Portfolio weiter diversifizieren (Beck / Kommer)

  • Liebe Community,


    Ich bin neu in diesem Forum und möchte heute einen Thread zu einem Thema starten, mit dem ich mich schon länger beschäftige.


    Kurz zum Hintergrund:

    Ich bin mittlerweile 40 Jahre alt, leitende Angestellte in einem Sozialunternehmen.

    Ich habe im Jahr 2019 mit einem Sparplan auf die beiden damals auch von Finanztip empfohlenen ETFs

    - Lyx0AG (Amundi MSCI World II)

    - ETF127 (war damals Lyxor MSCI Emerging Markets, ist heute der ETF 019 von Amundi)

    Aus heutiger Sicht würde ich von den beiden ETFs gerne weg, da es beides Swaper sind.


    Ursprünglich hatte ich die Sparpläne nach 75/25 aufgeteilt, aber nach der Verschmelzung des MSCI Emerging Markets habe ich den EM nicht weiter bespart.


    Heute steht mein MSCI World bei rund 31T € und der EM bei 3T €


    Mittlerweile stehe ich an dem Punkt, dass ich mein Portfolio gerne breiter diversifizieren möchte, wobei ich mich in Teilen an Andreas Beck, Gerd Kommer und dem norwegischen Staatsfond orientieren möchte.


    Meine aktuelle Idee sieht wie folgt aus:

    - 60% MSCI World

    - 10 bis 15% Stoxx 600

    15% Emerging Markets IMI

    - 10 bis 15% Small Caps World


    Andreas Beck empfiehlt noch eine Beimischung von 5% MSCI Japan, wobei ich hier eher Abstand nehme - zumindest aktuell.


    Derzeit, weil mein Anlagehorizont doch noch recht lang ist, würde ich noch keine Staatsanleihen oder Immobilien beimischen. Ich halte es aber für sinnvoll, diese risikoärmeren Komponenten mit steigendem Alter Stück für Stück einzubringen.


    Mein aktuell risikoarmer Teil ist Bargeld auf einem Tagesgeldkonto sowie eine selbst bewohnte Immobilie. Hier habe ich im Zuge eines Umbaus einen Kredit abgeschlossen (1,1%). Bisher war ich wild entschlossen, den Kredit schnellstmöglich abzuzahlen. Allerdings nehme ich hiervon nicht komplett, aber doch zumindest etwas Abstand, da ich mehr Sinn in der Investition sehe (vor dem Hintergrund der sehr niedrigen Zinsen)


    Bei Querlesen hier im Forum bin ich sehr oft auf Freunde des ACWI gestoßen. Dennoch würde ich mich über eure Einschätzung zu den oben stehenden Überlegungen freuen.


    Vielen Dank fürs Lesen und das Teilen eurer Ansichten.


    Kirstin

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  • Elena H.

    Hat das Thema freigeschaltet.
  • Hallo und herzlich willkommen im Forum!


    Die vielen ETFS machen es halt unnötig kompliziert.


    Mit einem einzelnen Welt Aktien ETF wie dem SPDR ACWI IMI oder Vanguard FTSE All-World (oder deren gleich gestellten ETFS) bildet man die Assetklasse Aktien bzw den Aktienmarkt ausreichend ab. Dazu sehr kostengünstig.


    Natürlich kann man noch andere ETFS wie Europa ETF beimischen nur ist die Frage ob das sinnvoll ist. Denn schließlich wissen wir nicht was die Zukunft bringt. Vielleicht mag Europa besser performen vielleicht auch nicht. Niemand hat die Glaskugel. Deswegen sind viele hier prognosefrei unterwegs und lassen den Markt entscheiden. Performed Ein Land und deren Aktien besser so wird es auch höher gewichtet. Das ganze erfolgt kostengünstig, steuerfreundlich und automatisch. Du musst dir keine Gedanken machen.


    Bei mehreren ETFS geht das Dilemma schon wieder los: wie hoch gewichtet du diese und wann rebalanced du. Das ist mit Gedanken, Zeit und Arbeit verbunden. Dazu besteht die Chance dass du schlechter abfährst als mit einen einzelnen Welt ETF.


    Vorallem wenn das Portfolio groß ist kannst du nicht mehr mit den Sparraten rebalancen und musst das über Teilverkäufe machen: das kostet Gebühren und Steuern.


    Desweiteren: Warum Europa übergewichten ? Wegen Klumpenrisiko USA? Naja du hast eigentlich ein Klumpenrisiko Europa da dein Arbeitslohn, Tagesgeld, Rentenansprüche, Immobilie, Konsum usw alles in Deutschland und Euro hast. Von daher wäre es gut einen Teil seines Vermögens außerhalb und somit auch automatisch in anderen Währungen zu haben.


