Holistische Analyse und Forecast für Altersvorsorge

  • Hallo zusammen,


    Ich bin ein interessierter Laien-Anleger, 32, angestellt und lese seit einiger Zeit mit erheblichen Interesse hier in Forum diverse Beiträge und Threads.


    Ich habe kürzlich aus Interesse eine holistische Analyse des Status quo meines Vermögens aufgestellt und Annahmen zu zukünftigen Entwicklungen für meine Altersvorsorge getroffen, um mal "ein Gefühl" zu bekommen, wo ich stehe und wo ich hin will. Dies ist eher eine akademische Fragestellung, da ich mit 32 noch relativ lang bis zur Rente habe und es sich daher wohl eher um eine Spielerei handelt, da Forecast bei 35 Jahren doch eher einer Glaskugel gleicht. Ich plane, diese Aufstellung Jahr für Jahr upzudaten.


    Ich finde zu gewissen, von mir getroffenen Annahmen wenig verwertbares im Internet, weshalb ich hier auf die Schwarmintelligenz hoffe :)


    Hintergrund: Ich habe eine möglichst umfassende, tabellarische Aufstellung meines gegenwärtigen Vermögens gemacht, inklusive gesetzliche RV, VBL Ansprüche, Riester, Börse. Zudem Humankapital (Gehalt). Nun möchte ich auf Basis von Annahmen einen iterativen Forecast für die einzelnen Bausteine bis zu meinem Renteneintrittsalter erstellen.


    Die Annahmen, die ich bislang recht willkürlich getroffen habe und wozu ich auf Unterstützung hoffe:


    GRV: Steigerung pro Jahr

    Berechnung:

    1. mein Gehalt pro Jahr / Durchschnittseinkommen in dem Jahr = Rentenpunkt.

    2. Rente = Rentenpunkt-Wert x Anzahl RP


    Frage a) ist eine Annahmen von 2% (quasi Inflationsausgleich) für Durchschnitt Einkommen und für RP-Steigerung valide?


    VBL: Steigerung pro Jahr

    Frage b) Der Messwert pro Punkt hat sich in den letzten Jahren nicht geändert, habe ich gelesen. Ist dies auch als Forecast valide?


    Riester:

    Frage c) ich habe meinen Riester bei einem Wert von 10k beitragsfrei erst dieses Jahr aus Kostengründen gestellt. Sehe ich das richtig, dass ich bei bisherigen Stand davon ausgehen kann, dass ich den zum Renteneintritt vollständig ausgezahlt bekommen kann, da marginal?


    Danke Euch für Eure Hilfe :)

    VG

  • Elena H.

    Hat das Thema freigeschaltet.
  • Es gibt den Begriff der "Kleinbetragsrente." Bedeutet soviel, dass wenn nur eine sehr kleine monatliche Rentenzahlung zu erwarten ist, könnte der Anbieter die Komplettsumme auf einmal auszahlen bzw. du dies beantragen. Steuern werden natürlich trotzdem fällig.


    Du hast aktuell 10.000 Euro auf dem Tacho stehen, dieser Betrag wird verrentet. Ohne irgendwelche Dynamiken gerechnet, und unter der Annahme dass der Anbieter den Betrag über min. 20 Jahre verrentet, kannst du grob mit 10.000 / 240 = 41,67 Euro pro Monat kalkulieren.


    Eine Kleinbetragsrente liegt vor, wenn die zu erwartende monatliche Rente nicht höher als 1 Prozent der monatlichen Rentenbezugsgröße ist.


    "Die Bezugsgröße orientiert sich am durchschnittlichen Arbeitsentgelt aller Rentenversicherten in den alten Bundesländern des vorvergangenen Jahres (für 2024 also aus 2022). Sie beträgt 2024 jährlich 42.420 Euro und monatlich 3.535 Euro."

    Bezugsgröße
    Die Bezugsgröße ist eine dynamische Rechengröße, aus der andere Werte abgeleitet werden, die in den einzelnen Sozialversicherungszweigen bedeutsam sind. Die…
    www.deutsche-rentenversicherung.de


    => Wenn du weißt, wie hoch das durchschnittliche Einkommen und damit die Bezugsgröße zu deinem Renteneintritt ist, kannst du ggfs. abschätzen, ob bei dir später eine Sofortauszahlung möglich ist.


    Sie zweite Möglichkeit ist natürlich, dass du sehr alt wirst und den Zeitpunkt, wo die Summe deiner Rentenauszahlung dein angespartes Kapital übersteigt. Oder du rechnest "nur" mit deinen Einzahlungen.

  • Frage a) ist eine Annahmen von 2% (quasi Inflationsausgleich) für Durchschnitt Einkommen und für RP-Steigerung valide?

    Ich bekomme jedes Jahr die Renteninfo. Dort wird meine zukünftige Rente angegeben und zwar einmal bei 0%, 1% und 2% Rentenanpassung. Dort nehme ich einfach die Mitte von 1% und 2%.

    Frage c) ich habe meinen Riester bei einem Wert von 10k beitragsfrei erst dieses Jahr aus Kostengründen gestellt. Sehe ich das richtig, dass ich bei bisherigen Stand davon ausgehen kann, dass ich den zum Renteneintritt vollständig ausgezahlt bekommen kann, da marginal?

    Junge, kündige das Ding ^^ Dann hast du bei 7% p.a. In 35 Jahren (bei Anlage in einen weltweiten ETF) 106.000 Euro daraus gemacht...

