Rentenlücke berechnen

  • Hallo liebe Finanztip Community,


    ich bin gerade dabei meine "Rentenlücke" zu berechnen um daraus grob eine notwendige monatliche ETF-Sparrate abzuleiten. Für die Berechnung bin ich im Wesentlichen der Finanztip-Anleitung gefolgt (Infos aus den Finanztip Podcast Folgen #15, #46, #97 und die relevanten Artikel dazu von der Finanztip-Homepage).


    Meine Frage ist jetzt: Habe ich den Rechenweg prinzipiell richtig verstanden?

    Die Informationen dazu haben über meine Quellen hinweg immer leicht variiert. Das hat etwas verwirrt, deswegen wollte ich meine Frage hier nochmal platzieren.


    Folgendermaßen würde ich als Beispiel für die Berechnung der Rentenlücke vorgehen:


    1) Auf Basis meiner gegenwärtigen Ausgaben lege ich einen Wunsch-Nettobetrag fest.

    Beispiel: Ich möchte in meiner Rente 3000€ Netto im Monat erreichen.


    2) Der Wunsch-Nettobetrag 3000€ basiert auf aktuellen Ausgaben und aktueller Kaufkraft. Für meine Rente muss dieser inflationsbereinigt werden.

    Dazu nutze ich den Finanztip-Inflationsrechner. Mein Renteneintritt ist in 31 Jahren. Als Inflationsrate nehme ich 1,5%.

    Aus 2500€ werden inflationsbereinigt 1890,93€.


    3) Jetzt berechne ich was meine gesetzliche Rente voraussichtlich hergibt. Dazu schaue ich auf meine aktuelle Renteninformation von der DRV.

    Dort stehen unter der Rubrik "Rentenanpassung" zwei Zahlen zu meiner prognostizierten Rente ("1%-Zahl" und "2%-Zahl").

    Zur Berechnung empfiehlt Finanztip die Mitte dieser beiden Zahlen zu verwenden.

    1%-Zahl = 3110€. 2%-Zahl = 4260€. Mitte = 3685€.


    4) Die 3685€ sind brutto. Davon gehen noch Krankenkassen- und Pflegeversicherungsbeiträge ab.

    Finanztip empfiehlt hier grob 20% abzuziehen.

    Aus 3685€ brutto werden nach Abzug 2948€ netto aus der gesetzlichen Rentenversicherung.


    5) Die 2948€ netto müssen auch wieder inflationsbereinigt werden (analog Schritt 3).

    Aus 2948€ werden inflationsbereinigt 1858,15€ aus der gesetzlichen Rentenversicherung.


    6) Jetzt rechnet man 1890,93€ Soll-Nettorente - 1858,15€ Ist-Nettorente.

    Die monatliche Rentenlücke beträgt also 32,78€. Damit kann ich im nächsten Schritt den Bedarf für meine private Altersvorsorge berechnen.


    Passt der Rechenweg so oder habe ich etwas Wesentliches übersehen?

    Ich freue mich auf eure Antworten und Diskussionen.

    VG!

  • Elena H.

    Hat das Thema freigeschaltet.
  • Hallo.


    Steuern gehen von der Rente auch ab. In 31 Jahren wird die Rente zu fast 100% zu versteuern sein, daher gehe ich davon aus, dass 20% Abzüge nicht ganz ausreichen, wenn Kranken- und Pflegeversicherung bereits über 11% ausmachen.


    Dann ist noch die Frage, ob Du tatsächlich erst mit 67 in Rente gehen willst und ob der Durchschnitt der letzten 5 Jahre tatsächlich repräsentativ ist für die Hochrechnung bis 67.


    In Deiner Rechnung wechselst Du an einer Stelle von 3.000 EUR auf 2.500 EUR, das erschliesst sich mir nicht ganz.

  • Hallo peteah und Herzlich-Willkommen im FT-Forum,

    also ich versuche mal auf Deine Frage einzugehen.


    zu 1:

    Du möchtest von heute 3.000€ Kaufkraft ausgehen.

    Dann rechne bitte immer mit diesen 3.000€ weiter, weil sonst wird es sehr verwirrend!


    zu 2:

    Warum jetzt 2.500€? Unter 1.) waren es doch noch 3.000€ :/

    Und dann ist die Inflation sehr niedrig angesetzt. Nur mal so zur Einschätzung: In den letzten 60 Jahren lag die durchschnittliche Inflationsrate bei 2,6% p.a.

    Ich würde daher nicht mit 1,5% p.a., sondern eher mit 2,5% p.a. rechnen.

    3.000€ heutiger Kaufkraft entsprechen in 31 Jahren bei 2,5% Inflationsrate: 6.450€

    Inflationsrechner


    zu 3:

    Ja, das ist das was Finanztip empfiehlt und so würde ich auch erstmal rechnen. Es ist anzunehmen, dass die Rentensteigerungen in den nächsten Jahrzehnten eher nicht so hoch ausfallen werden.


    zu 4:

    Ja


    zu 5:

    Nein, das was Du unter 3 und 4 ausgerechnet hast ist dann ja schon Deine 'zukünftige' Nettorente in 31 Jahren (Pi mal Daumen).


    zu 6:

    Deine Nettorente in 31 Jahren liegt bei ca. 2950€ (wie unter 3. ausgrechnet).