    Bezüglich Sicherheitsbaustein:


    Das ist eine individuelle Angelegenheit und muss deiner Risikotragfähigkeit entsprechen. Aber mit Immobilie und Rentenansprüche samt Tagesgeld besteht schon mal ein gewisser Sicherheitsbaustein. Das ist auch gut so und wichtig. Börse ist schließlich auch keine Einbahnstraße!


    Versuche nicht Performance im Sicherheitsbaustein auf biegen und brechen zu erzielen. Der Sicherheitsbaustein soll Sicherheit geben wenn es kracht oder du in einer Notsituation bist. Die Rendite kommt von den Aktien.


    Sicherheitsbaustein langt in der Regel Tagesgeld innerhalb der gesetzlichen Einlagensicherung und oder Geldmarktfonds und oder Festgeld vollkommen aus.


    Alles kostengünstige und einfache Produkte. Und was du bei anderen Produkten an Mehrkosten hast muss man erstmal wieder an Mehrrendite erzielen.


    Aber in dem Fall ist einfach ist gut und erfolgreich.


    Just my 5 Millionen Cents

  • Ich bin neu in diesem Forum

    Herzlich willkommen!

    31 T€ halte ich für mittelviel Geld, 3 T€ für eine Beimischung.

    Mittlerweile [möchte ich] mein Portfolio gerne breiter diversifizieren ..., wobei ich mich in Teilen an Andreas Beck, Gerd Kommer und dem norwegischen Staatsfond orientieren möchte.

    Meine aktuelle Idee sieht wie folgt aus:

    - 60% MSCI World

    - 10 bis 15% Stoxx 600

    - 15% Emerging Markets IMI

    - 10 bis 15% Small Caps World

    Wenn Du Gerd Kommer folgen möchtest, könntest Du den Gerd-Kommer-Fonds kaufen.


    Man findet diesen Gestaltungswillen gerade bei Anfängern häufig, ich bin mittlerweile davon abgekommen. Die Gestalter wollen weg vom Standard MSCI World (oder MSCI ACWI), sondern eigene Akzente setzen. Fragt sich halt, welchen Akzent man mit einer Beimischung von 3 T€ setzen kann.


    Vergleichst Du Deine Depotgröße mit Deinem laufenden Einkommen, so liegt es in der Größenordnung von etwa einem Jahreseinkommen. So gesehen ist das nicht besonders viel, was auch heißt, daß Bruchteile dieses Depots nochmal weniger sind.


    Der Regelanfänger kommt partout nicht weg von dem Gedanken: Ein Prischen hier, ein Tröpfchen von dem. Ich frage mich dann immer: Wozu? Was bringt das? Was bringt es, wenn der 1%-Anteil des Depots sich als absolute Rakete erweist und sich verzehnfacht? Es bringt 10% gemessen am Gesamtdepot. Das habe ich jetzt mit einem einzigen marktbreiten ETF auch.

    Derzeit, weil mein Anlagehorizont doch noch recht lang ist, würde ich noch keine Staatsanleihen oder Immobilien beimischen. Ich halte es aber für sinnvoll, diese risikoärmeren Komponenten mit steigendem Alter Stück für Stück einzubringen.

    Auch das Lebensaltermodell ist den Leuten partout nicht aus dem Kopf zu bringen. Mal angenommen, Deine Rente betrüge mal (heutige Preise) 2000 €, so entspricht das einem Vermögen von 500 T€. Dagegen stehen aktuell 30 T€ Depot (vielleicht noch 20 T€ Renten dazu oder 50 T€ Renten dazu, egal). Da hast Du über Deine Rente schon jede Menge "Sicherheitsbausteine". Wird die Sicherheit denn größer, wenn man Sicherheitsbaustein auf Sicherheitsbaustein türmt?


    Was ich mit 85 von meinem Vermögen verzehren möchte, hat noch 25 Jahre vor sich, wenn ich 60 bin. Sozu sollte ich es auf diese Sicht schon "sichern" müssen?