  • ...

    Junge, kündige das Ding ^^ Dann hast du bei 7% p.a. In 35 Jahren (bei Anlage in einen weltweiten ETF) 106.000 Euro daraus gemacht...

    Na, das hast du aber nun sehr wohlwollend gerechnet. :)


    10.000 x 1,07 ^ 35 = 106.762,82


    Bei 10.000 könnte man grob 5 Jahre x 2.100 Euro Einzahlung annehmen. D.h. 5 x 175 (Zulage) Euro = 875 Euro wären mindestens abzuziehen. Bei einem durchschnittlichen Gehalt von 45.000 entspr. 3750 monatlich liegt der Steuersatz bei ca. 22%.


    2100 - 175 = 1925 x 0,22 = 423,50


    10.000 - 5 x (175 + 423,5) = 7007,5 (Anlagesumme)


    7007,5 x 1,07 ^ 35 = 74816,14


    Immer noch besser als Riester, die knapp 3000 Euro ("weniger Auszahlung") muss man dann unter Lehrgeld verbuchen. 8)

  • Ich habe kürzlich aus Interesse eine holistische Analyse des Status quo meines Vermögens aufgestellt und Annahmen zu zukünftigen Entwicklungen für meine Altersvorsorge getroffen, um mal "ein Gefühl" zu bekommen, wo ich stehe und wo ich hin will.

    Das ist sicher eine gute Idee.

    Dies ist eher eine akademische Fragestellung, da ich mit 32 noch relativ lang bis zur Rente habe und es sich daher wohl eher um eine Spielerei handelt, da Forecast bei 35 Jahren doch eher einer Glaskugel gleicht. Ich plane, diese Aufstellung Jahr für Jahr upzudaten.

    Du bekommst so keine exakte Kalkulation, aber immerhin eine Peilung. Das ist besser als nichts.


    Jährliches Update ist auch eine gute Idee.

    Valide kann eine solche Annahme natürlich nicht sein. Ich halte Deine Peilung aber für tolerabel und würde das auch so machen.


    35 Jahre sind natürlich eine halbe Ewigkeit. Immerhin: Du bist wohl im öffentlichen Dienst; dort sind Erwerbsbiographien leichter vorhersehbar als in der Wirtschaft.

    VBL: Steigerung pro Jahr

    Der Messwert pro Punkt hat sich in den letzten Jahren nicht geändert, habe ich gelesen. Ist dies auch als Forecast valide?

    Keine Ahnung :-). Anno 2006 hat man festgestellt, daß der VBL das Geld ausgeht, und man hat die Rentenansprüche derer, die noch keine VBL-Rente bezogen, drastisch zusammengekürzt. Ich halte nicht für ausgeschlossen, daß das in der Zukunft nochmal passiert.


    In der aktiven Zeit steigen die Rentenansprüche der VBL mit dem individuellen Entgelt. Insoweit ist für die Zuwächse ein Inflationsschutz gegeben. Anders als bei der gesetzlichen Rente sind aber bereits erworbene Ansprüche der Inflation ausgesetzt. Allerdings wird über den sog. Altersfaktor praktisch ein Zins gewährt, dem Vernehmen nach 3,25%. Nachgerechnet habe ich das aber nicht.

    Ich habe meinen Riester dieses Jahr bei einem Wert von 10k aus Kostengründen beitragsfrei gestellt. Sehe ich das richtig, dass ich bei bisherigen Stand davon ausgehen kann, dass ich den zum Renteneintritt vollständig ausgezahlt bekommen kann, da marginal?

    Das rechne ich jetzt nicht nach. In 35 Jahre kann von den Vorgaben noch viel passieren. Ich würde bei einem kleinen Riestervertrag erwägen, den aufzulösen.


    Ich würde die Aufgabe vermutlich von der anderen Seite her angehen, nämlich von der Sparerseite. Ich würde mir ein realistisches Sparziel setzen, nämlich eins, bei dem noch genügend fürs Leben und Genießen im Jetzt übrigbleibt. Wenn man sich finanziell Speck anfuttert, hat man ja nicht nur was "fürs Alter" (Gruselig! 25jährige sparen schon fürs Alter!), sondern für alles mögliche etwas zuzusetzen. Es ist wohl in jeder Lebenslage ein gutes Gefühl zu wissen, daß man nicht gleich am Bettelstab wäre, wenn beispielsweise das Auto unvermutet kaputtginge.

  • Halo zusammen,


    Vielen Dank für Eure zahlreichen Antworten!


    Zusammenfassend:

    GRV: dann lasse ich die Gehälter um die Inflation steigen und den RP-Wert um 1%, dann ist das etwas konservativer.


    VBL: Dann gehe ich zunächst mit den 4 Euro weiter ins Rennen. Tatsächlich bin ich nicht mehr öffentlich angestellt, sondern inzwischen in die Wirtschaft gewechselt. Habe aber mehr als 5 Jahre auf dem Konto und daher Anspruch. Da es sich hier nur um einen marginalen Betrag handelt (ca 110 Euro), hat es mich mehr interessiert als dass das später Mal einen Unterschied machen würde.


    Riester: Mein Riester steht schon auf der Abschlussliste, möchte aber die politische Entwicklung in dem Bereich noch abwarten, wenn ich ihn jetzt eh schon habe.


    Viele Grüße