Steuerbefreiende Anlage als Rentner alternativ zu Einzahlung in die Deutsche Rentenversicherung

  • Hallo, ich suche eine steuerbefreiende Altersvorsorge.

    Seit einem dreiviertel Jahr bin ich bereits Rentner. Ich habe seitdem die Möglichkeit, noch 60 Monate lang freiwillige Zahlungen an die Deutsche Rentenversicherung zu leisten, um meine spätere Rentenhöhe positiv zu beeinflussen. So hatte ich geplant, 5 Jahre lang jedes Jahr 12.000 EUR einzuzahlen. Dieses Geld würde ich im Rahmen meiner freiberuflichen Tätigkeit als Rentner verdienen.

    Da sich allein durch den bevorstehenden Regierungswechsel abzeichnet, dass die Renten auf jeden Fall indirekt, vermutlich sogar direkt gekürzt werden, zweifle ich an meinem eigenen Plan. Der große Vorteil war ja, dass ich während dieser 5 Jahre wegen der freiwilligen Einzahlungen keine Steuern hätte zahlen müssen. Nehme ich die Zahlungen nun doch nicht vor, fallen jedes Jahr ein paar Tausend Euro Steuern an.

    Meine Frage ist also: Welche zuverlässige alternative Rentenvorsorge kann ich mit den genannten Beträgen jetzt sofort starten, um in 5 Jahren ein Zusatzeinkommen zu haben und während dieses Zeitraums keine Steuern zahlen zu müssen?

  • Hallo @JeanPaul, warum stellst Du den Aspekt Steuern sparen so in den Vordergrund Deiner Überlegungen? Zum einen verstellt das Argument meist den Blick auf die Kennzahl, auf die es ankommt - die Rendite, meinetwegen Rendite nach Steuern. Zum anderen spielt der Effekt der Steuerstundung bei Dir kaum noch eine Rolle, weil Du die Steuern nur wenige Jahre später zahlst als wenn Du jetzt direkt versteuerst. Und ob Dein Steuersatz im Alter wie erhofft wirklich geringer ist, erfährst Du erst, wenn es so weit ist.

  • Lege ich mein Einkommen nicht steuerentlastend an, zahle ich 20% meines Einkommens an das Finanzamt. Kann ich den verbleibenden Rest wirklich sicher mit einer Rendite anlegen, die diese 20% egalisiert?

    Meine Einzahlungen ins Rentensystem würden sich natürlich nur langfristig "lohnen". Aber ich hätte dann, sofern sich das System nicht ändert, langfristig eine bequeme und beruhigende Sicherheit. Erfahrungsgemäß fällt es auch schwer, frei verfügbares Vermögen wirklich auf lange Sicht unangestastet zu lassen. Nun wird sich das zukünftige Rentensystem aller Wahrscheinlichkeit nach aber zu meinem Nachteil ändern. Deshalb sehe ich mich nach Alternativen um.

    Bei privaten Rentenversicherungen jeglicher Art sind mir die Einzahlungsverpflichtungen sowie die fehlende Flexibilität hinsichtlich der Einzahlunghöhe über die Zeit hinweg unangenehm. Und ich hielt sie bisher für weniger sicher.

  • Hallo.


    Du zahlst lieber 12.000 EUR Beitrag als 2.400 EUR Steuern? Falls das Dein Ansatz ist, dann sind eventuelle künftige Rentenreformen Dein geringstes Problem.


    Wo kommen eigentlich die 60 Monate her? Bei Teilrentenbezug kann auch der 100-Jährige noch freiwillige Beiträge leisten.

  • Da sich allein durch den bevorstehenden Regierungswechsel abzeichnet, dass die Renten auf jeden Fall indirekt, vermutlich sogar direkt gekürzt werden, zweifle ich an meinem eigenen Plan.

    Es geht bei allen Planungen der Rente betreffend immer darum, dass die zukünftigen Steigerungen der Rente geringer ausfallen. Aktuell orientieren sich die Rentensteigerungen an der allgemeinen Lohnentwicklung. Steigen die Löhne im Schnitt um 3%, steigt auch die Rente um 3%.

    Nach den Vorschlägen der Wirtschaftsweisen wäre es möglich, dass die Renten zukünftig an die Inflation gekoppelt werden und nicht mehr an die allgemeine Lohnentwicklung.