    Mein aktuell risikoarmer Teil ist Bargeld auf einem Tagesgeldkonto sowie eine selbst bewohnte Immobilie. Hier habe ich im Zuge eines Umbaus einen Kredit abgeschlossen (1,1%). Bisher war ich wild entschlossen, den Kredit schnellstmöglich abzuzahlen. Allerdings nehme ich hiervon nicht komplett, aber doch zumindest etwas Abstand, da ich mehr Sinn in der Investition sehe (vor dem Hintergrund der sehr niedrigen Zinsen)

    Solange es bereits auf einem Tagesgeldkonto 3% oder mehr Zins gibt, ist es wirtschaftlich sinnvoll, die Tilgung eines Kredits zu 1,1% so weit herunterzudrehen, wie es überhaupt geht, und natürlich auf keinen Fall sonderzutilgen. Man ist wohl beraten, seine Anlagen auf das Ende der Zinsbindungsfrist auszurichten, weil man aktuell sicher keine Verlängerung zu 1,1% bekommt. Aber bis dahin dürfte sich mein Geld außerhalb des Darlehens vermehren.


    Ich bin überrascht, wie häufig diese Frage kommt. Für mich liegt das Zinsdifferenzgeschäft in diesem Fall derartig nahe, daß ich es nie hinterfragen würde.

    Bei Querlesen hier im Forum bin ich sehr oft auf Freunde des ACWI gestoßen. Dennoch würde ich mich über eure Einschätzung zu den oben stehenden Überlegungen freuen.

    Im Sinne des KISS (Keep it simple) ist eine 1-ETF-Strategie mit einem ACWI bei kleinen und mittleren Beträgen allemal günstiger als eine Feinziselierung - allerdings schaffen nur wenige Anfänger den Schritt zum einfachen Depot.

  • Heute steht mein MSCI World bei rund 31T € und der EM bei 3T €


    Mittlerweile stehe ich an dem Punkt, dass ich mein Portfolio gerne breiter diversifizieren möchte, wobei ich mich in Teilen an Andreas Beck, Gerd Kommer und dem norwegischen Staatsfond orientieren möchte.

    Zunächst mal bist Du damit aktuell etwa wie der FTSE All World oder der MSCI ACWI aufgestellt.

    Also weltweit diversifiziert in 85% der Aktienmarktkapitalisierung.

    Ist schon mal völlig ausreichend!

    Ein paar Worte zu Beck und Kommer. Ich schätze Beide sehr, aber Sie versuchen auch nur Ihre Produkte zu verkaufen.

    Aktuell liegen die Produkte von Beck und Kommer in der Rendite hinter einem einfachen (billigeren) marktkapitalisierten ETF.


    Hier der Kommer ETF im Vergleich zum SPDR MSCI ACWI IMI:

    https://www.fondsweb.com/de/vergleichen/ansicht/isins/IE0001UQQ933,IE00B3YLTY66


    Hier der Becksche Global Portfolio One im Vergleich zum Vanguard LifeStrategy 80:

    https://www.fondsweb.com/de/vergleichen/ansicht/isins/IE0001UQQ933,IE00B3YLTY66

    Grundsätzlich diversifizierst Du damit nicht wesentlich besser. Einzig die Small Caps fehlen Dir aktuell.

    Durch eine Beimischung von Europa und Japan würdest Du nur die Gewichtung der Länder/Regionen bewusst ändern, da Japan und Europa bereits im MSCI World und EM (z.B. Polen, Tschechien, Ungarn) enthalten sind. Das Depot ist damit aber nicht besser diversifiziert!

    Du 'wettest' dann darauf, dass sich Europa oder Japan zukünftig besser entwickelt als es gemäß der Marktkapitalisierung aktuell der Fall ist.

    Kann klappen, kann aber auch nicht klappen. ;)



    Mein Tip: Bespare zukünftig erstmal nur noch den SPDR MSCI ACWI IMI. Mit diesem einen ETF deckst du 99% der weltweiten Aktienmarktkapitalisierung ab. Der Index bildet rund 9.000 Aktiengesellschaften ab. Mehr Diversifikation mit einem Aktien-ETF ist kaum möglich.

    Derzeit, weil mein Anlagehorizont doch noch recht lang ist, würde ich noch keine Staatsanleihen oder Immobilien beimischen. Ich halte es aber für sinnvoll, diese risikoärmeren Komponenten mit steigendem Alter Stück für Stück einzubringen.


    Mein aktuell risikoarmer Teil ist Bargeld auf einem Tagesgeldkonto sowie eine selbst bewohnte Immobilie.

    Verständlich, ich bin über 10 Jahre älter und habe bewusst keine Staatsanleihen und auch keine speziellen Investments in Immobilien und plane das auch erstmal nicht. Den sicheren Vermögensteil werde ich bis auf weiteres erstmal mit Tages- und Festgeld abbilden.

