkommensverhältnisse sind relevant und dein persönliches Risikoprofil. Danach bestimmst du dann welche Aufteilung auf einen renditebringenden (Aktien-Welt-ETF) und einen risikoarmen Baustein (Tagesgeld, Geldmarkt-ETF) für dich am sinnvollsten ist, siehe beispielsweise bei Finanztip:


    Risikoprofil
    Mehr Risiko bringt langfristig mehr Rendite
    www.finanztip.de


    Welchen Aktien-Welt-ETF du genau nimmst ist recht zweitrangig. Möglichst breit die ganze Welt. MSCI ACWI (IMI) oder FTSE All World.


    Bei Anleihen scheiden sich etwas die Geister. Ich persönlich halte Geldmarkt-ETFs oder einfach das normale Tagesgeld für bessere Sicherheitsbausteine als langlaufende Anleihen oder entsprechende ETFs/Fonds darauf, vor allem aufgrund des Zinsänderungsrisikos. Langfristig hast du mit Aktien die bessere Rendite, du willst also wenn dann nur kurz- und mittelfristig für weniger Schwankung und/oder Liquidität sorgen. Und das geht mit dem Geldmarkt (Tagesgeld ist auch Teil davon) besser als mit langlaufenden Anleihen. Eine Katastrophe wären aber auch langlaufende Anleihen nicht. Aus meiner Sicht schadet das eben der Rendite ohne Garantie, dass die nicht auch nach unten rauschen gleichzeitig mit Aktien, wie 2022 geschehen.


    Beimischungen wie Gold kann man machen. Ich persönlich halte da eher erst etwas im siebenstelligen Vermögensbereich etwas von, wenn man es schon geschafft hat und auf Rendite nicht mehr angewiesen ist. Das ist aber individuell wie monstermania schon schrieb.


    Ein Wunder gibt’s nicht - aber es gibt eben einfache Strategien, bei denen die Wahrscheinlichkeit bei allen statistischen und wissenschaftlichen vorliegenden Erkenntnissen sehr hoch ist, dass sie funktionieren.


    Anfangen und dabei bleiben, langfristig Buy & Hold. Und noch ein Spruch: Keep it simple, stupid (KISS). Viel Erfolg!

  • Die Stiftung Warentest nennt dieses Schema "Pantoffelportfolio" und bietet es in 3 Varianten an: 25/75; 50/50; 75/25 Aktien/Renten.


    Das kann man schon machen.


    "Sehr viel Geld" (was auch immer das ist) fällt meistens nicht vom Himmel, sondern der Anleger hat typischerweise eine Vorgeschichte. Das gilt auch dann, wenn "sehr viel Geld" tatsächlich vom Himmel fällt, etwa durch eine Erbschaft.


    Die Anlage muß zu Dir passen, Du mußt damit umgehen können. Renten sind renditeschwach, damit schlägst Du meistens noch nicht einmal die Inflation; Aktien aber schwanken halt, manchmal auch ziemlich. Wir haben schon viele Jahre eine Hausse, aber im Frühjahr 2020 ging es dann doch 30% nach unten. Dieser Crash war sehr schnell wieder aufgeholt - das weißt Du aber nicht, wenn es nach unten geht.


    Dazu kommt: Das Anlagevermögen ist halt nur ein Teil des Vermögens, nicht alles (wie die meisten Leute irrig denken). Nur als extremes Gedankenspiel: Angenommen, Dein Anlagevermögen wäre plötzlich weg (was in der realen Welt bei sinnvollem Anlageverhalten quasi unmöglich ist), dann bliebe Dir dennoch Dein Job, mit dessen Ertrag Du Deinen Lebensunterhalt bestreitest, und Deine Rentenansprüche, so daß Du auch im Alter nicht vor dem Nichts stündest.


    Ich habe in meinem Anlagevermögen überhaupt keine "Sicherheitsbausteine", sondern nur Aktien (und fühle mich gut dabei). Aber diese Überzeugung ist bei mir auch über viele Jahre gewachsen.


    Es ist Dein Geld, Du mußt es anlegen, Du mußt Dich mit Deiner Anlage wohlfühlen. Du kannst und solltest Dir anhören, was andere Leute dazu sagen (vielleicht sogar ich), aber entscheiden mußt Du letztlich selber.

  • Es ist eine 50/50 Mischung aus Aktien- und Anleihe- ETF,

    Hier ein interessantes Video von extraETF zu einer solchen Kombination, bestehend aus zwei ETFs, 1x Aktien Welt mit SPDR MSCI ACWI IMI und einem Bond ETF von iShares. Vielleicht hilft dir das ja.

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  • Elgob

    Was ist denn die Definition von sehr viel Geld?

    Für mich sind 100.000€ viel Geld. 500.000€ wären dann sehr viel Geld für mich.

    Für jemanden der Millionen hat, mögen aber auch 500.000€ nur wenig Geld sein.


    Und für jemanden der kein Geld hat seine defekte Waschmaschine zu ersetzen mögen auch 1.000€ viel Geld sein und ein neuer Gebrauchtwagen für 15.000€ gar sehr viel Geld.