    Eine Kürzung von Renten ist AFAIK nicht geplant. So einen Vorschlag würde wohl nicht einmal die FDP in den Mund nehmen. ;)

  • Hallo JeanPaul,


    wenn in D nominell Bestandsrenten gekürzt werden, ist der Staat kurz vor dem Zusammenbruch. (Vergleichbares Beispiel Griechenland auf dem Höhepunkt der Finanzkrise) De facto Kürzungen gab es schon, zuletzt 2022 durch die Inflation. Andere Möglichkeiten sind z.B. deutliche Erhöhungen der Sozialbeiträge.


    Die Gefahr von nominellen Kürzungen würde ich bei meinen Überlegungen ausblenden.


    Gruß Pumphut

  • Zitat
    [Wo kommen eigentlich die 60 Monate her? Bei Teilrentenbezug kann auch der 100-Jährige noch freiwillige Beiträge leisten.]

    Das kann ich gern erläutern: Ich bin dank der Langzeitversichertenregelung 36 Monate vor dem standardmäßigen Rentenbezug in Rente gegangen (mit erheblichen Abzügen, die ich aber vorab schon auf 4 Jahre verteilt durch eine steuervermeidende Rentenminderungsausgleichszahlung ausgeglichen hatte). Da ich mich mit einer physischen Schwerbehinderung herumplagen muss, dürfte ich nochmals 24 Monate früher ohne weitere Abzüge ausscheiden. Ein "Teilrentenbezug" liegt bei mir nicht vor.

    Grundsätzlich halte ich das Rentensystem für mich für sinnvoll. In der Vergangenheit hatte ich, damals als Soloselbstständiger, im Rahmen der Rürüp-Rente vorschnell einmal einen privaten Vertrag abgeschlossen – ein einziger Flopp.

  • Eine Kürzung von Renten ist AFAIK nicht geplant. So einen Vorschlag würde wohl nicht einmal die FDP in den Mund nehmen. ;)

    Diese Aussage beruhigt mich und wirft nochmals ein anderes Licht auf meine Überlegungen. Andererseits: Es gibt klare Aussagen der zukünftigen Regierungsparteien, dass das prozentuale Niveau von 48% auf 44% sinken soll. Das ist eine Kürzung.

  • Die Gefahr von nominellen Kürzungen würde ich bei meinen Überlegungen ausblenden.

    Danke für diesen Mutmacher. Vielleicht bin ich durch die letzten politischen Entscheidungen zu pessimistisch geworden. Andererseits wäre eine Senkung von 48% auf 44% eine Kürzung – oder soll das "nur" für zukünftige Rentner gelten?

  • Danke für diesen Mutmacher. Vielleicht bin ich durch die letzten politischen Entscheidungen zu pessimistisch geworden. Andererseits wäre eine Senkung von 48% auf 44% eine Kürzung – oder soll das "nur" für zukünftige Rentner gelten?

    Jo.


    "Rentenkürzungen" bzw. eine Senkung des Rentenniveaus sind auf verschiedene Arten möglich. Wie die Vorredner schon sagten könnte man die Rentensteigerungen geringer gestalten zum Beispiel. Das der Wert eines Beitragspunktes gesenkt wird halte ich für ausgeschlossen. Aber Du müsstest halt damit rechnen, dass die Renten in Zukunft weniger stark steigen... Was wäre in D los, wenn auf einmal alle Rentner weniger bekämen???


    Ich finde da wird zuviel schlechte Stimmung gemacht. Künftige Generationen können ein echtes Rentenproblem bekommen, wenn wir keine passenden Lösungen finden. Wahrscheinlich müssen die Beiträge steigen und die Leistungen gesenkt werden, wenn wir keine andere Lösung finden. Aber Dich wird das nicht wesentlich treffen. Rechne einfach schonmal mit moderateren Steigerungen und stelle Dich darauf ein. Aber selbst ein Einfrieren der Leistungshöhe ist in weiter Ferne, wie ich denke. Weniger als den Inflationsausgleich wird es nicht geben, das wäre politisch und auch juristisch schwer zu realisieren...

  • Andererseits wäre eine Senkung von 48% auf 44% eine Kürzung – oder soll das "nur" für zukünftige Rentner gelten?