    Hier habe ich im Zuge eines Umbaus einen Kredit abgeschlossen (1,1%). Bisher war ich wild entschlossen, den Kredit schnellstmöglich abzuzahlen. Allerdings nehme ich hiervon nicht komplett, aber doch zumindest etwas Abstand, da ich mehr Sinn in der Investition sehe (vor dem Hintergrund der sehr niedrigen Zinsen)

    Also, aktuell bekommt man problemlos noch > 3% p.a. Zinsen auf Spareinlagen. Da würde ich einen Kredit von 1,1% p.a. eher nicht Sondertilgen, sondern ein klassisches Zinsdifferenzgeschäft machen. ;)


    Bei Querlesen hier im Forum bin ich sehr oft auf Freunde des ACWI gestoßen. Dennoch würde ich mich über eure Einschätzung zu den oben stehenden Überlegungen freuen.

    Meine Einschätzung zu Deiner Überlegungen habe ich oben geschrieben.

    Und ja der SPDR MSCI ACWI IMI ist mit Sicherheit eine gute Wahl, wenn man den weltweiten Aktienmarkt möglichst einfach abbilden will.

  • Nur am Rande und nur der guten Ordnung halber

    Mein aktuell risikoarmer Teil ist Bargeld auf einem Tagesgeldkonto

    Geld, welches Du auf einem Tagesgeldkonto hältst ist kein (physisches) Bargeld sondern nur Buchgeld bzw. Giralgeld.

    Heute steht mein MSCI World bei rund 31T € und der EM bei 3T €

    Ob es bei einem so eher "überschaubaren" Anlagevolumen in Aktien wirklich gleich diverse ETFs zwecks Diversifikation braucht, wage ich eher zu bezweifeln.

    sowie eine selbst bewohnte Immobilie. Hier habe ich im Zuge eines Umbaus einen Kredit abgeschlossen (1,1%). Bisher war ich wild entschlossen, den Kredit schnellstmöglich abzuzahlen. Allerdings nehme ich hiervon nicht komplett, aber doch zumindest etwas Abstand, da ich mehr Sinn in der Investition sehe (vor dem Hintergrund der sehr niedrigen Zinsen)

    Wenn diese günstige Zinskondition (1,1%) länger bzw. lange gesichert ist, wären anderweitige "Investitionen" mit Sicherheit zumindest eine Option - anstatt der schnellstmöglichen Tilgung.


    Wobei das auch eine Sache der Einstellung ist. Manche Protagonisten mögen schlicht keine Kredite bzw. Schulden - mögliche positive Zinsdifferenzgeschäfte hin oder her. Dann muß man eben den Kredit schnellstmöglich glattstellen.



    Dir gute Gedanken und dann ebensolche Finanzentscheidungen.

  • mein Portfolio gerne breiter diversifizieren möchte, wobei ich mich in Teilen an Andreas Beck, Gerd Kommer

    Hallo MoneyQueen , ich habe seit 2008 ungefähr das, was du jetzt anstrebst. Ein selbstgebautes globales ETF Portfolio mit weltweiter Gewichtung nach BIP und etwas Übergewichtung von Small-Cap und Value-Aktien. Also weitgehend was Gerd Kommer seinerzeit propagiert hat und auch weiterhin tut. Eigentlich ist das auch super, das lief und läuft auch gut. Aber auch nicht besser als ein All-in-One ETF. Bzw. je nachdem welchen Zeitraum ich herausschneide ist mal das ein und mal das andere besser, aber unterm Strich habe ich vor allem mehr Komplexität und höheren Aufwand/Kosten bei nahezu identischer risikoadjustierter Rendite. Auch der maximale Drawdown während der Finanzkrise oder im Coronacrash war etwa gleich. Heute nervt mich die Komplexität zunehmend, auch im Hinblick auf eine mögliche Vererbung an weniger finanzaffine Ehepartner und/oder Nachkommen. Ändern könnte ich es aufgrund der steuerlichen Situation und anfallender Transaktionskosten nur unter Schmerzen, daher lasse ich es wie es ist.

    Wenn ich nochmal davor wäre, würde ich es jedoch einfacher gestalten. Zu meiner Verteidigung muss ich aber sagen dass es damals noch keinen Welt ETF gab (meine ich zumindest).

    und dem norwegischen Staatsfond orientieren möchte.

