Strategie Umschichtung Liquidität in Aktien ETF

  • Ich bin gerade am überlegen, wie ich meine liquiden Mittel am besten in Aktien ETF umschichte. Die Allokation meines Portfolios ist derzeit wie folgt:


    70% Aktien ETF

    10% Liquidität (Geldmarkt ETF)

    20% sonstige Assets (will ich erstmal nicht anfassen)


    Die Liquiditat erhöht sich monatlich durch die Sparrate aus meinem Einkommen.


    Ich möchte die Liquidität auf 5% bis 4% reduzieren (zu Gunsten der Aktien ETF) und schwanke zwischen folgenden Varianten:


    1. 1-sided-glidepath:

    Hochfahren der Aktienquoten über einen zu Beginn festgelegten Zeitraum (z.B. 36 Monate). Dabei wird monatlich kein absoluter sondern ein relativer Betrag in Abhängigkeit von der Aktienbewertung investiert. Je niedriger die Bewertung, desto höher der jeweils investierte Betrag.


    2. Einmalinvestitionen in Relation zum ATH der Aktien ETF, z.B. bei -10% zum ATH 10% des Cash, bei -20% weitere 20%, bei -30% entsprechend weitere 30% und bei -40% die restlichen 40%.


    3. Immer sofortige Investition der Liquidität


    Was meint Ihr? :/

  • Darf ich dir die Frage in drei Jahren beantworten? ^^

    Wie wäre eine Mischung aus 1 und 2 ? Also Sparplan mit fester Sparrate über bspw. 36 Monate. Und bei Rücksetzern tätigst du nach einem festen Regelwerk zusätzliche Einmalkäufe. Dann geht dem Sparplan einfach ggf. früher das Geld aus.

  • Wenn du erwartest, dass die Aktienmarktrendite aktuell höher ist als die Cashrendite, verlierst du mit Warten im Schnitt Geld.

    Es bringt dir nichts, immer zu günstigen Zeiten einzusteigen, wenn dieses zu höheren Kursen stattfindet als die heutigen Preise abgezinst mit der Cashrendite.


    Die Gewinne am Aktienmarkt sind nicht gleichmäßig über die Zeit verteilt, sondern treten teilweise innerhalb kurzer Zeit auf. Wenn man diese Zeiten verpasst, hat man deutliche Unterrendite.


    Einige Kennzahlen deuten auf eher niedrige Aktienrenditen in der Zukunft hin. Diese waren in der Vergangenheit im Schnitt aussagekräftig, aber auch nur im Schnitt ;)

    Allerdings sinkt aktuell auch die Cashrendite.

  • Warum nicht einfach den Zahlungsstrom in den Geldmarktfonds stoppen und von da an monatlich in den Aktien ETF ? Wenn der Aktien ETF steigt wird ja auch automatisch der Geldmarktfonds kleiner.


    Ich mache das immer so, sobald Geld eingeht was ich mindestens 10 Jahre oder am besten 15 Jahre nicht benötige geht dieses in den Aktien ETF egal wie dieser steht. Alles andere ist Markettiming was nicht funktioniert.


    Ich glaube mich zu erinnern dass Gerd Kommer das auch so praktiziert/praktiziert hat.

  • Da hätte ich sorge dass mir zu viel Rendite flöten geht John Bogle

    Aber wenn du wartest bis sich die kurse 10 Prozent oder 20 Prozent vom ATH entfernt sind wartest du an der Seitenlinie und verlierst auch Rendite, sogar mit großer Wahrscheinlichkeit noch mehr.


    Rendite ist nur die eine Seite der Medaille. Die anderen Seite ist das Risiko.


    Du musst deine eigene Asset Allokation und Risikotragfähigkeit festlegen.


    Vor kurzem habe ich erst hier gelesen von einem User der auch seinen Sicherheitsbaustein zu knapp bemessen und nun groß Aktien verkaufen muss mit Verlust. Rendite ist nicht alles wie dieser User schmerzlich erfahren musste. Die Börse kennt nun mal nicht nur eine Richtung.


    Wenn deine Asset Allokation aber fein ist und du es eh in Aktien investieren möchtest dann würde ich es gleich machen. Zeit ist ein wichtiger Faktor beim investieren.

  • Der Abstand vom ATH ist doch völlig irrelevant.


    Wenn der Kurs jetzt bei 100 liegt, dann auf 150 steigt und auf 110 fällt, ging die Spekulation trotzdem nach hinten los.