    Genau, das gilt für zukünftige Rentner. Und dabei geht es immer um das Rentenniveau im Verhältnis zum Durchschnittslohn.

    Durch die Inflation sinkt die Kaufkraft und damit auch das zukünftige Rentenniveau. Aber nominal gibt es keine Rentenkürzung. Trotzdem wird zukünftig die gesetzliche Rente allein natürlich immer weniger zum Leben ausreichen.

    Nach unten hin ist die Rente eh schon durch Grundrente bzw. Grundsicherung limitiert.

  • Lege ich mein Einkommen nicht steuerentlastend an, zahle ich 20% meines Einkommens an das Finanzamt. Kann ich den verbleibenden Rest wirklich sicher mit einer Rendite anlegen, die diese 20% egalisiert?

    Du berücksichtigst in Deiner Rechnung nicht, dass die Einzahlungen in die Rentenkasse zwar die Steuer bei Einzahlung vermindern, die Auszahlung der Rente jedoch voll steuerpflichtig ist. Du sparst also Steuern nur, wenn der Steuersatz im Alter niedriger ist als heute (denken die meisten, wissen wir aber nicht) oder durch einen Steuerstundungseffekt, d.h. Dein Geld kann von der Anlage bis zur Auszahlung ungeschmälert durch die Steuer "arbeiten". Du bekommst also quasi einen zinslosen Kredit in Höhe der zunächst nicht gezahlten Steuer. Wie viel Dir das bei den Zusatzzahlungen in die Rentenkasse bringt, ist besonders schwer zu sagen, weil Du dort ja gerade keinen Kapitalstock aufbaust, der Rendite produziert. Es sind aber auf jeden Fall am Ende keine 20 % Entlastung für Dich.


    Die Empfehlung wäre, sich ausgehend von den Anforderungen die am besten passende Geldanlage herauszusuchen und die am Ende vielleicht noch steuerzuoptimieren. Von der Steuer her zu denken führt nur selten zum Finanzglück.

  • Du berücksichtigst in Deiner Rechnung nicht, dass die Einzahlungen in die Rentenkasse zwar die Steuer bei Einzahlung vermindern, die Auszahlung der Rente jedoch voll steuerpflichtig ist.

    Falsch.


    Beitrag seit 2023 zu 100% absetzbar, Rente zu 8x,x% versteuern. (Spätere reguläre Rentenerhöhungen zu 100% steuerpflichtig.)

  • Hallo, ich suche eine steuerbefreiende Altersvorsorge.

    Der Wunsch, Steuern zu sparen, führt allzuoft in den finanziellen Abgrund.

    Seit einem dreiviertel Jahr bin ich bereits Rentner. Ich habe seitdem die Möglichkeit, noch 60 Monate lang freiwillige Zahlungen an die Deutsche Rentenversicherung zu leisten, um meine spätere Rentenhöhe positiv zu beeinflussen. So hatte ich geplant, 5 Jahre lang jedes Jahr 12.000 EUR einzuzahlen. Dieses Geld würde ich im Rahmen meiner [selbständigen] Tätigkeit als Rentner verdienen.

    Rechenexempel, zu dem man allerdings erheblich mehr Info braucht, als Du zur Verfügung stellst.


    Ich halte an sich von der gesetzlichen Rente eine ganze Menge, bei Dir kann ich mir allerdings nicht vorstellen, daß es etwas bringt. Es mag zwar möglich sein, daß Du als Rentner noch aus selbständiger (nicht: freiberuflicher!) Tätigkeit etwas dazuverdienst. Es wäre allerdings ein Verlustgeschäft, wenn Du dieses Einkommen als freiwilligen Beitrag in die Rente steckst. Du kannst das zwar steuerneutral durchschieben, versteuerst später aber die Auszahlungen und verbeitragst sie in der Regel auch noch (macht etwa 12% aus), zahlst dann also letztlich mehr, als Du heute davon bezahlen würdest.

    Da sich allein durch den bevorstehenden Regierungswechsel abzeichnet, dass die Renten auf jeden Fall indirekt, vermutlich sogar direkt gekürzt werden, zweifle ich an meinem eigenen Plan.

    Solange die Rentner einen immer größeren Teil der Wähler stellen, dürfte das nicht passieren.