    Das ist ein interessanter Ansatz. Genau das habe ich mal für mich recherchiert. Ich dachte mir, Mensch Saarlaender, da sind doch schlaue Leute, mach doch einfach was die machen. Und schon Konfuzius sagte "Nachahmen ist der einfachste Weg, klug zu handeln". Und ich kam zu folgendem überraschenden Ergebnis: der SPDR MSCI ACWI IMI ETF kommt dem (Aktienteil des) norwegischen Staatsfonds äusserst nah ;)

  • Hallo MoneyQueen , ich habe seit 2008 ungefähr das, was du jetzt anstrebst. Ein selbstgebautes globales ETF Portfolio mit weltweiter Gewichtung nach BIP und etwas Übergewichtung von Small-Cap und Value-Aktien. Also weitgehend was Gerd Kommer seinerzeit propagiert hat und auch weiterhin tut. Eigentlich ist das auch super, das lief und läuft auch gut. Aber auch nicht besser als ein All-in-One ETF. Bzw. je nachdem welchen Zeitraum ich herausschneide ist mal das ein und mal das andere besser, aber unterm Strich habe ich vor allem mehr Komplexität und höheren Aufwand/Kosten bei nahezu identischer risikoadjustierter Rendite. Auch der maximale Drawdown während der Finanzkrise oder im Coronacrash war etwa gleich. Heute nervt mich die Komplexität zunehmend, auch im Hinblick auf eine mögliche Vererbung an weniger finanzaffine Ehepartner und/oder Nachkommen. Ändern könnte ich es aufgrund der steuerlichen Situation und anfallender Transaktionskosten nur unter Schmerzen, daher lasse ich es wie es ist.

    Wenn ich nochmal davor wäre würde ich es jedoch einfacher gestalten. Zu meiner Verteidigung muss ich aber sagen dass es damals noch keinen Welt ETF gab (meine ich zumindest).

    Das ist ein interessanter Ansatz. Genau das habe ich mal für mich recherchiert. Ich dachte mir, Mensch Saarlaender, da sind doch schlaue Leute, mach doch einfach was die machen. Und schon Konfuzius sagte "Nachahmen ist der einfachste Weg, klug zu handeln". Und ich kam zu folgendem überraschenden Ergebnis: der SPDR MSCI ACWI IMI ETF kommt dem (Aktienteil des) norwegischen Staatsfonds äusserst nah ;)

    Weiß man eigentlich welche Anleihen der norwegische staatsfonds hält ? Nur Euro oder global? Vermute dass es auch nur Staatsanleihen sind und keine Unternehmensanleihen da diese zu sehr mit dem Aktienmarkt korrespondieren. Danke!

  • Wow!

    Erst mal ganz herzlichen Dank an alle für eure freundlichen, differenzierten und ausführlichen Antworten!


    Ich gehe kurz auf einige Punkte ein, die ihr benannt habt - leider ohne Zitation, da ich das am Handy gerade irgendwie nicht hinbekomme ?(


    Zum Thema Kredit abbezahlen / Sondertilgung: ich bin mit bewusst, dass ich an dieser Stelle ein für mich positives Zinsdifferenzgeschäft machen kann. Allerdings war es bei mir in den letzten Jahren eher so, dass ich aus wahrscheinlich hauptsächlich psychologischen Gründen, die Schulden weg haben wollte. Entsprechend habe ich mein Depot gemessen an meinem Einkommen eher gering bespart - ok, natürlich ein rationaler Fehler. Aber so ist es nun mal. Mit dem Wissen, dass ich bereits ein gutes Stück getilgt habe, schlafe ich besser und das ist es mir dann eben auch wert gewesen. ;)


    Es geht mir auch nicht darum, auf Teufel komm raus zu diversifizieren oder den (mE falschen) Ehrgeiz zu haben, mit meiner speziellen Kombi outzuperformen - eher im Gegenteil. Ich hätte bewusst eine kleinere Rendite in Kauf genommen, in dem Gedanken, eine bessere Diversifizierung zu erreichen und damit auch ein Stück weit der hohen Gewichtung von Amerika zu begegnen.


    Besonders interessant finde ich Saarlaender (bin übrigens auch Saarländerin), dass du den Aktienanteil des Norwegischen Staatsfonds mit dem ACWI IMI verglichen hast und hier auf eine hohe Deckungsgleiche kommst. Das werde ich mir mal anschauen ☺️ vielen Dank dafür!


    Zum Thema „Sicherheitsbausteine“: Ich möchte hier nicht Sicherheitsbaustein auf Sicherheitsbaustein stapeln. Aktuell bin ich mit den Sicherheiten, die ich habe (Immobilie und meinen liquiden Mitteln) sehr zufrieden und auf einer Ebene, wo ich mich auch wirklich „sicher“ fühle. Und zwar so sicher, dass ich nun auch bereit bin, deutlich mehr in mein Depot zu investieren. Daher auch das nun verstärkte Interesse für die verschiedenen Möglichkeiten der Anlage in ETFs.