    Deine Wunschrente in 31 Jahren um die heutigen 3.000€ in Kaufkraft zu haben liegt bei 6.450€

    Macht also eine Rentenlücke von 6.450€ - 2.950€ = 3.500€ in 31 Jahren

    Sprich, Du brauchst in 31 Jahren eine Kapitalquelle, die Dir 3.500€ / Monat Auszahlung ermöglicht.


    Mal grob gerechnet, brauchst Du in 31 Jahren min. 1 Mio. € im Depot um damit Deine Rentenlücke schließen zu können (gemäß 4% Regel).

    Und denke auch daran, dass die Inflation auch nach 31 Jahren weiter geht. Bis zu Deinem Tod in 60 Jahren, wird die Summe weiter wachsen (müssen).


    PS: Auf 31 Jahre ist natürlich jede Rechnung nur eine große Schätzung. Aber man sollte so früh wie möglich mit dem Vermögensaufbau beginnen.

    Wenn Du das mal im Fondsrechner eingibst, braucht es eine monatliche Sparrate von rund 820€ im Monat um in 31 Jahren auf 1 Mio.€ zu kommen (bei 7% p.a. Rendite).

    Fondsrechner zum Fondssparen

  • Moin peteah ,


    Rechne doch einfach mit Rentenpunkten die du bis zum Renten Begin erzielen könntest.

    Du hast deine jetzige Punkteanzahl, kennst dein zu versteuerndes Jahresbrutto und kannst daraus die Rentenpunkte errechnen die du pro Jahr erzielst.

    Mit einem Jahresbrutto von 45.358€ erhältst du einen Rentenpunkt mit einem Wert von 39,32€. Die Inflation würde ich bei der ganzen Berechnung erstmal außen vor lassen in der Hoffnung das dein Jahresbrutto steigt und der Wert der Rentenpunkte die Kaufkraft erhält.


    Hast du dann z.b. in 31 Jahren 60 Rentenpunkte erarbeitet würde dir eine Rente von 60X39,32€ zustehen. Davon ziehst du einfach 30% für Steuern, Kranken- und Pflegeversicherung. Damit kämst du 1651€ Nettorente. Diese Netto Rente würde ich mit deinem jetzigen Nettogehalt vergleichen und dann hast du in etwa die Hausnummer deiner Rentenlücke.

    Auf die letzten Euro kannst du das sowieso nie sagen. Da sind einfach in über 30ig Jahren noch zu viele Variablen drin.

    Wichtig ist das du Renditestark und Kostenarm zusätzlich etwas zurück legst.


    Viel Erfolg bei deinen Finanzentscheidungen.

  • Das hat der Horst Talski sehr gut zusammen gefasst, ich würde noch die Gelder bei dem Bedarf abziehen, die jetzt für die Altersvorsorge genutzt werden. Bei allem anderen wäre ich vorsichtig, da im Ruhestand nicht mehr benötigte Ausgaben meistens durch andere ersetzt werden.

  • Erscheint mir alles viel zu kompliziert. Ich würde es so machen:


    Nimm deinen heutigen Wunschbetrag.


    Nimm den heutigen Rentenbeitrag und zieh Steuern und Abgaben ab. Dafür kannst du einen Nettorechner verwenden. Ein pauschaler Abzug macht wenig Sinn, da der Steuersatz ja vom Einkommen abhängt. Rentenbeiträge zahlst du natürlich dann keine mehr.


    Dann vergleichst du diese beiden Werte und fertig ist deine Lücke.


    Wieso klappt das? Ganz einfach, weil die Rente in etwa mit der Inflation steigt. Nichts anderes sagen diese anderen Zahlen auf dem Bescheid aus.


    Wenn du die Lücke nun schließen willst, dann würde ich bei Aktien mit 4-5% Rendite pro Jahr und bei Zinsprodukten mit "Zins minus Inflation" als Rendite rechnen.

    Das ist jeweils die historische inflationsbereinigte Rendite. Bei Zinsprodukten ist sie übrigens schnell mal negativ.


    Dann würde ich von 3% Entnahme pro Jahr ausgehen. Fehlen dir 1000€ pro Monat (nach heutigen Werten), brauchst du 400.000€ nach heutigen Werten.

    Würde aber etwas mehr ansetzen, um Puffer zu haben. Auch die Regeln zu Steuern und Abgaben könnten sich ändern. Und auch die 3% sind nicht ganz sicher. Denn das sind eigentlich 4%, da ja Steuern abgehen.


    Achja, nicht vergessen deine Einzahlungen in den Sparplan jährlich mit der Inflation zu erhöhen.

    Was dann am Ende dein Vermögen sein wird, keine Ahnung. Aber bei der Methode gleichst du die Inflation einfach aus, ohne sie vorhersagen zu müssen. Außer bei Zinsprodukten.