    Und nun?

  • Ein global aggregate Bond ETF ist zwingend dem risikoreichen Portfolioanteil zuzuordnen aufgrund dem Zinsänderungsrisiko und wenn dieser nicht währungsbesichert ist wegen dem Wechselkursrisiko. Letzteres kann man mittels Hedging ausschalten. Kostet aber Rendite (ca. 0,3 Prozent und ist nicht in der TER enthalten). Das verbleibende Ausfallrisiko lässt sich mittels Investment Grade und einer breiteren Diversifikation reduzieren.


    Ich würde die Portfolios unterscheiden.


    A) Pantoffel Portfolio (Welt Aktien ETF samt Tagesgeld und Geldmarktfonds)


    B) Weltportfolio (Welt Aktien ETF, Welt Anleihen ETF und Tagesgeld)


    Beides sind unterschiedliche Portfolios mit einem unterschiedlichen Ziel und Rendite Risiko Profil.


    Es wurde m. E. überwiegend im amerikanischen Raum ein Portfolio aus 60 Prozent Aktien ETF und 40 Prozent Anleihen ETF empfohlen. Besonders John Bogle himself war ein Befürworter. So war auch der erste Multi Asset Fonds den er aufgelegt hat der Vanguard Lifestrategy 60. Dieser hatte auch in der Vergangenheit gut funktioniert....nur nicht wie manche Investoren die letzten 2 Jahre schmerzlich erfahren mussten. Fairnesshalber muss man aber sagen dass eine Periode von null Zinsen bzw negativen Zinsen untypisch war. Das die Zinsen irgendwann wieder steigen werden war zu vermuten. In welchem Maße ungewiss. Für prognosefreie Investoren war das nicht erfreulich.


    Und um dieses Szenario zu vermeiden wird anstatt dem Anleihen ETF ein Geldmarktfonds empfohlen. Wer mehr Rendite möchte muss den risikoreichen Anteil erhöhen. Wer weniger Volatilität möchte den risikoarmen.


    Warren Buffett hat den Testamentverwalter angewiesen das Erbe seiner Frau zu 90 Prozent in SP500 anzulegen und 10 Prozent in us treasury/us treasury etf (kurzlaufende Staatsanleihen).


    John Bogle himself war eher 60 Prozent Aktien und 40 Prozent Anleihen (zzgl. Cash bei der Bank).


    Wäre mal interessant dass back zu testen.


    Wichtig: Bei der Überlegung von Anleihen ins Portfolio mit aufzunehmen sollte man aber nicht seine diversen Rentenansprüche außen vor lassen.

  • Es freut mich sehr, dass ich nicht mehr auf deine Ignore Liste bin.

  • Warren Buffett hat den Testamentverwalter angewiesen das Erbe seiner Frau zu 90 Prozent in SP500 anzulegen und 10 Prozent in us treasury/us treasury etf (kurzlaufende Staatsanleihen).


    John Bogle himself war eher 60 Prozent Aktien und 40 Prozent Anleihen (zzgl. Cash bei der Bank).


    Wäre mal interessant dass back zu testen.

    Die sind beide bei curvo als Standardportfolios zum Backtest hinterlegt :S

  • MarcosK


    Die wichtigsten Punkte wurden hier schon angesprochen (wie ganzheitliche Vermögens-Betrachtung, Definition von "sehr viel" Geld, Asset-Allocation muß zu Dir passen (objektive und subjektive Risikotragfähigkeit), bisherige Anlagen und Erfahrungen).


    Die (etwas reißerische) Terminologie ("Wunder"-Portfolio) ist seitens der FAZ (kenne da einige Redakteure) übrigens bewußt so und mit einem etwas ironischen Unterton gewählt worden (siehe schon den Tenor Nr. 3 von Impidimpi). Der eigentliche Ansatz dahinter ist der Versuch zu zeigen (sprich zu belegen), daß man auch auf sehr einfachem Weg (hälftig lediglich Aktien sowie Bonds) durchaus ein gutes Portfolio hinbekommt - vom Ergebnis her und auf längere Sicht jedenfalls.


    Kenne nicht die ganze Serie aber sporadisch einige Artikel. Da schneidet dieses Portfolio sehr ordentlich bzw. erstaunlich gut ab (beim letzten Mal lag - nach meiner Erinnerung - in der längeren Vergleichs-Rückschau nur ein einziger aktiver Fonds (glaube von Blackrock - "Global Allocation" oder so ähnlich) minimal besser in Sachen Performance, da wird aber meines Wissens ein deutlich "heißerer Reifen" gefahren.


    Und das obwohl er erst in jüngster Vergangenheit ein Horror-Jahr sowohl für Aktien als auch gleichzeitig für Bonds gab (so viel zu negativen Korrelation der Anlageklassen Aktien vs. Renten...). Hat dem 50/50 Portfolio kaum geschadet - auf längere Sicht.