    Wie gesagt, aus rein rationaler Sicht sind mir da sicher einige Fehlentscheidungen unterlaufen. Allerdings betrachte ich diese Entscheidungen auch in ihrem jeweiligen zeitlichen / persönlichen Kontext.


    Da ich eigentlich von den beiden Amundi-Swappern weg möchte, werde ich mir den ACWI nochmal näher anschauen. Da geht dann, gerade auch nochmal mit dem Hinweis von Saarländer, auf jeden Fall auf die Simplizität.


    Allerdings hätte ich da auch noch eine Frage an die Schwarmintelligenz: wie steht ihr zu Swappern? Wo sehr ihr ein mögliches (höheres) Risiko zu den physisch replizierenden oder den Samplern?


    Wenn ich bei meinen bestehenden ETFs bleiben würde und Small Cape World beimische, hätte ich dann nicht ein sehr ähnliches, wenn auch etwas teureres Portfolio wie mit dem ACWI IMI?

  • Allerdings hätte ich da auch noch eine Frage an die Schwarmintelligenz: wie steht ihr zu Swappern? Wo sehr ihr ein mögliches (höheres) Risiko zu den physisch replizierenden oder den Samplern?


    Wenn ich bei meinen bestehenden ETFs bleiben würde und Small Cape World beimische, hätte ich dann nicht ein sehr ähnliches, wenn auch etwas teureres Portfolio wie mit dem ACWI IMI?

    Bisher hat niemand durch einen 'swappenden' ETF Geld verloren. Und das trotz Dotcom-Crash, Finanzkrise oder Corona-Crash.

    Insofern würde ich mir da keine so großen Gedanken machen.


    Ja, die Beimischung von Small Caps wäre eine Lösung. Ich kenne aber keinen reinen Small Caps ETF für die Schwellenländer (EM).

    Die würden dann wieder fehlen.

    Außerdem müsstest Du Dir langfristig Gedanken um das Rebalancing Deiner ETF untereinander machen. Bei kleineren Depotwerten ist das kein Problem.

    Mein Depot ist inzwischen 6-stellig und ich merke zusehends, dass es rein mit der Sparrate immer schwieriger für mich wird die Balance zwischen meinen 3 ETF zu behalten.

    Und besser als die 1 ETF-Lösung ala MSCI ACWI IMI oder FTSE All World ist nein Depot auch nicht gelaufen (genaugenommen sogar schlechter ;) ).

    Ja, da macht man sich wochenlang Gedanken um die optimale Mischung im Depot, nur um dann festzustellen, dass es auch ein ETF getan hätte. :rolleyes:

  • Es geht mir auch nicht darum, auf Teufel komm raus zu diversifizieren oder den (mE falschen) Ehrgeiz zu haben, mit meiner speziellen Kombi outzuperformen - eher im Gegenteil. Ich hätte bewusst eine kleinere Rendite in Kauf genommen, in dem Gedanken, eine bessere Diversifizierung zu erreichen und damit auch ein Stück weit der hohen Gewichtung von Amerika zu begegnen.


    Dann nimm den Gerd-Kommer-ETF. Mehr Diversifikation ist kaum möglich. Selber anzufangen mit zusätzlichen ETFs das Portfolio weiter und nachhaltig ohne Klumpen zu diversifizieren ist nur mit Aufwand, Stress und Kosten verbunden (den Fehler habe ich auch schon gemacht). Du solltest aber keine Wunder erwarten und die Unterschiede zu einem FTSE All-World o.ä. werden marginal sein.

  • Dann nimm den Gerd-Kommer-ETF. Mehr Diversifikation ist kaum möglich. Selber anzufangen mit zusätzlichen ETFs das Portfolio weiter und nachhaltig ohne Klumpen zu diversifizieren ist nur mit Aufwand, Stress und Kosten verbunden (den Fehler habe ich auch schon gemacht). Du solltest aber keine Wunder erwarten und die Unterschiede zu einem FTSE All-World o.ä. werden marginal sein.

    Warum sollte man den ETF von Herrn Kommern nehmen?

    Nicht das der ETF irgendwie schlecht wäre, aber er ist halt mehr als doppelt so teuer wie ein MSCI World ACWI oder FTSE All World ETF. :/

    Die Regel ist doch einfach: Die Kosten kenne ich. Die zukünftigen Renditen kennt niemand. Also nehme ich im Zweifel das günstigere Produkt und spare die Kosten!

    Alles andere wissen wir dann irgendwann in der Zukunft.

  • Bisher hat niemand durch einen 'swappenden' ETF Geld verloren. Und das trotz Dotcom-Crash, Finanzkrise oder Corona-Crash.