    Der Preis muss wieder unter den heutigen Preis (abgezinst mit der Cashrendite) fallen, damit es positiv ist.


    Und bei einem im Schnitt steigenden Markt steigen nunmal auch die Tiefs und laufen dir davon.


    Das kann natürlich klappen, aber der Erwartungswert ist eher negativ.

  • Danke für die Antwort Saarlaender

    1. ist jedoch keine feste Sparrate sondern die Höhe der Investition resultiert aus der Differenz von Ist und Soll Anteil der Aktien ETF am Portfolio.


    https://www.finanzen-erklaert.de/1-sided-glidepath/

    Ja, das ist mir schon klar. Ich kenne den Blogbeitrag von Georg. Ich halte die von mir beschriebene Methode jedoch einfacher umzusetzen. Im Ergebnis ist sie ähnlich.

  • Über wieviel Geld, das Du jetzt umschichten möchtest, reden wir denn da? Mehr so 10.000 EUR oder mehr so 150.000 EUR? Und wie hoch ist deine monatliche Sparrate?


    Rein rational würde ich sagen: Alles auf einmal rein! Meinetwegen gestaffelt in 3-6 Tranchen über 3-6 Monate, wenn Du Dich damit besser fühlst. Aber über 36 Monate strecken? Wieso?


    Am Ende sprechen wir nur über 5% Deines Vermögens. Wenn Du da das Invest über 36 Monate streckst, bist Du bei nur noch 0,13% im Monat. Bei 1 Million Gesamtvermögen wären das 1.300 EUR/Monat 3 Jahre lang. Bei 300.000 EUR Gesamtvermögen 390 EUR/Monat 3 Jahre lang. Das wäre mir zu kleinteilig.

  • Vielen Dank für die zahlreichen Hinweise von Euch, diese haben mir weitergeholfen! Auch waren diese sehr breit gefächert und reichten vom sofortigem All-in bis zu alles in der Liquidität lassen.


    Auf Basis der verschiedenen Vorschläge werde ich meine liquiden Mittel gedanklich dreiteilen. Der erste Teil repräsentiert die Mindestliquidität, welche ich nach dem Hinweis von John Bogle monatlich um einen bestimmten Betrag erhöhen werde.


    Den zweiten Teil werde ich nach dem 1-sided-glidepath bis Ende 2026 investieren.


    Das übrige Geld werde ich nach dem Relation-ATH-Prinzip für buy the Dip Käufe verwenden und so die verschiedenen Strategien kombinieren, wie von Saarlaender vorgeschlagen.


    Auch wenn die All-in Variante rational betrachtet das sinnvollsten wäre, hätte ich zur Zeit kein gutes Gefühl dabei. Da verzichte ich dann ggf. lieber auf einige % Rendite.

  • Hier noch eine aktuelle Studie zu dem Thema:

    Einmalanlage oder Einstieg in Raten?

    Danke noch mal für diese sehr interessante Studie basierend auf dem S&P 500. Quintessens davon ist ja, dass ungefähr in zwei Drittel der Fälle es sinnvoller gewesen wäre alles sofort zu investieren.

    Noch aufschlussreicher wäre gewesen, wenn auch zusätzlich das Cape Ratio mit einbezogen worden wäre. Dieses liegt ja im Median bei 16 und aktuell bei 37,17 für den S&P 500.

    Hier stellt sich mir die Frage, in wie viel Fällen der oberen 2/3l das Cape Ratio so hoch war...

  • Noch aufschlussreicher wäre gewesen, wenn auch zusätzlich das Cape Ratio mit einbezogen worden wäre. Dieses liegt ja im Median bei 16 und aktuell bei 37,17 für den S&P 500.

    Hier stellt sich mir die Frage, in wie viel Fällen der oberen 2/3l das Cape Ratio so hoch war...

    Ja, ich gehe auch davon aus, dass diese hohe oder gar Überbewertung sich irgendwann wieder abbauen wird, im Sinne eines Mean-Reversion Effektes. Das kann aber auch noch munter ne Weile weiter gehen. Und dann muss es auch kein schneller heftiger Crash sein. Die Bewertungen können sich auch durch eine langjährige Seitwärtsbewegung der Kurse abbauen.