    Meine Frage ist also: Welche zuverlässige alternative Rentenvorsorge kann ich mit den genannten Beträgen jetzt sofort starten, um in 5 Jahren ein Zusatzeinkommen zu haben und während dieses Zeitraums keine Steuern zahlen zu müssen?

    Es könnte sinnvoll sein, Dich mit dem Gedanken vertraut zu machen, auf Deine Einkünfte ganz normal Steuern zu zahlen und Deinen Nettoertrag nach dem üblichen Richtlinien möglichst renditestark anzulegen.


    Des Lebens ungemischte Freude ward keinem Irdischen zuteil.

  • Danke für diesen Mutmacher. Vielleicht bin ich durch die letzten politischen Entscheidungen zu pessimistisch geworden. Andererseits wäre eine Senkung von 48% auf 44% eine Kürzung – oder soll das "nur" für zukünftige Rentner gelten?

    Das Rentenniveau ist das Verhältnis zweier Rechengrössen. Ein Absinken von 48% auf 44% wäre über künftig niedriger ausfallende Rentenanpassungen erfolgen. (Nebenbei ist das Niveau in der Vergangenheit mehrfach umdefiniert worden.)

  • Ich möchte auf einige im Zitat genannten Punkte etwas erwidern:

    1. Ich gehe tatsächlich einer selbstständigen freiberuflichen Tätigkeit nach.

    2. Anhand der heute geltenden Werte (Kosten pro Rentenpunkt einerseites; wieviel Rente ergibt ein angesammelter Rentenpunkt andererseits) kann ich ziemlich genau ausrechnen, wie viel mehr Nettorente ich monatlich bzw. jährlich für die eingezahlten Beträge bekommen werde und zwar ab dem Monat, in dem ich 66 Jahre und 8 Monate alt sein werde. Die Anlageform, bei der ich dieselbe Rendite erziele, muss man mir erstmal zeigen. Alle Rechenmodelle, die ich mit frei verfübaren Online-Rechnern durchspielen konnte, zeigen, dass Anlageformen auf dem freien Markt unter dem Strich nicht mehr Rendite versprechen.

    3. Es geht mir, gerade ich mit zunehmendem Alter, um ein Lebensgefühl. Mit einer staatlichen Rente fühle ich mich sicherer als mit einem privaten Produkt. Die Nettorente, die am Ende eines Monats auf meinem Konto eingeht, ist meine Grundabsicherung. Die kann ich durch Einzahlungen während der nächsten 60 Monate noch maßgeblich erhöhen. Danach nicht mehr. Wenn ich während der nächsten 60 Monate keine Steuern zahlen muss, stehen mir 20% mehr Geld dafür zur Verfügung. Das ist aus meiner Sicht eine Menge.

    4. Es ist in meinem Fall immer zu berücksichtigen, dass der Einzahlungszeitraum, um den es jetzt akut geht, sehr kurz ist (5 Einzahlungen am Jahresende), der Auszahlungszeitraum aber lebenslang läuft.

  • Gier Steuern zu sparen

    Auch wenn der Einwurf als scherzhafte Auflockerung gemeint sein sollte, möchte ich ihn kommentieren:

    Es geht in meinem Fall nicht um Gier. Es geht um die Frage, wie ich meinen bescheidenen Lebensstandard für die Zeit absichern kann, in der ich nicht mehr in der Lage sein werde, selbst zusätzliche Einkünfte zu erzielen. Dafür 20% mehr oder weniger des zurzeit aus der freiberuflichen "Nebentätigkeit" erzielten Einkommens zur Verfügung zu haben, macht eine Menge aus.

  • Der entscheidende Nachteil der GRV ist, wenn der Sensenmann kommt, ist alles weg.


    Weiter ist die GRV nicht so einfach ins Ausland portierbar. Dies könnte in Zukunft immer wichtiger werden. Steigender Antisemitismus, radikale Parteien, schlechte gesundheitliche Versorgung o.ä.


    Der ganze Steuersparscheiß wie Rürup, Riester oder auch die "gute" Versicherung sind doch meist Rohrkrepierer.


    Also: Selbst das Geld anlegen.

    Bitte keine Politikwissenschaftler und kein Marcel Fratzscher mehr im TV.