    Insofern würde ich mir da keine so großen Gedanken machen.

    Ich würde zusätzlich bedenken MoneyQueen , dass die vorhandenen ETFs, wenn Du sie seit 2019 besparst, vermutlich einiges an Gewinn enthalten, den Du versteuern müsstest, wenn Du jetzt verkaufst. In Anbetracht der Tatsache, dass das ziemliche "08/15"-ETFs sind (marktbreit, diversifiziert, keine extrem hohe Kostenquote etc...), würde ich sie vermutlich einfach liegenlassen und künftig einen anderen ETF besparen, aber nicht verkaufen. Allein dass sie Swapper sind wäre für mich kein Grund, sie abzustoßen. Zumal im Lauf der Zeit ihr Anteil an Deinem Gesamtvermögen ohnehin immer vernachlässigbarer werden wirst, wenn Du künftig einen anderen ETF besparst, Rentenansprüche sammelst, die Immobilie weiter abzahlst etc.

  • Warum sollte man den ETF von Herrn Kommern nehmen?

    Nicht das der ETF irgendwie schlecht wäre, aber er ist halt mehr als doppelt so teuer wie ein MSCI World ACWI oder FTSE All World ETF. :/

    Die Regel ist doch einfach: Die Kosten kenne ich. Die zukünftigen Renditen kennt niemand. Also nehme ich im Zweifel das günstigere Produkt und spare die Kosten!

    Alles andere wissen wir dann irgendwann in der Zukunft.

    Wenn sich jemand dafür entscheidet, dass er aus seinem Portfolio nachhaltig die regelmäßige Klumpenbildung raushaben möchte (Japan 1989, dot com, Banken, Öl, jetzt US+Tech) und in alle equity-Assets nicht nur in homöopathischen Dosen investieren möchte, greift normalerweise zu einer Mehr-ETF-Lösung. Die hat eine niedrigere TER als der Gerd-Kommer-ETF, allerdings auch mehr Aufwand, Stress und in aller Regel Steuern und Transaktionskosten (mindestens der Spread). In dem Fall ist eine Ein-ETF-Lösung m.E. besser.


    Dazu kommt, dass Faktor-Investing kein Hokuspokus ist, sondern ein wissenschaftlicher Konsens besteht. Die langfristige Outperformance ist Fakt und war auch nach ,,Entdeckung" vorhanden. Klar, kann man auch behaupten, dass dies ab jetzt anders sein wird, würde sich dann aber auf sehr dünnes Eis begeben (einen Nobelpreisträger muss man erst mal widerlegen können).

  • Ja, da macht man sich wochenlang Gedanken um die optimale Mischung im Depot, nur um dann festzustellen, dass es auch ein ETF getan hätte. :rolleyes:

    Das glaube ich so langsam auch ;)


    Ich tendiere langsam mehr und mehr zum ACWI IMI - der hat auch eine sehr starke Ähnlichkeit zum Global Portfolio One von Beck, aber eben als 1 ETF.



    Was mir jetzt aber noch als Thema gekommen ist, ist die 3X10 "Strategie" von Finanztip:


    Ich habe mein bisheriges Depot bei comdirect mit den angesprochenen 34T €, was nach meiner Idee eigentlich mindestens 100T € enthalten sollte. Macht es mehr Sinn, dem Depot nun einfach den ACWI IMI beizumischen, die anderen beiden nicht mehr zu besparen und nur noch in den ACWI IMI zu investieren.

    Oder eröffne ich mit dem IMI ein neues Depot und bespare das comdirect Depot immer dann noch nach und nach, wenn die Kurse der beiden Amundis wieder tiefer stehen dann mit einer großen Einmalanlage.


    Ich meine von dir, monstermania habe ich irgendwo etwas in diese Richtung gelesen.


    Danke!

  • Wenn sich jemand dafür entscheidet, dass er aus seinem Portfolio nachhaltig die regelmäßige Klumpenbildung raushaben möchte (Japan 1989, dot com, Banken, Öl, jetzt US+Tech) und in alle equity-Assets nicht nur in homöopathischen Dosen investieren möchte, greift normalerweise zu einer Mehr-ETF-Lösung. Die hat eine niedrigere TER als der Gerd-Kommer-ETF, allerdings auch mehr Aufwand, Stress und in aller Regel Steuern und Transaktionskosten (mindestens der Spread). In dem Fall ist eine Ein-ETF-Lösung m.E. besser.