    Ein Einstieg in Raten basierend auf der Cape Ratio wäre mir allerdings mental etwas zu aufwendig. Ich bevorzuge dann eine Kombination aus

    1) Sparplan mit festgelegten Raten über einen nicht allzu langen Zeitraum von bspw. 6-12, max. 18 Monaten

    2) zusätzlichen regelbasierten Einmalkäufen bei Unterschreiten vorher definierter Schwellenwerte. Bspw. bei -10% und -20% vom heutigen Kurs oder vom letzten ATH (was allerdings aktuell aufs Gleiche rauskäme)

  • Ich habe folgenden Chart zur langfristigen Entwicklung des Cape Ratio gefunden. Den Zeitraum der Studie habe ich rot umrahmt.



    Aus dem Bauch heraus würde ich gemessen am Cape Ratio sagen, dass wir uns eher an einem Punkt befinden wo die Einmalanlage nicht besser wäre.

  • In Ermangelung eines entsprechenden, nicht investierten Kapitals in signifikanter Höhe: im Moment leider überhaupt nicht ;)

    Ich werfe trotzdem mal einen Vorschlag in den Ring. Mit fremdem Geld ist das ja eh viel einfacher ^^

    Nehmen mal hypothetisch an, es regnet morgen 100.000 EUR vom Himmel. Ich hab noch Jahrzehnte bis zur Rente und will diese daher zwar einerseits in Aktien investieren, befürchte aber gleichzeitig, aktuell zu überhöhten Bewertungen einzukaufen:

    Ich würde die 100K auf eine täglich verfügbare Anlage/Tagesgeld o.ä. packen und einen Aktien-ETF Sparplan über 12 Monate aufsetzen. Bspw. 50 Wochen à 2000 EUR. Wenn die Kurse dann munter weiter steigen wird ganz normal der Sparplan ausgeführt und ich freue mich über den Gewinn. Wenn die Kurse während der 50 Wochen um -10% gegenüber dem letzten ATH fallen, investiere ich die Hälfte des zu dem Zeitpunkt noch verbleibenden Kapitals und halbiere anschliessend die Sparrate. Und wenn die Kurse weiter auf -20% ggü. dem letzten ATH fallen investiere ich den vollständigen Rest. Als Referenz für ATH und die Schwellenwerte nehme ich den S&P500 Index, nicht den ETF Kurs. Also ohne Berücksichtigung etwaiger Verzerrungen durch die Währung.

    EDIT: alternativ das gleiche Vorgehen jedoch mit den Schwellenwerten -20% und -40%, übernommen aus dem Global Portfolio One von Andreas Beck

  • ...

    Nehmen mal hypothetisch an, es regnet morgen 100.000 EUR vom Himmel. Ich hab noch Jahrzehnte bis zur Rente und will diese daher zwar einerseits in Aktien investieren, befürchte aber gleichzeitig, aktuell zu überhöhten Bewertungen einzukaufen:

    ...

    Oder man nimmt im Zweifelsfall an, dass die Aktienmärkte hinreichend effizient sind. Dann gibt es keine überhöhten Bewertungen.

    Glaubt man hingegen, dass die Bewertungen überhöht sind, dann verstehe ich nicht, warum ich auch nur für einen Euro Aktien kaufen sollte.


    Insofern weiß ich nicht, was solche mentalen Verrenkungen sollen. Entweder gehe ich davon aus, dass die Bewertungen überhöht sind, dann lasse ich es, oder ich weiß es einfach nicht; dann kann ich auch alles gleich investieren, denn ich werde es in drei Jahren auch nicht wissen.

  • Oder man nimmt im Zweifelsfall an, dass die Aktienmärkte hinreichend effizient sind. Dann gibt es keine überhöhten Bewertungen.

    Glaubt man hingegen, dass die Bewertungen überhöht sind, dann verstehe ich nicht, warum ich auch nur für einen Euro Aktien kaufen sollte.


    Insofern weiß ich nicht, was solche mentalen Verrenkungen sollen. Entweder gehe ich davon aus, dass die Bewertungen überhöht sind, dann lasse ich es, oder ich weiß es einfach nicht; dann kann ich auch alles gleich investieren, denn ich werde es in drei Jahren auch nicht wissen.

    Nehmen wir für einen Moment an, die Aktienmärkte seien tatsächlich hinreichend effizient. Was nicht bewiesen ist, sondern nur eine Hypothese. Dann ist es schön für dich wenn du das so kannst ;) Die meisten Anleger sind aber leider kein "Homo Oeconomicus" der immer vollständig rational handelt. Und können das daher emotional mit großen Einmalbeträgen nicht.