    Zur Größen- bzw. Einordnung hat hier schon monstermania das Treffende geschrieben. Unter "sehr viel Geld" versteht der eine vielleicht 0,25 oder 0,5 Mio. - der andere Beträge ab 10 oder 20 Mio. aufwärts.


    Ab einer gewissen Vermögensgröße würde ich - ganz persönlich - auf bestimme Anlageklassen (Private Equity aber auch kreditgehebelte Anlage-Immobilien) oder eine "Versicherung" (wie Gold als Beimischung) nicht mehr verzichten. Das Segment "Private Equity" gehört im Bereich Family-Offices inzwischen zu den u. a. dominierenden Anlageklassen (letzte mir bekannte diesbezügliche Auswertung mit durchschnittlich immerhin 17% Anteil am Gesamt-Portfolio und nicht mehr so weit hinter Aktien mit 29%).


    (M)Eine ganz persönliche Sicht: In einer derart hoch bis höchstverschuldeten Welt (gilt auch für Gov. Bonds (Staaten) sowie Corp. Bonds (Unternehmen)) würde ich mich ausgerechnet auf der Gläubigerseite (als Renten- bzw. Bondholder) nur bedingt wohlfühlen. Von Ausfallwahrscheinlichkeiten angefangen bis hin zu Zinsen, die Risiken nicht mehr adäquat vergüten (u. a. wegen negativer Realverzinsung; Stichwort: Auch seitens der Notenbanken orchestrierte "Finanzielle Repression", damit das Spiel weitergehen kann). Aber da muß, wie immer, jeder seinem eigenen Bild folgen.


    Ab einer gewissen Größenordnung würde ich mich vermutlich an ein Multi-Family-Office dranhängen oder einen der soliden bankenunabhängigen Vermögensverwalter mandatieren. Die Kosten sind ab gewissen Volumina jedenfalls überschaubar (Margen in dem Bereich um die 25 Basispunkte - im Retail-Banking um die 120 Basispunkte ...). Jedenfalls, wenn die Bewirtschaftung des Vermögens nicht Dein intensive Hobby ist oder werden soll.



    Gute Gedanken und ebensolche Entscheidungen wünsche ich !

  • Ich möchte mal den Gedanken von dir aufgreifen bezüglich der verschuldeten Welt. Neulich habe ich gelesen wir haben die Marke von 100 Billionen geknackt.

    Und da habe ich mir die Fragen wegen Anleihen gestellt.


    Jetzt sind die meisten in einem Welt Aktien ETF investiert und somit auch stark in Unternehmen die selbst massiv Staatsanleihen halten (Banken, Versicherungen). Auch frage ich mich ob deutsche Staatsanleihen für einen deutschen Investor überhaupt einen Vermögenswert darstellen wenn ich als Gläubiger im Falle eines Crashes dann dafür hafte ?


    Warum sollte man unter den beiden genannten Punkten ÜBERHAUPT jemals in Anleihen investieren? Mir fällt nur der Grund wegen der Einlagensicherung ein.


    Wahrscheinlich sind meine Gedanken eh nicht vernünftig zu beantworten. Denn wie ich heute irgendwo geschrieben habe: there is no escaping risk in life and investing.

  • Was viel Geld ist lässt sich vermutlich nicht in einem bestimmten Betrag beziffern. Denn jeder ist anders und hat unterschiedliche Bedürfnisse. Ich für meinen Teil würde es definieren in dem ich mehr verdiene oder bereits habe als ich brauche.

  • was haltet Ihr von dem von der FAZ propagierten „Wunder-Portfolio“:


    Ich spiele mit dem Gedanken, sehr viel Geld so zu investieren und wollte mal nach Eurer Meinung fragen.

    Fast schon ein wenig beängstigend wie viele Menschen gerade (plötzlich) Geld am Aktienmarkt investieren wollen und wie positiv alle Tageszeitungen und sogar die Bildzeitung von der Börse berichten. Jeder Friseur und jede Krankenschwester will wieder anlegen, weil All-Time-Highs gerissen wurden. Ob sich wirklich alle über die mögliche Vola im Klaren sind und das aushalten können? Ein dunkleres Schwänchen aus einem ganz anderen Eck als Russland, Nah-Ost oder China und des Ding rauscht nach unten wie Nachbars Lumpi auf Drogen. Der (unerfahrene) Anleger vergisst schnell.


  • Da brauchst Du garnicht bis 1929 zurück gehen, da waren die Meisten noch nicht mal geplant.

    Das Platzen der DotCom-Blase ist wohl auch bei Vielen schon in Vergessenheit geraten.

    Ja Börse ist keine Einbahnstraße. Ich fand den Beitrag von @Thomas.Schreiber echt gut. Wenn sogar die Bild Zeitung und der Friseur von nebenan Aktien bewirbt...Ja...


    Wir werden sehen wer bei dem nächsten Crash wirklich rational ist und "skin in the game hat".


    Der YouTuber Christian Delacour sagt immer: In Krisen wechseln Aktien zu ihren rechtmäßigen Eigentümer.