    Dazu kommt, dass Faktor-Investing kein Hokuspokus ist, sondern ein wissenschaftlicher Konsens besteht. Die langfristige Outperformance ist Fakt und war auch nach ,,Entdeckung" vorhanden. Klar, kann man auch behaupten, dass dies ab jetzt anders sein wird, würde sich dann aber auf sehr dünnes Eis begeben (einen Nobelpreisträger muss man erst mal widerlegen können).

    Mmmmh.. du hast in wenigen Sätzen zusammen gefasst, was mich an der Idee, wie ich Sie aus den Büchern von Kommer und den WhitePapers von Beck gelesen habe, so überzeugt hat.

    Die Herleitungen des Faktor - Investings, wie Kommer und Beck sie gut verständlich darstellen, hat für mich einfach sehr viel Sinn gemacht.

    Das Ganze selbst zu bauen und zu pflegen, kann mE auch Spaß machen. Aber den Hinweis von monstermania , dass es mit steigendem Depot-Wert immer komplexer wird, ist natürlich nicht von der Hand zu weisen.


    Bezüglich der TER, die sowohl bei Kommer, als auch Beck, als auch DO-it-yourself - Lösung höher ist als beim ACWI IMI, mache ich mir jetzt nicht die allergrößten Sorgen. Es sind natürlich Mehrkosten, aber ob die jetzt am Ende "den Bock fett machen"...

  • Ich tendiere langsam mehr und mehr zum ACWI IMI - der hat auch eine sehr starke Ähnlichkeit zum Global Portfolio One von Beck, aber eben als 1 ETF.

    Nein, der MSCI ACWI IMI ist ein 100%iger marktkapitalisierter Aktien-ETF!

    Der GPO von Andreas Beck ist ein Fonds mit einer dauerhaften Aktienquote von 80%. 20% liegen als 'Reserve' in Anleihen bereit um im Falles eines Einbruch des Aktienmarktes zu günstigen Kursen in Aktien umschichten zu können.

    Bei -20% vom letzten ATH wird auf 90% Aktien umgeschichtet

    Bei -40% vom letzten ATH wird auf 100% Aktien umgeschichtet


    Georg vom Blog Finanzen erklärt, hat das Konzept hinter dem GPO von Herrn Beck hier mal analysiert: https://www.finanzen-erklaert.…trategie-vs-buy-and-hold/


    Ohne einen Crash ist man mit dem GPO immer nur mit 80% in Aktien investiert. Also in den meisten Marktphasen.


    Ich habe mein bisheriges Depot bei comdirect mit den angesprochenen 34T €, was nach meiner Idee eigentlich mindestens 100T € enthalten sollte. Macht es mehr Sinn, dem Depot nun einfach den ACWI IMI beizumischen, die anderen beiden nicht mehr zu besparen und nur noch in den ACWI IMI zu investieren.

    Ich bin ein Freund von KISS (Keep it simple, stupid). Wenn Du mit den Broker zufrieden bist, dann würde ich weiter Alles in einem Depot halten.

    Und ja, jetzt einfach erstmal die nächsten Jahre in den SPDR MSCI ACWI IMI oder den Vanguard FTSE All World sparen. Und dann mal schauen wo Du in 10 Jahren so stehst.

    Im Idealfall sind dann aus Deinem MSCI World/MSCI EM 70K geworden und dass was bis dahin dann in dem neuen ETF bis dahin so zusammen kommt.

  • Bezüglich der TER, die sowohl bei Kommer, als auch Beck, als auch DO-it-yourself - Lösung höher ist als beim ACWI IMI, mache ich mir jetzt nicht die allergrößten Sorgen. Es sind natürlich Mehrkosten, aber ob die jetzt am Ende "den Bock fett machen"...

    Die Mehrkosten beim GPO sind schon erheblich. Die 0,7% beziehen sich ja auf das gesamte Portfolio, also auch die 20% ,,Sicherheits-Anteil". Der kostet als Einzel-ETF 0,1%. Du zahlst also für diesen Teil das Siebenfache. Und auf den Aktienteil das Dreifache.


    Beim Kommer sind es doppelt so viel, wobei die Transaktionskosten höher sein werden als bei einem FTSE All-World von Vanguard. Die marktkapitalisierenden Dickschiffe von Vanguard und ishares sind fast kostenlos, wenn man sich die TD anschaut. Das ist schon der Wahnsinn.


    Du solltest allerdings den Aufwand und Stress des Rebalancings nicht unterschätzen und auch darüber nachdenken, ob dein/e Partner/in das auch leisten kann, wenn du mal nicht mehr kannst. ,,Alles da rein und gut ist" ist halt schwer kaputt zu bekommen.